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Papst: „Man hat auf mich eingeschlagen“


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4 Antworten in diesem Thema

#1
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Fall Williamson






Papst: „Man hat auf mich eingeschlagen“





Nimmt Stellung: Papst Benedikt XVI.


11. März 2009 Nach wochenlangem Schweigen antwortet der Papst seinen Kritikern: In einem persönlich gehaltenen Brief an die Bischöfe nimmt Benedikt XVI. Stellung zu seiner umstrittenen Entscheidung, die Exkommunikation der traditionalistischen Bischöfe der Piusbruderschaft aufzuheben. Mit dem Hinweis auf die Kritik seitens der zivilen Gesellschaft wird indirekt auch auf die Intervention von Bundeskanzlerin Merkel Bezug genommen. Der Papst räumt Pannen ein, rechtfertigt aber seine entgegenkommende Haltung zu den Piusbrüdern als Gebot der Versöhnung. Wir geben den Brief in voller Länge wieder.


Liebe Mitbrüder im bischöflichen Dienst!

Die Aufhebung der Exkommunikation für die vier von Erzbischof Lefebvre im Jahr 1988 ohne Mandat des Heiligen Stuhls geweihten Bischöfe hat innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche aus vielfältigen Gründen zu einer Auseinandersetzung von einer Heftigkeit geführt, wie wir sie seit langem nicht mehr erlebt haben. Viele Bischöfe fühlten sich ratlos vor einem Ereignis, das unerwartet gekommen und kaum positiv in die Fragen und Aufgaben der Kirche von heute einzuordnen war. Auch wenn viele Hirten und Gläubige den Versöhnungswillen des Papstes grundsätzlich positiv zu werten bereit waren, so stand dagegen doch die Frage nach der Angemessenheit einer solchen Gebärde angesichts der wirklichen Dringlichkeiten gläubigen Lebens in unserer Zeit. Verschiedene Gruppierungen hingegen beschuldigten den Papst ganz offen, hinter das Konzil zurückgehen zu wollen, eine Lawine von Protesten setzte sich in Bewegung, deren Bitterkeit Verletzungen sichtbar machte, die über den Augenblick hinausreichen. So fühle ich mich gedrängt, an Euch, liebe Mitbrüder, ein klärendes Wort zu richten, das helfen soll, die Absichten zu verstehen, die mich und die zuständigen Organe des Heiligen Stuhls bei diesem Schritt geleitet haben. Ich hoffe, auf diese Weise zum Frieden in der Kirche beizutragen.

Eine für mich nicht vorhersehbare Panne bestand darin, daß die Aufhebung der Exkommunikation überlagert wurde von dem Fall Williamson. Der leise Gestus der Barmherzigkeit gegenüber vier gültig, aber nicht rechtmäßig geweihten Bischöfen erschien plötzlich als etwas ganz anderes: als Absage an die christlichjüdische Versöhnung, als Rücknahme dessen, was das Konzil in dieser Sache zum Weg der Kirche erklärt hat. Aus einer Einladung zur Versöhnung mit einer sich abspaltenden kirchlichen Gruppe war auf diese Weise das Umgekehrte geworden: ein scheinbarer Rückweg hinter alle Schritte der Versöhnung von Christen und Juden, die seit dem Konzil gegangen wurden und die mitzugehen und weiterzubringen von Anfang an ein Ziel meiner theologischen Arbeit gewesen war. Daß diese Überlagerung zweier gegensätzlicher Vorgänge eingetreten ist und den Frieden zwischen Christen und Juden wie auch den Frieden in der Kirche für einen Augenblick gestört hat, kann ich nur zutiefst bedauern. Ich höre, daß aufmerksames Verfolgen der im Internet zugänglichen Nachrichten es ermöglicht hätte, rechtzeitig von dem Problem Kenntnis zu erhalten. Ich lerne daraus, daß wir beim Heiligen Stuhl auf diese Nachrichtenquelle in Zukunft aufmerksamer achten müssen. Betrübt hat mich, daß auch Katholiken, die es eigentlich besser wissen konnten, mit sprungbereiter Feindseligkeit auf mich einschlagen zu müssen glaubten.

Um so mehr danke ich den jüdischen Freunden, die geholfen haben, das Mißverständnis schnell aus der Welt zu schaffen und die Atmosphäre der Freundschaft und des Vertrauens wiederherzustellen, die - wie zur Zeit von Papst Johannes Paul II. - auch während der ganzen Zeit meines Pontifikats bestanden hatte und gottlob weiter besteht.
Eine weitere Panne, die ich ehrlich bedaure, besteht darin, daß Grenze und Reichweite der Maßnahme vom 21. 1. 2009 bei der Veröffentlichung des Vorgangs nicht klar genug dargestellt worden sind. Die Exkommunikation trifft Personen, nicht Institutionen. Bischofsweihe ohne päpstlichen Auftrag bedeutet die Gefahr eines Schismas, weil sie die Einheit des Bischofskollegiums mit dem Papst in Frage stellt. Die Kirche muß deshalb mit der härtesten Strafe, der Exkommunikation, reagieren, und zwar, um die so Bestraften zur Reue und in die Einheit zurückzurufen. 20 Jahre nach den Weihen ist dieses Ziel leider noch immer nicht erreicht worden. Die Rücknahme der Exkommunikation dient dem gleichen Ziel wie die Strafe selbst: noch einmal die vier Bischöfe zur Rückkehr einzuladen. Diese Geste war möglich, nachdem die Betroffenen ihre grundsätzliche Anerkennung des Papstes und seiner Hirtengewalt ausgesprochen hatten, wenn auch mit Vorbehalten, was den Gehorsam gegen seine Lehrautorität und gegen die des Konzils betrifft.

Damit komme ich zur Unterscheidung von Person und Institution zurück. Die Lösung der Exkommunikation war eine Maßnahme im Bereich der kirchlichen Disziplin: Die Personen wurden von der Gewissenslast der schwersten Kirchenstrafe befreit. Von dieser disziplinären Ebene ist der doktrinelle Bereich zu unterscheiden. Daß die Bruderschaft Pius' X. keine kanonische Stellung in der Kirche hat, beruht nicht eigentlich auf disziplinären, sondern auf doktrinellen Gründen. Solange die Bruderschaft keine kanonische Stellung in der Kirche hat, solange üben auch ihre Amtsträger keine rechtmäßigen Ämter in der Kirche aus. Es ist also zu unterscheiden zwischen der die Personen als Personen betreffenden disziplinären Ebene und der doktrinellen Ebene, bei der Amt und Institution in Frage stehen. Um es noch einmal zu sagen: Solange die doktrinellen Fragen nicht geklärt sind, hat die Bruderschaft keinen kanonischen Status in der Kirche und solange üben ihre Amtsträger, auch wenn sie von der Kirchenstrafe frei sind, keine Ämter rechtmäßig in der Kirche aus.

Angesichts dieser Situation beabsichtige ich, die Päpstliche Kommission „Ecclesia Dei“, die seit 1988 für diejenigen Gemeinschaften und Personen zuständig ist, die von der Bruderschaft Pius' X. oder ähnlichen Gruppierungen kommend in die volle Gemeinschaft mit dem Papst zurückkehren wollen, in Zukunft mit der Glaubenskongregation zu verbinden. Damit soll deutlich werden, daß die jetzt zu behandelnden Probleme wesentlich doktrineller Natur sind, vor allem die Annahme des II. Vatikanischen Konzils und des nachkonziliaren Lehramts der Päpste betreffen. Die kollegialen Organe, mit denen die Kongregation die anfallenden Fragen bearbeitet (besonders die regelmäßige Kardinalsversammlung an den Mittwochen und die ein- bis zweijährige Vollversammlung), garantieren die Einbeziehung der Präfekten verschiedener römischer Kongregationen und des weltweiten Episkopats in die zu fällenden Entscheidungen. Man kann die Lehrautorität der Kirche nicht im Jahr 1962 einfrieren - das muß der Bruderschaft ganz klar sein.

Aber manchen von denen, die sich als große Verteidiger des Konzils hervortun, muß auch in Erinnerung gerufen werden, daß das II. Vaticanum die ganze Lehrgeschichte der Kirche in sich trägt. Wer ihm gehorsam sein will, muß den Glauben der Jahrhunderte annehmen und darf nicht die Wurzeln abschneiden, von denen der Baum lebt.
Ich hoffe, liebe Mitbrüder, daß damit die positive Bedeutung wie auch die Grenze der Maßnahme vom 21. 1. 2009 geklärt ist. Aber nun bleibt die Frage: War das notwendig? War das wirklich eine Priorität? Gibt es nicht sehr viel Wichtigeres? Natürlich gibt es Wichtigeres und Vordringlicheres. Ich denke, daß ich die Prioritäten des Pontifikats in meinen Reden zu dessen Anfang deutlich gemacht habe. Das damals Gesagte bleibt unverändert meine Leitlinie. Die erste Priorität für den Petrusnachfolger hat der Herr im Abendmahlssaal unmißverständlich fixiert: „Du aber stärke deine Brüder“ (Lk 22, 32). Petrus selber hat in seinem ersten Brief diese Priorität neu formuliert: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die in euch ist“ (1 Petr 3, 15). In unserer Zeit, in der der Glaube in weiten Teilen der Welt zu verlöschen droht wie eine Flamme, die keine Nahrung mehr findet, ist die allererste Priorität, Gott gegenwärtig zu machen in dieser Welt und den Menschen den Zugang zu Gott zu öffnen.

Nicht zu irgendeinem Gott, sondern zu dem Gott, der am Sinai gesprochen hat; zu dem Gott, dessen Gesicht wir in der Liebe bis zum Ende (Joh 13, 1) - im gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus erkennen. Das eigentliche Problem unserer Geschichtsstunde ist es, daß Gott aus dem Horizont der Menschen verschwindet und daß mit dem Erlöschen des von Gott kommenden Lichts Orientierungslosigkeit in die Menschheit hereinbricht, deren zerstörerische Wirkungen wir immer mehr zu sehen bekommen.

Die Menschen zu Gott, dem in der Bibel sprechenden Gott zu führen, ist die oberste und grundlegende Priorität der Kirche und des Petrusnachfolgers in dieser Zeit. Aus ihr ergibt sich dann von selbst, daß es uns um die Einheit der Glaubenden gehen muß. Denn ihr Streit, ihr innerer Widerspruch, stellt die Rede von Gott in Frage. Daher ist das Mühen um das gemeinsame Glaubenszeugnis der Christen - um die Ökumene - in der obersten Priorität mit eingeschlossen. Dazu kommt die Notwendigkeit, daß alle, die an Gott glauben, miteinander den Frieden suchen, versuchen einander näher zu werden, um so in der Unterschiedenheit ihres Gottesbildes doch gemeinsam auf die Quelle des Lichts zuzugehen - der interreligiöse Dialog. Wer Gott als Liebe bis ans Ende verkündigt, muß das Zeugnis der Liebe geben: den Leidenden in Liebe zugewandt sein, Haß und Feindschaft abwehren die soziale Dimension des christlichen Glaubens, von der ich in der Enzyklika „Deus caritas est“ gesprochen habe.

Wenn also das Ringen um den Glauben, um die Hoffnung und um die Liebe in der Welt die wahre Priorität für die Kirche in dieser Stunde (und in unterschiedlichen Formen immer) darstellt, so gehören doch auch die kleinen und mittleren Versöhnungen mit dazu. Daß die leise Gebärde einer hingehaltenen Hand zu einem großen Lärm und gerade so zum Gegenteil von Versöhnung geworden ist, müssen wir zur Kenntnis nehmen. Aber nun frage ich doch: War und ist es wirklich verkehrt, auch hier dem Bruder entgegenzugehen, „der etwas gegen dich hat“ und Versöhnung zu versuchen (vgl. Mt 5, 23f)? Muß nicht auch die zivile Gesellschaft versuchen, Radikalisierungen zuvorzukommen, ihre möglichen Träger - wenn irgend möglich - zurückzubinden in die großen gestaltenden Kräfte des gesellschaftlichen Lebens, um Abkapselung und all ihre Folgen zu vermeiden? Kann es ganz falsch sein, sich um die Lösung von Verkrampfungen und Verengungen zu bemühen und dem Raum zu geben, was sich an Positivem findet und sich ins Ganze einfügen läßt? Ich habe selbst in den Jahren nach 1988 erlebt, wie sich durch die Heimkehr von vorher von Rom sich abtrennenden Gemeinschaften dort das innere Klima verändert hat; wie die Heimkehr in die große, weite und gemeinsame Kirche Einseitigkeiten überwand und Verkrampfungen löste, so daß nun daraus positive Kräfte für das Ganze wurden. Kann uns eine Gemeinschaft ganz gleichgültig sein, in der es 491 Priester, 215 Seminaristen, 6 Seminare, 88 Schulen, 2 Universitäts-Institute, 117 Brüder und 164 Schwestern gibt?

Sollen wir sie wirklich beruhigt von der Kirche wegtreiben lassen? Ich denke zum Beispiel an die 491 Priester. Das Geflecht ihrer Motivationen können wir nicht kennen. Aber ich denke, daß sie sich nicht für das Priestertum entschieden hätten, wenn nicht neben manchem Schiefen oder Kranken die Liebe zu Christus da gewesen wäre und der Wille, ihn und mit ihm den lebendigen Gott zu verkünden. Sollen wir sie einfach als Vertreter einer radikalen Randgruppe aus der Suche nach Versöhnung und Einheit ausschalten? Was wird dann werden?

Gewiß, wir haben seit langem und wieder beim gegebenen Anlaß viele Mißtöne von Vertretern dieser Gemeinschaft gehört - Hochmut und Besserwisserei, Fixierung in Einseitigkeiten hinein usw. Dabei muß ich der Wahrheit wegen anfügen, daß ich auch eine Reihe bewegender Zeugnisse der Dankbarkeit empfangen habe, in denen eine Öffnung der Herzen spürbar wurde. Aber sollte die Großkirche nicht auch großmütig sein können im Wissen um den langen Atem, den sie hat; im Wissen um die Verheißung, die ihr gegeben ist? Sollten wir nicht wie rechte Erzieher manches Ungute auch überhören können und ruhig aus der Enge herauszuführen uns mühen? Und müssen wir nicht zugeben, daß auch aus kirchlichen Kreisen Mißtönendes gekommen ist? Manchmal hat man den Eindruck, daß unsere Gesellschaft wenigstens eine Gruppe benötigt, der gegenüber es keine Toleranz zu geben braucht; auf die man ruhig mit Haß losgehen darf Und wer sie anzurühren wagte - in diesem Fall der Papst -, ging auch selber des Rechts auf Toleranz verlustig und durfte ohne Scheu und Zurückhaltung ebenfalls mit Haß bedacht werden.

Liebe Mitbrüder, in den Tagen, in denen mir in den Sinn kam, diesen Brief zu schreiben, ergab es sich zufällig, daß ich im Priesterseminar zu Rom die Stelle aus Gal 5, 13 - 15 auslegen und kommentieren mußte. Ich war überrascht, wie direkt sie von der Gegenwart dieser Stunde redet: „Nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander in Liebe! Das ganze Gesetz wird in dem einen Wort zusammengefaßt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst! Wenn ihr einander beißt und zerreißt, dann gebt acht, daß ihr euch nicht gegenseitig umbringt.“ Ich war immer geneigt, diesen Satz als eine der rhetorischen Übertreibungen anzusehen, die es gelegentlich beim heiligen Paulus gibt. In gewisser Hinsicht mag er dies auch sein. Aber leider gibt es das „Beißen und Zerreißen“ auch heute in der Kirche als Ausdruck einer schlecht verstandenen Freiheit. Ist es verwunderlich, daß wir auch nicht besser sind als die Galater? Daß uns mindestens die gleichen Versuchungen bedrohen? Daß wir den rechten Gebrauch der Freiheit immer neu lernen müssen? Und daß wir immer neu die oberste Priorität lernen müssen: die Liebe?

An dem Tag, an dem ich darüber im Priesterseminar zu reden hatte, wurde in Rom das Fest der Madonna della Fiducia unserer Lieben Frau vom Vertrauen - begangen. In der Tat - Maria lehrt uns das Vertrauen. Sie führt uns zum Sohn, dem wir alle vertrauen dürfen. Er wird uns leiten - auch in turbulenten Zeiten. So möchte ich am Schluß all den vielen Bischöfen von Herzen danken, die mir in dieser Zeit bewegende Zeichen des Vertrauens und der Zuneigung, vor allem aber ihr Gebet geschenkt haben. Dieser Dank gilt auch allen Gläubigen, die mir in dieser Zeit ihre unveränderte Treue zum Nachfolger des heiligen Petrus bezeugt haben. Der Herr behüte uns alle und führe uns auf den Weg des Friedens. Das ist ein Wunsch, der spontan aus meinem Herzen aufsteigt, gerade jetzt zu Beginn der Fastenzeit, einer liturgischen Zeit, die der inneren Läuterung besonders förderlich ist und die uns alle einlädt, mit neuer Hoffnung auf das leuchtende Ziel des Osterfestes zu schauen.
Mit einem besonderen Apostolischen Segen verbleibe ich
im Herrn Euer

Aus dem Vatikan, am 10. März 2009
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Herausgeber P. Dr. Hans Langendörfer SJ Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz



11.03.2009 028






PRESSEMITTEILUNGEN DER DEUTSCHEN BISCHOFSKONFERENZ





Erklärung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz zum Brief Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. an die Bischöfe der katholischen Kirche in Sachen Aufhebung der Exkommunikation der vier von Erzbischof Lefebvre geweihten Bischöfe


Infolge einer Indiskretion wird in den Medien bereits heute über einen Brief des Heiligen Vaters an die Bischöfe der katholischen Kirche berichtet, dessen Veröffentlichung und Erklärung für morgen vorgesehen ist. Papst Benedikt XVI. möchte nochmals die Gründe darlegen, die ihn bewogen haben, die Exkommunikation von vier Bischöfen der Priesterbruderschaft St. Pius X. aufzuheben. Dieser Schritt war dazu bestimmt, den Versöhnungswillen des Papstes zum Ausdruck zu bringen.

Der Heilige Vater spricht offen von einigen Pannen, die seine Geste der Einladung zur Rückkehr in die volle Gemeinschaft mit der Kirche begleitet haben und Ursache zahlreicher Missverständnisse und Auseinandersetzungen waren. Der Wegfall der Exkommunikation betraf die disziplinäre Ebene. Er beantwortet noch nicht die vielen doktrinellen Fragen, die sich stellen und die insbesondere die Annahme des Zweiten Vatikanischen Konzils und des nachkonziliaren Lehramtes der Päpste betreffen. Ihretwegen soll in der Kurie künftig die Glaubenskongregation für die Bruderschaft St. Pius X. oder ähnliche Gruppierungen zuständig sein. Durch diese Vor-gehensweise ist auch eine bessere Abstimmung im Kardinalskollegium möglich.

Mit großer Offenheit erörtert Papst Benedikt schließlich die Frage, welche positive Bedeutung seine Entscheidung haben sollte. Die Menschen zu Gott zu führen, ist die oberste und grundlegende Aufgabe der Kirche und des Papstes. Sie verlangt auch die Sorge um die Einheit in der Kirche und Gesten der Versöhnung, um Gruppierungen wie die Priesterbruderschaft aus Verkrampfungen und Verengungen zu befreien. Dass ihm eine solche Geste Anfeindungen auch innerhalb der Kirche eingetragen hat, deutet Papst Benedikt als Bewahrheitung dessen, was der Heilige Paulus im Galaterbrief über bedrückende Feindseligkeiten in der Gemeinde sagt.
Wir sind dem Heiligen Vater für seinen freimütigen Brief sehr dankbar.

Er ist ein Dokument des brüderlichen Umgangs mit uns Mitbischöfen, der geistlichen Unterscheidung und der ehrlichen Rechenschaft gegenüber allen Gläubigen. Seine Worte bewegen mich, sie wirken klärend und motivierend. Wir deutschen Bischöfe wissen uns entschieden an der Seite von Papst Benedikt XVI. im Bemühen, den Glauben der Kirche lebendig und unverkürzt zu verkünden und die Einheit unter den Getauften zu stärken. Dafür steht auch die Erklärung der Frühjahrs-Vollversammlung unserer Bischofskonferenz in der vergangenen Woche. Unseren respektvollen Dank für seinen Brief werde ich dem Heiligen Vater persönlich übermitteln können.
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Jüdische Dachorganisation zollt Papst-Schreiben Beifall






12.03.2009


(epd) - Das Papst-Schreiben an die katholischen Bischöfe zur Pius-Bruderschaft stößt beim Jüdischen Weltkongress auf Beifall. Papst Benedikt XVI. verdiene Lob für das Eingeständnis von Fehlern im Zusammenhang mit der Aufhebung der Exkommunikation von vier Traditionalisten-Bischöfen, sagte Präsident Ronald S. Lauder für die jüdischen Organisation am Donnerstag. Der Papst habe klare und eindeutige Worte zu Leugnung des Holocaust durch Bischof Richard Williamson gefunden.

Weiter sagte Lauder: «Das Schreiben des Papstes erfüllt die zentralen Erfordernisse für das interreligiöse Gespräch: Aufrichtigkeit und den Willen, schwierige Punkte direkt anzugehen.» Der jüdische Weltkongress werde seine Zusammenarbeit mit der katholische Kirchen fortsetzen, um wechselseitiges Verständnis und Respekt zu fördern, versicherte Präsident Lauder.

In einem Schreiben an alle katholischen Bischöfe, das am Mittwoch bekanntgeworden war, wendet sich der Papst gegen Kritik an seinem Vorgehen, räumt zugleich aber auch Probleme ein. Die Versöhungsgeste gegenüber der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft habe durch den Fall Williamson einen falschen Akzent gegeben, nämlich den einer vermeintlichen Absage an die christlich-jüdische Aussöhnung. Ausdrücklich dankt er jenen «jüdischen Freunden», die ihn unterstützt hätten, dieses Missverständnis auszuräumen.
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Rückkehr zur «Reinheit» des katholischen Glaubens gefordert





13.03.2009


(epd) - Der leitende Bischof der Pius-Bruderschaft, Bernard Fellay, begrüßt den Brief von Papst Benedikt XVI., in dem dieser auf Kritik wegen der Rücknahme der Exkommunikation von vier Bischöfen der umstrittenen Vereinigung reagiert. «Nach der jüngsten 'Lawine von Protesten' danken wir dem Heiligen Vater mit Nachdruck, dass er die Diskussion auf jene Höhe zurückgeführt hat, wo sie verbleiben soll: Bei der Frage des Glaubens», heißt es in einem am Freitag bekanntgewordenen Schreiben Fellays aus Menzingen (Schweiz).

Der Bischof der erzkonservativen Vereinigung ruft den Vatikan zum Dialog auf und fordert eine «vollständige Rückkehr» zur «Reinheit» des katholischen Glaubens. Fellay: «Wir sind weit davon entfernt, die Tradition im Jahre 1962 anhalten zu wollen», schreibt Fellay mit Blick auf das Jahr, in dem das Zweite Vatikanische Konzil zur Reform der römisch-katholischen Kirche eröffnet wurde.

In dem am 12. März vom Vatikan veröffentlichten Schreiben räumt der Papst Fehler im Umgang mit der Bruderschaft ein. Im Judentum und in der katholischen Kirche hatte Empörung ausgelöst, dass sich unter den vier von Rom rehabilitierten Bischöfen auch der Holocaust-Leugner Richard Williamson befand.

Zugleich machte Benedikt deutlich, dass die Pius-Bruderschaft «keinen kanonischen Status in der Kirche» hat. Auch wenn sie von der Kirchenstrafe frei sind, üben ihre Amtsträger keine Ämter rechtmäßig in der katholischen Kirche aus. «Die Exkommunikation trifft Personen, nicht Institutionen", hieß es.
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Piusbrüder machen großen Schritt auf den Papst zu






) Von Paul Badde 13. März 2009


Durchbruch oder nicht? Die Piusbrüder haben auf die jüngsten Äußerungen des Papstes mit einem Schreiben reagiert. Darin erklären sie zum II. Vatikanischen Konzil: "Wir sind weit davon entfernt, die Tradition im Jahre 1962 anhalten zu wollen." Zugleich formulieren die Geistlichen eine Einschränkung. WELT ONLINE dokumentiert den Text im Wortlaut.

In den letzten Wochen ist in der Katholischen Kirche mit der Kontroverse um die Piusbruderschaft und den Holocaust-Leugner Richard Williamson der Streit um das II. Vatikanische Konzil offen zu Tage getreten. Jetzt hat sich Bischof Bernard Fellay, der Generalobere der Piusbruderschaft, in dieser Frage dramatisch auf den Papst zu bewegt.

In einer knappen Antwort auf den Brief des Papstes an alle Bischöfe vom 10. März macht Fellay unmissverständlich deutlich, dass die Piusbrüder von ihrer Fundamentalopposition zum II. Konzil abrücken.

Damit entfernt sich die Piusbruderschaft auch deutlich von der Annahme einer so genannten vorkonziliaren und nachkonziliaren Kirche. Bislang hatten sie das Konzil - übrigens wie viele ihrer schärfsten Kritiker - immer als einen fundamentalen Bruch betrachtet und gerühmt. Der Papst hingegen wird seit seinem Amtsantritt nicht müde zu betonen, dass das Konzil keineswegs als Bruch missverstanden werden dürfe, sondern unbedingt nur als ein weiterer Schritt der "einen identischen Kirche" durch den Weg der Geschichte begriffen werden müsse.

Dass es „in der Diskontinuität äußerer Ereignisse“ in der Kirche immer auch um „die große Kontinuität ihrer Einheit in allen Zeiten“ gehe, hatte er schon den römischen Seminaristen am 20. Februar bei der Lateran-Basilika eingeschärft. Bei diesem Anlass war dem Papst auch die Idee gekommen, seinen „Brief an die Galater“ (an alle Bischöfe der Weltkirche) zu verfassen und zu versenden. Auf dieses Schreiben hat er jetzt vom konservativsten – unrechtmäßig geweihten - Rebellenbischof der Kirche folgende Antwort bekommen:

"Papst Benedikt XVI. hat sich am 10. März 2009 in einem Brief an die Bischöfe der katholischen Kirche gewandt, in welchem er ihnen die Absichten mitteilt, die ihn bei dem wichtigen Schritt der Veröffentlichung des Dekretes vom 21. Januar 2009 leiteten.

Nach der jüngsten „Lawine von Protesten“ danken wir dem Heiligen Vater mit Nachdruck, dass er die Diskussion auf jene Höhe zurückgeführt hat, wo sie verbleiben soll: Bei der Frage des Glaubens. Wir teilen voll und ganz seine vordringliche Sorge um die Predigt „in unserer Zeit, in der der Glaube in weiten Teilen der Welt zu verlöschen droht wie eine Flamme, die keine Nahrung mehr findet“.

Die Kirche durchschreitet in der Tat eine schwerwiegende Krise, die nur durch eine vollständige Rückkehr zur Reinheit des Glaubens gelöst werden kann. Mit dem heiligen Athanasius bekennen wir: „Wer auch immer gerettet werden will, muss vor allem den katholischen Glauben annehmen: Wer ihn nicht vollständig und unversehrt bewahrt, wird ohne jeden Zweifel in sein ewiges Verderben eingehen“ (Glaubensbekenntnis Quicumque).

Wir sind weit davon entfernt, die Tradition im Jahre 1962 anhalten zu wollen; vielmehr wünschen wir, dass das II. Vatikanum und das nachkonziliare Lehramt im Lichte dieser Tradition gesehen wird, welche der hl. Vinzenz von Lerin definiert hat als „das was immer, überall und von allen geglaubt wurde“ (Commonitorium). Dies muss geschehen ohne Bruch und in einer vollkommen homogenen Entwicklung. Nur so können wir wirksam zur Evangelisierung beitragen, welche der göttliche Heiland gefordert hat (vgl. Mt 28,19-20).

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. ist willens – das versichert sie Papst Benedikt XVI. – , die doktrinalen Gespräche in Angriff zu nehmen, welche in dem Dekret vom 21. Januar als „notwendig“ bezeichnet wurden, mit der Sehnsucht, der geoffenbarten Wahrheit zu dienen. Dieses ist die erste Liebe, welche allen Menschen erwiesen werden muss, seien sie Christen oder nicht. Sie versichert ihn ihres Gebetes, damit sein Glaube nicht wanke und er alle seine Brüder stärken könne (vgl. Lk 22,32).

Wir stellen diese theologischen Gespräche unter den Schutzmantel Unserer Lieben Frau vom allumfassenden Vertrauen, im Bewusstsein, dass Sie uns die Gnade erlangen wird, getreulich das zu überliefern, was wir empfangen haben, „tradidi quod et accepi“ (1 Kor 15,3)."

Menzingen, am 12. März 2009

Bernard Fellay

WELT ONLINE wurde dieses Schreiben der Piusbrüder von Pater Andreas Steiner zugesandt, einem der Pressesprecher der Vereinigung. Das Schreiben des Papstes vom 10. März, auf das sich die Piusbrüder beziehen, können Sie hier nachlesen.

Mitarbeit: Gernot Facius


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