Zum Inhalt wechseln

Welcome to Irrglaube und Wahrheit
Register now to gain access to all of our features. Once registered and logged in, you will be able to create topics, post replies to existing threads, give reputation to your fellow members, get your own private messenger, post status updates, manage your profile and so much more. If you already have an account, login here - otherwise create an account for free today!
Foto

Aberglaube bald stärker als Gottesglaube


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
Keine Antworten in diesem Thema

#1
Rolf

Rolf

    Administrator

  • Administrator

  • PIPPIPPIP
  • 34173 Beiträge
  • Land: Country Flag

Please Login HERE or Register HERE to see this link!






Aberglaube bald stärker als Gottesglaube





11. März 2009, 13:05 Uhr


"Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden als eure Schulweisheit sich träumen lässt", heißt es in einer Szene aus "Hamlet": Diese Aussage hat für viele Menschen mehr Gültigkeit denn je. In Deutschland ist der Aberglaube verbreiteter als in den 1970er Jahren. Und manche Forscher sehen darin sogar einen Überlebensvorteil.


Statistiken belegen, dass an Freitagen, die auf einen 13. fallen, nicht mehr Unglücke geschehen, als an anderen Tagen. Doch wenn es im März wieder diesen Tag gibt, in diesem Jahr nach dem 13. Februar schon zum zweiten Mal, mag das zwar das Verhalten der Menschen kaum beeinflussen, doch nicht wenige dürften ein mulmiges Gefühl haben. Es soll aber sogar weiterhin auch Zeitgenossen geben, die ihre Wohnung nicht verlassen. Doch dies sind wohl eher Einzelfälle.

Jedenfalls ist der Glaube an Vorzeichen – böse und gute – meist Aberglaube genannt, unter den Deutschen inzwischen weiter verbreitet als noch vor einem Vierteljahrhundert. Bei einer Befragung von mehr als tausend Personen durch das Institut für Demoskopie in Allensbach im Jahr 2005 äußerten 42 Prozent, dass sie in einem vierblättrigen Kleeblatt ein positives Vorzeichen sehen. In den 1970er Jahren waren dies gerade mal 26 Prozent. 40 Prozent halten inzwischen den – meist zufälligen - Anblick einer Sternschnuppe für bedeutungsvoll, gegenüber 22 Prozent vor einem Vierteljahrhundert. Und dass man auf die Zahl 13 achten müsste, glaubten im Jahr 2005 immerhin 28 Prozent - in den 1970ern waren dies nur 17 Prozent.

Viele Menschen sind davon überzeugt, dass sie in einer gefährlichen Situation von einem Engel beschützt wurden. Nach einer forsa-Umfrage aus dem Jahr 2005 glauben 66 Prozent der Deutschen an Schutzengel - zwei Prozent mehr als der Anteil derer, die an Gott glauben. In einem Text der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW, Berlin) 2007 zur allgemeinen „Renaissance der Engel“ hieß es, die Gewissheit, dass jeder Mensch einen Schutzengel an seiner Seite hat, könne Sicherheit und Beruhigung schenken, auch hinsichtlich geliebter Menschen. Das Thema Engel ist ein Bereich, in dem die Grenze zwischen religiösem Glauben und Aberglauben in der Praxis nicht mehr klar erkennbar ist.

Der Frage nach Gründen des Glaubens an Übernatürliches widmet sich das Magazin für Psychologie und Hirnforschung „Gehirn & Geist“ (Heidelberg) in seiner neuesten Ausgabe. Da heißt es etwa: „Menschen neigen zu der Vorstellung, gleichzeitige Ereignisse seien kausal miteinander verknüpft, obwohl sie in Wirklichkeit voneinander unabhängig sind“. Wer zum Beispiel in verschiedenen Situationen Erfolge erlebt und anschließend merkt, dass er dabei immer dieselbe Jacke anhatte, hält diese möglicherweise bald für einen persönlichen Talisman - ohne nach natürlichen Ursachen zu suchen.

Schon wenn Menschen ein- oder zweimal ein ähnliches zeitliches Zusammentreffen von zwei Ereignisse beobachten, nehmen sie eine ursächliche Verbindung an. Abergläubisches Verhalten entsteht so relativ schnell. Umgekehrt benötigt es viele Male des Nichtzusammentreffens, um einen Verdacht wieder zu zerstreuen.

Aberglaube kann allerdings auch ein Überlebensvorteil sein. Bei Anzeichen einer Bedrohung sind die echten Gefahren nicht immer von den vermeintlichen zu unterscheiden. Biologen haben bei Tieren festgestellt, dass sie bei einem mehrdeutigen Reiz in ihrer Umgebung vorzugsweise „abergläubisch“ reagieren, nämlich so, als ob eine wirkliche Gefahr besteht. Damit wäre abergläubisch erscheinendes Verhalten, so die Forscher, ein Teil des Anpassungsvermögens jeder Tierart - und möglicherweise auch der Menschen. Doch Menschen sind nicht gleichermaßen abergläubisch. Die Neigung zum Aberglauben hängt auch von der Psyche des Einzelnen ab.

Unabhängig von allen neuen wissenschaftlichen Überlegungen wird zum Thema Aberglaube nach wie vor gern verwiesen auf einen schon etwa 400 Jahre alten Ausspruch: „Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden als eure Schulweisheit sich träumen lässt.“ Horatio tut ihn in einer Szene von William Shakespears Tragödie „Hamlet, Prinz von Dänemark“.
  • 0