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Auge um Auge


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lordschild

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Von Leo Wieland


Ameneh Bahrami will dem Mann, der ein Säureattentat auf sie verübte, das Augenlicht nehmen

05. März 2009 Ameneh Bahrami ist blind. Ihr Gesicht ist von Säure zerfressen. Sie lebt mit einer spanischen Aufenthaltsgenehmigung in Barcelona. Nun will die dreißig Jahre alte Iranerin noch einmal nach Teheran reisen, um dem Mann, der ihr das antat, das Augenlicht zu nehmen. „Auge um Auge“, sagt sie und fügt hinzu: „Er wird nicht leiden, weil er betäubt sein wird. Sein Gesicht wird auch nicht verunstaltet, weil ein paar Tropfen (Säure) genügen. Er wird auch keine inneren Verletzungen davontragen, wie ich sie habe. Aber er muss bezahlen. So ist das Gesetz der Vergeltung.“
Das Gesicht von Ameneh Bahrami ist von Säure zerfressen

Das Gesicht von Ameneh Bahrami ist von Säure zerfressen

Prozess nach islamischen Recht

Die Frau, die einmal eine hübsche und fröhliche Ingenieursstudentin in Teheran war, sprach in mehreren spanischen Interviews ruhig und unaufgeregt über ihren Vorsatz, den Mann zu blenden, der ihr im September 2004 auflauerte und einen Krug mit Säure ins Gesicht schüttete. Er, Majid mit Namen, war ein Kommilitone an der Hochschule und rächte sich grausam dafür, dass sie seinen Heiratsantrag abgelehnt hatte. Sechs Monate nach dem Verbrechen kam Ameneh Bahrami nach Spanien, weil sie von einem guten Augenarzt in Barcelona gehört hatte. Siebzehn Operationen, auch an den Narben im Gesicht, hat sie seitdem hinter sich. Zunächst gelang es Doktor Ramón Medel, ihr auf einem Auge vierzig Prozent der Sehkraft zurückzugeben. Doch dann raubte ihr eine Infektion diesen Trost, und es wurde wieder dunkel ums sie.

Während das spanische Sozialamt ihr monatlich mit vierhundert Euro für die Miete half und Nachbarn, wie auch andere Spanier, die von ihrem Los gehört haben, sie mit Spenden unterstützten, führte sie zu Hause einen Prozess nach islamischem Recht. Im November vergangenen Jahres wurde Majid dazu verurteilt, auf die gleiche Weise wie sie, nämlich mit Säure, geblendet zu werden. Nun wartet das Opfer in Barcelona auf ein Schreiben des Gerichts über Ort und Datum der Vollstreckung.

„exemplarische Bestrafung“

„Weil ich blind bin, kann ich das Urteil nicht selbst vollstrecken“, sagte sie der Zeitung „ABC“, „aber meine Mutter hat mir gesagt, dass es in Iran viele Freiwillige gibt, die bereit sind, mir zu helfen.“ Indigniert berichtet die Frau weiter, dass ihr Angreifer, der sich bislang nicht einmal bei ihr entschuldigt habe, „lieber sterben als blind leben“ wolle. Sie versichert auch, dass sie nicht aus Rachsucht handele, sondern „damit so etwas nie wieder einem anderen Mädchen zustößt“. In ihrem Entschluss, auf der „exemplarischen Bestrafung“ zu bestehen, wankt sie nicht.

Es war in diesem Fall nicht einfach, die Vergeltung durchzusetzen. Nach der Scharia, so sagt Ameneh Bahrami, „sind zwei Augen einer Frau nur eins eines Mannes wert“. Man habe ihr gesagt, dass sie umgerechnet noch 20.000 Euro dazubezahlen müsse, wenn sie von Majid auch das zweite Auge wolle. Dann sei es vor Gericht zu einem Vergleich gekommen, weil der Attentäter und seine Familie ihr Schadensersatz in dieser Höhe schuldeten: „So haben wir die Rechnung beglichen, und jetzt wird er mir mit beiden Augen zahlen müssen.“ Nach dem Tag der Vergeltung will sie rasch nach Spanien zurückkehren, weil sie, wie sie sagt, in ihrer Heimat Angst hat, auf die Straße zu gehen. Im Viertel L’Eixample in Barcelona hat sie ein kleines Zimmer. Dort lernt sie Blindenschrift und Spanisch. Wenn sie jemand fragt, wie es die Zeitung „El País“ tat, ob das, was sie nun in Teheran vorhabe, nicht schlecht sei, erwidert sie: „Ich sage den Leuten nur: Schließt fünf Minuten lang die Augen. Dann werdet ihr mich verstehen.“


Quelle:

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