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Der Sonntag und der Sabbat


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Rolf

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Der Sonntag und der Sabbat


Friedemann Volke, Bibelbund

Christen können nicht vom Sonntag sprechen, ohne auf den alttestamentlichen Sabbat zu blicken. Denn obwohl sich die christliche Kirche von Jesu Zeit an stets kritisch zum Sabbat verhalten hat, sind doch wesentliche Momente des Sabbats in das Verständnis des christlichen Sonntags eingegangen alttestamentlichen Sabbat zu blicken. Denn obwohl sich die christliche Kirche von Jesu Zeit an stets kritisch zum Sabbat verhalten hat und nicht zufällig den ersten Tag der Woche zum Feiertag gemacht hat, sind gleichwohl "wesentliche Momente des Sabbats in das Verständnis des christlichen Sonntags eingegangen und daher der Erinnerung wert."[2]

Die Bedeutung und der Sinn des Sabbatgebotes im AT

Die Bedeutung und Sinngebung des Sabbats, dessen hebräisches Original ja nichts anderes als "ruhen", "aufhören", bedeutet, kann hier nur in einigen Gesichtspunkten wiedergegeben werden. Das 4. Gebot (2Mo 20,8-11) ist als eines der längsten Gebote positiv formuliert:
"Denke an den Sabbattag, um ihn heilig zu halten. Sechs Tage sollst Du arbeiten und all deine Arbeit tun, aber der siebte Tag ist Sabbat für den Herrn deinen Gott. Du sollst an ihm keinerlei Arbeit tun, du und dein Sohn und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd und dein Vieh und der Fremde bei dir, der innerhalb deiner Tore wohnt. Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist, und er ruhte am siebten Tag; darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn"

Dieser Siebener-Rhythmus spielt im Leben des jüdischen Volkes eine wichtige Rolle. Wie der Sabbat die siebentägige Woche abschloss, so schloss das Sabbatjahr einen Zyklus von sieben Jahren ab (2Mo 23,10ff; 3Mo 25,17 u.a.) und brachte dem Land eine 'Brachzeit'. Nach sieben mal sieben Jahren veränderten sich im Jobeljahr die Besitzverhältnisse grundlegend (3Mo 25,10; 27,34 u.a.). Auch die Feste des Volkes Israel waren in diesen Rhythmus mit einbezogen, "sodass das Neumondfest des siebten Monats Tishri ein ganz besonderes Ereignis war".[3]

Seinen Ausgangspunkt hat der Sabbat ohne Zweifel im Abschluss der Schöpfung (1Mo 2,2ff). Das Ruhen Gottes, welches die Schöpfung an diesem siebten Tag vollendet, das Zum-Ziel-gekommen-sein mit seiner Schöpfung gibt den Grund an, warum das Volk Israel diesen Tag heilig halten soll.
Der 'Segen', den Gott diesem Tag verleiht, wird durch das 'Heiligen' erläutert. Was geheiligt ist, gehört Gott allein.
Sechs Tage sollst du dich mit der Schöpfung (Arbeit) beschäftigen, am siebten Tag sollst du davon ruhen und dich mit dem Schöpfer beschäftigen.

So könnte man die Ausgangsbedeutung des Sabbats auf die Formel bringen: Sechs Tage sollst du dich mit der Schöpfung (Arbeit) beschäftigen, am siebten Tag sollst du davon ruhen und dich mit dem Schöpfer beschäftigen.
In der Sinaigesetzgebung bekommt der Sabbattag neben seiner Verankerung in der Schöpfungsordnung eine weitere Bedeutung, nämlich die des Gedenktages an die Befreiung aus Ägypten (5Mo 5,15: "Denke daran, dass du Sklave warst im Land Ägypten und dass der Herr, dein Gott, dich mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm von dort herausgeführt hat! Darum hat der Herr, dein Gott, dir geboten, den Sabbattag zu feiern."). Neben das Lob des Schöpferwerkes tritt das Lob des Erlösungswerkes.

Die Einhaltung des 4. Gebots war für das Volk Israel zu aller Zeit von herausragender Bedeutung und galt als ein Erkennungszeichen dafür, dass "der Herr ihr Gott war und sie sein Volk" waren (3Mo 26,11f).
Der Sinn des Sabbats besteht also darin, dem Volk Gottes eine Erholungspause zu gönnen (2Mo 20,10; 2Sam16,14; 2.Chr.36 u.a.), ihm eine Gedenkpause zu verordnen (5Mo 12,15) und eine regelmäßige Gelegenheit zu schaffen, ganz für Gott da zu sein (3Mo 19,30; 26,2 u.a.).

Die Stellung Jesu zum Sabbatgebot

Jesus sah sich von Beginn an in die Auseinandersetzung mit der Sabbatvorstellung seiner Zeit gestellt. Diese war vom babylonischen Talmud geprägt, der die Sabbathaltung ebenbürtig mit der Beschneidung als Kennzeichen des Judentums ansah und die zu beachtenden Regeln sehr stark auf praktische Dinge ausgeweitet hatte. Es war unter den führenden Juden zur Zeit Jesu die allgemeine Überzeugung vorhanden: "Würde ganz Israel nur zwei Sabbate wirklich so, wie es vorgeschrieben ist halten, dann würde der Messias kommen."[4] Daher drangen die Pharisäer auf eine strikte Einhaltung und nahmen zutiefst Anstoß daran, dass Jesus und seine Jünger sich am Sabbat zu tun erlaubten, was nach ihrer strengen Sitte als Sabbatschändung galt. Daher hieß es bald: "Dieser Mensch ist nicht von Gott, denn er hält den Sabbat nicht!" (Joh 9,16).

Jesus wollte dem Sabbat seine ursprüngliche Funktion und Bedeutung als Tag der Barmherzigkeit, der Erholung und Befreiung zurückgeben
Doch Jesus war keineswegs bestrebt durch sein Handeln den Sabbat abzuschaffen, sondern ihm seine ursprüngliche Funktion und Bedeutung als Tag der Barmherzigkeit (Mt 12,6), der Erholung und Befreiung zurückzugeben. Mit seiner bedeutungsschweren Antwort an die Pharisäer: "Der Sabbat ist um des Menschen willen geschaffen worden und nicht der Mensch um des Sabbats willen; somit ist der Sohn des Menschen Herr auch des Sabbats" (Mk 2,27+28), wollte er zwei Dinge klar legen: Zum einen, dass es einen ursprünglichen, eindeutigen Sinn des Sabbatgebotes gibt, den der Schöpfer und Geber des Sabbats festgelegt hat (...der Sabbat ist um des Menschen willen geschaffen...), zum anderen, dass er selbst, in seiner Würde als Menschensohn die Autorität besitzt, den ursprünglichen Willen Gottes mit diesem Tag richtig zu interpretieren.

So war es sein Motiv am Sabbat Menschen zu helfen, die in Not waren, sie zu ernähren, zu heilen oder zu befreien und damit zur Erhaltung und Wiederherstellung der Schöpfung beizutragen. Deshalb heilte er am Sabbat Kranke (z.B. Mk 3,1ff; Lk 14,1ff) und verrichtete dazu die 'Arbeit' des Teigknetens (Joh 9,6) oder forderte einen Gelähmten, nachdem er ihn geheilt hatte, auf, seine Trage fortzutragen, was in der Sabbatkasuistik der Pharisäer als Arbeit definiert war (Joh 5,8ff). Seinen Jüngern erlaubte er, zur Stillung ihres Hungers am Sabbat Ähren auszuraufen (Mk 2, 23ff), was als verbotene Erntearbeit eingestuft wurde. Weil der Sabbat ein Tag der Barmherzigkeit (Mt 12,7), des 'Am-Leben-Erhaltens' (Mt 12,11; Lk 13,15-16), der Befreiung und der Erholung war, an dem die Vollendung der Werke Gottes gepriesen werden sollte, "deshalb sollten auch Kranke am Sabbat teilnehmen können, indem Jesus sie gerade an diesem Tag heilte".[5]

Er selbst sagte, dass er nicht gekommen sei, das Gesetz aufzulösen, sondern es zu erfüllen (Mt 5,17). Im Sabbatgebot geht es um Barmherzigkeit, um Erlösung und um Befreiung. Jesus erfüllte dieses Gebot. Durch Helfen, Befreien, Erfrischen und Heilen oder kurz gesagt durch Gutestun wird der ursprüngliche Sinn des Gebotes erfüllt (Mk 3,4).[6]
Christus ist aber auch in dem Sinne der Erfüller des Gesetzes geworden, dass er die Forderungen des Gesetzes, die uns geknechtet haben, ein für allemal erfüllt hat (Eph 2,14-20). Den Glaubenden gibt Christus an dieser 'Erfüllung' des Gesetzes Anteil (Rö 10,4: 'Denn Christus ist des Gesetzes Ende, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit').
Darin ist unter anderem der theologische Grund zu sehen, dass von Anfang an die Sabbatheiligung für das sich in der heidnischen Welt ausbreitende Christentum ohne Bedeutung war.

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