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Irgendetwas falsch gemacht?!


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Rolf

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Irgendetwas falsch gemacht?!






Über den Autor
Walter Undt ist Pastor, sein Steckenpferd ist zeitgemäßer Gemeindebau. Walter ist verheiratet, hat vier Kinder und arbeitet als Prediger in der Landeskirchlichen Gemeinschaft in Kulmbach.



Frage von NN:
"Ab wann kann man mit Wunder rechnen? Müssen alle Sünden erst vor eine Heilung beseitigt werden, ehe man ein Wunder erleben kann? Es beten so viele für mich, aber bis jetzt ist noch nichts geschehen mit meinem komplizierten Herzfehler. Eher passiert das Gegenteil. Warum hilft Jesus nicht immer? Wie kann ich damit umgehen? "


Das Auge im Sturm

Aus Deinen Zeilen scheint mir eine Menge Frust und Enttäuschung entgegen zu kommen. Frust darüber, dass Du bislang kein Wunder, keine Heilung erfahren hast. Das kann ich verstehen - denn wenn man in einer medizinisch hoffnungslosen Lage ist, wird der Wunsch nach einem Wunder fast zwangsläufig größer. Ich weiß auch, dass ich als Gesunder vielleicht leichter darüber schreiben kann, als in einem Moment, in dem ich mitten drin stecken würde. Etwas Ähnliches haben wir allerdings im letzten Sommer in unserer Familie einmal erlebt, als wir auch nicht wussten, wie eine Krankheit ausgehen würde.

Meines Erachtens ist es wichtig, zwischen Gefühl auf der einen Seite und den Fakten auf der anderen Seite zu unterscheiden. Mit Fakten meine ich damit die Aussagen, die Gott zum Thema Wunder und Heilung macht und auch, was er uns in diesem Zusammenhang zur Rolle der Sünde wissen lässt. Diese Dinge sind die Grundlage, auf die wir uns verlassen dürfen, auch wenn uns unsere Gefühle etwas anderes sagen.

Folgende Punkte würde ich nun im Zusammenhang mit der Frage nach Heilung als diese Grundlage bezeichnen.


Ein Recht auf Heilung?

Wir haben kein Recht auf Heilung. Krankheit ist leider ein Bestandteil der gefallenen Welt. Seit dem Sündenfall leben wir in keinen vollkommenen Zustand mehr, Krankheit und Tod gehören seither zum menschlichen Leben - sie machen auch vor Christen nicht halt.

In den Evangelien ist sehr oft davon die Rede, dass Jesus viele Menschen wunderbar geheilt hat. Daraus kann der Eindruck entstehen, dass Jesus alle Kranken gesund gemacht hat und dass dies das herausragende Ziel seines Lebens gewesen wäre. Bei näherem Hinsehen lässt sich jedoch folgendes feststellen:


Jesus ging es nicht darum, alle Krankheiten zu heilen. Ihm ging es vielmehr darum, alle Sünden zu vergeben, um Menschen vor dem ewigen Tod zu erretten. Darum hat er bei vielen Wundern, von denen uns die Evangelien berichten, erst die Sünden vergeben und danach - sozusagen als Bestätigung seiner Macht zur Vergebung - auch geheilt (z.B. Lukas 5,20).


Dass es Jesus nicht nur darum ging, möglichst viele Menschen körperlich gesund zu machen, wird für mich bei der Heilung des Gelähmten am Teich Bethesda (Johannes 5,1-18) am deutlichsten: Jesus geht dort zielstrebig auf einen Menschen zu, heilt ihn - und lässt viele andere Kranke am Teich zurück, ohne sie wie den einen zu heilen. Im Tempel trifft er später erneut auf den geheilten Mann und sagt: „Sündige nicht mehr, damit dir nichts Schlimmeres als deine Krankheit widerfährt.“ Johannes 5,14

Mit anderen Worten: „Pass auf, dass du vor lauter Freude über deine Heilung nicht das ewige Leben verlierst!“, was in Jesu Augen entscheidender ist.


Bereits im Alten Testament hatten die Propheten angekündigt, dass der kommende Retter Menschen von ihren Krankheiten heilen würde. Indem Jesus Menschen von ihren Krankheiten heilte, machte er damit auch seinen legitimen Anspruch deutlich: Ich bin der verheißene Messias. Die Menschen sollten anhand der Krankenheilungen also auch erkennen, wer Jesus ist (vgl. Lukas 4,16-21).

Natürlich dürfen wir Jesus um Gesundheit bitten, wie wir alles mit ihm bereden können. Er hat ja auch viele Kranke geheilt. Doch auch für unsere Krankheiten gilt die Bitte: „Dein Wille geschehe“. Wenn wir (mit)erleben, dass Jesus einen Menschen wunderbar heilt, ist das Grund, ihn anzubeten. Tut er es nicht, sollten wir darauf achten, dass wir uns nicht schmollend oder protestierend zurückziehen. Wir können ihn dann darum bitten, dass er uns die Kraft und das Vertrauen gibt, auch mit der Krankheit zu leben.


Sünde und ihre Rolle bei Krankheit

Einmal wurde Jesus von seinen Jüngern konkret gefragt, welche Rolle die Sünde eines Mannes oder seiner Familie im Bezug auf seine Blindheit spiele. Jesu klare Antwort lautete: Keine (Johannes 9,2-3). Auf der anderen Seite heißt es im Jakobusbrief, dass wir einander unsere Sünden bekennen sollen, um heil zu werden (Jakobus 5,15-16). Und schließlich hat Paulus selbst viel um Heilung gebetet und letztlich von Gott folgendes als Antwort bekommen:

Aber der Herr hat zu mir gesagt: »Du brauchst nicht mehr als meine Gnade. Je schwächer du bist, desto stärker erweist sich an dir meine Kraft.« Jetzt trage ich meine Schwäche gern, ja, ich bin stolz darauf, weil dann Christus seine Kraft an mir erweisen kann.
2.Korinther 12,9



Daraus können wir schließen, dass Krankheit keinen ursächlichen Zusammenhang mit Sünde haben muss. Mit anderen Worten: Wer sündigt kann krank werden und Sünde kann eine Heilung verhindern. Umgekehrt muss Sünde aber nicht der Grund dafür sein, wenn Gott ein Gebet um Heilung nicht erhört. Gott kann ganz andere Gründe dafür haben, wenn er eine solche Bitte nicht (zeitnah) erhört.

Ebenfalls können wir aus den oben angegebenen Bibelstellen schließen, dass Vergebung aller Schuld nicht die Garantie für ein gesundes Leben ist.

Ich denke schon, dass Gott ein Gebet um körperliche Heilung wahrscheinlich nicht erhören wird, wenn wir das ewige Heil (eine Beziehung zu ihm, Vergebung der Schuld und ein Leben, das sich an seinen Maßstäben orientiert) gleichzeitig bewusst ablehnen. In diesem Zusammenhang verstehe ich die Aussage von Jakobus.



Ganz persönlich

Auf der anderen Seite dürfen wir auch dafür beten, dass Gott sich über unsere Situation erbarmt. Ich empfinde es dabei aber letztlich als ganz entscheidend, ob ich auch ein Ja zu meiner Krankheit finden kann.

Wir leben heute gesellschaftlich in einem Umfeld, in dem man schön (faltenfrei), jung (forever18), und immer mobil (gesund) sein muss, um dem zu entsprechen, was die Werbung uns vorgaukelt. In so einer Welt ist kein Platz für alte, kranke oder behinderte Menschen. Aber diese Welt ist nicht Gottes Welt. Gott leidet unter unserer Krankheit mit (Jesaja 53,4). Trotzdem hat er nicht versprochen, alle Menschen in dieser Welt gesund zu machen, sondern uns alle „heil“ durch dieses Leben zu bringen. In der Ewigkeit wird er persönlich dann alle Tränen trocknen (Offenbarung 21,4), es wird dann keine Trauer, kein Leid, keinen Tod mehr geben.

Diese ewige Rettung schenkt Jesus jedem Menschen heute schon. Wenn jemand sein Angebot der Vergebung annimmt und sein Leben mit Jesus zusammen lebt, dann hat er dieses Erlösung sicher. Auf der anderen Seite hat Jesus uns den Auftrag gegeben, anderen von seinem Angebot weiterzuerzählen. Das ist auch ein Grund, warum auch Christen nicht einfach von der Welt verschwinden und gleich bei Gott sind. Um diesen Auftrag wahrnehmen zu können, braucht Jesus uns mit unserem ganzen Sein: Mit unserer Geschichte, mit unseren Erfolgen und Versagen, aber auch mit unserer Krankheit und Gesundheit.

Ich erlebe es immer wieder, wie mir persönlich schwere Zeiten zu einem Gewinn werden, wenn es darum geht, anderen Menschen weiterzuhelfen und sie verstehen zu können. Viele meiner Äußerungen und Reaktionen im Bezug auf bestimmte Situationen haben sich geändert, nachdem ich Ähnliches selbst erlebt hatte.

Ich kann mir vorstellen, dass Jesus auch Dich in Deiner Krankheit gerade für solche Menschen braucht, denen es ähnlich geht. Menschen, denen ein Gesunder viel erzählen kann, weil die nicht mitfühlen können. Aber wenn Du von Deinem Glauben und Deiner Hoffnung erzählen kannst, von dem Wissen, einmal ohne jede Krankheit die Ewigkeit bei Jesus zu sein, ist das einfach etwas anderes. Er gibt Menschen, bei denen kannst nur Du das so sagen, wenn Du durch Deine persönliche Geschichte einen Zugang finden kannst.


Kein einfacher Weg

Damit bin ich bei Deiner Bitte angekommen, „Helft mir, wie ich damit umgehen kann“. Ich würde Dir raten, dass Du Gott darum bittest, dass er Dir hilft, ein „Ja“ zu Deiner Krankheit zu finden. Wenn es stimmt, dass wirklich alles uns zum Besten dient, dann auch Krankheiten und Leiden. Das finde ich grässlich, wenn man drin steckt - aber aus Leiden wächst auch Herrlichkeit. Dafür finde ich eine andere Bibelstelle aus dem Brief des Jakobus passend:

Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die Gott verheißen hat denen, die ihn lieb haben.
Jakobus 1,12



Der Wunsch nach Gesundheit kann in einer solchen schwierigen Situation eine massive Anfechtung für Deinen Glauben sein. Satan, der Gegenspieler Gottes, flüstert Dir vielleicht ins Ohr: „Du wirst nicht gesund, weil du gesündigt hast, oder weil Jesus nicht zufrieden mit Dir ist, oder weil Du nicht genug getan, gebetet, ....... hast.“ Indem er das tut, wird er Dir zu Anfechtung. Einer Anfechtung, der Du Dich stellen kannst, weil Du sicher wissen darfst, dass Jesus stärker ist und bei Dir ist .

Wenn Du Jesus gegenüber ehrlich bist, wird der Heilige Geist zeigen, ob es Dinge in Deinem Leben gibt, die Du in Ordnung bringen musst. Dann heißt es, dass auch zu tun. Aber dafür musst Du nicht ständig Deinen „geistlichen Puls messen“, ob noch alles im Lot ist. Und wenn der Heilige Geist Dir nichts aufzeigt, dann darfst Du Dir auch sicher sein, dass es nicht eine Sünde ist, die die Heilung verhindert. Dann ist es vielleicht einfach so, dass Gott zumindest im Moment möchte, dass Du mit Deiner Krankheit weiterlebst.


Klage und Vertrauen

Zusammenfassend würde ich zu Deiner Frage folgendes sagen: Du darfst Gott weiterhin um eine Wunder bitten. Versuche aber auch darauf zu achten, dass es nicht zur Bedingung für Dein Heil, deine Beziehung zu Jesus wird. Bitte Gott, dass er Dir hilft, damit Du aufrichtig die Worte beten kannst: „Nicht mein, sondern Dein Wille geschehe“. Jesus selbst hat diese Worte ja im Garten Gethsemane auch gebetet (Lukas 22,39-46). Er kann also sehr gut nachvollziehen, wie es Dir geht und möchte Dir auch dabei helfen!

Du kannst Gott dabei Deine Not, Deine Schmerzen, Dein Nichtverstehen, Deine Zweifel und Deine Angst auch immer wieder klagen. Er hält das aus. Viele Psalmen in der Bibel spiegeln genau diese Situation wieder. Ihre Aussagen können so zu einer wertvollen Hilfe werden, wenn wir selbst nicht mehr weiter wissen und weiter können (z.B. Psalm 13, Psalm 42, Psalm 43).
Versuche gleichzeitig aber auch weiter Jesus zu vertrauen, dass er handeln wird - und sei gespannt, wie und was er tun wird.

Wenn Du so Dein Anliegen und Deine Bitte immer wieder zu Gott bringst, wirst Du mit der Zeit in diesem Ringen und Fragen vielleicht auch merken, was Gottes Wille für Deine konkrete Situation ist. Es kann dann sein, dass Du im Gebet die Gewissheit bekommst, dass Du weiterhin für eine Heilung beten sollst, auch wenn bisher nichts passiert ist. Oder es kann sein, dass Du merkst, dass Gott in Deiner Situation wahrscheinlich kein Wunder vollbringen wird, sondern möchte, dass Du es lernst, die Situation anzunehmen.

Vielleicht hilft Dir auch die Biographie der querschnittsgelähmten Autorin Joni Eareckson – Tada weiter („Joni.Die Biographie“ Verlag Gerth Medien oder „Der Gott, den ich liebe.Meine Lebensgeschichte“ Hänssler Verlag). Frau Eareckson - Tada hat sich aufgrund ihrer eignen Geschichte auch mit dem Thema Heilung auseinandergesetzt. Dazu passt auch sehr gut ihr Buch: „Joni. Der nächste Schritt.“ (Joni Eareckson – Tada und Steve Estes, Gerth Medien Verlag). Leider ist dieses Buch vergriffen; vielleicht findet sich antiquarisch aber noch das eine oder andere Exemplar.

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