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Scheidungsritual in der Reformierten Kirche der Schweiz


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Scheidungsritual in der Reformierten Kirche der Schweiz





Scheidungs-Gottesdienste: Zusammenfassung


«Wir alle, die hier versammelt sind, haben Sie immer wieder ein Stück weit auf Ihrem gemeinsamen Weg begleitet; wir begleiten Sie auch heute bei der Beendigung Ihrer Ehe. Wir rufen den Segen Gottes auf Sie herab, die Sie nun getrennte Wege gehen werden. Möge Liebe und Frieden über Ihrem neuen Leben walten.»


Mit diesen Worten kann in der Schweiz ein Pfarrer der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen zu einem «Ehescheidungs-Gottesdienst» begrüssen: Die St.Galler Kirche war vor sechs Jahren die erste Kirche im deutschsprachigen Raum, die in ihrem Handbuch «Gottesdienste in besonderen Lebenslagen» offiziell eine autorisierte Ehescheidungsliturgie veröffentlichte. Der Ablauf der Liturgie erinnert an eine Trauung mit einer scheidungsspezifischen Auswahl von Symbolhandlungen: Ehe-Ringe zurückgeben, etwas zerbrechen, einander die Hände geben und dann loslassen...

Ein nüchterner Blick in die Statistiken zeigt, wie notwendig ein solches Scheidungsritual wäre: Fast die Hälfte aller Ehen werden geschieden. Dennoch scheint eine gottesdienstliche Begleitung für viele Menschen noch keine eigentliche Aufgabe der Kirchen zu sein. Eine EMNID-Umfrage hat 2001 für Deutschland ergeben, dass die Mehrheit der Befragten einem solchen Angebot eher skeptisch gegenübersteht. Die Kirche solle ihre Hilfe besser in Form von Einzelseelsorge und durch den Unterhalt von Beratungsstellen anbieten. Weshalb diese Einschränkung obwohl die Kirchen seit Jahrhunderten gute Erfahrungen mit Gottesdiensten bei Lebens-Wendepunkten machen? Bei einer Geburt feiert man die Taufe, bei einer Heirat die Trauung und bei einem Todesfall den Trauergottesdienst.

Der tiefere Grund, kirchliche Scheidungbegleitung in stille Zimmer von Pfarrhäusern zu verbannen, liegt in der Wirkungsgeschichte eines Bibeltextes, der Ehescheidung als unchristlich abzulehnen scheint: «Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden» (Mk 10,9). Aus diesem Gebot hat sich eine Perspektive entwickelt, welche jede zivilrechtliche geschlossene Ehe als von Gott zusammengefügt betracht. Übersehen wird dabei, dass sich bereits in der Bibel Ausnahmen finden: Matthäus erwähnt sexuelles Fehlverhalten (Mt 19,9) und Paulus die Glaubensfrage (1. Kor 6,15), bei welcher eine Ehescheidung erlaubt ist.

Global gesehen sind Scheidungsrituale denn auch keine moderne Erfindung: Seit 100 Jahren sind «Scheidungszeremonien» bei verschiedenen Völkern bekannt. Seit zwanzig Jahren werden Scheidungsrituale auch in Deutschland diskutiert und vereinzelt praktiziert. In einigen Landeskirchen entstanden Arbeitsgruppen und das Evangelische Beratungszentrum München hat 2002 in «Das Ende als Anfang» ein Muster für ein Trennungsritual veröffentlicht.

In der Zusammenschau der bisher bekannten Liturgien zeigt sich, dass zu einem Ehescheidungs-Gottesdienst zumeist vier Hauptelemente gehören. Zum einen ist dies ein Zurückblicken auf die geführte Ehe, das eine Vergebungsbitte für das Misslungene und einen Dank für das Gelungene miteinschliesst. Dann folgt ein eine Loslösung vom Eheversprechen, das nicht gehalten werden konnte. Zentral ist weiter ein Bitten um Gottes Segen für die nun getrennten Wege: eine Scheidung der Ehe soll nicht einer Scheidung von Gott und Glauben gleichkommen. Wenn Kinder mitbetroffen kann ein neues Versprechens sinnvoll sein: sie sollen erleben, dass eine Scheidung auf der Paarebene keine Scheidung auf der Elternebene bedeuten muss. Ob zu einem kirchlichen Scheidungritual auch ein Teil gehört, der Versagen und Schuld thematisiert, ist theologisch umstritten und auch von der Situation der Beteiligten abhängig. Seelsorge und Beratung bleiben deshalb unerlässlich. Sie bilden zugleich den Rahmen für die praktischen Fragen der Durchführung eines Rituals.

Erfahrungen in den USA belegen, dass solchen Scheidungsrituale zwar nicht sehr häufig praktiziert werden – wenn aber doch, dann geschieht dies mit fast durchwegs positiven Resultaten.
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Medium zeitzeichen
Ausgabe April 2001
Thema Scheidungsgottesdienste in der Schweiz
Autorin Constanze Straub




Während man in Deutschland noch heftig über Scheidungsgottesdienste debattiert, haben die Evangelisch-reformierten Kirchen in der Schweiz bereits auf die steigende Scheidungsrate reagiert und bieten in verschiedenen Kantonen Gottesdienste für Geschiedene an. Wie können diese gestaltet werden und welchen Sinn haben sie überhaupt?

Jutta Müller ist eine der wenigen Personen in der Schweiz, die ein kirchliches Scheidungsritual für sich in Anspruch genommen hat. Als sie 1992 nach 27 Jahren geschieden wurde, spürte sie, dass ihre Ehe mit dem Gerichtstermin nicht wirklich abgeschlossen war. “Ich litt sehr daran, ein Ehegelübde abgelegt zu haben, welches ich nicht einhalten konnte”, meint Jutta Müller rückblickend. “Durch das Zurückgeben des Versprechens in einer Kirche erhoffte ich mir, die Freiheit in meinem Leben wiederzuerlangen - und vielleicht auch den Weg zu einer neuen Beziehung zu ebnen.” Da ihr Ex-Mann schon vor der Trennung das Gespräch mit ihr abgebrochen hatte, entschloss sich Jutta Müller, das kirchliche Ritual alleine durchzuführen.

“Ich wollte vor der Gemeinde dazu stehen, dass meine Ehe misslungen ist und zeigen, wie sehr mich dies schmerzt”, beschreibt Jutta Müller ihre Motivation. Mit Anselm Burr, dem Pfarrer ihrer Gemeinde in Zürich, in der sie sich engagierte, besprach sie den Ablauf des Scheidungsgottesdienstes. Dabei ging es ihr auch darum, ihre eigenen Fehler öffentlich zu bekennen. Ihre Gedanken formulierte Jutta Müller in einem persönlichen Schuldbekenntnis, das sie im Gottesdienst verlas: “...Ich erkenne erst jetzt, dass ich mich nicht gleichviel geliebt habe wie die anderen. Nicht meinen Körper, mein Aussehen, meine Talente, nicht meine eigene Art zu sein. Dafür bitte ich um Vergebung. Und ich werfe die Scherben der Selbstverstümmelung und der Selbstaufopferung in das Meer seiner Gnade.” Auf dem Altar stand als Symbol für “das Meer des Vergessens” eine mit Wasser gefüllte Schale, in die Jutta Müller einige Tonscherben versenkte. “Es war ein Abwerfen, ein Loslassen von dem Gefühl, missbraucht worden zu sein.”

Eine weiteres Ritual im Scheidungsgottesdienst war die Salbung durch Anselm Burr. “Für mich war es ein eigenartiges Gefühl, dass ein Mann vor mir kniete und mir die Füsse salbte”, erinnert sich Jutta Müller. “Dass sich ein Kirchenmann vor einer Frau überhaupt beugte, war ein grosses Geschenk, mit dem ich nicht gerechnet hatte.” Anschliessend legte der Pfarrer ihr symbolisch ein grosses Tuch um die Schultern. “Da spürte ich, dass ich von Gott behütet und so angenommen bin, wie ich bin.” Die Rituale nahmen ihr die Schuldgefühle, die sie
emotional lange bedrückten: “Plötzlich spürte ich, dass ich zu meiner Schuld stehen durfte und sogar schuldig sein durfte.” Jutta Müller erlebte eine Art Befreiung. “In diesem Moment fühlte ich mich in der Kirche angenommen, und das war ungeheuer heilsam für mich.”

In den letzten Jahren haben insgesamt fünf Evangelisch-reformierte Kantonalkirchen ihre Kirchenverfassung geändert und so die Möglichkeit geschaffen, dass Betroffene wie Jutta Müller ein Scheidungsritual mit dem Segen der Kirche durchführen können. Die Evangelisch-reformierte Kirchen Bern-Jura, die grösste der Kantonalkirche der Schweiz, änderte ihre Kirchenordnung 1999. Jedoch ist in den gesetzlichen Grundlagen allgemeiner die Rede von “Segnungsfeiern für Menschen in besonderen Lebenslagen”, die für Geschiedene genauso durchgeführt werden können wie für Eltern, deren Kind tot geboren wurde, für Menschen, die Jubiläen feiern oder an einer schweren Krankheit leiden. Gottesdienste für diese Zielgruppen waren in den Kirchenparlamenten nie wirklich umstritten, obwohl sie bisherige kirchliche Handlungen wie Taufe und Konfirmation zumindest in Frage stellen. Heftige Auseinandersetzungen gab es einzig über die Segnungsfeiern für homosexuelle Paare, so dass die Einführung der Scheidungsgottesdienste ein Randthema blieb und erstaunlicherweise in der Schweiz nie öffentlich theologisch oder moralisch hinterfragt wurde.

Die Landeskirche des Kantons Graubünden beispielsweise hält in ihren Richtlinien zu den “Kirchlichen Handlungen” zur Begründung der Einführung von Scheidungsgottesdiensten im Mai 2000 sachlich knapp fest: “Unter sich verändernden gesellschaftlichen und lebensgemeinschaftlichen Bedingungen sind Fürbitte und Bitte um Gottes Segen unter anderem für Situationen von Trennung oder Scheidung möglich.” Über die Einzelheiten des Rituals entscheidet der Vorstand der zuständigen Kirchgemeinde in Absprache mit den Betroffenen. Die Vorbereitungen und die Durchführung der Feier soll, so die Kirchenleitung, basieren auf “der Suche nach Sinnorientierung unseres Seins und Handelns, auf der Einsicht und Würdigung der Endlichkeit unseres Lebens und auf der Erfahrung von und der Hoffnung auf Vergebung”:

Denn die Evangelisch-reformierte Kirche des Kanton St. Gallen hatte bereits 1998 beschlossen: “Wer ein Pfarramt bekleidet, kann Gottesdienste mit Gemeindemitgliedern in besonderen Lebenssituationen feiern. Diese Gottesdienste müssen in eine seelsorgerliche Begleitung eingebettet sein und einem inneren Bedürfnis entsprechen.” Als besondere Lebenslagen gelten auch hier Adoption, Schuleintritt, Pensionierung, homosexuelle und heterosexuelle Partnerschaften sowie die Ehescheidung. In dem 32-seitigen Liturgiehandbuch, das die St. Galler Kirchenleitung im September 2000 herausgegab, wird der mögliche Ablauf eines Scheidungsgottesdienstes vorgestellt. Es wird empfohlen, dass bei dem Anlass möglichst auch die näheren Verwandten, Kinder und Freunde anwesend sind. Wenn sich nicht beide Teile des geschiedenen Paares einen Scheidungsgottesdienst wünschten, könne es trotzdem sinnvoll und hilfreich sein, dem Wunsch des Einzelnen nachzugehen. Vor allem dann wenn die Ehe mit einer kirchlichen Trauung begonnen wurde.

Während Gottesdienste für Geschiedene in der Schweiz erst seit rund drei Jahren kirchenrechtlich möglich sind, wurden in theologischen Fachzeitschriften der USA schon Ende der 60er Jahre Scheidungsrituale erwähnt und bereits 1986 erschien das erste offizielle Liturgiebuch der "United Church of Christ”, das ein Scheidungsritual enthielt. Fünf bis zehn Prozent der Pfarrer in den USA benutzen die Liturgie und berichten fast ausschliesslich von positiven Erfahrungen. Dies ergab eine Umfrage des Schweizer Theologen Andrea Marco Bianca, der an einer Dissertation über verschiedene Modelle von Scheidungsritualen arbeitet. Seinen Informationen nach hat auch die britische “Unitarian Church” ein offizielles Liturgiebuch namens “Celebrating life” mit einem Scheidungsritual herausgegeben, ebenso die “Anglican Church of Canada”. Letztere steht liturgisch der römisch-katholischen Kirche nahe, was sie aber nicht daran hindert, ein Liturgiebuch mit dem unmissverständlichen Titel “At the Ending of a Marriage” zu veröffentlichen.

Bianca sieht in dem liturgischen Angebot eine seelsorgerliche Hilfestellung, entstandene Wunden bei bereits geschiedenen Paaren zu heilen und so den Wiederaufbau einer guten Beziehung zu unterstützen. Es gehe keineswegs um die «Ermunterung» zur Ehescheidung, sondern um eine konstruktive, möglichst würdevolle Trennung vor dem Altar - dem Ort, wo die Ehe auch begonnen hat. Oftmals entsteht der Wunsch jedoch nur bei einem der Partner, oder besser gesagt: wenn, dann ist es die Partnerin, die sich einen Scheidungsgottesdienst wünscht. “In den meisten Fällen ergreift die Frau die Initiative zur Scheidung und ist ihrem Partner auch insofern einen Schritt voraus”, erklärt Andrea Marco Bianca. Der geschiedene Mann sei hingegen häufig nicht fähig oder bereit, öffentlich zu der Scheidung zu stehen, da diese in der Öffentlichkeit vielfach noch als Scheitern beurteilt wird.

Für Scheidungsgottesdienste empfiehlt Andrea Marco Bianca keine fest vorgegebenen Abläufe wie andere Theologen dies tun, weil das Ritual von den Bedürfnissen der Partner und den individuellen Erfahrungen abhänge. “Steht im Vorgespräch die Schuldfrage im Zentrum, sollte der Pfarrer beim Ritual auf Schuld und Vergebung besonderes Gewicht legen. Falls ein Paar allerdings von einer Befreiung spricht, sollte der Akzent der Loslösung und der Freigabe für ein neues Leben im Mittelpunkt stehen.”

Das kirchengeschichtliche Verständnis von Schuld dürfe bei einem solchen Gottesdienst vom Pfarrer oder der Pfarrerin nicht auf die Geschiedenen übertragen werden. Es gehe vielmehr darum, therapeutische Aspekte zu berücksichtigen und die Schuldfrage nicht an der Scheidung aufzuhängen, sondern die Fehler und die Schuld dort zu suchen, wo sie tatsächlich entstanden sind: zum Beispiel bei dem Entschluss zur Heirat oder beim Prozess des Auseinanderlebens, der schliesslich zur Scheidung geführt hat. Bianca wehrt sich gegen die Vorstellung, dass eine Scheidung Sünde sei, da “Gott am emotionalen und spirituellen Wachstum der Menschen” interessiert sei. Und wenn dieses Wachstum im Zusammenleben zweier Personen unmöglich sei, dann müsse das Paar getrennte Wege gehen. “Das individuelle Wachstum eines Menschen zählt ethisch betrachtet eben soviel wie ein Eheversprechen.” Viele Menschen dächten bei einer Scheidung zunächst an den Bibelvers ”Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen”. Bianca kritisiert diese alte Trauformel und wertet es als “gewagte Variante”, dass ein Pfarrer das göttliche Zusammenfügen bei einer Hochzeit definiert: “Wer gibt einem Pfarrer das Recht, sich ein Urteil darüber zu erlauben, ob diese Menschen tatsächlich von Gott zusammengefügt wurden?”

Doch kann ein Pfarrer oder eine Pfarrerin überhaupt Gottes Segen zu einer Scheidung geben? “Auf den ersten Blick nicht”, antwortet der Theologe. “Denn man meint, die Kirche sei dafür verantwortlich, dass Paare sich nicht scheiden und dass Ehen auf Biegen und Brechen zusammenzuhalten sind.” Dies sei aber keinesfalls Sinn und Ziel einer Ehe. Wenn die christliche Grundhaltung, die in Glaube, Liebe und Hoffung ihren Ausdruck findet, trotz aller ernsthaften Versuche nicht als Paar gelebt werden kann, müsse die Kirche die Entscheidung der Trennung mittragen. Die gängige Praxis der Kirche sei nicht glaubwürdig, kritisiert Bianca. “Die Kirche bietet, ohne gross nach den Voraussetzungen des Paares zu fragen, Heiratsrituale an und wäscht sich auf der anderen Seite die Hände in Unschuld, wenn es zur Scheidung kommt. Dann ist man plötzlich nicht mehr dazu bereit, die Menschen in ihrer schwierigen Situation mit einem Ritual zu begleiten.”

Mit anderen Worten, die Kirchen entziehen sich eigentlich ihrer Verantwortung. “Pointiert ausgedrückt, ja”, meint der Pfarrer. Viele seiner Kollegen zeigten wenig Verständnis für die Thematik. Dies hänge vor allem mit der einseitigen Bibelauslegung zusammen. “Von einem klaren Scheidungsverbot ist lediglich im Markusevangelium die Rede.” Bereits im Matthäusevangelium wird von einer “Unzuchtsklausel” gesprochen, die sich auf Ehebruch bezieht, und Paulus erwähnt später die “Glaubensklausel”. Gemeint sei damit, so Bianca, dass “zwei Menschen in der Frage nach dem Ziel des Lebens keinen gemeinsamen Nenner mehr finden können” – was ein häufiger Grund für Ehescheidungen ist.


Reichen aber all die aufgeführten Argumente aus, um Paaren in einer Kirche den Segen zu ihrer Scheidung zu geben? Andrea Marco Bianca: “Die Kirche gibt ja nicht den Segen zur Scheidung an sich, sondern sie segnet die beiden Menschen, die als Geschiedene weiterleben müssen.”

• Rituelle Handlungen können helfen, Lebensübergänge bewusst abzuschliessen und neuen Raum für die Zukunft schaffen – und das gilt auch für den Abschluss einer Ehe. Das Ritual solle in einem geschützten, intimen Rahmen stattfinden, weshalb Bianca den Sonntagsgottesdienst für wenig geeignet hält. Eine mit Wasser gefüllte Schale als Zeichen für die vergossenen Tränen, das Zurückgeben der Traubibel oder das Einschmelzen der Ringe seien mögliche hilfreiche Symbole während der Zeremonie. Der Dank für die gelungenen Zeiten einer Ehe dürfen nach Biancas Meinung genauso wenig fehlen wie eine Form der Aufarbeitung schwerer Ehephasen. “Die psychologische Loslösung der Partner geschieht erwiesenermassen nicht mit der juristischen Scheidung und ist so gesehen eine wichtige Funktion des Scheidungsgottesdienstes.”
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