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Was haben wir von den modernen Schwärmern zu erwarten ?


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Rolf

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Was haben wir von den modernen Schwärmern zu erwarten ?



Erfahrungen, Überlegungen und Einsichten von Alexander Seibel:


Ich war naiv! Roger Schutz, der Gründer des Ordens von Taize, erklärte öffentlich: „In jedem menschlichen
Wesen wohnt der Heilige Geist“ (idea Spektrum Nr. 5/97, S. 4). Ich meinte, nun wisse auch der ahnungsloseste
Christ, dass dies vielmehr New Age oder Mystizismus ist, aber nicht die biblische Botschaft sein könne. Taize
sollte für Evangelikale kein Thema mehr sein. Fehlanzeige. Das Tre ffen von Taize in Stuttgart Ende 96 und in
Wien Ende 97 fand überwiegend positive Echos und gerade auch von offiziell evangelikaler Seite gab es nur
wohlwollende Kommentare. Roger Schutz rufe die Leute zu Gott und wirke eben auf seine Weise. Außerdem sei
die mystische Stille des Ordens von Taize für unsere Spiritualität besonders wertvoll.

Ich war naiv! Martin Bühlmann erklärte im Zusammenhang mit dem Toronto-Segen, weil auch Ungläubige die
gleichen Erfahrung machen: „Wir werden stark an die Verheißung in Joel erinnert. Der Geist Gottes soll auf
alles Fleisch fallen, was für uns so viel bedeutet wie auf alle Menschen. Es besteht nicht notwendigerweise eine
Voraussetzung des Glaubens“ („Ufgstellt“ Okt. 94). Nach diesem Offenbarungseid, so meinte ich, würde nun
wiederum der naivste Schwärmer merken, dass dies nicht gut der Geist Gottes sein kann, sagt doch Jesus
ausdrücklich, dass die Welt ihn nicht empfangen kann. Es wäre eine einmütige Abgrenzung der Schweizer
Evangelischen Allianz von so offensichtlicher Irrlehre zu erwarten. - Fehlanzeige: Martin Bühlmann hat nach
wie vor eine der einflussreichsten Gemeinden in Bern und ist für Christian Schwarz sogar ein “Prototyp des
Gemeindebauers“ (Christian A. Schwarz „Die dritte Reformation“.)

Ich war naiv! Die ersten Meldungen über den Toronto-Segen lauteten, wie, wiederum in der Gemeinde von
Martin Bühlmann, ein Teilnehmer vier Tage lang „unaufhörlich gezuckt“ habe (idea Nr. 7 1/94). So meinte ich,
darüber brauche man kein Wort mehr verlieren. Auch der unterbelichtetste Christ würde dies durchschauen und
merken, dass so etwas nicht von Gott sein kann. Fehlanzeige: Dies sei ein Wirken Gottes und man müsse dies
differenziert sehen. Eine primitive Schwarzweißmalerei helfe nicht weiter.

Ich war naiv! Als die Schlüsselfiguren des Toronto-Segens, Rodney Howard-Browne und Benny Hinn
erklärten, wie sie angeblich von Gott gezeigt bekommen haben, wie sie den Heiligen Geist durch Anhauchen
weitergeben können, dass nun auch faktisch jeder merken müsste, wie hier eine Instrumentalisierung und
Verfügbarkeit des Heiligen Geistes propagiert wird. Fehlanzeige: Etwas, das so viele Christen erfasst und
Gläubige positiv verändert, könne nicht grundsätzlich falsch sein. - außerdem dürfe „nicht daran gelegen sein,
das Toronto - Phänomen unter Dämonie-Verdacht zu stellen“ (idea Schweiz 1/95).

Ich war naiv! Heinrich Christian Rust kommentierte den Toronto-Segen mit Berufung auf Joh. 16,12-14, wo
Jesus feststellt, ’ich habe euch noch vieles zu sagen...‘ erklärte er: „Es stellt sich die Frage, was denn das ‘vieles‘
am Anfang der Aussage bedeutet... In diesem Wort mag eine biblische Verankerung dafür zu finden sein, dass
es Wirkungsweisen des Heiligen Geistes gibt, die uns in der Heiligen Schrift nur ansatzweise berichtet werden,
heute aber eine größere Ausbreitung finden“ (idea Spektrum 27/94).
Diese Stellungnahme, auch in “dran“ abgedruckt, läuft zum Teil verblüffend parallel, bis hin zum Zitieren der
gleichen Bibelstellen, mit den Darlegungen der frommen Spiritisten (z.B. Universelles Leben), u m ihre neuen
Offenbarungen zu rechtfertigen. So meinte ich naiv, nun werde man erkennen, wie dieser Mann sowohl
diakritisch wie exegetisch inkompetent ist. Es sei anzunehmen, dass man ihn aus den Verkehr zieht oder aus
etwaigen einflussreichen Posten entfernt. Fehlanzeige: Solche Minusleistungen scheinen kaum noch jemanden
zu beunruhigen. Heinrich Christian Rust ist heute Leiter der Heimatmission der Baptisten und verantwortlich für
den deutschen Zweig der Promise Keepers. Es erinnert an die Aussage von Dekan Rolf Sauerzapf, der zur
Honorierung der politisch linkslastigen Falschpropheten feststellte: „Bedauerlich ist natürlich, dass die, die sich
geirrt haben, gerade oft erst nach der Wiedervereinigung hohe Ämter erhalten haben, so als ob falsche Prophetie
in der Kirche geradezu noch belohnt würde“ (idea Spektrum 50/97). Falsche Prophetie wird leider heute fast
weltweit belohnt, nicht nur in der Landeskirche.

Ich war naiv! Die Zeitschrift Charisma berichtet, wie Immanuel Malich, Chefredakteur der Lehrzeitschrift Der
Auftrag von ’Jugend mit einer Mission’ durch den Toronto-Segen einfach ’wegsegelt’, wobei seine Hände
zittern, das Kinn wackelt und er heftig pusten muss. „Das erwähnte ‘Pusten‘ erlebte ich als Reaktion auf eine
Berührung des Heiligen Geistes in der Magengrube“ (Charisma, Nr. 92). Dies ist nun so offensichtlich eine
Parallele zu den Okkultphänomenen von Yogis und Schamanen, die gerade in diesem Energiebereich des
Magens (Chakra) die Interaktion der Geister wahrnehmen, dass es nun offenbar sein müsste, welcher Geist
wirklich hinter JMEM steht. Eine Bewegung, die in den letzten Jahrzehnten praktisch alle Irrströmungen in das
evangelikale Lager eingeschleust hat. Fehlanzeige: JMEM ist ein reich gesegnetes Missionswerk und wenn wir
auch nicht immer allem zustimmen können, soll man sich vor Pauschalierungen hüten. Außerdem, wer heute
große Zahlen und Erfolge aufweisen kann, hat offensichtlich auch recht.

Ich war naiv! Es gibt jede Menge Bilder und Karten die zeigen, wie der jetzige Papst vor der Schwarzen
Madonna niederkniet. Noch dazu ist die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Anbeten (proskyneo), vor
jemanden die Knie beugen. So meinte ich, sei auch dem blauäugigsten Protestanten bewusst, vor allem aber den
Evangelikalen, dass dies Götzendienst ist, und die Bibel erklärt nun einmal keine Gemeinschaft mit den
Götzendienern zu haben. Irrtum: Der Papst gilt für viele Evangelikale, besonders in den USA, als vorbildlicher
Bruder, der ein Geschenk Gottes ist.

Ich war naiv! Derselbe Papst sprach einen sonderbaren Frommen nach dem anderen zuerst selig und dann
heilig. Das, so meinte ich, würde den Zorn der Protestanten, deren Name ja ihre Einstellung zu Rom verrät,
heraufbeschwören und dies als blasphemische Anmaßung brandmarken. Irrtum: Bezüglich dieser
selbstherrlichen Handlungen des Bischofs von Rom herrscht ein großes Schweigen.

Ich war naiv! Ich glaubte, dass jemand wie Aimee Semple McPherson keine Anhänger um sich scharen und
Einfluss ausüben könnte, jedenfalls ernstzunehmenden. Diese Frau, Gründerin der Four Square Gospel, war
mehrmals verheiratet (auch die dritte Ehe wurde bald geschieden), mehrmals in der Psychiatrie und beschrieb
selbst ihre Liebesaffären und ihre ’göttlichen Führungen’ in einer Artikelserie, die sie in einer auflagestarken
Tageszeitung veröffentlichte (Hutten: Seher, Grübler, Enthusiasten, S. 307). Hier sollte man auch bei größter
Ahnungslosigkeit merken, dass dies nicht der Geist Gottes ist, der durch diese Frau gewirkt hat. Schließlich
erkennt man ja bekanntlich an der Frucht den Baum. Fehlanzeige: Die Foursquare Gospel ist eine besonders in
Südamerika schnellwachsende, weltweit an Einfluss gewinnende Bewegung, deren bekanntester Repräsentant
vielleicht Jack Hayford in Los Angeles ist. Er war es, der beim Lausanner Kongress in Manila 1989 versuchte,
einen Paradigmenwechsel herbeizuführen und die Zuhörerschaft aufforderte, sich dem Geist (welchem?) zu
öffnen. Gemäß „Dictionary of the Pentecostal and Charismatic Movement“ war Aimee McPherson „die
herausragendste Führerin. die je die Pfingstbewegung bis heute hervorgebracht hat“.

Ich war naiv! Benny Hinn erklärte öffentlich, wie er seine Ausrüstung mit Kraft am Grab von Aimee
McPherson empfangen habe: „Ich fühlte eine grandiose Salbung. . . ich zitterte am ganzen Körper... zitterte unter
der Kraft Gottes. . . Oh Gott, sagte ich, ich fühle diese Salbung . . . Ich glaube, die Salbung muss über Aimees
Leib geschwebt haben“ (in einer Predigt vom 7. April 1991). Nun, so meinte ich, sollte eigentlich jeder wissen,
dass dies Spiritismus, einer frommer Totenkult und nicht der Heilige Geist ist. Irrtum: Benny Hinn (obwohl
einige nach seinem Auftritt in der Schweiz, Basel aufgewacht sind) ist inzwischen der führende
Fernsehevangelist Amerikas, jedenfalls was Heilungsshows angeht, mit einem millionenschweren Einkommen.

Ich war naiv! Bonnke erklärte, wie Gott ihm gesagt haben soll: „Meine Worte sind in deinem Mund genauso
mächtig wie Meine Worte in Meinem eigenen Mund“ (Ron Steele, „Die Hölle plündern“, Leuchter Verlag,
Erzhausen 1986). Bei der Feuer-Konferenz in Frankfurt brüllte er gleich siebenmal hintereinander ins
Mikrophon: ‘I release the fire of the Holy Ghost, (Ich setze das Feuer des Heiligen Geistes frei)“
(Videoaufzeichnung über die Feuer-Konferenz). So meinte ich, wie nun auch der blauäugigste Schwärmer
erkennen sollte, dass dies mehr an Größenwahn denn an die Demut Christi (Phil. 2) erinnert. Fehlanzeige: Der
Mann, dem Gott angeblich gezeigt hat, wie er nicht mehr Menschen, sondern Völkerfischer ist, findet immer
mehr Anklang auch im evangelikalen Bereich. Mit der ihm eigenen Bescheidenheit erklärte er, wie sich bei ihm
1 Million Menschen bekehrt haben (idea Spektrum 20/97).

Ich war naiv! Beim Gebetsmarsch in Berlin, Mai 1992, lud Keith Warrington den „Heiligen Geist“ nach
Deutschland ein, da er angeblich am Beginn dieses Jahrhunderts wegen der Berliner Erklärung aus Deutschland
vertrieben worden war (Charisma, Nr. 81). Berthold Becker, Leiter von Fürbitte für Deutschland. erklärte bei
einem Treffen in Kassel, man solle in die verschiedenen Himmelsrichtungen rufen „Heiliger Geist, komme über
Deutschland“. Ich meinte, nun sollte auch der toleranteste Fromme merken, wie hier ein Machbarkeitswahl
vorliegt, der auf einem magischen Weltbild gründet. Es sei anzunehmen, dass man sich von Vertretern solch
eines falschen Gottesbildes distanzieren würde. Fehlanzeige. Der Schultersch1uß gerade mit diesen Leuten ist
mondän geworden und wird systematisch vorangetrieben. Die Warnung des Apostels Paulus „Ziehet nicht am
fremden Joch (2. Kor. 6,14)“ ist im Zeitalter des Pluralismus nicht sonderlich gefragt. Fast hat man den
Eindruck, dass man heute konsequent genau das Szenario durchzieht und die Tat umsetzt, das er so eindrücklich
aufzeigt und zu verhindern sucht (Verse 15-16).

Ich war naiv! Heidenreich sammelte Abendmahlsreste und vergrub sie in der Mongolei, was für ihn eine
Segnungshandlung bedeutete. Er bejaht voll den Toronto-Segen, preist seine Powerwiese an, wo die Teenager
reihenweise zurückfallen und spricht sogar im Zuge der neuen Technowelle von „Rave 4 Christ“ bzw. „Tanz den
Techno für den Herrn“ und von „Eternal Rave“ (Champ 3/96). So meinte ich, sollte ein normaler Evangelikaler
erkennen, wie hier nicht nur ein magisches Weltbild vorliegt, sondern auch ein fremder Geist am Wirken ist. Es
war anzunehmen, dass die Evangelikalen um diesen Irrgeist einen großen Bogen machen würden. Fehlanzeige:
Der Schmusekurs mir dem anderen Geist ist heute voll angesagt. Die Verbrüderung läuft auf hoher emotionaler
Welle Diese Generation hat auch keine Berührungsängste mehr. Ähnlich wie man im Sichtbaren sich immer
wahlloser vermischt und es auf sexuellem Gebiet kaum noch Schranken gibt, so ist auch im Geistlichen heute
kaum noch Abgrenzung feststellbar.

Ich war naiv! Im Rahmen von evangelistischen Angeboten beim Kirchentag war zu lesen, wie Roland Werner
dort in Leipzig verkündigte. Es wurde ein Abendfestival organisiert. Mit von der Partie war eine Tanzgruppe.
Die Marburger Tanzgruppe „Imago Dei“ deutet - zu modernen Rhythmen vor einem Kreuz tanzend -
wegweisend nach oben“ (idea Spektrum 26/97). Ich meinte, es sollte ein Erschrecken bei den Evangelikalen
darüber geben, dass man nun soweit ist, vor dem Kreuz herumzutanzen. Die heiligste Stätte der Christenheit,
auch wenn nur symbolisch dargestellt, wo der Gottessohn ein schreckliches Ende erlitt, der Ort für Tanz und
Herumspringen? Sind wir wirklich schon so degeneriert? Nun müsste ein Aufschrei zu erwarten sein.
Fehlanzeige: Der Aufschrei blieb nicht nur aus, keine kritische Stimme regte sich. Ganz im Gegenteil, dies gilt
heute als besonders progressiv und die Jugend ansprechend. Roland Werner und sein Team gelten als
Speerspitze moderner Evangelisation, jedenfalls für eine postmoderne Generation. Es ist, wie einmal Dr.
Huntemann konstatierte: „Diese Generation kann einen nüchternen Glaubenswandel nicht mehr ertragen. Sie
braucht eine religiöse Sinnlichkeit bzw. sinnliche Religiosität“. Gerade dies wird ihr heute überreichlich
angeboten, denn schließlich möchte man ja nicht als altmodisch gelten.

Ich war naiv! Die Sprache der Jesus Freaks ist so abstoßend und der Gosse entnommen, dass, so meinte ich,
man nun doch merken müsste, wie dies unmöglich einem Geist unterstellt werden kann, der heilig ist. Irrtum:
Die Jugend ist heute anders, und man muss sich eben anpassen. Schließlich wurde ja Paulus auch dem Juden ein
Jude und dem Griechen ein Grieche (wie es gewöhnlich zitiert wird und so gar nicht dasteht).

Ich war naiv! John Wimber, inzwischen verstorben, berichtete, wie ihm die Beine wegrutschten, als er das
Wort Heiliger Geist erwähnte (Aus: Die Dritte Welle des Heiligen Geistes). An anderer Stelle konnte man sogar
von John Wimber lesen, „Manchmal bekomme ich Schmerzen in verschiedenen Teilen meines Körpers, das
zeigt mir an, welche Krankheiten Gott bei anderen heilen will“. Nun müsste es, so glaubte ich, offenbar sein,
welche Kraft hinter ihm stand, dass er ein in evangelikale Wolle gekleideter Geistheiler war. Irrtum: Wer so
charmant lächelte und lieb war, konnte nur vom Heiligen Geist erfüllt sein. „Aufatmen“ stellte ihm eine
einflussreiche Plattform zur Verfügung.
Im oben erwähnten Buch „Vollmächtige Evangelisation“ zitierte Wimber auch Ignatius von Loyola als Beleg für
übernatürliche Kraft in der Kirchengeschichte. Sogar Lourdes wurde von ihm als Ort geistlicher Vollmacht
aufgelistet. Gegenüber dem Erzbischof von Anaheim erklärte Wimber : „Ich möchte mich bei Ihnen im Namen
aller Protestanten entschuldigen, dass wir die katholische Kirche verlassen haben und für die Dinge, die wir über
Sie und die Kirche gesagt haben“ (D. Hunt „Occult Invasion“ S. 687). Wiederum meinte ich, sollte es offenbar
sein, dass dieser Mann keinen Durchblick hatte. Fehlanzeige: Die Durchblickslosen feierten ihren
Durchblickslosen.

Ich war naiv! Agnes Sanford berichtete, wie die Geister der Verstorbenen durch uns angeblich wirken und so
einen Kraftzustrom vermitteln („Heilendes Licht“, Ökumenischer Verlag Edel, S.152). Dies ist, so meinte ich für
jedermann klar erkennbar, wiederum frommer Spiritismus. Fehlanzeige: Sie war eine der einflussreichsten
angeblich evangelikalen Schriftstellerinnen Amerikas. Einer ihrer Schüler, der auch ihre
Visualisierungstechniken übernommen hat, ist Richard Foster. Seine mystischen Erfahrungen werden in der
Zeitschrift „Aufatmen“ buchstäblich wärmstens empfohlen. Sein „Gebet beim Kaffeetrinken“ ist ein
Paradebeispiel für diese Sanfordsche Mystik (Aufatmen, Nr. 1/96, S. 52).

Ich war naiv! Der Jesuit Fred Ritzhaupt (inzwischen hat er den Orden verlassen) erzählte, wie er seine Umkehr
bei den ignatianischen Exerzitien erlebte. Ignatius von Loyola war der Gründer des Jesuitenordens, der Orden,
der die meisten protestantischen Gläubigen verfolgt, bekämpft und umgebracht hat. Nur die Kommunisten haben
noch mehr Christen getötet. Weiter sagte Ritzhaupt: „Durch viele Kontakte, vor allem im Ausland, wurde mir
bewusst, dass sich meine Exerzitienerfahrung lückenlos in das einfügen lässt, was weltweit heute als ein
geistgewirkter Aufbruch (gemeint ist die charismatische Erneuerungsbewegung, Anm.) innerhalb der
Christenheit festzustellen ist“ (aus Charisma, Jesus-Haus Düsseldorf; Sonderausgabe, S. 206). Nun sollte es
offenbar sein, so meinte ich jedenfalls, welch ein Geist hinter dieser Bewegung steht und warum Charismatiker
so problemlos mit der katholischen Kirche zusammenarbeiten können. Fehlanzeige: Wer heute noch vor dieser
Bewegung warnt, ist ein unverbesserlicher Betonkopf. Sie ist nach genereller Meinung eine unglaubliche
Bereicherung für die Gemeinden, obwohl sie, nach eigenem Zeugnis, die meisten Gemeinden in diesem
Jahrhundert gespalten hat.

Ich war naiv! Phil Elsten von den „Kansas City Propheten“ forderte beim Seminar zum Thema „Der
prophetische Dienst“ beim Gemeindekongress 1993 in Nürnberg das anwesende Publikum auf, man möge ihm
die Handflächen zeigen. Gott würde dadurch besondere Einsichten geben. Nun meinte ich, sei wiederum auch
dem vernebeltsten Schwärmer klar geworden, dass dies Wahrsagerei und nicht biblische Prophetie ist. Friedrich
Aschoff, Leiter dieses Seminars, sollte, so könnte man erwarten, beschämt bekennen, dass man einem Wahrsager
auf den Leim gegangen ist. Auch der Leiter dieser Propheten, Mike Bickle, war anwesend. Er berichtete, wie er
ein Brennen in der Magengegend und ein Heißwerden seiner Hände spürte. Dies war für ihn das Zeichen, dass
das „Feuer Gottes“ unter den Seminarteilnehmern wirken werde (W. Bühne, fest und treu, Nr. 65/94). John Paul
Jackson., ebenfalls auf diesem Seminar und „bewährter“ Prophet, erklärte der Los Angeles Times ohne mit der
Wimper zu zucken, wie er die Fähigkeit habe, Gott zu riechen, “Gott duftet nach Rosen“ (Power Religion,
Moody Press, 1992). Wer sollte da noch zweifeln, welche Mächte hier wirklich im Spiel sind?
Fehlanzeige: Diese Hellsehereien waren für die Kongressteilnehmer natürlich göttliche Charismen. Mike Bickle
steht hoch im Kurs und schreibt von dem zärtlichen Gott, der für uns Leidenschaft und Zuneigung hat (Mike
Bickle, „Keine Angst mehr vor Gott“, „Aufatmen“, Sommer 1996).

Ich war naiv! Als das Enneagramm auf den Markt kam, wurde offen zugegeben, wie es gar nicht aus
christlichem Hintergrund stammt, sondern aus islamischem. Der berühmte Kaukasier Gurdjew war so davon
begeistert, steht stolz im Vorwort, dass er eigene Tanzschritte dazu entwickelte. Gurdjew gilt nach Alister
Crowley als der größte Okku ltist unseres Jahrhunderts. Nun also ist es offensichtlich, welcher Geist dieses Buch
inspiriert hat. Fehlanzeige: Es wurde zum Bestseller innerhalb der Evangelikalen und wurde u.a. von der
Pilgermission verkauft wie die warmen Semmeln.

Ich war naiv! Richard Rohr, Mitherausgeber von dem Enneagramm, erklärte wörtlich: “Die Inkarnation ist
bereits die Erlösung“ (Der nackte Gott, Claudius Verlag München, 1987). Also nicht der Tod am Kreuz, sondern
allein schon die Menschwerdung Jesu. Nun also, so glaubte ich, ist es für jeden erkenntlich, dass es sich hier um
ein anderes Evangelium handelt, das unter dem „Anathema“ des Paulus (Gal. 1,8) steht.
Fehlanzeige: Richard Rohr, damals vom Magazin „Punkt“ wärmstens empfohlen, ist ein lieber Bruder in
Christo, dessen Bücher zum Renner wurden...

Ich war naiv! Martin Luther King wurde lange Zeit als großes Vorbild gehandelt. Seine besondere Hingabe galt
aber nicht nur den Unterdrückten, sondern auch fremden Frauen. So hat er schließlich selber zugegeben: „Ich bin
bis zu 27 Tage im Monat von zu Hause weg, und Fucking ist schließlich eine Form der Angstreduktion“ (Die
Schweizer Zeitschrift Weltwoche, 21 5. 87). Dies sollte nun, so meinte ich, besonders den Evangelikalen die
Augen öffnen und man sollte nach anderen Vorbildern Ausschau halten.

Fehlanzeige: Nach wie vor wird Martin Luther King wie ein Heiliger und großer Mann Gottes gehandelt.
Andreas Malessa klagte gar, “man habe eines der größten christlichen Vorbilder der Nachkriegszeit besudelt.“
Die Zeitschrift „Gemeindewachstum“ im Zusammenhang mit dem Gabentest verstieg sich sogar zu der
Behauptung: “Seine Glaubenskraft veränderte Amerika: Martin Luther King“ (Nr. 51, Heft 4/92). Vielleicht
sollte man die Bild umschreiben. Nicht die Ehebrecher und Unzüchtigen werden von Go tt gerichtet, sondern die,
die sich nicht aktiv für Gesellschaftsveränderung einsetzen.

Ich war naiv! Peter Wagner berichtete unter dem Titel „Territoriale Geister und Weltmission“ im
Zusammenhans mit sog. Geistlicher Kampfführung, wie es im Bermuda-Dreieck spukte, weil in der Zeit der
Sklavenhändler dort so viele Sklaven umkamen, bzw. über Bord geworfen wurden. Ein Missionsarzt fühlte sich
gedrungen, eine Eucharistiefeier nur dem Ziel abzuhalten, die unzeitgemäß verstorbenen Seelen zu befreien.
„Als Resultat davon wurde der Fluch aufgehoben“ (Evangelical Missions Quarterly, Juli 89). Nun, so meinte ich,
sollte es für jeden Evangelikalen offensichtlich sein, dass dies eine Totenmesse ist und nichts mit biblischer
Theologie zu hat. Peter Wagner, der noch dazu sein Haus mehrmals salbt, um böse Geister abzuwehren, würde
keinen Einfluss mehr haben in den evangelikalen Kreisen, bestenfalls bei Katholiken, die ja mit Totenmessen
vertraut sind.

Fehlanzeige: Peter Wagner ist angeblich die herausragende Kapazität für Gemeindewachstum. Die arrivierten
Evangelikalen sitzen andächtig zu seinen Füßen. Magie und frommer Spiritismus im akademischen Gewand ist
offensichtlich anders zu beurteilen und darf nicht so primitiv klassifiziert werden.

Ich war naiv! Das „Dictionary of the Pentecostal and Charismatic Movement“, das der Pfingstbewegung
durchaus nicht abgeneigt ist, erwähnt, wie angeblich Jesus, angezogen als Feuerwehrmann, Yonggi Cho
erschien. (“Jesus appeared to him later in the night dressed as a fireman, called him to preach, and filled him
with the Holy Spirit”, Zondervan Publishing House, 1988). Jetzt, so meinte ich, müsste man eigentlich bei
größtem Wohlwollen erkennen, welchem Jesus und Geist dieser Mann wirklich dient. Auch warum Peter
Wagner solch magische Ansichten vertritt, der seine Geistestaufe durch David (früher Paul) Yonggi Cho erhalten
hat.

Fehlanzeige: Wer die größte Kirche der Welt aufgebaut hat, muss unter dem Segen Gottes stehen. Nach seiner
Namensänderung von Paul zu David Yonggi Cho bat ihn „die weltweite Organisation der Assemblies of God, ihr
Präsident zu werden“ (Gemeinde Erneuerung, Nr. 47, 1/93). Pfarrer Urs Schmid bezeichnet ihn in einem
kürzlich erschienen Bericht sogar als "Altmeister des Gemeindebaus“ ( idea Magazin Nr. 17/97).

Ich war nai v! Christian Schwarz erwähnt in seinem “Gabentest“ nicht nur Agnes Sanford, sondern natürlich
auch Peter Wagner und John Wimber als begnadete Charismatiker. Wimbers Hellseherei - “er sieht bisweilen
Buchstaben auf der Stirn seiner Gesprächspartner“ (Der Gabentest, 1989) -, ist für ihn göttliche Prophetengabe.
Dabei könnte man gerade über Wimbers Falschprophetien Bände schreiben. Der große Missionar Ludwig
Nommensen wird (zurecht) als Beispiel für die Gabe des Glaubens genannt, gemeinsam mit dem notorischen
Ehebrecher Martin Luther King. Es ist dieser „Gabentest“ ein Dokument der Durchblickslosigkeit, solch
freiwillige Geistabdankung, dass er bestenfalls, so meinte ich, als Negativbeispiel dienen könnte.

Fehlanzeige: Der Gabentest wird von allen möglichen, sich evangelikal nennenden Kreisen und
Theologiestudenten ehrfurchtsvoll wie eine Quelle der Inspiration herumgereicht.
Besonders naiv ist, wer meint, die Bibel habe heute noch Autorität. Man ist bestens an den Zeitgeist angepasst
und hat seine eigenen Maßstäbe gesetzt. Wer denkt, dies sei übertrieben, der beachte nur einmal, wie heute die
Frauenfrage behandelt wird, auch von den Kreisen, die sich angeblich nach der Bibel richten. Schon Tozer klagte
vor einigen Jahrzehnten, wie Christus so gut wie keine Autorität mehr unter denen habe, die sich nach Seinem
Namen nennen. Besonders naiv ist, wer meint, es werde sich noch etwas ändern und die Gläubigen wären
dankbar für das Aufzeigen dieser Häresien. Im Gegenteil. Man stört den konfessionellen Frieden, ist negativ
und offensichtlich kritiksüchtig.

In dieser Generation ist der Kampf um die biblische Wahrheit megaout. Gefragt ist heute das Feeling, das schöne
Wir-Gefühl des gemeinsamen Gleichklangs der Seele. Gefragt ist nicht mehr die Trennung von Sünde und
Irrlehre. Lieber ausgestoßen als im schönen Einheitsgefühl beunruhigt zu werden. Gefragt ist heute der
Zusammenschluss mit allem, was sich christlich nennt. So kann man eine große Sympathie mit allen möglichen
Wölfen im Schafspelz feststellen. Über die Schafe, die sie zerreißen, breitet man diskret den Mantel des
vornehmen Schweigens.

Auch hat Paulus den Galaterbrief völlig falsch geschrieben. Er hätte erklären sollen, wieviel er mit den Christen
dort gemeinsam hat. Sie glauben an den ewigen Sohn Gottes, die Auferstehung, die Himmelfahrt, die Wahrheit
der Heiligen Schrift usw. Dieses Gemeinsame hätte man pflegen sollen, dadurch wäre ein Prozess des
Näherrückens zustande gekommen. Der neue Tenor lautet: “Der Weg kann nur sein, dass jeder sein Sondergut -
das kann ja auch ein von Gott anvertrauter Weg sein - behält. Dass man aber eine gemeinsame Basis findet und
sagt: Die Dinge, die uns trennen, lassen wir heraus, und auf dieser Basis finden wir uns - das scheint mir der
Weg zu sein, um Einheit auch in der Öffentlichkeit Gestalt finden zu lassen“. (Aufatmen, Winter 96/97).
Zu sagen, dass die Galater nur wegen der Beschneidung das ganze Evangelium nun verändert haben und
deswegen unter dem Fluch sind, ist lieblose, apostolische Engstirnigkeit die zu überwinden ist. Unsere Bravo-
,Video-, Porno-, Disco- und Techno-Generation ist da viel weiter. Sie braucht all die Aussagen nicht mehr,
sondern empfindet intuitiv, wie beispielsweise bei Taize, ohne papierenen Papst und Buchstabenrechthaberei,
wie wir eigentlich alle uns auf dem wahren Weg befinden und wie groß die christliche Bandbreite wirklich ist.
Auch wenn man sich evangelikal nennen mag, in Wirklichkeit ist man im Herzen längst liberal geworden. Diese
in Wahrheit Liberalen haben, ähnlich wie in der Politik, die me isten Schlüsselpositionen schon besetzt und
arbeiten Tag und Nacht daran, die noch verbliebene tatsächlich evangelikale Christenheit diesem
Paradigmenwechsel zu unterziehen. Christian Schwarz, die Verantwortlichen der Zeitschrift „Aufatmen“ und
anderer angeblich evangelikaler Magazine sehen sich offensichtlich der Vision von Fritz Schwarz verpflichtet:
„Einheit von Charismatikern und Pietisten, Einheit von Rechten und Linken, Einheit von Historisch-kritischen
und Fundamentalisten, Einheit von Katholiken und Protestanten“ (Fritz Schwarz, „Ich verweigere mich“).
Es ist das Credo der postmodernen Generation. Wahrscheinlich werden sie zum Ziel kommen, denn wer
erfolgreich ist, darf nicht hinterfragt werden.

„Was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit
der Finsternis? Darum gehet aus von ihnen“ (2. Korinther 6, 14-17).
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