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Es ist soweit: Herr Präsident, Schimon Peres


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Rolf

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Es ist soweit: Herr Präsident, Schimon Peres



Schimon Peres, 83, war schon persönlicher Berater des Staatsgründers David Ben Gurion 1948. Der Platz reicht hier nicht, alle Ämter aufzuzählen, die der Veteran der israelischen Politik im Laufe seines Lebens innehatte. Er war Minister, Vizepremier und Ministerpräsident. Er gilt als „Vater der israelischen Atombombe“, ist ein Freund der Künste, liebt gute Literatur. Er ist wohl der angesehenste Israeli weltweit...

von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 13. Juni 2007

Peres, als Szymon Perski am 2. August 1923 in Wieniawa (früher Polen, heute Belarus) geboren, ist ein Meister der Geheimdiplomatie. Er pflegte nicht nur Beziehungen mit Europa, insbesondere mit Frankreich. Er fädelte auch viele Kontakte mit der arabischen Welt ein. So lud er die gesamte Auslandspresse zur Enthüllung des von Israel produzierten Super-Kampfflugzeugs Lavie auf den Flughafen von Tel Aviv ein, als Ablenkungsmanöver, um heimlich nach Marokko zu einem historischen Treffen mit König Hassan zu fliegen. Peres war die treibende Kraft hinter den Geheimkontakten mit der PLO in Oslo. Er musste seinen Partner, Gegner, Freund und sprichwörtlichen Intimfeind, Premierminister Jitzhak Rabin, erst bedrängen, ehe der schließlich mit großer physischer Überwindung in Washington dem PLO-Chef Jassir Arafat vor dem Weißen Haus die Hand drückte. Alle drei, Peres, Rabin und Arafat erhielten dafür den Friedens-Nobelpreis. Doch gebührt hat er vor Allem dem unermüdlichen Erträumer eines „Neuen Nahen Ostens“. Wegen seiner Bestrebungen um Frieden zwischen Israel und den Arabern, allen Widrigkeiten zum Trotz, huldigt alle Welt diesem Mann.

Aber ähnlich wie seinerzeit Willy Brandt, im Ausland viel populärer als in den eigenen Reihen, grenzt es fast an ein Wunder, dass Peres jetzt im hohen Alter, als mehrfacher Urgroßvater, nun doch zum Staatspräsidenten gewählt worden ist, das höchste Amt im Staate, von einem Vorgänger Mosche Katzav wegen schmieriger Sex Eskapaden schwer in Mitleidenschaft gezogen. Peres ist in Israel wohl einer der unpopulärsten Politiker überhaupt. Nach dem Mord an Rabin sagten viele auf der Straße: „Hätte es doch Peres getroffen.“ Gegen Peres bündelte sich teilweise tiefer Hass, vor allem im rechten Lager.

Im Laufe seiner ganzen Karriere hat er keine einzige Wahl gewonnen. Er unterlag gegen Rabin beim Parteivorsitz, gegen Benjamin Netanjahu bei der Wahl zum Ministerpräsidenten, gegen Amir Peretz bei Wahlen in der Arbeitspartei. Und schon vor sieben Jahren galt Peres als der gesicherte Favorit bei der Präsidentenwahl. Aber hinter seinem Rücken entschied sich die Schass-Partei dann doch für den Likudpolitiker Mosche Katzav.
Zu den geflügelten Worten in Israel gehört das englische „Looser“ (Verlierer). „Bin ich etwa ein Looser“, hatte Peres bei einem Parteitag gefragt. Und die Genossen erwiderten lautstark: „Jaaa“.

Obgleich Peres am Mittwoch vor Rubi Rivlin (Likud) und Colette Avital (Arbeitspartei) wieder als klarer Favorit galt, wagte niemand, seine Wahl zum neuen Staatspräsidenten als „gewiss“ vorherzusagen. Zu sehr hängt ihm der Ruf nach, ewiger Verlierer zu sein.

Peres, der kürzlich noch als potentieller Ersatz für Ehud Olmert im Amt des Regierungschefs gehandelt wurde, ist oft Ziel von Spott. Denn wer eine Führungspersönlichkeit sucht, nennt lachend erst mal Peres, „jener Politiker, dessen ganze Vergangenheit vor ihm liegt“. So ist Peres zu einem Urgestein Israels geworden, das aus der politischen Landschaft des jüdischen Staates und des jüdischen Volkes nicht mehr wegzudenken ist. Für diesen Mann mit so vielen Verdiensten um den Aufbau des vor 59 Jahren gegründeten Staates Israel bedeutet die Wahl zum nächsten Staatsoberhaupt zweifellos die gebührende Krönung einer langen Karriere.

Ein großes Geheimnis bleibt das Privatleben der Familie Peres. Seine Frau Sonja, 81, erlitt kürzlich einen Herzinfarkt. Ganz Israel fühlte mit. Inzwischen ist sie wieder zuhause und ließ am Mittwoch verlauten, dass sie eine wunderschöne Wohnung in Ramat Aviv habe und nicht gedenke, in den Präsidentenpalais nach Jerusalem umzuziehen. Sonja, eine Sozialarbeiterin, gilt als „wirklich große Persönlichkeit“. Doch niemals trat sie aus dem Schatten ihres bescheidenen Privatlebens hervor. Niemals zeigte sie sich in der Öffentlichkeit, bei keinem offiziellen Staatsakt und nicht einmal, als ihr Mann den Friedens-Nobelpreis überreicht bekam.
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