Zum Inhalt wechseln

Welcome to Irrglaube und Wahrheit
Register now to gain access to all of our features. Once registered and logged in, you will be able to create topics, post replies to existing threads, give reputation to your fellow members, get your own private messenger, post status updates, manage your profile and so much more. If you already have an account, login here - otherwise create an account for free today!
Foto

Familienaufstellung


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
Keine Antworten in diesem Thema

#1
Rolf

Rolf

    Administrator

  • Administrator

  • PIPPIPPIP
  • 34225 Beiträge
  • Land: Country Flag
Familienaufstellung




Bert Hellinger
Was bedeutet sein Ansatz für Frauen, die Gewalt erlebt haben?

Quelle:

Please Login HERE or Register HERE to see this link!





Familienaufstellung - Die Methode des Theologen Bert Hellinger hat in den letzten Jahren viel Zulauf erhalten. Seine und die zahlreichen Seminare seiner AnhängerInnen sind gut besucht. Auch in Lübeck fand ein kürzlich gehaltener Vortrag eines Heilpraktikers, der u.a. nach Hellinger arbeitet, große Resonanz. Angebote, an Familienaufstellungen nach Hellinger teilzunehmen, werden auch in der Lübecker Region häufiger.

Vor allem auch VertreterInnen sozialer Berufe begeistern sich immer mehr für das sogenannte systemische Familienstellen. Die Attraktivität des Ansatzes rührt unter anderem daher, dass in kürzester Zeit Menschen scheinbar geheilt und von ihren Problemen befreit werden. Bert Hellinger bietet schlichte, einfache Lösungen für komplexe Probleme und kurze Interventionen für lange Leidensgeschichten.

In seinen Seminaren lässt Hellinger zunächst alle Familienmitglieder durch StellvertreterInnen symbolisieren und von der Teilnehmerin aufstellen. Intuitiv würden sich ihm dann die pathologischen Muster dieses Systems eröffnen. Er versucht nun, das System in eine "gesündere" Konstellation zu führen, indem er den VertreterInnen der Familienmitglieder neue Positionen zuweist und sie bestimmte Sätze nachsprechen lässt.

Bei seinen Interventionen lässt sich Bert Hellinger immer von seinen Intuitionen leiten. Er "spürt" die Lösungen, die Wahrheiten erscheinen ihm "blitzartig" (B. Hellinger in einem Interview, Psychologie heute 6/1995).
Sein dahinterstehendes Weltbild ist geprägt von Begriffen wie Ordnung, Ehre, Wertschätzung und Demut. Das heißt vor allem, Ordnung zwischen Mann und Frau sowie Ordnung zwischen Eltern und Kindern. Konkret meint er damit, dass die Frau dem Mann zu folgen hat und Kinder ihre Eltern bedingungslos achten müssen. Verstöße gegen diese konservative Ordnung werden laut Hellingers Erklärungsansatz mit Krankheit, Problemen und Tod bezahlt (a.a.O.).

Welche Auswirkungen hat Hellingers Ansatz für Frauen, die als Kind oder Jugendliche sexualisierte Gewalt erlebt haben?

Die Ursachen von sexuellem Missbrauch innerhalb von Familien sieht Hellinger in einem Ungleichgewicht von Geben und Nehmen in der Familie oder in einem Mangel an sexuellem Austausch zwischen den Eltern. Meint er bei einem Fall von sexuellem Missbrauch, dass die Leistungen des Täters (z.B. die finanzielle Versorgung der Familie durch Erwerbstätigkeit) nicht ausreichend gewürdigt wurden, reicht ihm dies als Erklärungsansatz. Der Täter versuche, mit der Tat ein vorhandenes Gefälle wieder auszugleichen. Eine andere Ursache mutmaßt er darin, dass mangelnder sexueller Austausch des Paares dazu führe, dass die Tochter sich dem Vater anböte oder die Frau dem Mann die Tochter überließe (Weber 1993, Vowinckel 1999).

Bei derartigen Fällen (Missbrauch) verordnet Bert Hellinger der Mutter, dem Täter Anerkennung auszusprechen. Die Tochter soll den Eltern versichern, dass sie es gerne tue – für sie (Weber 1993, Psychologie heute 6/1995).

Frauen und Mädchen, die in der Kindheit sexualisierte Gewalt erlebt haben, leiden häufig Jahre oder Jahrzehnte nach den Gewalterfahrungen noch unter den Folgen. Diese reichen von Schlafstörungen und Flashbacks über Depression, Suchterkrankungen und Essstörungen bis zu selbstverletzendem Verhalten und dem komplexen Zusammenspiel vieler Symptome in einer sogenannten Posttraumatischen Belastungsstörung. Die Gefühlswelt ist voller Wut, Enttäuschung, Verletzung und Aggression. Doch vor allem Schuld- und Schamgefühle sind für lange Zeit die vorherrschenden Emotionen. Häufig äußern die Mädchen und Frauen ambivalente Gefühle gegenüber dem Täter.



Hellinger missachtet Frauen mit seinen Methoden und den dahinterstehenden Werten genau an diesen Stellen:

Er missachtet die ambivalenten Gefühle von Opfern gegenüber den Tätern. Um die sogenannte Ordnung wieder herzustellen, soll das Opfer dem Täter nur positive Gefühle wie Ehre, Wertschätzung und Achtung entgegenbringen. Frauen und Mädchen sollen das bestehende Machtgefälle zwischen Männern und Frauen sowie Eltern und Kindern demütig anerkennen.

Er missachtet, dass gerade diese traditionelle, patriarchale und reaktionäre Ordnung mit dem dazugehörigen Machtgefälle jegliche Form von Machtmissbrauch, auch sexualisierte Gewalt, begünstigt.

Er missachtet die Verantwortung des Täters. Von Gewalt betroffene Frauen werden in ihrem Erleben und ihren Erfahrungen nicht ernst genommen. Ihnen wird suggeriert, dass sie selbst Schuld an der Tat haben.

Er missachtet das Selbstbestimmungsrecht seiner "KlientInnen". Will eine Teilnehmerin seine Erklärungen und Interventionen nicht annehmen, wird dies als Widerstand gedeutet und eine Verlängerung des Leidens prognostiziert.

Wir halten die Methode Hellingers für einen gefährlichen Ansatz vermeintlicher Therapie. Hellinger trägt zur Aufrechterhaltung einer Ordnung bei, die selbst Ursache für Machtmissbrauch ist, er verstärkt sexistische und überkommene Annahmen über sexualisierte Gewalt und suggeriert den Frauen eine Mitschuld am Erlebten.
Besonders erschreckend ist die Tatsache, dass Hellingers Ansatz so viel unkritische Übernahme im psychosozialen Arbeitsfeld findet.

In der Bücherei des Frauennotrufes können weitere Artikel, sowie eine Literaturliste mit Titeln, die sich mit dem Ansatz Hellingers kritisch auseinandersetzen, eingesehen oder ausgeliehen werden.

Notruf und Beratung für vergewaltigte Frauen und Mädchen, Lübeck e.V., Musterbahn 3 · 23552 Lübeck, tel: 0451 / 75 0 78 · fax: 0451 / 592 98 96
  • 0