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Biblische Lehre


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21 Antworten in diesem Thema

#1
bibelpoint

bibelpoint

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Ich meine, zur biblischen Lehre gehört auch der Mut, mit Übersetzungsblüten aufzuräumen:
Beispiele:
Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist ...
Sünde wider den heiligen Geist ...

Heute als Beispiel:
Ja ja, nein nein ... [?] aus Matthäus 5, 37

Hast du dich auch schon öfters mal gefragt, was dieser Text denn eigentlich soll? Hast du auch immer Probleme, diese Stelle anderen zu erklären? In der Tat gibt es sogar unzählige Predigten dazu, um die Wortdopplungen zu deuten.
Erstaunlich, dass das halbe Christentum mit solchen Übersetzungen arbeitet.

Jesus sagt aber nicht, dass wir sagen sollen: Ja ja, nein nein.

Jesus sagt in Wirklichkeit, ins deutsche Denken übertragen:

Eurer Rede Ja [sei] ein "Ja", und euer Nein [sei] ein "Nein".

Diese Aufforderung zielt auf das Thema Wahrhaftigkeit und steht ja deshalb im Thema Schwörverbot!

(Beachtet bitte die Wortkonstellation "Eurer Rede ..." und nicht "Eure Rede ...")

Dies umgestellt hat man dann so geschrieben:

Es sei eurer Rede Ja "Ja" und Nein "Nein". [Nur eben ohne Anführungszeichen]
und daraus wurde:
Eure Rede sei Ja ja, nein nein. (Als ob es um eine Dopplung der Begriffe ginge ...)

Und weil man mit der [selbstgebackenen] Dopplung nichts anzufangen weiss, schreibt dann die GNB: Sagt einfach Ja oder Nein...

Leute, so zerstören wir immer mehr die Bibel! Solche Stellen gibt es sicherlich 200 in der Bibel.

Gleiches Problem, das garnicht in der Bibel steht: "Sünde wider den heiligen Geist".
Dies später.

Distanziere dich doch von den schlecht übersetzten Stellen, auch wenn so viele "berühmte" Namen dahinterstehen.
Tipp I: Fast immer, wenn eine Stelle krumm klingt, ist der Urtext sauber.
Tipp II: Prüfe nie anhand einer Interlinear-Tabelle. Da steht einfach nur der deutsche Unsinn drunter!

Wenn hier wegen Matthäus 5· 37 ein berechtigtes Lob an die Übersetzer des katholischen Lagers ergehen würde, wäre das insofern ungerecht, weil dann den Machern der Neue Welt Übersetzung in dieser Frage das gleiche Lob zustünde.
Krieg ich aber nicht über die Lippen... :???:
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#2
Rolf

Rolf

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[quote name="bibelpoint"]
Eurer Rede Ja [sei] ein "Ja", und euer Nein [sei] ein "Nein".



Also ich habe darin bisher nie ein Verständnisproblem gesehen, sondern es exakt so verstanden, wie Du es auch erklärst.

Natürlich gibt es Übersetzungsfehler. Im Studium bin ich damit auch konfrontiert worden und im Alltag fällt mir das auch oft auf, wenn ich mich auf irgendwelche Themen vorbereite. Das hängt sicher auch mit dem in den Jahren gewachsenen persönlichen Erkenntisstand zusammen.

Allerdings sollte man die Übersetzungsfehler auch nicht überbewerten, denn sonst käme man bald dahin, dass man erst einmal Theologe werden müsste um sich bekehren zu können.

Erkenntnis hängt letztlich nicht vom Buchstaben ab. Die Bibel selbst sagt, dass der Buchstabe tötet und der Geist lebendig macht.

Gott hat nicht gesagt: Ich wache über den Buchstaben meines Wortes, sondern er sagte: Ich wache über mein Wort. Für mich bedeutet das, dass ich durch Sündenerkenntnis, Umkehr, Busse und Annahme der Errettung durch Christus in den Stand komme, dass der Heilige Geist mich in die Wahrheit leitet, solange ich aufrichtigen Herzens bin.

Natürlich bin ich selbst sorgfältig im Umgang mit Gottes Wort und benutze bei Ausarbeitungen nicht jede Bibel. Da bin ich dann schon ein Vertreter des Textus Receptus und halte mich an die Luther 1912 oder in Anlehnung daran an die Schlachter. Im Vergleich dazu ziehe ich gern die jüdische "Stern - Bibel" heran und auch die Jerusalemer. Ich selbst verfüge dasrüber hinaus über die Möglichkeiten mit hebräisch und griechisch arbeiten zu können. Anderen würde ich dann noch die Interlinearen und den Sprachschlüssel.

Nur, man kann sich vor lauter studieren auch verlieren, und da ich schon aus Zeitgründen mehr zu tun habe, als ich 350% überprüfen kann, bin ich dankbar, dass ich mich auf den Heiligen Geist verlassen kann.

Herzliche Grüße

Rolf
  • 0

#3
bibelpoint

bibelpoint

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Hallo Rolf,

möchte dir insofern zustimmen, als dass Übersetzungsrichtigkeit nicht Basis
des Glaubens werden darf. Dein Resümee, dann vor der Bekehrung Theologie
studieren zu müssen, wäre dann absolut korrekt und das ist natürlich absolut
unvereinbar mit dem Evangelium Jesu, das alle Menschen anspricht.

Ich unterscheide aber zwischen Evangelium und Lehre.
Das Evangelium ist - meines Erachtens- sehr unempfindlich und in allen Übersetzungen
glasklar dargestellt. Man könnte sogar soweit gehen, dass für eine bestimmte Personen-
gruppe die Volxbibel einen gewissen Anfangswert hat (bitte nicht als Zustimmung werten!)

Dieses Evangelium ist die einzige Glaubensbasis und insofern rettend. Wenn angenommen.

Genau deshalb glaube ich ja auch nicht an lehrtechnische Glaubensbekenntnisse (zum Leidwesen
einiger Brüder).

Aber für die Geschwister, die weitergehen im Glauben, für die die fragen : "So soll es Paulus gesagt haben?"
muß aber auch dringend gesorgt werden. Denken wir doch an "Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist";
was hier für Unsinn zur Frage des Steuerzahlens verbreitet wurde. In Wirklichkeit verweist Jesus auf
das den Juden verhasste Abbbild (siehe rigoroses Bilderverbot) auf der römischen Münze und sagt: Wem gehört ...und wessen Bild...

Dann dem Kaiser gebt zurück...
Jesus entzieht sich dadurch absichtlich einer Beantwortung der Steuerfrage, weil er wußte,
was Irrlehrer dann daraus machen könnten.

Vielen Christen wäre dieser Unterschied schon wichtig. Wenn sie ihn wüssten, könnten sie einige Problem
mit der ganzen Kirchenlehre begraben.

Ich hoffe, dass wir insofern auf einer Linie denken. Denn was nützt uns, dass die Bibel Zauberei verbietet, wir aber immer
an übernatürliches Wundertun etc. denken, währen die Schrift pharmakaia sagt, eigentlich Zuberey [im Zuber mischen und
köcheln und forschen]; also [Al-] Chemie. Aber wer traut sich das zu sagen...
Grüße und Gottes Segen!
  • 0

#4
Timm

Timm

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Lieber Bibelpoint,

"Gebt dem Kaiser zurück, was des Kaisers ist." ist ja eine Deutung, die wir von Pinchas Lapide gelernt haben. Tatsächlich ergibt dies auch einen tieferen Sinn.

Das Problem besteht nur, dass Pinchas Lapide diese Deutung aus seinem Umgang mit den Sprachen Aramäisch und Hebräisch so deutet; einen Text in einer europäischen Sprache also wieder in die ursprüngliche Sprache zurück übersetzt.
Tatsächlich steht aber in den uns vorliegenden griechischen und lateinischen Texten nichts von einem "zurück".

"Zauberei" ist ein deutsches Wort. Wir können ein Wort einer Sprache nicht mit allen seinen Bedeutungen mit einem Begriff einer anderen Sprache austauschen und dann dadurch den Schluss ziehen, Gott hätte etwas gegen die Herstellung von Medikamenten. Auch die von Dir benutzten Begriffe sind nicht sauber getrennt. Du setzt "in einen Zuber mischen" mit Chemie gleich und teilst durch die Klammern mit, dass Chemie das gleiche wie Alchemie sei. Das ist nun wirklich keine saubere Arbeit der Übersetzung und Interpretation, wie Du sie dem Evangelisten und späteren Ubersetzern unterstellst.

Aber ich gebe Dir Recht: "Bibelübersetzungen" sind immer nur "Bibelübertragungen" in eine Sprache, die der Ursprungssprache nicht verwandt, sondern weit entfernt ist.

Liebe Grüße
Timm
  • 0

#5
1Joh1V9

1Joh1V9

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Irgendwas ist da auch faul mit der Interpretation von pharmakaia.

Denn so ein Verbot von Arzneimittelforschung würde auch bedeuten, daß der Arztberuf unchristlich wäre und das Einnehmen von Arzneimitteln ein "sich verbünden mit Zauberei" wäre. Das kann aber nicht der Sinn der Sache sein.

Im Mittelalter haben christliche Chemiker allerdings tatsächlich nur unter Pseudonymen veröffentlicht, weil es ein kirchliches "Alchimie"-Verbot gab und sie sonst als "Alchimisten" schlimme Konsequenzen zu befürchten hatten.
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#6
Rolf

Rolf

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Ich habe gerade nochmal im Langenscheid - Lexikon nachgeschaut. Da heißt es:

pharmakaia = Gebrauch des Heilmittels.

Von hier wurde auch der Begriff "Pharmazie" abgeleitet.

Verbot von Arzneimitteln müsste so aussehen:

Απαγόρευση των ναρκωτικών

Es wird leider viel von Übersetzungsfehlern gesprochen. Nicht selten hat man auch Irrlehren damit gerechtfertigt, dass behauptet wurde, man hat einen Übersetzungsfehlrer korrigiert.

Aus der Vokabel pharmakaia kann ich nach meinen Unterlagen keinen verbot ableiten. Da müsste man schon einen ganzen Satz haben, denn man dann prüfen kann.

Herzliche Grüße

Rolf
  • 0

#7
Timm

Timm

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Die Alchemie der Antike widmete sich der Schaffung neuer Stoffe und der Veredlung bereits vorhandener Stoffe. Sie war Chemie im allgemeinen Sinne, aber sie war auch mit heidnischen und philosophischen Gedankenwerk befrachtet. Fast schon Chemie war sie dennoch Alchemie.
Mit der großen Wissensvernichtung der Spätantike war natürlich auch die Alchemie nicht unberührt geblieben. Jetzt geisterte im christlichen Mittelalter die Suche nach dem Stein der Weisen und der Goldherstellung durch die Köpfe - ein schwacher Abglanz der "Veredlung bestehender Stoffe" der Antike.
Erst nach der Renaissance konnte ich die naturwissenschaftliche Chemie von der abergläubisch-esoterischen Alchemie lösen.

Ähnlich erging es der Astrologie. Die Einweihung des Observatoriums von Greenwich 1675 markiert die Verdrängung der Astrologie. Gegründet wurde das englische Forschungszentrum für Astronomie von dem königlichen Astronomen J. Flamstead. Nachdem er das Horoskop des Observatoriums erstellt hatte, schloss er mit den Worten: "Verkneifen Sie sich das Lachen, Freunde?" Nunmehr trennten Abgründe Astrologie und Astronomie...

So ist Astronomie nicht das gleiche wie die Astrologie, Alchemie ist nicht das gleiche wie Chemie.

Und Zauberei (in einen Zuber heineinschütten) könnte natürlich auch das Wäschewaschen bedeuten. Denn wundersamerweise kommt die Wäsche schmutzig hinein und sauber heraus.
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#8
bibelpoint

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Nicht ganz; denn die alte deutsche Sibe "ei" [Rennerei/ Singerei/Kritisiererei/] hat ja einen Sinn.
Und Zouberey war nun mal die Alchemie etc. , da das nicht mal so, sondern aus
Besessenheit und Wissenschaftsdienerei gertrieben wurde.
Demnach wäre Wäschewaschen nicht Zouberey

Und: Irgendetwas hat die Schrift ja gemeint mit pharmakaia. Jedenfalls nicht "nichts".
Und nicht auf Besenreiten.
Kein Zufall, dass Christen und Juden ganz früher n i e solche Forschungen trieben.

Wir leben nun mal in einer Pharmakaia-Welt und können da ja nicht eigenständig raus.
Das weiß ich. Trotzdem ist es das. Zauberei - Chemie / Magie - Physik.
Der Herr wird es uns ja einst erklären.
Pax?
Gottes Segen?
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#9
Timm

Timm

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Lieber Bibelpoint,

danke nochmals für Deine Ausführungen, mit denen ich aber aus mehreren Gründen nichts anfangen kann.

1. ich benutze bei der Erforschung der Heiligen Schrift nicht altdeutsche Worte, denn es gibt schon einen gewaltigen Unterschied aus dem aramäisch/hebräischen Sprachen und dem Griechisch. Und altdeutsche Ausdrücke haben keine gemeinsamen Wort- oder Sinnwurzeln aus dem Aramäisch/Hebräisch oder Griechisch.
Diese Heiligen Schriften wurden anschließend in das antike Latein übernommen (auch dadurch leidet die Übersetzung) und von dort aus in mittelalterlichen Sprachen wie Deutsch und Englisch, die immer wieder den modernen Sprachen angepasst werden. Und im letzten vorletzten Jahrhundert fanden es Missionare dann in Ordnung, die jeweiligen europäischen Sprachen in Eingeborenensprachen zu übersetzen. Da geht auf dem Weg Hebräisch - Griechisch - Latein - mittelalterliches Deutsch - modernes Deutsch - Eingeborenensprache doch einiges verloren.
Alles das wissen wir heute und deshalb gibt es ja auch verschiedene Bibelübersetzungen mit verschiedenen Schwerpunkten.

2. ich kann nicht umhin, die Argumentation um den Begriff Pharmakaia doch noch mal von Beginn der Diskussion aufzunehmen. Dort schreibst Du:
[im Zuber mischen und köcheln und forschen]
In einem "Zuber" zu tun (und daraus der Wort Zauberei abzuleiten finde ich schon gewagt, dazu gibt es aber bestimmt auch ein Wörterbuch für altdeutsche Wörter und Begriffe). Gesetzt den Fall aber, diese Wortverbindung stimmt, dann kommt ja noch das Verb "köcheln" hinzu und muss sich folgerichtig auch in der Erklärung wieder finden. Dann kommt als dritte Hürde das Verb "forschen" mit hinzu.
Du unterstellst, dass Forschung von Gott verboten sei.
Auch deshalb schreibst Du im letzten Beitrag: Alchemie sei aus Besessenheit und Wissenschaftsdienerei getrieben worden.
Es mag sein, dass Besessenheit (im Sinne einer leidenschaftlichen Forschung) bei einigen Chemikern vorlag. Aber Wissenschaftsdienerei können wir Ihnen nicht vorwerfen, denn die methodische Wissenschaft gab es erst nach der Renaissance. Und die methodische Wissenschaft gründet sich auf den Gedanken der Logik und der Wiederholbarkeit von Experimenten. Die methodische Wissenschaft ergründet Grundgesetze dieser Welt, wie wir sie in der Physik, Chemie, Biologie und vielen anderen Wissenschaften wieder finden. Der gläubige Christ erkennt daran, dass die Welt von Gott weise geordnet wurde - das ist aber keine Magie und auch keine Zauberei.

3. die These, dass Juden und Christen keine Forschungen betrieben hätten, stimmt einfach nicht. Juden und Christen waren in der Antike und dem Altertum gern geschätzte Diskussionspartner aus allen Religionen, Philosophien und Ländern. Nicht umsonst hat die große Bibliothek in Alexandria sämtliche Schriften der Heiligen Schrift und viele schriftliche Kommentare eifrig gesammelt (gegründet von Ptolemeus I im Jahre 288 v. Chr. )
Siehe auch

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Juden waren selbstverständliche Besucher dieser Bibliothek, denn die Heilige Schrift rät zwar zum intensiven Studium der Thora, verbietet aber niemals das Studium anderer Schriften.
Auch Christen haben Forschung weiter betrieben, aber mit Beginn des Christentums als Staatsreligion setzte die große Wissensvernichtung ein. Das man eine größere Ernte erzielen kann, wenn man einen Acker vorher düngt - das haben Christen erst wieder im 11. Jahrhundert erfahren. Quelle dieses Wissensd waren die von den Kreuzzügen heimgekehrten Ritter und Mönche, die dieses Wissen sich von dem muslimischen Arabern abgeguckt haben.

Tut mir leid, mir drängt sich der Eindruck auf, dass Du grundsätzlich der Wissenschaft sehr kritisch gegenüber stehst und deshalb zu einem solchen Schluss in der Interpretation biblischer Texte kommst. Das ist in meinen Augen ein Zirkelschluss.

LG
Timm
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#10
bibelpoint

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Hallo Timm,
Gottes Segen!

Nun, es wird immer so sein, dass sich einge den Ausführungen eines Anderen nicht anschließen können. Das leuchtet manchmal ein, manchmal nicht.
Das griechische apodote aus Matthäus 22,21 heiß nun mal zurückgeben und sonst nichts. Es ist eine Deutung, daraus geben zu machen.
[Krause Begründung bezüglich der lateinischen Fassung, wo reddite angeblich dann nicht zurück (re) geben heißen soll, wenn es sich um eine Pflicht handelt; so ein Blödsinn, den ich da mal gelesen habe...]
Dieser Unterschied ist scheinbar unrelevant, aber reddite heißt eigentlich nicht geben. Luther hat ja aus der lateinischen Vulgata übersetzt.
Wenn aber dann die Steuerlehre der Kirchen draus wird, ist es schon wichtig, ob die da in Matt. 22,21 steht. Wer sich unter Gebet mit Matt. 22,15-22 beschäftigt und sich den Kontext vor Augen führt, kommt leicht zu dem Schluß, dass Jesus gerade nicht die Steuerfrage hat klären wollen.
Was die Sache mit pharmakaia etc. angeht möchte ich betonen, dass das Thema lediglich eine Randglosse war und ich nicht mehr dazu sagen kann, weil es inhaltlich und zeitlich ausufert. Ich meinte natürlich echte Christen und nicht Konstantins Volkskirche. Auch bei Juden ist es ähnlich. Das Auffinden von Bildern beweist ja auch nicht, dass Juden grundsätzlich Bilder machten; denn grundsätzlich machte Juden -und Jesus-und die Urchristen- keine Bilder. Da ziehe ich ja auch nicht irgendwelche Funde zum Beweis heran. Rechtgläubige Juden und Christen trieben [eigentlich] keine Forschungen.

Ich möchte noch etwas zu bedenken geben: es ist immer leicht, lang zu erklären, was etwas nicht ist; einige "Bibellehrer" haben mit dieser Methode seitenweise Erklärungen verfasst. Für die Kinder unserer Zeit ist es eben schwer, einzusehen, dass sie genau das machen, was in der Bibel beschrieben ist, man lese die Offenbarung.

Zum anderen -und dafür kann ja keiner etwas- krankt ein Forum immer etwas daran, dass es faktisch unmöglich ist auszuloten, mit wem man gerade kommuniziert [gläubig oder nicht; Bildung und Ausbildung; ernsthafter Christ oder Interessierter Denker; Zeuge Jehova oder Baptist usw.]
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#11
Timm

Timm

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Lieber Bibelpoint,

auch wenn Du die Diskussion um das pharmakia nur als Randglosse erwähnst, so bin ich Dir von Herzen dankbar, dass Du diesen Punkt ausgerechnet im Unterforum „Biblische Lehre – was ist das eigentlich?“ gestellt hast.

Den Begriff „Zirkelschluss“ habe ich schon erwähnt. Ein Zirkelschluss bedeutet, dass eine falsche Annahme als Grundlage für ein Bibelstudium genommen wird und dann aus den dazu scheinbar passenden Bibelstellen eine Lehre zurechtgezimmert wird, die dann dem gläubigen Volk als „biblische Lehre“ präsentiert wird. Dabei sind „Korrekturen im biblischen Text“ nicht ungewöhnlich, ja häufig sogar notwendig um dem ganzen Gebilde überhaupt einen halbwegs logischen Anstrich zu geben.

Ein gutes Beispiel dafür ist die unter Zeugen Jehovas übliche Praxis des Besuchs „von Haus zu Haus“. Die Wachtturm Bibel- und Traktatgesellschaft war ja als Geschäftsfirma gegründet worden, deren Lehren durch Zeitschriften und Traktate unter die Gläubigen gebracht wurde. Das war eine Notlösung, denn der Gründer, Pastor Russel, wollte ja keine eigene Glaubensgemeinschaft gründen. Und natürlich sollte sich die Firma finanziell tragen, aber die Gewinnmaximierung war auch nicht das ursprüngliche Ziel. Vielmehr wollte er seine Lehren unter Gläubigen verschiedener Konfessionen bringen, deshalb nannten sich die Leser „Bibelforscher“, die Gemeinschaften in denen sie sich trafen war lose organisierte Zusammenkünfte mit dem Namen „Ecclesias“. In diesen Versammlungen lasen die Leser die Literatur, die sie vorher gekauft hatten, aber sie verkauften keine Druckerzeugniss (sie verschenkten sie gelegentlich an interessierte Christen, als „Mission“ wurde dies nicht angesehen, sondern als weitere biblische Belehrung). Für den Verkauf gab es anfänglich bezahlte Kolpoteure. Diese gingen von Haus zu Haus und verkauften mittels Haustürgeschäfte Zeitschriften, teilweise sogar Schallplatten mit Predigten. Es stellte sich heraus, dass diese Methode sehr nützlich war. Erstens konnte man so den Umsatz durch Verkäufe steigern, zweitens kamen auf diese Weise neue Leser in die Ecclesias. Um den Umsatz weiter zu steigern ging man dann dazu über, die Leser selbst als ehrenamtliche Verkäufer auszusenden, es ersparte die Zahlung von Löhnen. Schon bald kam man mit dieser durchaus erfolgreichen Methode in Konflikt mit dem Staat, denn der wollte Steuern aus den Gewinnen und sah z.B. nicht ein, warum Verkäufe an Sonntagen grundsätzlich verboten waren (insbesondere Haustürgeschäfte) und bei Bibelforschern eine Ausnahme gemacht werden sollte, nur weil diese Verkäufe mit frommen Sprüchen getätigt wurden.

Die Leitung der Bibel- und Traktatgesellschaft musste handeln und ein gutes Gegenargument finden. Also unterschlug man den eigentlichen Streitpunkt, nämlich das Zahlen von Umsatzsteuer, in der Argumentation gegenüber den Gläubigen ganz und argumentierte, diese Methode sei eben das Menschenfischen in der für alles herhalten müssenden „Endzeit“. Man ging so weit, diese Verkaufstätigkeit am Sonntag als „wahren Gottesdienst“ zu bezeichnen, denn unmittelbar vor einem Weltende wäre Gott mit Gesang und Gebet kein Gefallen getan worden. Seelen retten, auch am Sonntag, war die Devise und ist es bis heute noch. Und natürlich musste man dies einer Gruppe von Menschen, die sich als Bibelforscher bezeichnet, auch biblisch nachweisen können.

So bot sich der Vers in Apostelgeschichte 20,20 als rettende Begründung an. Dort heißt es:
„Ich habe euch nichts verschwiegen, was für euch wichtig ist, wenn ich vor der Gemeinde oder in euren Häusern sprach.“
Die Gute Nachricht
"... wie ich nichts verschwiegen habe von dem, was heilsam ist. Ich habe es euch verkündigt und habe euch gelehrt, öffentlich und in den Häusern."
Einheitsübersetzung

Gute Gegelegenheit, in der von euch favorisierten Fassung den Text nachzulesen!
Interessant, dass die nun folgende Argumentation geschickt verschweigt, dass es sich hierbei nicht um ein Wort Jesu handelt, sondern um die Abschiedrede des Paulus an die Gemeinde in Ephesus. Das Hauptaugenmerk liegt eben nicht bei dem Redner oder den Umständen, sondern einzig allein bei der Mehrzahl des Wortes „Häuser. Auch ist man nicht bemüht, hier mal den gesamten Absatz zu studieren (was einem Bibelforscher gut anstände), sondern ein Vers wird willkürlich aus dem Zusammenhang gerissen und gesondert betrachtet. Der routinierte Bibelleser wird natürlich wissen, dass Jesus seine Jünger ausgesandt hatte zu den Verlorenen Israels (nachzulesen bei Lukas 6, 7 – 13). Dort gibt er im Vers 10 die Anweisung, ein Haus eines Dorfes aufzusuchen und von dort aus mit den Menschen über das Reich Gottes zu sprechen. Auch Paulus hatte keine andere Methode gewählt, wie man die ganze Apostelgeschichte hindurch nachlesen kann. Natürlich war Paulus, wie in Ephesus, vielleicht längere Zeit tätig. Aus diesem Grund ist zu vermuten, dass er vielleicht auch den Gastgeber wechselte. Vielleicht ist die Mehrzahl von Häuser auch zu erklären, dass er bei verschiedenen Zusammenkünften, wie Abendmahlzeiten, eingeladen wurde und so verschiedene Häuser aufsuchte. Auch das ist ja ein wiederkehrendes Motiv in den Evangelien.

Solch Argumente ficht die Leitung der Bibel- und Traktatgesellschaft nicht an. "Häuser" sind nun mal eine Mehrzahl von Behausungen, die haben natürlich auch eine Tür (ist ja logisch) und so ist die biblische Lehre folglich: Paulus ging in Ephesus von Haus zu Haus und klapperte sämtliche Haustüren ab.

Diese Aussage ist keine willkürliche Interpretation meinerseits, sondern lässt sich nachlesen im Wachtturm vom 1. März 1983, Seite 14:
„Zu den älteren Männern der Versammlung Ephesus konnte er später mit Recht sagen: ... wobei ich mich nicht davon zurückhielt, euch alles, was nützlich war, kundzutun noch euch öffentlich und von Haus zu Haus zu lehren. Doch legte ich gründlich Zeugnis ab, sowohl vor Juden als auch vor Griechen, in bezug auf Reue vor Gott und Glauben an unseren Herrn Jesus. (Apostelgeschichte 20:17, 20 ,21, 31; 19: 1-41)
Bevor also jene Männer, die nun Älteste waren, Christen geworden waren, hatte sie der Apostel Paulus in seiner Predigttätigkeit „von Haus zu Haus“ über die grundlegenden Wahrheiten des Christentums belehrt.“


Paulus selbst spricht davon, er habe diese Männer zuerst „öffentlich“ und dann in den Häusern gelehrt (was auch immer der Grund der Einladung war). Der Artikelschreiber kehrt die Reihenfolge praktisch um, indem er rundweg behauptet, die Ältesten von Ephesus seien zuerst durch die Tätigkeit „von Haus zu Haus“ zum Christentum gekommen.

Solch Argumentation ist vielleicht auf dem ersten Blick wohl gesetzt, aber immer noch etwas dürftig, also muss flugs eine zweite Bibelstelle herhalten. Das gestaltet sich etwas schwierig, denn die Bibel spricht zwar häufig von Mission, sagt aber nicht wie diese bewerkstelligt werden soll. Und so wird ausgerechnet die Aussendung der Apostel zu den Verlorenen Israels zitiert. Dort sind die Anweisungen in sieben Versen schnell überlesen, denn wichtig ist in diesem Zusammenhang nur die Tatsache, dass die Jünger zu zweit auf die Reise geschickt wurden.

Nun möchte man meinen, dass Bibelforscher schnell den gesamten Absatz durchlesen und sicherlich wird ihnen auffallen, dass Jesus die Jünger ermahnt, ja keine Geldbörse mit sich zu nehmen. Tatsächlich habe ich noch keinen Zeugen Jehovas getroffen, der mir die „Botschaft vom kommenden Königreich“ ohne das passende Wechselgeld an die Haustür bringt.
Und in der Aussendung der Jünger wird deutlich, dass diese durchs Land streunen und alle möglichen Ortschaften erreichen sollen. Zeugen Jehovas haben dagegen fest abgegrenzte Gebiete in der Nähe ihrer Behausung und sind spätestens zur nächsten Mahlzeit wieder im trauten Heim. Auch dies sollte einem gebildeten Menschen auffallen, aber weit gefehlt.

Nun mag man annehmen, es handele sich hier nur um eine interne Angelegenheit der betreffenden Gruppe, eine Animosität oder eine entschuldbare Fehlinterpretation. Aber wer so denkt, der irrt gewaltig. Tatsächlich wird dieses „von Haus zu Haus gehen“ als eine fundamentale Wahrheit immer wieder gepredigt. So kann man z.B. im Wachtturm vom 15. Oktober 1979 auf Seite 14 lesen: „Wegen unseres Ausharren im Verkündigen der „guten Botschaft vom Königreich“ mögen wir gerettet werden.“

Seit 1979 sind 29 Jahre vergangen und die Argumentation wurde zwischenzeitlich des öfteren wiederholt. Aber dieser Satz aus dem Jahr 1979 hat es wirklich in sich, es lohnt sich „ihn auf der Zunge zergehen zu lassen“. Wenn hier von „Verkündigen“ die Rede ist, dann weiß ein Zeuge Jehova genau, was damit gemeint ist: von „Haus zu Haus“ gehen. Auf die Idee, eine öffentliche Rede auf dem Marktplatz zu halten (wie Paulus es in Athen tat, siehe Apostelgeschichte 17, 22 ff) würde gar keinem Zeugen Jehovas einfallen – weil es dafür keine Richtlinie der Wachtturmgesellschaft gibt. Auch würde es ihnen nie in den Sinn kommen, eine Synagoge aufzusuchen (wie Paulus in Ephesus, siehe Apostelgeschichte 19,8 ff) oder wahlweise eine Kirche, denn hier gibt es eine Richtlinie der Wachtturmgesellschaft – Gotteshäuser sind strikt zu meiden. Und Jünger machen könnte durchaus heißen, andere Christen (-gemeinschaften) aufzusuchen und ihnen von Jesus und dem Heiligen Geist zu erzählen (wie Paulus es in Apostelgeschichte 19, 2 ff tat), aber Jesus und der Heilige Geist spielen in der Verkündigung gar keine Rolle. Die „Gute Botschaft“ wurde längst von der „guten Botschaft vom Königreich“ abgelöst. Und während die „Gute Botschaft“ noch verkündete, dass wir errettet sind, heißt es heute: „mögen wir errettet werden“.

Nicht nur, dass diese Methode besonders angepriesen wird, es kommt noch gewaltiger: Der Satz unterstellt, dass gerade das „von Haus zu Haus“ gehen ein Kennzeichen wahrer Christen ist. Macht der Auftrag Gottes an Christen, die gute Botschaft zu verbreiten, es ihnen zur Pflicht, dies auf eine bestimmte Art und Weise zu tun, indem man von Tür zu Tür geht? Wird diese Methode in der Schrift als der vorrangige Weg gelehrt, die gute Botschaft zu verkündigen; als Markenzeichen der wahren Jünger Christi? Die Vertreter der Wachtturmgesellschaft sagen nichts, was Zeugen Jehovas den Grund geben könnten etwas anderes zu glauben.

Eine weitere Belegstelle gibt es für eine solche Verkündigung. Im Wachtturm vom 15. Juli 1979 wird das Thema erneut durchgekaut, es ist Hauptthema der Ausgabe mit mehreren Artikeln. Am Anfang der Artikel befand sich ein großes Bild mit Häusern, in das Abbildungen von Zeugen eingefügt waren, die an Türen vorsprechen. Der Untertext lautete: „Wie die Apostel Jesu, so suchen auch heutige Christen „von Haus zu Haus“ nach denen, die würdig sind, die „gute Botschaft“ zu hören.“
Damit wurden „von Haus zu Haus“ und „von Tür zu Tür“ gleich zu Beginn einander gleichgesetzt. Nirgendwo in dem Artikel wurde ein Beweis dafür vorgelegt, dass dies auch die Bibel tut; dieser Aspekt der Frage wurde nicht einmal erörtert.

Ebenfalls in der Ausgabe des Wachtturm vom 15. Juli 1979 legt der Artikel auf Seite 10 eine „falsche Spur“ wenn er sagt: „Ob sie sich in die Synagogen oder auf Marktplätzen begaben, sagt der Bericht nicht. Aber sie waren unterwiesen worden, in die Häuser der Menschen zu gehen.“
Damit möchte man vom eigentlichen Thema ablenken, ob Jesus in „Methoden des Zeugnisgebens“ unterwies oder Anweisungen gab, wie sie eine Bleibe finden konnten.
Die Berichte der Jünger (siehe Matthäus und Johannes) sagen nichts, dass Jesus von Haus zu Haus ging. Sie sagen jedoch, dass er in Synagogen, auf Markt- und auf anderen öffentlichen Plätzen sprach und Einladungen in bestimmte Häuser annahm, um dort mit den Anwesenden zu sprechen.

Es ist erstaunlich, dass Christen hier sich von dermaßen platten Argumentationen so schnell täuschen lassen. Sie tun es, weil die Denkmethode folgendermaßen aussieht:
1. „Verkündigen“ heißt „von Haus zu Haus“ gehen – weil es immer schon so gemacht, sogar von den Jüngern Jesu.
2. Würde ich die Argumentation bestreiten, dann würde ich das biblische Wort in Zweifel ziehen und der Vernunft den Vorzug geben. Das darf aber bei bibeltreuen Christen nicht sein, weil nicht die Vernunft, sondern das Wort Gottes die Richtschnur ist. In anderen Worten: Ich mache mich der Bibelkritik schuldig.
3. Ich würde mich über die von Gott eingesetzte Autorität hinweg setzen, nämlich der Wachtturmgesellschaft. Das wäre aber Auflehnung und Trennung innerhalb der Versammlung (Gemeinden gibt es bei ZJ ja nicht) und der einzige, der daran Interesse hat wäre Satan. Wie tröstlich, dass die Wachtturmgesellschaft
4. eine Erklärung dafür hat: Meine Erkenntnis ist einfach zu gering, ich muss mehr lernen und dies geht praktischerweise im Dient „von Haus zu Haus“.

So beißt sich die theologische Schlange in den Schwanz.

Noch vor einigen Jahren lautete der volle Titel der Hauptzeitschrift „Der Wachtturm verkündigt das 1914 aufgerichtete Königreich“. Heute lautet der Titel kurz und bündig „Der Wachtturm“. Unübersehbar auch hier: die Botschaft vom 1914 aufgerichteten Königreich ist nicht die Botschaft Jesu. Sicher, sagen die Zeugen Jehovas, hat Jesus das Datum 1914 nicht genannt. Aber wie ein roter Faden zieht sich das „Reich Gottes“ durch das Evangelium verbunden mit so mancher Gerichtsankündigung und das kann nun mal nichts anderes bedeuten. Denn erwiesenermaßen ist die Welt seit 1914 nicht mehr die gleiche wie davor. So ein Denkmuster funktioniert nur dann, wenn man den Leuten immer wieder einredet „Reich Gottes“ sei das gleiche wie die „Schlacht von Harmagedon“, die dann trotz gegenteiliger Behauptungen doch nicht im Jahr 1914 stattfand.

Und so können wir mehrere Erkenntnisse aus dieser Betrachtung ziehen:
1. Eine falsche Grundannahme bestätigt sich in der Argumentation selbst.
2. Der oben genannte Artikel des Wachtturms aus dem Jahr 1983 zitiert die Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift und lässt klar die Einfügung „von Haus zu Haus“ erkennen. Die Bibel wird also den Lehren der Organisation angepasst.
3. In der Argumentation werden entscheidende Details ausgelassen, Reihenfolgen verändert, Beziehungen hergestellt wo keine bestehen und so letztlich keine neuen biblischen Erkenntnisse gewonnen, sondern lediglich bereits vorher vorhandene Denkmuster verstärkt.
4. Irrlehren ergänzen einander und suchen einander. So können wir sehen, dass die „von Haus zu Haus“ Lehre schon sehr stark mit der „Botschaft des kommenden Königreichs“ im Zusammenhang gebracht wird. So präsentieren sich dem interessierten Betrachter verschiedene Lehren harmonisch aufeinander abgestimmt, es gibt einen stimmigen Gesamteindruck und der lässt den Eindruck von Glaubwürdigkeit entstehen.
5. Es gibt Irrlehren verschiedener Grade. Ihnen gemeinsam ist, dass sie bei vernünftiger Betrachtung als nicht heilsnotwendig einzustufen sind. Trotzdem werden gerade diese Lehren oft hochstilisiert und zum Merkmal „wahren Christentums“ erklärt.
6. Um dies zu erreichen, müssen geschichtliche Vorgänge massiv verfälscht werden. Sehr geschickt nutzt man hier das wenig vorhandene Wissen der Gläubigen und verstärkt durch Beschönigungen und Verzerrungen einen falschen Gesamteindruck, der oft als moralische Grundlage für das gesamte Handeln der Gruppe herhalten muss, der Gruppe somit überhaupt eine Daseinsberechtigung gibt.

Aber dieses Posting soll ja keine Darstellung sein, wie sich Fehlentwicklungen in der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas immer mehr verfestigt haben. Statt sich nämlich über die Schwächen anderer Religionsgemeinschaften auszulassen sollte man auch die Fehler der eigenen Gemeinschaft oder deren Vertreter betrachten, möchte man sich vor Fehlentwicklungen, Fehleinschätzungen und Bibelverdrehungen schützen. Denn gerade protestantische Freikirchen haben sich in den letzten Jahrzehnten mit einem Geflecht aus Bibelverdrehungen und Falschargumentationen umgeben, die qualitativ genau so „biblisch“ sind wie im obigen Beispiel ausführlich beschrieben. Und anstatt gründlich aufzuräumen, wird jeder weitere Strick um die Füße noch freudig begrüßt. Da brauchen wir auch nicht verächtlich die Zeugen Jehovas betrachten, die schon längst den nächsten Endzeittermin vorsichtig ankündigen (wer es noch nicht weiß: es fanden sich bei der biblischen Berechnung der Endzeit noch weitere 120 Jahre an. 120 + 1914 = 2034). Das ewige Gejammer um die doch möglichst bald stattfindende Erweckung (oder alternativ dazu eine Entrückung?) hat schon längst nichts mehr mit einem freudigen Bekenntnis zu Jesus zu tun, sondern nur noch mit Durchhalteparolen von Leuten, die trotz Tröstungen der Bibel an der Welt und ihren persönlichen Umständen verzweifelt sind.

Liebe Grüße von
Timm

Am Wochenende werde ich mir die Zeit nehmen, eine so beliebte Lehre innerhalb der Freikirchen unter diesen Gesichtspunkten zu beleuchten, damit nicht nur die Zeugen Jehovas "ihr Fett weg bekommen".
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#12
bibelpoint

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Hallo Timm,
Gottes Segen!

Zunächst vielen Dank für den Beitrag und die damit verbundene Mühe. Ich habe mir -deine Erlaubnis voraussetzend- das Recht herausgenommem, die Erklärung über den Zirkelschluss nicht auf mich zu beziehen. Ich hoffe, das geht durch.

Die "Zeugen":
Ganz deiner Meinung.
Ich habe mich mit den ZH intensiv beschäftigt und kenne alle ihre Tricks. Die ZJ ficht grundsätzlich nichts an, was man ihnen aus der Bibel erklärt.
Letzt wollte ich wissen, was sie meinen, wieso Stephanus den Herrn Jesus persönlich anredet. Ja hieß es, wenn man kurz vor dem Tod steht, weiß man oft nicht, was man redet. Wollte ich wissen, wieso die Schrift dann sagt, er war voll des heiligen Geistes; da kommt keine Antwort mehr...[O-Ton]
Bezüglich "Haus zu Haus" vermisse ich in den meisten Publikationen folgendes zusätzliches Argument:
Jesus untersagt den ausgesendeten Jüngern in Lukas 10,7 von "Haus zu Haus" zu gehen. Der Sinn einer solchen Anordnung liegt nahe, da eine solche Art und Weise ganz ungeistlich ist und das Wirken des Geistes ausklammert [man denkt, wenn man wie in einer Rastersuche vorgeht, würde man alle Menschen erreichen...statt auf einen Traum, eine Fügung / Führung usw. zu achten].
Wenn auch kein Zwang vorliegt, diese Order für die [spätere] Christenheit zu verallgemeinern, liegt der Gedanke aber nahe.

In diesem Zusammenhang könnte das Argument so lauten: Die ZJ haben einen derartigen Bammel vor der Bibelstelle Lukas 10,7 dass sie sich nicht entblöden zu übersetzen: "Zieht nicht von einem Haus in ein anderes um" (Neue Welt Übersetzung).
So versteht sich immer mehr, warum die ZJ die Elberfelder abwerfen mußten; ich hab grad mal in die 1871 geschaut:
"7. In demselben Hause aber bleibet, und esset und trinket, was sie haben; (O. was euch von ihnen angeboten wird) denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Gehet nicht von einem Hause zum anderen über. (Eig. von Haus zu Haus)". Anmerkung innerhalb der Anführungsstriche von der Elberfekder selbst!
nolite transire de domo in domum
μεταβαινετε εξ οικιας εις οικιαν


Unglaublich aber wahr. [Man bekommt aber von der Wachtturm-Gesellschaft auf schriftliche Anfragen keine Antwort; also hinschreiben ist sinnlos.]

Zum Thema biblische Lehre: [nicht an Timm persönlich]

Ich möchte hier noch allgemein den Hinweis anbringen, dass ich fest davon überzeugt bin, dass große Teile der heutigen Christenheit den paulischen Ausspruch: "Der Buchstabe tötet aber der Geist macht lebendig" in verkehrter Intention verstehen. [Geist kontra Bibel...]
Daher wird diese Aussage schon zum Schlagwort, um sich biblische Aussagen vom Hals zu halten. Daher mahne ich einfach mal an, diese Aussage mehr in die Richtung zu verstehen: 2. Kor. 8,10 nicht allein das Tun, sondern auch das Wollen;


Denn wenn der Buchstabe [a priori] tötet, brauchen wir keine Schrift...
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#13
Timm

Timm

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Lieber Bibelpoint,

Du schreibst:
Ich möchte hier noch allgemein den Hinweis anbringen, dass ich fest davon überzeugt bin, dass große Teile der heutigen Christenheit den paulischen Ausspruch: "Der Buchstabe tötet aber der Geist macht lebendig" in verkehrter Intention verstehen. [Geist kontra Bibel...]

Gerade dies ist ein leider ein typischer Zirkelschluss. Der paulinische Ausspruch handelt vom mosaischen Gesetz und dem Heiligen Geist. Durch Deinen Umkehrschluss machst Du aber einen Gegensatz zwischen der gesamten Bibel und dem Verstand (Geist).
Vielleicht passiert Dir dies unabsichtlich, weil diese Interpretation Deinen Neigungen und Meinungen entspricht. Ich kann dieser Interpration aber nicht folgen. Ich möchte Dir mit dieser Aussage auch nicht zu nahe treten. Bitte verstehe mich in dieser Hinsicht nicht falsch.

Ich stimme aber mit Dir überein, wenn es um Gesetzlichkeit in den Gemeinden geht. Dazu habe ich folgende Absätze gefunden.


Warum nehmen Menschen das an?
Der Apostel Paulus sprach in seinen Tagen von Menschen, die „unter Gesetz sein wollen“ (Galater 4, 21). Heute wollen das viele immer noch. Vielleicht wird nicht wie bei Judaisten in den Tagen des Paulus eine Unterordnung unter das mosaische Gesetz befürwortet. Aber durch Gesetzesdenken wird das Christentum zu einem Gesetzkodex, einem Regelwerk gemacht. Man schafft eine Art Versklavung unter Vorschriften und überkommene Richtlinien, und diese beherrschen das Verhältnis der Menschen zu Gott.

Warum aber beugen sich andere derartigen Forderungen? Was bringt Menschen dazu, die kostbare Freiheit preiszugeben, in moralischen Dingen, ja sogar in den intimsten Bereichen des Lebens selbst zu entscheiden? Was veranlasst sie, sich den Auslegungen und Vorschriften unvollkommener Menschen auch auf die Gefahr hin zu unterwerfen, ihre Arbeitsstelle zu verlieren, ins Gefängnis zu kommen, ihre Ehe großen Belastungen auszusetzen, selbst das eigene Leben oder das eines nahestehenden Menschen aufs Spiel zu setzen?

Viele Dinge spielen dabei eine Rolle. Vielleicht üben das soziale Umfeld oder die Familie Druck aus, und Konformität ist ein möglicher Weg, Differenzen oder sogar Konflikte zu vermeiden. Es kann die nackte, lähmende Angst sein, von Gott verworfen, schließlich vernichtet zu werden, wenn man außerhalb der „Arche“ Organisation landet. Es gibt jedoch einen weiteren, vielleicht fundamentaleren Grund, der oft noch genauer den Kern der Sache trifft.

Die meisten Menschen mögen es, wenn Dinge schwarzweiß gemalt werden, wenn Themen sich ordentlich in den Schubladen „richtig“ oder „verkehrt“ befinden. Eigene Gewissensentscheidungen zu treffen, kann schwierig, manchmal mühselig sein. Viele unterziehen sich lieber nicht dieser Mühe. Sie lassen sich eher von jemand anderem sagen, lassen ihn für sich Gewissen spielen. Das ist der Grund, warum in den Tagen Jesu die Kontrolle durch die Rabbiner und eine Sammlung rabbinischer Überlieferungen entstehen konnten. Statt etwas auf der Grundlage des Wortes Gottes und des eigenen Gewissens zu entscheiden handelte man nach der Devise „Frag den Rabbi“.

Ein weiterer Grund ist die Feinheit, mit der solche durch Gesetzesdenken geprägten Begründungen vorgebracht und für verpflichtend erklärt werden. Die Betonung von Gesetzen seitens der Religion, Legalismus, ist seit jeher durch den Gebrauch von Fachfragen und Spitzfindigkeiten gekennzeichnet, durch eine Art des Argumentierens, die nicht nur subtil ist; sie ist einleuchtend und manchmal sogar sehr geschickt – und doch falsch. Diese Argumentation zu entwirren und als das zu erkennen, was sie wirklich ist, macht Mühe; eine Mühe, mit der sich viele nicht abgeben und die andere wohl einfach nicht aufbringen können.

Seite 276

Verallgemeinerung und Schubladendenken
Ein weiteres Kennzeichen für legalistisches Denken ist die Gewohnheit, Dinge zu verallgemeinern und zu kategorisieren. Das heißt, wenn gewisse Aspekte einer Sache schlecht sind, besteht die Tendenz, zu verallgemeinern und zu sagen, die ganze Sache sei schlecht.
Diese Art von ungerechtfertigter Verallgemeinerung ist im wesentlichen dieselbe, wie wenn man eine ganze Nation oder eine ethnische Gruppe als verdorben ansieht, weil ein gewisser Prozentsatz von Einzelpersonen in dieser Gruppe oder Rasse böse handelt oder eine falsche Haltung an den Tag legt. Mit einer solchen Verallgemeinerung sagt man, die Menschen dieser Nation oder Rasse hätten einen Hang zur Kriminalität oder seien unehrlich oder faul oder nicht verlässlich, sie seien habgierig oder listig, nur weil alle an einem Teil gemessen werden. Das Ergebnis sind Vorurteile, die ein oberflächliches Denken verraten. Es erfordert Sorgfalt und Urteilsvermögen, die Menschen als einzelnen, jeden für sich, zu beurteilen. Sie alle in eine Kategorie zusammenzuwerfen, ist offensichtlich einfacher. Es ist aber auch äußerst unfair und unvernünftig.
Mi einer solchen Haltung kann man alle anderen Religionsgemeinschaften, die sich zum Christentum bekennen, als von Grund auf schlecht ansehen. Man findet an gewissen Lehren der Religion Fehler und kann nun die Religion insgesamt als unrein ansehen. Und jeder, der dieser Religion angehört, ist ebenfalls unrein und hat nicht Gottes Gunst.
Wenn man meint, an einer Religion sei etwas unchristlich, so gibt einem das wohl kaum das Recht, alle Mitglieder als für Gott völlig unannehmbar zu verurteilen. Damit handelt man nach dem Grundsatz „mitgefangen, mitgehangen“, den Religionsführer auch gegen Jesus anwandten (vergleiche Matthäus 9,11 und 11,19). Nach diesem Grundsatz ist es gleichgültig, was für ein Mensch der einzelne ist und was er persönlich glaubt, wie sehr er selbst sich Gottes Wort hingibt und wie hoch die Maßstäbe sind, nach denen er lebt.

Seite 244 – 245


Wie man übliche Fallen falscher Argumentation erkennt
1. Korinther 14, 20 Epheser 4, 14)

Es gibt ehrliche und unehrliche Argumentationen, von Prinzipien geleitet oder nicht, stichhaltig oder an den Haaren herbeigezogen. Einige haben wir schon betrachtet, darunter:
- bloße Behauptungen aufstellen;
- einseitig darstellen (Gegenbeweise werden unterdrückt oder ignoriert);
- Andersdenkende lächerlich machen;
- höhere Weisheit oder Autorität beanspruchen und auf dieser Grundlage „etwas unfehlbar hinstellen“.

Das sind einige der üblichen unzulässigen Methoden. Andere sind:
- Gegenargumente falsch darstellen, z.B. anstatt des wirklich strittigen einen vorgeschobenen Punkt einführen.
- „Zirkelschlüsse“, eine unbewiesene Prämisse wird als Ausgangspunkt für eine Beweisführung verwendet; die Argumentation baut dann mehr auf dieser Prämisse als auf gesicherten Fakten auf.
- Falsche Analogien; es besteht Ähnlichkeiten, aber nicht solche, die zum Beweis der Schlussfolgerung nötig wären.
Man schafft ein „künstliches Dilemma“, es scheint nur zwei Möglichkeiten zu geben; eine zu deren Gunsten argumentiert wird, und eine andere, die gewöhnlich unerwünscht ist – dabei gibt es aber in Wirklichkeit mehrere Alternativen.
- „Falsche Fährten“ in die Beweiskette legen; man bringt einen Punkt ein, der für alle die Erörterung irrelevant ist nur dazu dient, die Aufmerksamkeit des Lesers von der Schwäche in der Argumentation abzulenken.
- Argumentation ad hominem (gegen die Person); man greift den Gesprächsgegner und nicht sein Argument an.
- Gruppenbezogenes Denken; man spricht die Neigung an, sich stark mit dem Denken, den Überzeugungen – sogar den Vorurteilen, der Voreingenommenheit oder Unkenntnis – einer speziellen Gruppe zu identifizieren und die Dinge außerhalb aus der Sicht der eigenen Gruppe wahrzunehmen
- Missbrauch deduktiven Beweisens; man nimmt entweder einen allgemeinen Grundsatz und zieht daraus ungerechtfertigte und unbewiesene Schlüsse, oder nimmt umgekehrt bestimmte nebensächliche Punkte und begründet darauf ein weitgefasstes, aber nicht unbedingt schlüssiges Prinzip; man verallgemeinert also voreilig.

Diese Arten der Beweisführung überschneiden sich oft oder kommen gemeinsam vor, so mag die „falsche Fährte“ auch „Gruppenvorurteile“ einschließen oder in dem Angriff auf eine Person bestehen. Doch wie auch immer angewandt, kann man mit diesen verschiedenen Argumentationsformen häufig zu Aussagen kommen, die sehr einleuchtend, manchmal sogar eindrucksvoll erscheinen. Und doch sind sie falsch. Kompliziertes, verschlungenes Argumentieren mag den Leser verblüffen; vielleicht kommt er zu dem Schluss, der Verfasser sei weit intelligenter als er und die Aussagen, die ihm verwirrend erscheinen, seien eigentlich sehr „tiefgründig“. Verblüffung wird zu Tiefgründigkeit, und eigentlich Oberflächliches erhält den Schein von Tiefe.

Seite 392 und 393


Alle oben genannten Ausführungen stammen aus dem Buch „Auf der Suche nach christlicher Freiheit“ von Raymond Franz. Franz beschreibt in diesem Buch die Verwirrungen und Fehlargumentationen der Lehre der Zeugen Jehovas. Doch die drei Passagen zeigen deutlich, dass auch im freikirchlichen Bereich Gesetzesdenken und unehrliche Argumentation längst zum Allgemeingut geworden sind. Nicht mehr das biblische Angebot zu einem neuen Menschen zu werden steht im Mittelpunkt, sondern die Förderung eigener Bequemlichkeiten, die Bestätigung eigener Vorurteile und der Wunsch nach Qualifikation als biblischer Lehrmeister auftreten zu können. Im Gewirr widerstreitender unterschiedlicher Lehraussagen in einem Klima der Angst haben es Geschäftemacher leicht, die Gemeinde als Geschäftsfirma zu etablieren.

Und genau so, wie solche Christen mit sich selbst umgehen, so gehen sie mit anderen Christen um. Ich denke besonders an den Punkt „Argumentation ad hominem“, wenn ich Angriffe und Verurteilungen auf dieses Forum lese. Nicht der eigentliche Streitpunkt wird ernsthaft diskutiert, sondern die Forumsleitung angegriffen. Das ist ja ein häufig wiederkehrendes Problem in vielen christlichen Foren.

Und auch wir sollten uns auch vor Pauschalverurteilungen hüten. So stehen natürlich auch Menschen, die an den Lehren bestimmter Wunderprediger glauben, nicht deshalb außerhalb der Gunst Gottes, nur weil die Wunderprediger falsche Lehren und falsche Argumentationen verbreiten.

Wie sehr uns solches Denken bereits erfasst hat, zeigt uns deutlich ein älteres Beispiel:

Der selbsternannte „letzte Prophet William Branham“ behauptete von sich, der in Maleachi Kapitel 3 gesandte „letzte Prophet“ zu sein. Diese Rolle billigen christliche Theologen im Allgemeinen Johannes dem Täufer zu, der als der letzte Prophet des Alten Testaments gekommen war, den Weg des Herrn zu bereiten.

Übernatürliche Erscheinungen im Leben des William Branham, die die Rechtmäßigkeit seiner Lehre und seine göttliche Beauftragung bestätigen sollen:

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Die traditionelle Deutung ignorierend war Branham zugleich auch ein erwecklicher Prediger, dem bereits in den USA schon ein großer Erfolg beschieden war. Sein Erfolg wurde in Europa zu einem Triumph, als er im kriegszerstörten Deutschland die Pfingstgemeinden aufsuchte. Diese hatten zwar den „schrecklichen Tag“ bereits hinter sich, viele Pfingstler waren vor dem Krieg in den ostelbischen Gebieten heimisch gewesen und als Flüchtlinge in den Westen gekommen. Dort gab Branham den Pfingstlern neuen Mut, denn die hatten meist noch nicht einmal einen Ort für den Gottesdienst und waren auch lehrmäßig verstört, nachdem sie im Tausendjährigen Reich bereits in einer Einheitskirche aller Pfingstler zusammen geschlossen worden waren. Er motivierte die Gemeinden und konnte auch einige Bekehrungen vorweisen, von denen die meisten jedoch nicht lange anhielten. Trotzdem kam es im Nachgang zur Gründung einiger neuer Gemeinden. Der eigentliche Hauptexportschlager seinerseits war die Lehre der „Sieben Sendschreiben an die sieben Gemeinden“. Diese Lehre war vorher schon als Randerscheinung einigen wenigen Christen in Deutschland bekannt, aber völlig unbedeutend. Bereits in den letzten zwei Jahrtausenden hatten sich diverse christliche Theologen an der Deutung dieser Sendschreiben versucht. Besonders orthodoxe Theologen scheinen einen ausgesprochenen Faible für dieses Thema zu haben, die Literatur füllt ganze Bibliotheken. Auch der eine oder andere katholische Geistliche fand hier ein Betätigungsfeld, jedoch war auch hier (wie bei allen anderen Theologen) das Ergebnis immer gleich: einen theologischen Sinn machte das ganze nicht und die sieben Sendschreiben stellten sich als das heraus was die Bibel von ihnen sagt – Sendschreiben an sieben (seit vielen Jahrhunderten nicht mehr existierende) Gemeinden auf dem Gebiet der heutigen Türkei zur Zeit des Kaiser Nero.
In protestantischen Freikirchen scheinen ähnliche Lehren zuerst bei englischen Apostelgemeinden aufzutauchen, wenn auch in verschiedensten Versionen. Auch in adventistischen Splittergruppen kommt diese Lehre vor, aber auch in verschiedenen sich wiedersprechenden Versionen.

Branham jedoch gibt der Lehre die heute (nur in protestantischen Freikirchen) gebräuchliche Fassung, jedoch mit einem Zusatz. Jeder Gemeinde ordnet er einen bestimmten Zeitabschnitt der Kirchengeschichte willkürlich zu und stellt jeweils eine Schlüsselperson (Paulus, Irenäus von Lyon, Martin von Tours, Columba, Martin Luther, John Wesley) dem dazu passenden Zeitabschnitt voran. Selbstverständlich ist er selbst (Branham) der Vertreter des letzten Zeitabschnitts (Gemeinde von Laodizea) – eine Aussage, die er selbst nie macht, aber durch seine engsten Mitarbeiter verbreiten lässt ohne diese These zu dementieren. Was er damit erreicht ist ein geschicktes Konstrukt aus einer „falschen Fährte“, gruppenbezogenen Denken und legalistischer Grundhaltung mit dem einen Zweck: seine Autorität biblisch zu begründen und einen nicht vorhandenen Zusammenhang zwischen der Offenbarung mit Maleachi Kapitel 3 zu schaffen.

Besonders aber der Trick mit der Auslassung seines Namens ist besonders perfide. Indem seine engsten Anhänger diese Behauptung aufstellen glauben die Anhänger dies auch ohne Nachfrage. Branham selbst dementiert diese Aussage ja nicht, also müssen die Behauptungen aus "dem Dunstkreis des Propheten" ja wahr sein. Im Ernstfall kann Branham aber wahrheitsgemäß behaupten, er selbst hätte eine solche Aussage nie gemacht.
Auf seinem Grabstein jedenfalls hat man weniger Zurückhaltung geübt. Man siehe sich die Photoshow hier an:

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springe aber besser gleich zur Zeitangabe 1:43:00 und sehe sich die Aufnahmen des Grabsteins (in Form einer Pyramide) selbst an.

Eine Darstellung der Lehre „Die Sieben Älter der Kirche“ findet sich neben vielen anderen Informationen hier, siehe insbesondere Abschnitt 2.2.

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Nach seinem unrühmlichen Ende, dem seit 1963 eine wirre Verkündigung abstruser Lehren voran geht („Same der Schlange“ und anderer unglaublicher / unglaubwürdiger Enthüllungen) passiert etwas sehr Seltsames in der pfingstlichen Szene. Der große Retter und Motivator der Pfingstbewegung nach dem Kriege, der Auslöser der „großen Erweckung“ wird zur Unperson. Aus den pfingstlichen Bücherregalen verschwinden seine Schriften, die Anhängerschaft großer Teile der Pfingstbewegung und sein nicht unerheblicher Einfluss wird verschwiegen, heute sogar geleugnet. Die Branham-Gemeinden schrumpfen bis zur Unkenntlichkeit, einzig die „Freie Volksmission Krefeld“ unter Ewald Frank (der sich als einzigen legitimen Nachfolger ansieht und als göttlichen Gesandten mit endzeitlicher Bedeutung und für alle Christen verbindliche Lehren) ist noch heute öffentlich präsent.

Wer ein wenig zu diesem Thema Google benutzt, der stößt auch bald auf das „Zeugnis“, wie Ewald Frank zum Nachfolger berufen wird. Ein Engel betritt die Versammlung (für die meisten, aber nicht für alle Anwesenden, unsichtbar) und übergibt Frank ein Schwert und somit die legitime Nachfolge. Ob der Engel Emma heißt, wird nicht überliefert.

Interessant zu lesen, wie Branham in den Himmel auffuhr und wie Ewald Frank als Nachfolger berufen wurde (siehe Seite 7 – 9 des PDF-Dokuments):

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Nur eine kleine Bemerkung am Rande, die mit den Sieben Sendschreiben nichts zu tun hat: Wer „Freie Volksmission Krefeld“ hört, dem stehen natürlich die Nackenhaare zu Berge, weil hier enge Verbindungen mit der „Colonia Dignidat“ in Chile bestanden und bestehen. Hier nur eine der zahlreichen Quellen:

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Branhams Lehre von den Sieben Sendschreiben fällt für kurze Zeit ebenfalls als „Irrlehre“ in Ungnade, wird dann aber „entstalinisiert“ und kommt nach Unterschlagung der „Schlüsselfiguren“ wortwörtlich in bereinigter Fassung wieder auf dem Markt. Dermaßen geadelt findet diese Lehre nun auch in nicht-pfingstlichen Kreisen Akzeptanz und feiert seit Jahrzehnten fröhliche Urständ in diversen Predigten und muss für allerlei andere Lehren als Gegenbeweis herhalten. Das Abgucken fremder Lehren mit entsprechenden Bereinigungen um diese der eigenen Glaubensgruppe anzupassen nannte Fred Franz (ehemaliger Präsident der Wachtturmgesellschaft und Onkel von Raymond Franz) „das Saugen an den Zitzen Babylons“.
So sehr identifizieren sich erweckliche Christen mit dieser Lehre, dass sie mittlerweile als „Grundlage bibeltreuer Auslegung“ gilt – ein typischer Fall einer „gruppenbezogenen Denkens“. Wie schrieb Raymond Franz: „Man findet an gewissen Lehren der Religion Fehler und kann nun die Religion insgesamt als unrein ansehen. Und jeder, der dieser Religion angehört, ist ebenfalls unrein und hat nicht Gottes Gunst.“ Weil man Fehler in anderen Konfessionen ausmacht, muss zwangsläufig die gesamte Kirchengeschichte als verderbt angesehen werden, inklusive aller Vertreter, Entwicklungen und Errungenschaften zu allen Zeiten.

Man fragt sich bei einer solchen Herkunft, wie eine solch unbedeutende Auslegung (weil nicht heilsnotwendig) eine solch steile Karriere hinter sich bringen kann. Der Schlüssel liegt aber darin, dass diese Lehre eine allgemeine Erwartungshaltung trefflich stützt. Die christliche Verkündigung wäre nicht minder wertvoll, wenn man auf die Lehre verzichten würde. Man sollte es sogar tun, denn diese Lehre ist nun mal nicht in Einklang mit historischen Tatsachen zu bringen – die Kirchengeschichte ist nun mal anders verlaufen als die Lehre von Branham dem geschichtlich ungebildeten Gläubigen vermittelt. Sie ist deshalb anders verlaufen, weil der Heilige Geist sehr viel öfter und mächtiger in der Kirchengeschichte wirkte, als so mancher Hobbytheologe es gern sehen würde. Die Kirchengeschichte ist deshalb anders verlaufen, weil Jesus Recht behielt, als er sagte, dass die Pforten der Hölle die Kirche nicht überwinden können. Und ich kann nun mal Branham nicht folgen, wenn seine Versionen /Visionen dem Wort Gottes und der Geschichte eindeutig widersprechen.

LG
Timm
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#14
bibelpoint

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Hallo Timm,

zunächst Gottes Segen!

Du hast -mehrere Themen inangriffnehmend- dir viel Mühe gemacht, was die Fülle deiner Ausführungen betrifft. Dafür vielen Dank.
Wegen des massiven Materials, das von meinen Untersuchungen nicht bestätigt werden kann, möchte ich folgendes sagen:
Es ist mir zeitlich nicht möglich, momentan darauf einzugehen. Um den Eindruck zu vermeiden, ich könnte darauf nichts antworten, kann ich nur darauf verweisen, dass ich dieses Thema bis Ende Februar in meine Homepage einbinden werde, und zwar sehr ausführlich. Ich weiß, dass klingt jetzt unbefriedigend.
Es geht aber nicht anders. Besonders deshalb schrieb ich an einer Stelle sinngemäß: Der Herr wird es uns einst sagen.

Ganz kurz mit auf den Weg: Natürlich prüfen wir nicht primär in altdeutsch, aber die Alten wußten ja beim Übersetzen, was sie meinten.
Sie wußten es besser, als wir heute. Durch die Sprachentwicklung [-verfälschung] hat sich viel getan. Da mußt du dich mal intensiv einarbeiten.
Dieses Forum ist m.E. nicht der richtige Platz zur Debatte. Sie ist extrem ausufernd.

Deine Ausführungen zum: Geist/Buchstabe sind meines Erachtens unverständlich. Gerade die andere Seite will ja permanent Geist gegen Bibel ausspielen, nicht ich. Paulus selbst mahnt Gebotehalten an [ 1. Kor. 7,19 und viele andere]. Allein das zeigt, das der Standartspruch "Der Buchstabe tötet aber der Geist macht lebendig" sich nicht a priori gegen das Gesetz wendet. Dies ist der Irrtum vieler Gemeinden. Wie ich schon erwähnte, betrifft dieser Satz die Motivation.
Also auf deutsch: Es hat keinen Sinn, ein Lied von den Noten abzunudeln, das ich weder mag noch verstehe.

Niemand hat damit gesagt, dass das Lied schlecht ist oder nicht gesungen werden soll!

Ich hab nicht ganz verstanden warum diese tausenden Sachen als Antwort an mich gerichtet sind; ich bitte um Milde.

Und: Ob ich wirklich nur immer Zirkelschlüsse mache, weil ich meine Meinung als Basis des Verstehens hernehme, ist schon recht unexegetisch.
[weil selber nur Unterstellung].
Ich gebe aber zu, dass hier der Raum fehlt und ich auch kein sonderliches Interese habe, dies durchzukauen.

Lasst uns nicht vergessen: Der Geist dieser Welt wird nie zugeben, dass er Geist dieser Welt ist.

Lasst uns beten und fasten. Gottes Segen.
  • 0

#15
Timm

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Hallo Bibelpoint,

mir geht es auch nicht so sehr um eine umfangreiche Diskussion, die vielleicht auch dieses Forum sprengt und vielleicht die meisten Besucher gar nicht interessiert. Mir ging es in diesem Zusammenhang um die Entstehung und Auslegung von angeblich biblischen Lehren und Prinzipien in Sekten und Freikirchen. Und das Ziel meiner Einwendungen habe ich nicht erreicht, wenn sich eine Diskussionsschlacht um den einen oder anderen Punkt ergibt, sondern wenn sich die Diskussionteilnehmer auch Zeit zum Nachdenken nehmen; ich vielleicht Denkanstöße vermitteln konnte:

- Ist die Vermittlung der Lehre schon manipulativ?
- Wird falsch argumentiert?
- Werden Tatsachen verdreht?
- Werden Zusammenhänge hergestellt wo keine bestehen?
- Bekommen allgemein verständliche Ausdrücke eine gruppenspezifische Umdeutung?
- Dient die Lehre nur der Bestätigung bereits vorhandener Vorurteile?
- Mehrt die Lehre die Liebe der Christen untereinander oder dient sie nur der Abgrenzung zu anderen Christen, bzw. der Bestätigung der eigenen Richtigkeit?
- Haben sich Theologen um diese Frage in den letzten 2000 Jahren bereits Gedanken gemacht und zu welchem Ergebnis kamen sie?
- Wer hat die Lehre zuerst ins Spiel gebracht, wie hat sie sich entwickelt?

Mittels dieser sehr einfachen Fragen sollte es einem nicht schwer fallen die in der Freikirche angebotenen Lehren zu untersuchen. Und die Untersuchung ist wirklich erforderlich, man siehe nur die diesjährigen Ereignisse um die angebliche Lakeland-Erweckung, die ja nun zum wiederholten Male zeigt, wie ungeheuerlich leichtgläubig, vertrauensselig und untergebungswillig Christen in protestantischen Freikirchen bereits geworden sind. Man möchte auch hinzufügen "lernunwillig", denn ansonsten hätten wir aus einer Menge ähnlicher Vorkommnisse bestimmt schon unsere Lehren gezogen.

Die Lernunwilligkeit, das Schönreden und das Ignorieren von Missständen nur zur Aufrechterhaltung einer Fassade garantiert dem nächsten Irrlehrer wieder genügend Erfolg, finanziellen Umsatz, eine leichtgläubige Anhängerschaft und christliche Gemeinden, die unter diesen Irrlehrern und deren Folgen leiden müssen.

LG
Timm
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#16
Timm

Timm

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Hier einige Beispiele der Verirrungen. Die Reaktionen aus den Freikirchen sind bekannt:
- verdrängen
- totschweigen
- leugnen

Asa Alonzo Allen "The Miracle Man"
Für mich ist die Geschichte des zu einem Scharlatan gewordenen Predigers die traurigste von allen. Am meisten bekannt ist er dafür, dass er seinen Anhängern mitteilte, er könne Gott anweisen, Dollarrechnungen in 20-Dollar-Noten zu verwandeln. Allen behauptete, er sei in besonderer Weise gesalbt und habe die Macht empfangen, Gläubigen, die 100 $ für seine Missionsarbeit spendeten, durch Handauflegen zu Reichtum zu verhelfen. Er wurde auch bekannt, weil er seine Anhänger drängte, ihm für sein Gebet Kleider zu schicken, die mit „Wunderöl“ eingerieben waren. Er bot auch Rasuren in Zelten an; dort sollten dann persönliche Wunder geschehen. Allen wurde aus seiner Kirche (Assemblies of God) ausgeschlossen, nachdem er wegen Autofahren unter Alkoholeinfluss festgenommen worden war. Allan behauptete, dass er gekidnappt worden sei und die Gangster hätten ihm gewaltsam den Alkohol in die Kehle geschüttet. Am 14. Juni 1970 konnte man A. A. Allen in seinem Rundfunksender auf einer Bandaufnahme hören, auf der er sagte: „Hier spricht Bruder Allen persönlich. Viele meiner Freunde sind über mich betreffende falsche Nachrichten beunruhigt und haben nachgeforscht. So wird behauptet ich sei tot und das wird sogar von den Kirchenkanzeln verkündet. Klinge ich etwa wie ein Toter? Meine Freunde, ich bin noch nicht einmal krank! Gerade vor einem Moment habe ich einen Flug zu unserer gerade laufenden Missionierungsaktion reserviert. Wir werden uns dort sehen und den Teufel einen Lügner nennen!“ Ungefähr zur gleichen Zeit brachte die Polizei A. A. Allens Leiche aus einem mit Pillen und Alkoholflaschen übersäten Zimmer im Jack Tar Hotel, San Francisco. Allen starb aufgrund von Leberversagen im Rahmen seiner Alkoholabhängigkeit.

Robert Tilton
Von Beginn an war es der alleinige Zweck der Missionsarbeit von Robert Tilton, den Gläubigen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Tilton bekam die Anregung dafür von der als Information getarnten Werbesendung für den Erwerb von Grundbesitz von Dave Del Dotto. Tiltons Begeisterung für weltlichen Reichtum beherrschte ihn so, dass er ihn sogar in seinen persönlichen Aussagen in den Vordergrund rückte. So wählte er einen Ferienort in Hawaii (Gravel), um dort errettet zu werden, weil: „Wenn ich zum Kreuz gehe, dann gehe ich an einen wundervollen Ort und nicht an einen so staubigen Platz wie Jerusalem. Gravel ist genau dieser Ort!“ Tilton baute ein Geschäftsimperium auf, das, auf seinem Höhepunkt, mehr als 65 Millionen Dollar pro Jahr einbrachte. Das Ende kam, als der Fernsehsender ABC herausfand, dass die Bitten um ein Gebet, die die Gläubigen ihm schickten, von ihm ungelesen in den Mülleimer geworfen wurden, obwohl er versprochen hatte, sich diesen Bitten im Gebet zu widmen. Seine gesamte Post wurde direkt an die Tulsa-Bank geschickt, die Schecks wurden herausgenommen und verbucht, die Gebetsbitten kamen in den Papierschredder. Ein Reporter, der sich durch den Abfall wühlte, fand die weggeworfenen Gebetsanliegen, die um Heilung bei Herz- oder Augenkrankheiten baten. Tiltons Geschäft schwand aufgrund der Aufdeckung dieses Skandals rasch dahin. Tilton sagte zu seiner Verteidigung, die weggeworfenen Gebetsanliegen seien vorgetäuscht gewesen und: „Ich beschäftigte mich so sehr mit den richtigen Gebetsanliegen, dass ich zwei kleine Schlaganfälle bekam“.

Mike Warnke
Jahrelang behauptete er, der frühere Hohe Priester eines 1500 Mitglieder umfassenden satanischen Hexenzirkels zu sein. Es wurde zunächst gesagt, dass Warnke mehr für die christlichen Kenntnisse über den Satanismus getan habe, als irgendein anderer Führer seiner Generation. Das Ende seines Multi-Millionen-Dollar-Geschäfts kam plötzlich als zwei Reporter des „Cornerstone“-Magazins nach zweijährigen Recherchen zu ihrer Überraschung herausfanden, dass alles erlogen war. Geschichten von unbiblischen Scheidungen, außerehelichen Affären, Saufgelagen und enormer Geldzuwendungen für ihn und seine nächsten Freunde machten die Sache nicht besser. Warnkes zweite Frau sagte, dass er einer der größten Heiratsschwindler und Betrüger sei, die sie jemals in ihrem Leben kennengelernt habe. „Und bei meiner Vergangenheit heißt das etwas!“ Warnkes größter Trick war es, Geld zu erbetteln für die angeblichen Opfer des Satanismus; tatsächlich jedoch wanderte das Geld in seine eigene Tasche.

Jim Bakker und PTL
Ich erinnere mich noch, wo ich gerade war, als die Nachrichten von Jim Bakkers sexuellen und finanziellen Fehlhandlungen in den Schlagzeilen erschienen. Ich war in San Antonio, Texas, um an meinem sechswöchigen militärischen Training teilzunehmen. Es war das einzige Mal, an das ich mich erinnern kann, dass einer der Ausbilder kurzfristig seine Befehlshaberrolle verließ und erstaunt rief: „Hey, Jungs, habt ihr das gehört?“ Die Aufdeckung der krassen Überbuchungen der Teilzeitwohnrechte in Bakkers christlichem Freizeitpark trieb diesen in den Konkurs. Darüber hinaus gab es das Satellitennetzwerk „Lobet den Herrn“ (= PTL, Praise The Lord, bzw. People That Love), das aber die Missionsarbeit eher unverständlich gestaltete. Nach dem Schuldspruch wegen versuchten und tatsächlichen Betruges wanderte Jim Bakker für etliche Jahre hinter Gitter. Er ist jetzt wieder draußen und nach den letzten Berichten hält er zusammen mit einer kleinen Gemeinde Gottesdienst ab. Sein einst großes Medienimperium ist nur noch eine blasse Erinnerung.

Pat Robertson und CBN
In den frühen 80ern war das „Christian Broadcasting Network“ eines der führenden christlichen Sendeanstalten und Programme der USA und der Welt. Pat Robertson war der Gründer von CBN und alles lief gut, bis er auf die Idee kam, Präsident werden zu wollen. Das amerikanische Volk war für die Wahl eines Predigers in das höchste Staatsamt ungefähr so bereit wie für die Wahl eines exotischen Tänzers zum Präsidenten. Nachdem er spitzenmäßig verloren hatte, startete Robertson einen Prozess, in dessen Verlauf CBN in eine rein weltliche Sendeanstalt umgewandelt wurde. Nach und nach wurden alle christlichen Programme durch weltliche Shows usw. ersetzt. Die Namensänderung in „Der Familienkanal“ war eine logische Folge davon, weil von christlichen Inhalten kaum etwas übrig geblieben war. Schließlich akzeptierte er die Übernahme seines Unternehmens durch Rupert Murdoch, der dafür viele Millionen Dollar bezahlte.


Fundquelle:

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Nachzutragen sei, dass es sich bei Asa Alonzo Allen um einen Vertreter der "Voice of Healing Movement" handelte. Kontakte zu Oral Roberts und andere Größen der Heilungs-Bewegung sind belegt.

Weitere Schandtaten großer christlicher Leiter ließen sich nahtlos anfügen:

- Jerry Falwell, der mit Betrug das PTL-Imperium an sich riß und tausende von Christen in den finanziellen Ruin trieb.

- Wim Malgo, der als Endzeitprophet von dem Verkauf seiner Publikationen und aus Spendengeldern sehr gut leben konnte. Nicht eine seiner Endzeitvoraussagen (Mundanhoroskopie) ist eingetroffen.

- Paul Schäfer, der aus der Szene der "biblisch Gläubigen" aus Deutschland stammt (Baptisten sind ebenso zu finden wie Pfingstler), ein Branham-Anhänger und von Beginn seiner Bekehrung an ein Kinderschänder, gründete die "Colonia Dignidat". Dort wurden die eigenen gutmütigen Anhänger nicht nur wirtschaftlich ausgebeutet, sondern auch geschlagen, sexuell missbraucht und durch Drogen gefügig gemacht. In der Zeit der Militärdiktatur unter Pinochet wurden die Gebäude und das Gelände der "Colonia Dignidat" mit Billigung Schäfers für die Ermordung Oppositioneller benutzt, die Sektenangehörigen waren bei der Beseitigung der Leichen behilflich und die Militärregierung dankbar.

- Jim Jones, der ursprünglich als Methodist sich der Pfingstbewegung zuwandte und mit seiner pfingstlichen Gruppierung "Peoples Tempel" eine Erweckung begründete bis er im Urwald von Guyana eine Siedlung begründete. Jim Jones ließ am 18. November 1978 seine Anhänger durch Erschießen oder Gift hinrichten, 900 Tote darunter viele Kinder und Frauen.

- William Marrion Branham, Erweckungsprediger, selbsternannter Prophet. Bekannt durch Lichterscheinungen, Kugelblitze, Heiligenschein, Engelserscheinungen und Engelsbotschaften. Schöpfer christlicher Klassiker wie: der Same der Schlange. Die Nachkommen von Set seien die Schafe Christi, aus denen die Braut Christi hervorgeht, die vor der Trübsalszeit entrückt wird.

- Vernon Wayne Howell, bekannt als David Koresh, Leiter einer adventistischen Splittergruppe (nicht mit der Gemeinschaft der Siebententags Adventisten zu verwechseln). Seine ursprüngliche Lehre der Liebe wandelte sich in eine absolute Monarchie über eine hochbewaffnete Sektenfarm. Bei der Auseinandersetzung mit staatlichen Behörden ließ David Koresh die Gebäude mitsamt den Anhängern anzünden, ließ fliehende Anhänger erschießen und verbrannte schließlich selbst im Wahn, die Siebententags Adventisten regierten geheim über die Welt und würden ihn angreifen.
Spätere Untersuchungen ergaben, dass auch aus freikirchlichen Kreisen in Deutschland Geld an Koresh geflossen war und dieser sich auf Europareisen gerne im Gefolge deutscher Christen unter kam.

- Todd Bentley, der tätowierte Erweckungsprediger mit Predigten über unbiblischen Geschichten und Astralreisen. Schon das Lesen einer Predigt hätte bei einem gebildeten Mitteleuropäer / Nordamerikaner ausreichen müssen um ihn als Scharlatan zu entlarven. Sein Fall begann mit Alkoholexzessen und Beziehungen zu anderen Frauen. Weniger Saufen und weniger Sex hätte ihn aber eine weitere glanzvolle Karriere gesichert, die sicher auch nicht durch Anwendung von Verstand seiner Anhänger gestört worden wäre.
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#17
bibelpoint

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Die Lernunwilligkeit, das Schönreden und das Ignorieren von Missständen nur zur Aufrechterhaltung einer Fassade garantiert dem nächsten Irrlehrer wieder genügend Erfolg, finanziellen Umsatz, eine leichtgläubige Anhängerschaft und christliche Gemeinden, die unter diesen Irrlehrern und deren Folgen leiden müssen.


Lieber Timm,
zunächst Gottes Segen vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang.

Du hast gewiss recht in vielen Dingen. Was immer du aber sagen willst und welchen Denkumfang das hat und was immer dich bewegt:
Schreib doch ein Buch oder mach deine Homepage etc.!

Alles Gute und Gottes Segen!

PS: Für tiefergehenden Austausch, gemeinsames Beten und Fasten bin ich persönlich erreichbar.
Dieses Forum will ich schonen, zumal ich mit meiner Homepage ja auch nicht richtig weiterkomme, weil der Tag nur 24 Std. hat.
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#18
bibelpoint

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- Todd Bentley, der tätowierte Erweckungsprediger


Das sollte man vielleicht nicht schreiben, denn dieser Mann hat sich ja sicherlich vor seiner Bekehrung tätowiert.

Weil: das siehst polemisch aus und jeder denkt sich das, dass er sich nicht im Glauben tätowiert hat.

PS: Ich habe mir mit 17 Jahren eine blöde Tätowierung auf den Unterarm machen lassen [ausgerechnet dahin!] und bin jetzt
auch ein tätowierter Endzeitprediger.

Ich denke aber auch, dass diese ganzen Leute wie Branham und so in den "normalen" Gemeinden doch zu recht gar keine Rolle
spielen. Warum also immer über sie reden?
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#19
Rolf

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Leider ist das nicht so. Bentley hat sich erwiesenermaßen komplett nach seiner angeblichen Bekehrung tätowieren lassen.

Im übrigen ist das ja ein Zitat, das sollte man nicht abändern.

Herzliche Grüße

Rolf
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#20
bibelpoint

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Leider ist das nicht so. Bentley hat sich erwiesenermaßen komplett nach seiner angeblichen Bekehrung tätowieren lassen.

Im übrigen ist das ja ein Zitat, das sollte man nicht abändern.

Herzliche Grüße

Rolf


Hallo Rolf,

Gottes Segen. Danke für deinen Hinweis. Vielleicht für mich: Wessen Zitat?

PS: Danke für deinen mutigen und offenen Brief in Ekklesia-Nachrichten!
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