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Zum Ende der Lakeland-Erweckung


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Rolf

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Zum Ende der Lakeland-Erweckung





Erweckungs- und Erneuerungsbewegung


Erweckungsankündigungen und -erwartungen sowie Berichte über das Ausbrechen international orientierter Erweckungen (revivals) gehören zu den charakteristischen Merkmalen pfingstlich-charismatischer Bewegungen. Sie sind Erinnerung an die Azusa-Street-Erweckung, mit der die Ausbreitungsgeschichte der Pfingstbewegung begann. Sie werden verstärkt ersehnt, wenn das pfingstliche Christentum seine enthusiastische Dynamik einbüßt und verliert.

Die Erweckung in Lakeland (Florida) mit dem kanadischen Pfingstprediger Todd Bentley ist auf diesem Hintergrund zu sehen. Sie ist nicht Ausnahmeerscheinung, sondern charakteristische Ausdrucksform des pentekostal-charismatischen Christentums. Am 2. April 2008 begannen die Versammlungen, die seitdem täglich stattfinden. Es wird berichtet, Gott wirke dort mächtig, Kranke würden geheilt, Menschen von Dämonen befreit, zahlreiche Tote seien wieder ins Leben zurückgekehrt. Für den 32-jährigen Bentley, der vom Drogenkonsum frei wurde, gehören Visionen und Träume, Himmelsreisen und Visitationen von Engeln, wunderbare Goldfüllungen der Zähne und außergewöhnliche Erfahrungen mit der unsichtbaren Welt zur Normalität christlichen Lebens. Er versteht sich in der Tradition von William Branham, Kenneth E. Hagin und der Prophetenbewegung der 1990er Jahre.

Durch GOD-TV, Internet und intensive Berichterstattung wurden die Wunder von Lakeland schnell bekannt und erreichten die weltweite pfingstlich-charismatische Community. Moderne Kommunikationsmedien schaffen universale Gleichzeitigkeit. Ein intensiver religiöser Tourismus begann. Mehr als 400 000 Besucher sollen nach Lakeland gekommen sein. Die Reaktionen waren unterschiedlich. Viele waren beeindruckt, auch Verantwortliche pfingstlich-charismatischer Bewegungen in Deutschland, wie zum Beispiel Wolfram Kopfermann und Wolfhart Margies. Die laute und derbe Demonstration des Wunders, die die Versammlungen von Todd Bentley beherrscht, und seine Dauerekstase, mit der er göttliche und im wahrsten Sinne des Wortes umwerfende Kraft zu vermitteln versucht, riefen allerdings auch Widerspruch hervor. Deutliche Skepsis und Kritik gegenüber der Erweckung wurde u. a. von der weltweit größten Pfingstdenomination, den Assemblies of God, zum Ausdruck gebracht.

Nun sehen viele die Zeit der Erweckung als definitiv beendet an. Denn Todd Bentley hat sich aufgrund der Scheidung von seiner Frau aus den Versammlungen zurückgezogen. Die zentrale Figur der Erweckung ist abgetreten. Am 12. August 2008 gab seine Organisation „Fresh Fire Ministries“ dies bekannt und kündigte an, dass die Erweckungsversammlungen von Verantwortlichen der dortigen Gemeinde weitergeführt würden. Es ist nicht davon auszugehen, dass ohne die Zentralfigur Bentley eine Fortsetzung der Versammlungen in der bisherigen Form möglich ist.

Die Ereignisse in Lakeland verdeutlichen die nicht zu übersehende Orientierungsschwäche des gegenwärtigen pfingstlichen Christentums: Wunder und übernatürliche Geisterfahrungen werden kritiklos behauptet. Der distanzierte Betrachter kann den Videos keine Wunder entnehmen, wohl aber Sprachformen, die gegenüber Menschen, die Heilung suchen, respektlos und illusionär sind. Die eigene Geistergriffenheit lässt sich nur gegenüber Insidern vermitteln. Darüber hinaus ist sie nicht plausibel. Was sind die Kriterien, von denen ausgehend es gerechtfertigt ist, von einem Wunder oder gar von einer Erweckung zu reden? Gottes Geist wirkt nicht so eingeschränkt, wie dies in der Erweckung von Lakeland vorausgesetzt wird. Die enge Verknüpfung und Identifikation des göttlichen Geistwirkens mit Zeichen und Wundern, mit Heilungen, übernatürlichen Führungen, Träumen und Visionen wird dem Zeugnis der Bibel und der christlichen Tradition nicht gerecht. Gottes Wirklichkeit ist nicht so himmelweit von unserer entfernt, dass wir ihn nur im Wunderhaften und Außergewöhnlichen finden könnten. Sie ist zugleich nicht so eng mit Wundererfahrungen verbunden, dass seine heilvolle Nähe darin eindeutig wäre.

Reinhard Hempelmann


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