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„Die Liebe ist stark wie der Tod…“?


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#1
Rolf

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„Die Liebe ist stark wie der Tod…“?





Über den Autor
Ulrich Tietze (Jahrgang 1960) geb. in Gelsenkirchen. Verheiratet und Vater von 4 Kindern. Ich arbeite als Technischer Sachbearbeiter in der Wasserversorgung. Am liebsten bin ich in den Bergen auf Tour und freue mich darüber, wie Gott so etwas erschaffen konnte.


Frage von NN:
"Beim Lesen des Hoheliedes kann ich mir nicht vorstellen, dass Salomo keine körperliche Gemeinschaft mit dieser Sulamith gehabt hat. Denn aus den Worten dieses Buches spricht auffallend die körperliche Vertrautheit mit dem Gegenüber. Was ist der tatsächliche Hintergrund des Buches?

Dann eine zweite Frage: Wie ist der Brauch im Buch Ruth, Kapitel 3, zu verstehen, als Ruth Boas darum bittet, dass er sein Gewand über sie ausbreitet? Kann man da nicht daran denken, dass die beiden miteinander geschlafen haben?"
Dreifacher Sinn
Es gibt mindestens drei wesentliche Gründe, warum sich das Hohelied Salomos in der Bibel befindet:



Kann es als ein Loblied auf die Liebe zwischen Mann und Frau verstanden werden, so wie Gott sie sich vorgestellt hat. Zugleich ist es eine Ermutigung z.B. für Singles, auf den richtigen Partner zu warten. Durch das Hohelied wird auch deutlich, dass in der Bibel Liebe und Sexualität nicht ausgeblendet werden oder gar „ungeistlich“ sind, wie es von bestimmten religiösen Richtungen gepredigt wird.

Kann das Hohelied als Offenbarung der Liebe Gottes an sein Volk verstanden werden (vgl. Jesaja 54,5-6, Jeremia 2,2, Hosea 2,18-22). Im Bild gesprochen ist Israel hier die Frau/ Verlobte Gottes. In den genannten Bibelstellen wird schon deutlich, das von Verlobungszeit die Rede ist, und nicht von vollzogener Ehe.

Kann man das Hohelied als ein Gleichnis der Liebe Christi zu seiner Braut, der Gemeinde sehen (2.Korinther 11,2, Epheser 5,25-32). So, wie ein Mann um seine Braut wirbt, so wirbt Jesus um die Gemeinde. Und die Gemeinde wiederum wartet auf das zweite Wiederkommen Christi, wie eine Braut auf ihren Hochzeitstag.



Diese drei Auslegungsmöglichkeiten schließen sich dabei nicht gegenseitig aus („nur eine kann stimmen“), sondern ergänzen einander und zeigen jeweils unterschiedliche Facetten der Liebe auf.

Auch wenn Du Dir es nicht vorstellen kannst, dass es zwischen dem Paar im Hohelied keine körperliche Gemeinschaft gegeben hat, ist es vermutlich doch genau so gewesen. Denn im 8. Kapitel wünscht sich die Frau z.B., dass der Mann ihr Bruder wäre, weil sie ihm dann sehr viel näher hätte sein können, ohne sich die Missbilligung der Mitmenschen zuzuziehen (Hoheslied 8,2-3). Das spricht eigentlich dafür, dass beide noch nicht miteinander geschlafen haben, sondern dass sie jeweils ihre Wünsche und Sehnsüchte nach dem anderen beschreiben. Sie befinden sich sozusagen in der Verlobungszeit. Wie diese Verlobungszeit gefühlsmäßig aussieht, beschreibt in wunderbarer Weise das Hohe Lied.

Wer das Hohelied aufmerksam liest, wird merken, dass es keine einzige Stelle darin gibt, die ausdrücklich beschreibt, dass die beiden Sex miteinander hatten.


Hochzeit oder nicht Hochzeit?

Manche Ausleger nehmen auch an, dass Hoheslied 3,6-5,1 die Hochzeit und den Vollzug der Ehe beschreibt. Sie sehen dann in Hoheslied 5,2-8,4 auftauchende Eheprobleme und eine anschließende Versöhnung in Hoheslied 8,5-14. Diese Auslegung ist nicht grundsätzlich von der Hand zu weisen, muss aber auch nicht zwingend sein.

Denn so, wie auch Hoheslied 1,1-3,5 die Sehnsucht und das Verlangen der beiden Liebenden füreinander beschreibt, so kann auch die beschriebene Hochzeitszeremonie ein Ausdruck für die Vorfreude und die Hoffnung auf diesen Tag hin sein. Dazu kommt, dass die Reihenfolge im Hohelied selbst nicht in allererster Linie Wert auf eine chronologische „Berichterstattung“ legt, sondern vielmehr die Intensität und Schönheit der Liebe beschreiben will.

Auch Hoheslied 8,6-7 kann als Hinweis darauf verstanden werden, dass die Hochzeit noch nicht stattgefunden hat: Das Siegel wurde in alttestamentlicher Zeit für rechtliche Vertragsabschlüsse gebraucht. Es verbürgte zum Beispiel die Echtheit eines Gegenstandes und zeigt auch die Eigentumsrechte einer Person an einer Sache an. Diese Verse bringen also sehr stark den Wunsch zum Ausdruck, endlich ganz dem anderen zu gehören, nicht mehr von ihm getrennt zu werden. Ein Wunsch, der mit der Hochzeit endlich in Erfüllung gehen würde.

In Psalm 12,7 heißt es: „Auf die Worte des Herrn ist Verlass, sie sind rein und echt wie Silber, das im Schmelzofen siebenmal gereinigt wurde.“ Deswegen kannst Du auch davon ausgehen, dass das Hohelied sozusagen „sauber“ ist. Die Bibel bildet mit allen ihren Büchern eine Einheit und lehrt, dass die Sexualität in der Ehe ihren Platz hat. Deswegen wäre es seltsam, wenn das Hohelied in dieser Frage auf einmal eine andere Auffassung vertreten würde, als die anderen biblischen Bücher.
Es stellt sich dann eher die Frage, ob wir als Leser der heutigen Zeit Dinge in die Aussagen des Buches hineininterpretieren, die gar nicht der Aussageabsicht des Autors entsprechen.

Wenn das Hohelied richtig verstanden wird, kommt man entweder auf die oben genannten bildlichen Gleichnisse oder man liest, wie Gott sich die Liebe zwischen Mann und Frau vorgestellt hat.



Eine etwas andere Liebesgeschichte…

Zum zweiten Teil Deiner Frage, wo in Rut 3,9 beschrieben wird, wie Boas sein Gewand über Ruth ausbreiten soll, ist Folgendes zu sagen:

Das Wort „Gewand“ wird in manchen Übersetzungen auch mit „Flügel“ wiedergegeben.
Beides, Gewand und Flügel, soll bedeuten, dass Boas Ruth unter seinen Schutz nehmen soll, weil sie eine Verwandte von ihm ist. Damit hat sie ein Recht auf die so genannte Leviratsehe bzw. Schwagerehe mit Boas (5.Mose 25,5-10).

Dieses Gesetz besagt, dass der nächste Verwandte die Pflicht hat, die Witwe zur Frau zu nehmen, wenn ein verheirateter Mann stirbt und keine Kinder hinterlässt. Der erste Sohn, der dann aus dieser Ehe kommt, gilt als Nachkomme des verstorbenen Bruders, damit dessen Name in Israel erhalten bleibt. Zudem schützt dieses Familienrecht verarmte, geschädigte sowie verwitwete Familienmitglieder und sorgt dafür, dass der Anteil am von Gott geschenkten Land der Familie nicht verloren geht (3.Mose 25,25-30).

Im Prinzip war also das Überdecken mit dem Gewand nichts anderes, als die Bitte Ruths um einen Heiratsantrag.
Ruth und Boas werden beide als gottesfürchtige Menschen beschreiben. Diese Tatsache wird Boas davon abgehalten haben, Ruth in dieser Nacht näher zu kommen, als es nach dem Gesetz Mose erlaubt war (3.Mose 18,16 ,2.Mose 22,15-16 und 3.Mose 20,21).




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