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Deine Schuld ist Dir (nicht) vergeben?!


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Rolf

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Deine Schuld ist Dir (nicht) vergeben?!





Über den Autor
Als Badnerin aus der südlichsten Ecke Deutschlands ist sie nach einem zweijährigen Aufenthalt mit dem Janz Team in Paraguay jetzt als Volontär bei ERF Online gelandet. Sie hat an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel Theologie studiert. Sie liebt ihren Schwarztee und regelmäßige Auszeiten, in denen sie vor Gott und sich selbst wieder zur Ruhe finden kann.


Frage von NN:
"Wie ist Johannes 20,23 zu verstehen? Jesus spricht den Aposteln hier nicht nur zu, dass sie Sünden vergeben können, sondern auch, dass sie die Vergebung verweigern können."

Ein Auftrag nur für die Elite?

Ich muss zugeben, dass diese Stelle nicht einfach zu verstehen ist. Als erstes möchte ich darauf hinweisen, dass dieser Vers nicht nur den zwölf Aposteln damals galt: Jesus hat diese Vollmacht allen Jüngern übertragen. Denn der Zusammenhang von Johannes 20,19-23 spricht von "den Jüngern", was eine größere Zahl umfasst, als nur die 12 Apostel (vgl. dazu Lukas 24,33).

Jesus sendet hier alle seine Jünger in die Welt, um an seiner Statt den Menschen das Evangelium zu bringen. So machen auch mehrere Stellen im Neuen Testament deutlich, dass das Amt der Verkündigung nicht nur von den Aposteln, sondern auch von anderen Gläubigen übernommen wurde (Apostelgeschichte 9,20, Apostelgeschichte 12,24, Philipper 1,15-18, 1.Thessalonicher 1,8). Damit wird auch deutlich, dass die Aussage im Bezug auf die Sündenvergebung ebenfalls allen Jüngern gilt.

Übertragen auf heute bedeutet das, dass mit dieser Stelle nicht nur Pfarrer, Pastoren und kirchlich geweihte Würdenträger gemeint sind, sondern die Gemeinde als Ganzes.


Zwischen Persilschein und Machtmissbrauch

Damit bleibt immer noch die Frage, was mit dem "Festhalten der Sünde" gemeint ist. Meiner Meinung nach kann damit nicht gemeint sein, dass ein Christ einem anderen die Vergebung der Sünden aus einem nichtigen Grund verweigert. Jesus macht in den Evangelien immer wieder klar, dass Gott möchte, dass wir einander die Sünden vergeben (Matthäus 6,12, Matthäus 18,15-35).

Des Weiteren wird auch deutlich, dass Gott jedem die Sünden vergibt, der ehrlich und aufrichtig um Vergebung bittet (Lukas 18,9-14, 1.Johannes 1,9). Kein Mensch kann einem anderen Menschen die Vergebung der Sünden also verweigern, wenn dieser Gott aufrichtig um ihre Vergebung bittet. Denn letztlich ist es auch nur Gott alleine, der Sünden vergeben kann (Lukas 5,21).

Auf die Frage, wie die Stelle dann zu deuten ist, möchte ich hier Gerhard Maier zitieren:
"Wie können die Jünger "vergeben" oder "nicht vergeben"? a)In der Beichte. Hier kann man z.B. nicht vergeben, wenn der Betreffende entschlossen ist, weiter zu sündigen (vgl. Joh 5,14; 8,11). b) Ganz allgemein durch die Verkündigung des Evangeliums. Wer das Evangelium annimmt, erhält auch die Sündenvergebung (Römer 3,25f). Wer es ablehnt, lehnt auch die Sündenvergebung ab. - Der wesentliche Inhalt der christlichen Mission ist, dass die Sündenvergebung in die Welt hinaus getragen wird (vgl. Lk 24,47; Apg 2,38; 13,38; Eph 1,7). Wo das nicht geschieht, handelt es sich nicht um Mission."

(aus: Edition C Bibelkommentar, Johannesevangelium (Teil 2) von Gerhard Maier, Hänssler Verlag, Neuhausen Stuttgart, 2000, S.366)

Damit wird zum einen deutlich, wie wichtig Mission ist. Vergleiche dazu auch den gesamten Kontext von Johannes 20,23, in dem es ja um Mission geht.

Zum anderen zeigt es auch, dass ein Christ oder die Gemeinde einem anderen Mitchristen die Vergebung nicht einfach automatisch zusprechen kann. Wenn deutlich ist, dass ein Mensch nicht wirklich entschlossen ist, sich zu ändern und die Vergebung quasi als Persilschein für ein Leben gegen Gottes Gebote ansieht, dann kann diesem Menschen die Vergebung Gottes auch nicht einfach zugesprochen werden. Hier fehlen bei dieser Person der Wunsch nach Umkehr und die Einsicht, falsch gehandelt zu haben. Beides sind Voraussetzungen für die Vergebung Gottes.

Wer mutwillig weiter sündigt, sich nicht zurechtweisen lässt und sich noch nicht einmal bemüht, ein sündiges Verhalten mit der Hilfe des Heiligen Geistes und vielleicht anderer Gläubiger abzulegen, steht in der Gefahr, sich das Angebot der Vergebung zu verscherzen (Hebräer 10,26).

Einem solchen Menschen kann ich als Mitchrist auch nicht die Vergebung zusprechen und ihn damit in seinem Verhalten auch noch ermutigen, bzw. bestätigen. Hier ist es dann eher meine Verantwortung, den betreffenden darauf aufmerksam zu machen, dass Gott ein solches Verhalten nicht gutheißt und dementsprechend auch keine Vergebung schenken kann.

Beides - Mission und das gegenseitige Ermahnen - sind nicht leichtfertig auszuführen und bedeuten eine große Verantwortung. Leider besteht die Gefahr, dass gerade mit solchen biblischen Aussagen Missbrauch betrieben wird. Gerade im Bezug auf die Sündenvergebung darf ein „Festhalten der Sünde“ deswegen nicht leichtfertig ausgesprochen werden. Meines Erachtens muss es in jedem einzelnen Fall gut überlegt und begründet sein.





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