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Fundamentalismus


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#1
Rolf

Rolf

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Liebe Freunde,
die Schlinge zieht sich enger: Nun äußert sich die röm.-kath. Weltbischofssynode gegen das, was sie "fundamentalistische Bibelauslegung" nennt, also ein wortgetreues Verständnis der Hl. Schrift. Stattdessen wird die "wissenschaftliche" (sprich: bibelkritische) Auslegung unterstützt.
Wörtlich: "Die Sekten stellen ein großes Risiko dar, vor allem weil sie die Bibel fundamentalistisch auslegen."
Leider drängen jetzt nicht nur Katholiken, sondern auch führende Evangelikale, die die Anerkennung der Welt und der Mächtigen (Staat) suchen, bibeltreue Christen zunehmend in die Sektenecke. Aber es ist uns ja von Jesus Christus nichts anderes verheißen: "Haben sie mich verfolgt, dann werden sie auch euch verfolgen" (Joh 15,20).
Was Fundamentalismus wirklich ist, dazu im Anhang ein Auszug aus dem soeben erschienenen KLEINEN THEOLOGIE-HANDBUCH der ARF.
Der HERR bewahre Euch!

Mit herzlichen Segenswünschen

Dr. Lothar Gassmann
Am Waldsaum 39
D-75175 Pforzheim
Tel. 07231-66529
Fax 07231-4244067
Email: LOGASS1@t-online.de
Homepage: www.L-Gassmann.de

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Fundamentalismus




Der Begriff Fundamentalismus (F.) kommt vom lat. fundamentum = Grundlage, Basis, Fundament. Grundsätzlich spricht man heute von Fundamentalisten, wenn Menschen sich kompromisslos auf bestimmte Grundlagen (Fundamente) stützen, z. B an ihrer Religion oder ihrer Überzeugung festhalten und sich diese nicht verwässern lassen. So wenden sich z. B. die Fundamentalisten im Christentum, auch im Islam und verschiedenen anderen Religionen gegen den >Relativismus, gegen sexuelle Freizügigkeit, >Pluralismus, unbedingte >Toleranz u. ä. So wird Fundamentalisten vor allem pauschal und ständig Intoleranz vorgeworfen. Dies ist freilich ein Schlagwort der Freizügigkeit, das eigentlich den, der es vorwirft, ebenfalls intolerant erscheinen lässt. Wenn alles erlaubt sein soll, warum dann nicht auch das Festhalten an erprobten Werten? Wer das verbietet, ist ebenfalls intolerant und bevormundend, weil er anderen nicht ihre Überzeugung lässt. So bekämpft die Freizügigkeit ihre eigenen Maximen (Grundsätze)!

Der Begriff F. stammt ursprünglich aus dem Protestantismus in den USA anfangs des 20. Jahrhunderts. Damals wehrte man sich gegen liberale Aufweichungstendenzen in den Kirchen (>Liberale Theologie). Führende konservative Theologen aus den USA und anderen Ländern gaben eine Schriftenreihe heraus, die den Titel „The Fundamentals“ trug, - auf deutsch: „Die Grundlagen“ oder „Die Fundamente“. In diesen Schriften wurden fünf Grundwahrheiten des christlichen Glaubens betont und festgehalten:
1. Die Irrtumslosigkeit der Bibel
2. Die Gottheit Jesu Christi
3. Die Geburt Jesu von der Jungfrau Maria
4. Die stellvertretende Sühne Jesu Christi am Kreuz
5. Die leibliche Auferstehung der Toten bei der Wiederkunft Christi

Dies sind – und das wird heute geflissentlich verdrängt – keine sektiererischen Lehren, sondern klare biblische Grundlehren, die von vielen Christen in verschiedenen Kirchen und christlichen Gemeinschaften vertreten wurden und werden (z.B. von den Reformatoren). Seine Anrüchigkeit trägt der Begriff „F.“ im Sinne von „engstirniger Diktatur“ von seiner Wurzel her also zu Unrecht.

Gegner eines biblischen Christentums und Anhänger nichtchristlicher Religionen haben den Begriff „F.“ dann schnell auch auf andere Strömungen ausgedehnt. So wird im Islam z. B. die Muslimbruderschaft als fundamentalistisch bezeichnet. Sie will einen islamischen Staat aufrichten, wehrt sich gegen die weltlichen Staatssysteme und möchte das islamische Recht wieder verbindlich einführen. Ähnliche Bestrebungen gibt es im sogenannten „hinduistischen F.“, welcher ein Großindien anstrebt und alle Menschen zu Hindus machen möchte.

Übrigens gibt es auch einen jüdischen F. mit allerdings zwei total entgegen gesetzten Sichtweisen: den Zionismus, der in dem heutigen Staat Israel das wiedererstehende Israel aus alter biblischer Zeit sieht, und die Chassidim „die Frommen“, die den Staat Israel ablehnen und der Meinung sind, dass die Ankunft des Messias die Staatenbildung Israels unnötig macht, ja noch schlimmer: dass die Existenz des Staates Israel die Ankunft des Messias geradezu verhindert. So gibt es sogar Juden, die mit den Palästinensern gegen Israel zusammenarbeiten und sich durchaus auch als orthodox ansehen. Dennoch nehmen solche israelfeindlichen Juden zum Teil Wohnrecht und Schutz durch den Staat Israel in Anspruch.

Die entscheidende Frage allerdings lautet: Was unterscheidet christliche Fundamentalisten von islamischen? Hier gibt es einen ganz wichtigen Unterschied, der für die Diskussion über dieses Thema entscheidend ist: Christen sind verpflichtet, nach dem Liebesgebot Jesu zu handeln: Liebet eure Feinde! Segnet, die euch fluchen! Tut wohl denen, die euch hassen! (Matthäus 5,44). Dies sind Jesu Gebote aus der Bergpredigt für seine Jünger. Wir haben also von der Bibel, vom Neuen Testament her gesehen, nie die Legitimation, unsere Feinde zu töten. Dies kann ein Moslem über den Koran nicht aussagen. Es existieren etliche Stellen im Koran, die die Tötung der Feinde befehlen (>Islam). So ist es nicht fair und sachlich nicht richtig, den christlichen F. dem islamischen gleichzustellen - und damit friedliche bibeltreue Christen mit gewalttätigen islamistischen Fundamentalisten in Verbindung zu bringen.

Der Begriff „F.“ ist also in Verruf geraten und zur Keule geworden, mit der man das bibeltreue Christentum „niederschlägt“, nur weil es sich auf die biblische Lehre gründet. Eine Folge davon ist, dass aus diesem Grunde inzwischen auch etliche Christen sich dagegen wehren, „Fundamentalisten“ zu sein, weil dieser ursprünglich gute Begriff inzwischen so negativ belegt ist. Viele wehren sich aber auch gegen den Begriff, weil sie nicht an der Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift festhalten (>Bibel; >Bibelkritik). Wir haben z. B. das Problem, dass der Begriff „F.“ immer wieder mit der Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift in Verbindung gebracht wird, so dass derjenige, der glaubt, dass die Bibel nicht nur in Glaubens- und Lebensfragen, sondern auch in naturwissenschaftlichen, historischen, geographischen und geologischen Fragen (Schöpfung in sechs Tagen, Sintflut etc.) irrtumslos ist, als „Fundamentalist“ bezeichnet wird.

Es geht m. E. darum, diesen Begriff nicht aufzugeben, sondern ihn in der öffentlichen Debatte neu von seinen guten Wurzeln her zu definieren und von seinen Verfälschungen abzugrenzen.

Lothar Gassmann

Auszug aus:
Dr. Lothar Gassmann (Hrsg.), KLEINES THEOLOGIE-HANDBUCH, MABO-Verlag, Schacht-Audorf 2008
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