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Fiat Lux


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#1
Rolf

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Fiat Lux


"Unsere komfortabel eingerichteten Häuser werden nach den Anweisungen von Jesus Christus geführt. Die Grundlage bilden die Ordensregeln, die u.a. eine völlig giftfreie Ernährungs- und Lebensweise beinhalten, d.h. Rohkost ohne Fleisch, Alkohol, Kaffee, Schwarztee, Nikotin, konservierte Lebensmittel, Farbstoffe sowie Pharmazeutika. Die Seminarthemen basieren auf den Neuoffenbarungen unseres Heilandes, die von Seinem Volltrance-Sprachrohr, Erika Bertschinger-Eicke, alias Uriella, in seinem Heiligtum in Lindau 2, Ibach, seit 07.05.1977 empfangen werden." So heißt es in einem Prospekt: Seminarzentren Fiat Lux.

Was ist das, "der Orden Fiat Lux"?
Was wollen die sog. "Fiat-Lux-Träger", die in heller, weißer Kleidung auftreten und sich zum Teil christlicher Begriffe und Symbolik bedienen?

"Die Gründung erfolgte am 12.01.1980 durch Jesus Christus über sein Sprachrohr Uriella in seinem Heiligtum in Egg", so in einer Broschüre, in der der Orden über sich selber Auskunft gibt. Sein Sprachrohr Uriella ist Frau Erika Bertschinger, 1929 geboren. Sie hatte schon früh Kontakte zu neuoffenbarerisch-mediumistischen Kreisen in England und den USA und zur Geistigen Loge Zürich. Nach einem schweren Reitunfall 1973 mit schweren Kopfverletzungen wurde Frau Bertschinger "hellsehend". Bei einem Aufenthalt im Lichtzentrum Bethanien, einer Einrichtung in der Schweiz, gibt sie an, am 24/25.12.1975 ihre erste Offenbarung in Tieftrance empfangen zu haben. Nach dem Tod ihres ersten Mannes gründete sie in Egg/Zürich ein Heiligtum als Mittelpunkt der neu um sie entstehenden Bewegung. In den ersten Gottesdiensten, die sie dort arrangierte, gab sie unter der Selbstbezeichnung Uriella (der Erzengel "Uriel" betreue neben Jesus Christus Frau Bertschinger) ihre Offenbarungen weiter, da sie sich als direktes Sprachrohr Jesu Christi verstand. Inzwischen ist das sog. Heiligtum als Ausgangs- und Zentralpunkt der Bewegung nach Ibach/Lindau im Schwarzwald verlegt.

Die "Lehre von Fiat Lux" beruht auf den Neuoffenbarungen der "Uriella", die in Ich-Form von Jesus oder Maria als eingegeben vorgestellt werden. Sie wollen einen tieferen Einblick in Gottes Pläne vermitteln und zur Umkehr vor dem Weltende anleiten. Die Lehre besteht aus einer Mischung von Reinkarnationslehre, Karmadenken, Farbenlehre, spiritistischen Quellen, alternativer Medizin, ökologischen Ideen u. a..
Positive und negative "Strahlungen" beherrschen die Weltanschauung. Durch helle Kleidung meinen die Anhänger, sich vor Negativstrahlungen schützen und die positiven anziehen zu können. Die Lehre wird als göttlich offenbarte vorgestellt, deren einzige Vermittlerin Erika Bertschinger ist, und deren Inhalt das gesamte Bibelwissen und alle Weisheitsbücher der Erde übertreffen. Daraus wird ein nichthinterfragbarer Wahrheitsanspruch abgeleitet. Die Endzeitkatastrophe, auf die bei passender Gelegenheit hingewiesen wird, trifft alle Menschen, jedoch die Mitglieder der Bewegung können die Hoffnung auf Rettung durch eine Vielzahl von Raumschiffen haben.

Die Lehre ist in vielen Punkten nicht mit dem christlichen Glauben zu vereinbaren. Die Ordensregel "Beugung unter den göttlichen Willen" heißt denn auch im Wesentlichen, die Offenbarungen, wie sie Frau Erika Bertschinger vorlegt, zu befolgen. Der Orden "Fiat Lux" versteht sich als innerer Kreis einer größeren Bewegung. In Kleidung, Ernährung, bis hin zu geistigen Namen, Meditationspraxis u. a. ordnen sich die Mitglieder in ihrer Lebensführung den Offenbarungen unter. Daneben gibt es den internationalen gemeinnützigen Verein zur Erforschung und Förderung einer naturgemäßen Lebens-, Ernährungs- sowie Behandlungsweise und die internationale Forschungsgruppe für Bioenerge tik e. V..

Ab 1984 baute der spätere Ehemann von Erika Bertschinger, Kurt Warter, ein ehemaliger katholischer Priester, die Organisation aus und systematisierte die Offenbarungen. Dadurch wurden sie einem größeren Publikum bekannt. Kurt Warter, der sich Uriello nannte, verunglückte 1988 tödlich. In der Schweiz ist Frau Bertschinger auch als Heilerin tätig. Der baden-württembergische Gerichtshof hat aufgrund der Gefährdung von Patienten die Rücknahme der Erlaubnis zur Ausübung des Heilpraktikerberufs verfügt (Az: 9 S 326/93).
Auch wurden Fiat Lux-Mitglieder wiederholt wegen Bestechung, Diskriminierung gebotener ärztlicher Hilfe und Schädigung von Patienten (mit Todes fällen), Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz, Schmuggel von Heilmitteln u.a. verurteilt. Immer wieder geben die Aktivitäten der Sekte Anlaß für staatsanwaltliche Ermittlungen.

Bei den Diagnosen, die auch als Ferndiagnosen möglich sind, beruft sich Frau Bertschinger auf ihre hellseherischen Fähigkeiten und Offenbarungen. Als Heilmittel wird ein Heilwasser empfohlen, das Frau Bertschinger mit dem sog. Athrumsstrahl, d. h. kosmischen Energien auflädt sowie weiteren "Medikamenten" aus der "Apotheke Gottes".

Neben Spenden scheint der Verkauf der "Medikamente" ein einträgliches Ge schäft zu sein, zumal zur Heilung in der Regel größere Mengen oft in verschiedenen Kombinationen empfohlen werden. So behauptet Frau Bertschinger-Eicke, Uriella, die inzwischen mit Eberhard Bertschinger-Eicke, alias Icordo ver heiratet ist: "Durch die Bilokation bin ich in der Lage, im Energiefeld eines Patienten - auch über große Entfernungen - die tatsächli che Krankheit mit 100 %iger Genauigkeit festzustellen, selbst dann, wenn die Schulmedizin keinen Befund erbringen kann. Ein Irrtum ist gänzlich ausgeschlossen". In der Bundesrepublik wurde am 29. Juni 1994 Frau Erika Bertschinger die Ausübung der Heilkunde mit Androhung eines Zwangsgeldes von 20 000 DM im Falle des Verstoßes gegen die Verfügung untersagt. Widersprüche wurden kostenpflichtig zurückgewiesen.

"Icordo" versteht sich als eine Inkarnation von Johann Strauß. Mit der Gründung zweier, personell eng mit der Fiat Lux-Sekte verbundener Organisationen sollen neue Kontaktfelder erschlossen werden. "Adsum - Ich bin bereit e.V.", Internationales Hilfswerk für notleidende Familien, gegründet 1994, 1. Vorsitzende Erika Bertschinger, Stellvertr. Eberhard Eicke. "Adsum Dolls Vertriebs GmbH", 1. Gesellschafter u. Geschäftsführer: Eberhard Eicke. Aufgaben sind der Einkauf und Vertrieb von Puppen (Rotkäppchen), Spielwaren und Werbematerial, Produktion von Filmen, Kassetten und Schriften sowie deren Verbreitung.

Die Fixierung auf die angeblich höheren Erkenntnisse von "Uriella", die Einschränkung der Wirklichkeitswahrnehmung und Eigenverantwortung verführt den Menschen dazu, sachgemäße Antworten erst gar nicht zu suchen. Vor allem die Wahnideen der Sektenchefin, alle Krankheiten, auch bei Ferndiagnose heilen zu können, hat schon bisher bei gläubigen Sektenanhängern zu schwersten Gesundheitsschäden, in einigen Fällen mit tödlichem Ausgang geführt, da auf notwendige ärztliche Hilfe und Medikamente verzichtet wird. Die Möglichkeit, aus der christlichen Botschaft des Evangeliums heraus in kleinen und realistischen Schritten an der Gestaltung und Verbesserung der eigenen Lebenssituation und auch der "Lage der Menschheit" mitzuarbeiten, wird durch die Schwarz-Weiß-Malereien und die angeblich höheren Gewißheiten der Wahnideen von Fiat Lux und ihrer Leitfigur verhindert. Trotz des z.T. christlichen Wortgebrauchs bei Fiat Lux muß vor der Übernahme der Lehren von Fiat Lux eindringlich gewarnt werden. Von der Unterstützung personell und ideell verbundener Organisationen ist abzuraten.



Literaturempfehlungen

Kurzinformation:
Fiat Lux, S. 284-286 in: "Lexikon der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen", Herder 1991
Ausführliche Information:

Fiat Lux: Entstehung - Lehre - Praxis - Erfahrungsberichte, Informationsschrift in der Werkmappe "Sekten, religiöse Sondergemeinschaften, Weltanschauungen, Nr. 49/1988, hrsg. vom Referat für Weltanschauungsfragen, 1010 Wien, Stephansplatz 6
Fiat Lux - Uriellas Orden, Münchener Reihe, München 1992, 99 S.
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#2
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Uriella strahlte, flirtete - und irrte



Bei ihrem Auftritt in Winterthur diagnostizierte Uriella einem Zuschauer Aids.


Ein Fehlurteil: Der junge Mann ist Diabetiker.

Von Hugo Stamm

Uriella gab am Dienstagabend beim «Stadtalk» im «Albani» eine Kostprobe ihrer angeblichen Hellsichtigkeit. Das Blutbild sei schlecht, er habe Aids, sagte sie einem Gast aus dem Publikum. Dieser schüttelte den Kopf. Nein, Aids habe er nicht, er sei Diabetiker. Uriella war für einen Moment betreten - das «Sprachrohr Gottes» fing sich aber rasch: «Du weisst es vielleicht noch nicht.» Das schaurige Ritual - Uriella versuchte den Mann mit göttlicher Energie zu heilen - war der Höhepunkt des denkwürdigen Talks. Und ein Tiefpunkt der Karriere des selbst ernannten Volltrance-Mediums. Doch schön der Reihe nach.

Das sei ein seriöser Anlass, keine Verarschung, mahnte Moderator Alexander Klemke das Publikum, bevor die 74-jährige Sektendiva elegant, ja beschwingt die Bühne betrat. Sie machte mit der linken Hand das Siegeszeichen. Ihr Mund reichte fast bis zu den Ohren, die Augen strahlten göttlich. Ohne Zweifel: Uriella, die in letzter Zeit die Öffentlichkeit gemieden hatte, war in Winterthur in Hochform. Das erwartungsvolle junge Publikum im gerammelt vollen Musikklub bot ihr den Rahmen, in dem sie aufzublühen pflegt.

Die unberührbare weisse Braut

Das Outfit signalisierte sofort: Ich bin die weisse Braut Jesu, unberührt und unberührbar. Die unzähligen weissen Perlen baumelten nicht nur an sechs Ketten, sie zierten auch die blütenreine Robe. Und überall glitzerten Diamanten. Uriella gab vom ersten Moment an alles. Sie flirtete mit dem Talkmaster, bezirzte das Publikum, sie lachte, wie nur Uriella lachen kann, sie strahlte, legte den Kopf devot auf die Seite, flehte die Besucher an. Sie säuselte, bettelte um Aufmerksamkeit, grinste, manchmal auch über sich selbst, wenn sich das Publikum kugelte vor Lachen. Würde man sie nicht kennen, wüsste man nicht, ob sie meint, was sie sagt. Und ob sie selbst glaubt, was sie erzählt. Sie war die perfekte Parodie ihrer selbst. Eben so, wie das Publikum sie liebt.

Doch manchmal entglitt ihr das Spiel mit den Besuchern - wenn diese respektlos losprusteten. In solchen Momenten mahnte sie eindringlich, man möge ihr und Jesus Glauben schenken. Und so plauderte sie über die angestrebte ungeschlechtliche Vermehrung, über die Ionosphäre und die Bipolarität im Leben. Sie sprach von Silberstreifen, die vom Bauchnabel ins Universum führten und der Seele nach dem Tod als Aufstiegskanal dienten. («Ihr dürft Tote auf keinen Fall kremieren!») Sie erklärte, dass die USA bald den Iran angreifen werden, die Endzeitszenarien also eine Fortsetzung fänden. In bester Uriella-Manier machte sie geistige Ausflüge in die Astrologie, Numerologie, Ufologie, in den Spiritismus und, und, und. Sie erwähnte ihre Röntgenaugen, mit denen sie Krankheiten todsicher sehe, ihre heilenden Hände, die schon Tausenden geholfen hätten. («Ich höre, wie die Zellen singen.»)

Doch dann, ganz am Schluss, blieb dem Publikum das Lachen im Hals stecken. Fiat-Lux-Chefin Uriella traktierte in Halbtrance den Zuschauer, der um eine Diagnose gebeten hatte. Sie betete zu Jesus, betastete den Gast mit ruckartigen Handbewegungen und leistete sich in ihrer Selbstüberschätzung den Fauxpas, ihm in aller Öffentlichkeit Aids anzudichten. Der Auftritt erinnerte fatal an andere Fälle mit teils tödlichem Ausgang. Als Uriella-Anhänger starben, weil das «Sprachrohr Gottes» mit Fehldiagnosen verhindert hatte, dass die lebensrettende Behandlung rechtzeitig angewendet werden konnte. Das Diagnosespiel mit dem Besucher war dann auch dem Moderator zu viel. Er unterbrach Uriella beim Schlussgebet und beendete den Talk rasch.


Das Urteil umfasst 62 Seiten. Hier vorerst zwei der ersten Seiten:



Die Vorstrafe

Es war nicht die erste Strafe. Hier ging es um eine Waffe und um Munition.

Bewaehrungsstrafe und 100 000 Mark Geldbusse fuer Sekten-Chefin
Mannheim (dpa) - Die Sekten-Chefin und selbsternannte Schweizer Geistheilerin "Uriella" ist wegen Zoll- und Steuerhinterziehung zu einer Freiheitsstrafe von 22 Monaten auf Bewaehrung verurteilt worden.Die 69jaehrige Erika Bertschinger-Eicke der Glaubensgemeinschaft "Fiat Lux" (Es werde Licht) muss zudem 100 000 Mark an fuenf gemeinnuetzige Einrichtungen zahlen.

Das Landgericht Mannheim (Baden-Wuerttemberg) sah es am Dienstag als erwiesen an, dass "Uriella" in den Jahren 1988 bis 1993 von Sektenmitgliedern Heilmittel aus der Schweiz nach Deutschland schmuggeln liess.

Bei der illegalen Einfuhr der in Deutschland nicht zugelassenen Produkte sowie ihrem anschliessenden Verkauf sind nach Angaben der Richter Steuern und Zollabgaben in Hoehe von rund 1,2 Millionen Mark hinterzogen worden.

Rund 50 in cremefarbene Kleider gehuellte Anhaenger des "Ordens" waren bei Urteilsverkuendung im Gerichtssaal. "Uriella" selbst nahm den Richterspruch mit Fassung auf. Vor Gericht hatte sie zugegeben, von dem Heilmittelschmuggel gewusst und gebilligt zu haben.

"Das Gesetz der Naechstenliebe steht ueber allem und dieses Gesetz habe ich immer befolgt", erklaerte die Frau nach der Urteilsbegruendung. Dennoch will sie nach den Worten ihres Verteidigers das Urteil nicht anfechten, wenn die Staatsanwaltschaft es ebenfalls akzeptiere.

Der mitangeklagte fruehere Geschaeftsfuehrer der Fiat Lux Haus GmbH in Strittmatt (BAden-Wuerttemberg) erhielt wegen Steuer- und Zollhinterziehung eine Freiheitsstrafe von 13 Monaten auf Bewaehrung und muss 15 000 Mark an einen Verein zahlen. Die Sekretaerin der Sektenchefin wurde wegen Beihilfe zur Abgabenhinterziehung zu sieben Monaten Haft auf Bewaehrung verurteilt. Ihr wurde eine Geldbusse in Hoehe von 10 000 Mark auferlegt.

Hauptmotiv fuer die Straftaten war nach Auffassung der Wirtschaftsstrafkammer "der Wille zur Hilfeleistung". Zudem sei der Sekten-Chefin die Zulassung der pflanzlichen Arzneimittel in Deutschland zu teuer gewesen.

"Uriella" sei es jedoch nicht darum gegangen, sich persoenlich zu bereichern. Wirtschaftliche Aspekte haetten aber trotzdem eine immer groessere Rolle gespielt, denn die Ordensleiterin habe mit den Einnahmen aus dem Heilmittelvertrieb zunehmend die Glaubensgemeinschaft finanziert. Der Wert der geschmuggelten Waren betrug nach Berechnungen der Richter ueber drei Millionen Mark.

Nach Einschaetzung der Richter fanden woechentlich Kurierfahrten statt, bei denen Sektenmitglieder die unverzollten Heilmittel wie Bachbluetentropfen und aetherische Oele ueber die Grenze schmuggelten. Die Ware wurde dann in Deutschland auf dem Postweg an Kunden verschickt. Hieraus erzielte Einnahmen seien nicht versteuert worden.

Erika Bertschinger-Eicke, die in Deutschland lebt und in der Schweiz als "Geistheilerin" praktiziert, musste sich 1996 schon einmal vor Gericht verantworten - unter anderem wegen fahrlaessiger Toetung.

Damals wurde ihr vorgeworfen, eine aerztliche Betreuung von drei schwer erkrankten Frauen verhindert zu haben. Zwei der Frauen waren kurze Zeit spaeter gestorben. Mangels Beweisen sprach das in diesemFall zustaendige Landgericht Waldshut-Tiengen (Baden-Wuerttemberg) Bertschinger-Eicke jedoch frei.

©dpa
221204 Dez 98



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"Gottes Stimme" Uriella auf den Boden der Tatsachen zurueckgeholt
Von Tanja Wolter und Thomas Veitinger, dpa =

Mannheim (dpa) - In weisse Spitze gehuellt und mit zum Gebet gefalteten Haenden lauschte Erika Bertschinger-Eicke alias "Uriella" den Worten ihrer irdischen Richter. Mit einem Jahr und zehn Monaten Haft auf Bewaehrung wurde am Dienstag die Sektenchefin fuer den Schmuggel von "Astro-Tropfen", aetherischen Oelen und anderen sogenannten Heilmitteln vom Landgericht Mannheim (Baden-Wuerttemberg) bestraft. Ausserdem muss sie 100 000 Mark an fuenf gemeinnuetzige Einrichtungen zahlen.

Fuer die Richter war die Hinterziehung von Zoll und Steuern erwiesen: Ueber Jahre hinweg hatte sich die Leiterin der Sekte "Fiat Lux" (Es werde Licht) von ihren Anhaengern pflanzliche Arznei aus der Schweiz illegal nach Deutschland bringen lassen. Mit den in der Bundesrepublik nicht zugelassenen Medikamenten betrieb die 69jaehrige selbsternannte "Geistheilerin" einen schwunghaften Handel, dessen Einnahmen sie den Steuerbehoerden verschwieg.

Unmittelbar vor der Urteilsverkuendung erloschen die Neonroehren in dem fensterlosen Verhandlungssaal des Mannheimer Landgerichts. Unter Gelaechter forderten daraufhin mehrere Zuschauer: "Fiat Lux - es werde Licht".

Mindestens 50 in cremefarbener Kleidung erschienene Sektenanhaenger amuesierten sich dagegen ueber den Medienrummel von rund einem Dutzend Fernsehteams, die rempelnd um die besten Bilder konkurrierten. Die meist seelig laechelnden "Juenger" reichten ihrer Chefin und den anderen Angeklagten Heilwasser in Bleikristall-Kelchen. Engelsfiguren, goldene Kreuze und eine Rosenschale zierten die Anklagebank.

"Gott sei Dank" habe das Gericht nicht darueber befinden muessen, ob Jesus Christus durch "Uriella" spreche, meinte der Vorsitzende Richter Karl-Christian Kubitz. Allerdings zweifelte die Kammer nicht daran, dass die Sekten-Chefin und der mitangeklagte fruehere Geschaeftsfuehrer ihres Heilmittelvertriebes im Glauben eines "von Gott gewollten Auftrages" handelten.

Die rund 1,2 Millionen Mark an hinterzogenen Zollabgaben und Steuern haetten sie nicht in die eigene Tasche gewirtschaftet, sondern vor allem dem "Orden" zugute kommen lassen. "Motiv fuer die Straftaten war der Wille zur Hilfeleistung bei Krankheit - nicht die eigene Bereicherung", stellte das Gericht fest. Der Geschaeftsfuehrer erhielt ebenfalls wegen Abgaben-Hinterziehung 13 Monate Haft auf Bewaehrung, eine Sekretaerin wegen Beihilfe sieben Monate auf Bewaehrung.

"Ich habe immer aus wahrer Naechstenliebe gehandelt", beteuerte die Schweizer Sektengruenderin nach der Urteilsverkuendung. Dennoch: Der Richter habe seine Aufgabe erfuellt und seine Entscheidung sei "fair", sagte sie lachend mit Schweizer Akzent. Mit einem reich verzierten Haarreif in den pechschwarzen Locken, Perlenschmuck und rosafarbenen Fingernaegeln war die Ordensleiterin vor das weltliche Gericht getreten.

In dem Prozess hatte sie nach langem Zoegern schliesslich ein Gestaendnis abgelegt und um "Erbarmen" gebeten. "Es duerstet meine gepeinigte Seele, fuer die Verfehlungen Suehne zu leisten", verkuendete sie in ihrem letzten Wort.

Schon 1956 will "Uriella" in New York von ihrer Bestimmung als "Sprachrohr Gottes" erfahren haben. Seit damals wisse sie auch, dass sie heilende Haende habe. Schliesslich gruendete sie 1980 - angeblich auf Geheiss Gottes - die Glaubensgemeinschaft "Fiat Lux". Heute sollen rund 700 Menschen aus der Schweiz und Deutschland der Sekte angehoeren.

Zu dem Glauben des "Ordens" gehoeren Weltuntergangs-Visionen und Katastrophen wie der Dritte Weltkrieg. Nach Ueberzeugung der Glaeubigen werden sie dann von Ausserirdischen in Ufos gerettet. Nach Berichten von Aussteigern soll die Gemeinschaft eine streng auf "Uriella" ausgerichtete Struktur haben. Angeblich soll die 69jaehrige ihren Anhaengern sogar den Ehepartner vorschreiben.




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