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Paradox : Werden Mißbrauchte zu Sexualstraftäter ?


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4 Antworten in diesem Thema

#1
keine Hoffung mehr

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Mangelnder Selbstwert ist vielen gemein
Standards in der medikamentösen Therapie von Sexualstraftätern gibt es bislang kaum: Es fehlen kontrollierte Studien, und die Gruppe ist zudem sehr heterogen. Ein Item sei jedoch bei fast allen nachweisbar: ein kaum vorhandenes Selbstwertgefühl, sagt der Ärztliche Leiter der Strafanstalt Mittersteig, Wien, Dr. Patrick Frottier.
Die Zürcher Forensik-Studie, deren Resultate auch beim Europäischen Psychiatriekongress im April in Nizza vorgestellt wurden, gilt als umstritten. Die Autoren der Studie versuchten, durch eine detaillierte Aktenanalyse von verurteilten Gewalt- und Sexualstraftätern in der Schweiz prädisponierende Faktoren zu identifizieren. Allerdings merkte Dr. Astrid Rossegger bei ihrer Präsentation selbstkritisch an, dass im Rahmen der Untersuchung keine direkte Befragung stattfand und die Daten daher nur eingeschränkte Aussagekraft hätten. In der statistischen Auswertung der Daten von rund 470 Straftätern fand sich im Durchschnitt zwar ein gegenüber der Normalbevölkerung nicht wesentlich erhöhtes Vorkommen von sexuellem Missbrauch in der Anamnese , die Trennung in Gewalt- und Sexualstraftäter ergab jedoch, dass letztere Gruppe häufiger in der Kindheit sexuell missbraucht worden war. Insgesamt lag bei acht Prozent ein sexueller Missbrauch vor, bei den Sexualstraftätern alleine war dies bei 13 Prozent der Fall, bei Gewalttätern alleine nur bei sechs Prozent. Gemäß der Regressionsanalyse, so die Schweizer Forensik- Expertin, ist sexueller Missbrauch in der Kindheit mit einer Reihe weiterer, für Gewalttaten prädisponierender Faktoren assoziiert: Dazu gehören Prostitution, psychiatrische Diagnosen oder Alkoholmissbrauch in der Familie. Wer selbst in der Kindheit sexuell missbraucht wurde, hat demnach auch ein um mehr als das 2,5-Fache erhöhtes Risiko, selbst zum Sexualstraftäter zu werden.

Statistische Angaben

„Tatsächlich ist es so, dass von Sexualstraftätern häufig eine Missbrauchserfahrung in der Kindheit angegeben wird – das heißt aber noch lange nicht, dass Missbrauch per se ein höheres Risiko bedeutet, zum Sexualstraftäter zu werden. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass Sexualstraftäter möglicherweise eher geneigt sind, sexuellen Missbrauch in der Kindheit zuzugeben als andere Personen“, erklärt der Ärztliche und Therapeutische Leiter der Justizanstalt Mittersteig, Dr. Patrick Frottier. In der Justizeinrichtung im 5. Wiener Gemeindebezirk sind als geistig abnorm eingestufte, aber zurechnungsfähige Straftäter im Maßnahmenvollzug untergebracht. Rund 400 Insassen sind derzeit in Österreich untergebracht – laut Frottier ist ihre Zahl in den letzten sieben Jahren um 100 Prozent gestiegen. Etwa 40 Prozent der als „zurechnungsfähig und geistig abnorm“ bezeichneten bzw. untergebrachten Straftäter haben ein Sexualdelikt begangen. Insgesamt machen Sexualstraftaten aber nur einen zahlenmäßig fast zu vernachlässigenden Bruchteil aller Verbrechen aus, wie Frottier betont. Aufgrund des hohen Medieninteresses und einer öffentlich zu beobachtenden „Faszination für das Extreme“ werde ihre tatsächliche Häufigkeit jedoch weitgehend überschätzt. „Tatsächlich werden in Österreich weitaus mehr Kinder Opfer familiärer Gewalt als Opfer von Sexualdelikten – erster Gruppe wird in der Relation dazu jedoch kaum öffentliches Interesse geschenkt.“

Psychiatrische Diagnosen

Hinzu kommt, dass Sexualstraftäter eine äußerst heterogene Gruppe bilden und nur aus juristischer Sicht zu einer Gruppe zusammengefasst werden. „Die häufigsten Delikte sind Vergewaltigungen, gefolgt von Verbrechen mit pädosexuellem Hintergrund“, erklärt Frottier. Er spricht deshalb von „Pädosexualität“ und nicht von „Pädophilie“ weil Letztere zu Delikten führen kann, aber nicht muss, umgekehrt pädosexuelle Delikte aber nicht immer in einer Pädophilie begründet sind. Frottier selbst unterscheidet dabei vier Gruppen von pädosexuellen Tätern: Es sind dies erstens Personen mit (meist dissozialen) Persönlichkeitsstörungen, häufig gepaart mit einer hypersexuellen Störung, sowie zweitens intellektuell minderbegabte, selbstunsichere Persönlichkeiten, die auf normalem Weg keine erwachsene Sexualpartnerin finden können. Die dritte Gruppe machen Inzestbeziehungstäter aus, die angeben, sich oft in jüngere Verwandte verliebt zu haben. Die vierte und laut Frottier am schwierigsten zu behandelnde Gruppe machen die sogenannten „Kern-Pädophilen“ aus, also jene Personen, die sich mehr oder minder ausschließlich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen.

Pädophile Neigung und Persönlichkeitsstörung

„Bei der Pädophilie selbst ist das Ausmaß des Leidensdrucks sowie die Einsicht in die Störung ausschlaggebend für die Bereitschaft zur Behandlung“, meint Frottier. Es gebe sogar Pädophile, die sich aufgrund ihres hohen Leidensdrucks freiwillig (medikamentös) kastrieren lassen. „Daneben gibt es eine Gruppe, die davon überzeugt ist, dass das Ausleben ihrer Neigung Kindern keinen Schaden zufügt.“ Unter den Persönlichkeitsstörungen – die Komorbidität mit Pädophilie ist häufig – sind wiederum die dissoziale sowie die eindeutig nur im DSM IV definierte narzisstische Persön- lichkeitsstörung am häufigsten bei geistig abnormen Sexualstraftätern zu diagnostizieren. Weitaus seltener sind die emotional instabile sowie die schizoide und paranoide Persönlichkeitsstörung. Ein Faktum, das jedoch allen Tätern unabhängig von der psychiatrischen Diagnose allen Sexualstraftätern zugeordnet werden kann, sei der mangelnde Selbstwert, betont Frottier – und die Wurzeln dafür seien meist in der Kindheit zu suchen. Wenn es daher um Prävention und rechtzeitiges Aufdecken von Missbrauch geht, dann ist der Fokus auf die Stärkung des Selbstwerts – genauso wie in der Suchtprävention – zu legen. „Es ist erschreckend, wie schwer es Kindern in unserer Gesellschaft gemacht wird, gegen Missbrauch aufzustehen und wie wenig ernst sie häufig genommen werden“, sagt Frottier.

Differenzierte Therapie

Zurück zu den Tätern: Wichtigstes Ziel der Therapie im Maßnahmenvollzug ist es, das Rückfallrisiko so weit als möglich zu minimieren, wobei laut Frottier bei Pädosexuellen die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls bei unbehandelten Tätern bis zu 20 Prozent beträgt. Da bei manchen Straftätern das Risiko nach Entlassung mit den Jahren nicht abnimmt, ist eine durchgehende Betreuung indiziert. Umso wichtiger ist daher eine umfassende Therapie, die vor allem im Hinblick auf die Reduktion des sexuellen Verlangens auch pharmakologisch begründet sein kann. Speziell bei Paraphilien gibt das Ausmaß des sexuellen Drängens den Ausschlag für eine Entscheidung bzw. für die Bereitschaft zur psychopharmakologischen Behandlung. Am Mittersteig wird dabei nach einem Behandlungsalgorithmus vorgegangen, der im Wesentlichen jenem entspricht, den der Hamburger Spezialist Dr. Per Briken vom Zentrum für Soziale Medizin an der Universitätsklinik in Hamburg-Eppendorf auch beim Europäischen Psychiatrie-Kongress in Nizza vorstellte.

SSRIs als erste Stufe

„Mit guter Erfahrung setzen wir als erste Stufe SSRIs wie Sertralin oder Fluoxetin ein – sie sind auch bei Zwangsstörungen zugelassen und bewirken in vielen Fällen eine Reduktion der Hypersexualität“, erläutert Frottier. Immerhin könne bei Männern, die z.B. dauernd masturbieren, von obsessivem Verhalten gesprochen werden. In dieser Indikation werde damit die Nebenwirkungen des Libidoverlusts und der Erektions- wie Ejakulationsstörungen unter einem SSRI gleichsam zur erwünschten Hauptwirkung. „Das Problem ist jedoch, dass bei komorbiden Persönlichkeitsstörungen die Bereitschaft zur Therapietreue kaum vorhanden ist und zudem Vergewaltiger häufig an erektiler Dysfunktion leiden, d.h. in diesen Fällen damit kaum eine Minderung des Risikos erreicht wird.“

Der zweite und dritte Schritt

Als zweiter Schritt im Therapiealgorithmus kommt Cyproteronacetat in Frage; es handelt sich dabei um ein synthetisches Testosteron, das in der Onkologie bei hormonabhängigen Prostatakarzinomen eingesetzt wird und in einigen Ländern auch zur Behandlung der Hypersexualität zugelassen ist. Das Nebenwirkungsspektrum von metabolischen Veränderungen sowie Osteoporose spricht jedoch für einen äußerst vorsichtigen Einsatz dieser Substanz. Briken berichtet allerdings, dass es – auch wenn es aus ethischen Gründen keine kontrollierten Studien geben kann – unter einer solchen antiandrogenen Medikation zu einer Verringerung des Rückfallrisikos kommt. Die pädophilen Interessen nehmen mit dem geringen Testosteronspiegel allerdings nicht ab. Der dritte und laut Frottier zwar weitaus verträglichere, aber noch weit weniger untersuchte Schritt im Stufenplan wären Analoga des Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH). Auch diese Substanzen werden bereits in der Onkologie eingesetzt, und zwar in der Behandlung von hormonabhängigem Brustkrebs vor der Menopause, denn sie führen auf der Ebene des Hypothalamus-Hypophysen-Systems zu einer chemischen Kastration. „Nach Absetzen der Substanzen wird die Hormonproduktion jedoch wieder hochgefahren“, erklärt Frottier.

Psychotherapie

Am Mittersteig, wo die Insassen ihre Strafe absitzen und zusätzlich im Durchschnitt weitere drei bis fünf Jahre im Maßnahmenvollzug verbringen, wird bei allen Tätern eine stufenweise Psychotherapie eingesetzt, bei der Realitäts- und Impulskontrolle, Deliktbearbeitung und das Erreichen einer Empathiefähigkeit im Mittelpunkt stehen. „Es gibt dabei einen modulartigen Aufbau, wo das nächste Modul nur dann begonnen werden kann, wenn das vorhergehende erfolgreich abgeschlossen wurde“, berichtet Frottier über die von ihm nach internationalen Standards installierte sequenzielle Therapie. Die einzelnen Module bestehen unter anderem in einem Basisverhaltenstraining, der dialektisch behavioralen Therapie nach Linehan sowie spezifischen Deliktgruppen. Die letzte Stufe bildet dann die Einzeltherapie (entweder übertragungsfokussierte Einzeltherapie nach Kernberg oder stützende Einzeltherapie). „Meist dauert es etwa 2,5 Jahre, bis der Delinquent zur Einzeltherapie kommt“, sagt Frottier. „Es ist sicher eine aufwändige Therapie, aber wir haben am Mittersteig auch Personen, die als „gefährlich“ eingestuft sind.



Zum Fall Amstetten
Amstetten sei mit Sicherheit ein Ausnahmefall in der Geschichte der österreichischen Justiz und Psychiatrie, meint Dr. Patrick Frottier, Ärztlicher und Therapeutischer Leiter der Justizanstalt Mittersteig, Wien. „Ich bin jedoch auch in diesem besonderen Fall nicht bereit, den mutmaßlichen Täter in vereinfachenden Kategorien abzuklassifizieren.“ Frottier konnte Josef F. zwar begutachten, in seinem Statement gegenüber CliniCum neuropsy beruft er sich aus Gründen der Verschwiegenheit allerdings nur auf die medial bereits kolportierten und somit bekannten Fakten zum Inzestfall: „Daraus kann geschlossen werden, dass F. sicher nicht schizophren ist (auch dies wurde medial bereits kolportiert, Anm.) und von der Gerichtsgutachterin mit hoher Wahrscheinlichkeit als zurechnungsfähig eingestuft werden wird. Die genaue Diagnoseerstellung sollte der Gutachterin überlassen werden, wenn auch aufgrund der medialen Informationen Hinweise auf eine Persönlichkeitsstörung abgeleitet werden könnten.“ Als besonders erschütternd und kaum absehbar beurteilt Frottier die Folgen für die Kinder aus dem Amstettner Kellerverlies, wobei allerdings von einer unterschiedlichen Vulnerabilität auszugehen ist. Es ist anzunehmen, dass der jüngste Bub die Ereignisse am besten verarbeiten kann, da er vermutlich noch am besten durch seine Mutter geschützt gewesen war.
Von Mag. Christina Lechner
© MMA, CliniCum neuropsy 3/2008
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#2
Morgenrot

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#3
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Dr. Müller, dem renomiertesten Kriminalpsychologen aus ganz Europa aus Wien, der unseren Fall auch kennt, ist unser Fall zu schwierig !!!!!!!!!!!!!!!!
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#4
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#5
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Ich habe Dr. Müller gebeten sich dem Fall anzunehmen.

Wir suchen einen Spezialisten, der alles aufrollt aus psychologischer und psychiatrischer Sicht für die Justiz , denn das war auch absoluter Sektenterror mit Folgen für das ganze Leben.

Menschen besonderes Frauen sind in der Sekte ja nichts Wert, selbst Tote werden noch beleidigt von dem Führer, wie hier an anderer Stelle steht.


Das Problem ist anscheinend auch, dass noch nie ein Täter verurteilt worden ist, wenn Opfer jahrelange psychisch krank geworden sind.

Alle Opfer, die mißbraucht wurden und werden, die Jahre lang leiden , haben anscheinend selbst Schuld, die Terrorsekten dürfen weiter Terror, Hetze, Angst und Schrecken machen.




Insofern wäre es ein Präzedenzfall. dass ein Täter aufgrund der extrem schlimmen wahrscheinlich nie heilbaren psychischen Folgen angeklagt wird.
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