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Raubkatze übersteht Hurrikan in Kirche





Von Daniel Münz





Der Löwe liegt während des Sturms in der First Baptist Church und wartet mit seinem Wärter auf dessen Ende. Inzwischen soll das Tier wieder in seinem Gehege sein.


19.09.2008


Am Samstag den 13.09.08, als Hurrikan Ike auf Texas traf, fühlten sich die Einwohner in die Frühzeit der Menschheitsgeschichte zurückversetzt. Wie die Tageszeitung "Die Welt“ berichtet suchte ein Löwe aus dem örtlichen Zoo spätabends genau wie viele Anwohner der Halbinsel Bolivr, Schutz in einer Kirche in Crystal Beach. Der tobende Sturm hatte große Wassermaßen auf die Halbinsel gespült, so dass sein Wärter ihn nicht mehr hatte landeinwärts fahren können.

Da man draußen den peitschenden Regen spürte und mit den Knien im Wasser stand, verkrochen sich die Anwohner in ihre Schlafsäcke in der auf einem Hügel befindlichen Kirche. Zu diesem Zeitpunkt war noch nichts Überraschendes geschehen, als sich plötzlich die Tür öffnete und ein Mann mit einem jungen Löwen erschien. Die erschrockenen Menschen stellten sich wohl die Frage, ob sie diese Nacht überleben würden, wenn ein Löwe mit ihnen unter einem Dach nächtigt. Doch alles verlief ruhig - niemand kam zu Schaden. Der Besitzer der Raubkatze vermutet, dass diese, nachdem sie bis zur Kirche hatten schwimmen müssen, andere Gedanken als Fressen hatte und versucht damit zu begründen, wieso kein Anwohner angefallen wurde.

Von einer ähnlichen Geschichte vor rund 9000 Jahren berichtet die Bibel: Noah vereinte in seiner Arche Tiere und Menschen, um sie vor der Sintflut zu retten. Auch von diesem Abenteuer sind keine Verluste durch Wildfraß überliefert.

Die Ereignisse vom 13. September passen zu einem Zitat von Alfred Brehm: ,,Zweimal weicht jeder Löwe dem Manne aus, weil er weiß, dass dieser das Ebenbild Gottes ist, den auch er, als ein gerechtes Thier, in Demuth anerkennt. Frevelt jedoch der Mensch gegen die Gebote des Erhaltenden, welche bestimmen, dass niemand sein Leben tollkühn wage, und geht er dem Löwen zum dritten Male entgegen, so muss er sein Leben lassen.“ Verdeutlicht dieses Zitat nicht, wie sehr Tiere Lebewesen sind, die geachtet werden sollten? Selbst wenn der Mensch als Krone der Schöpfung über ihnen steht? Und warum kam kein Mensch zu Schaden? Lag es am Ambiente der Kirche, hatte der Löwe genauso viel Angst vor den Menschen, wie diese vor ihm, oder entstand durch die gemeinsame Angst vor der Flut eine Verbindung zwischen der Raubkatze und den Anwohnern?

Eines ist auf jeden Fall klar: Menschen und wilde Tiere können offensichtlich in gewissen Situationen friedlich zusammen leben. Das ist auch in der heutigen Zeit schlicht ein Wunder. Und zu verdanken haben wir es einem Naturereignis Namens „Ike“, welches nicht nur Schatten auf Texas warf, sondern einen Sonnenstrahl auf eine kleine Kirche in Bolivar.