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]"Wir retten Frühgeborene und töten Kinder"


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Rolf

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"Wir retten Frühgeborene und töten Kinder"



Berlin ist Spitzenreiter bei Schwangerschaftsabbrüchen - die Charité will etwas dagegen tun


Thorkit Treichel

Jede vierte Schwangere hat im vorigen Jahr ihr Baby abgetrieben. Mit rund 10 000 Schwangerschaftsabbrüchen hält Berlin deutschlandweit den Rekord. Für den Direktor der drei Geburtskliniken der Charité, Joachim Dudenhausen, sind das skandalöse Zahlen. Er will etwas dagegen tun. "Inzwischen können wir Frühgeborene mit 400 Gramm retten, und im Raum nebenan wird ein Kind mit 600 Gramm getötet", sagt er. Nach seiner Meinung tragen Ärzte dazu bei, dass Frauen vorschnell abtreiben. "Ich kritisiere, dass Frauen häufig ohne vorherige ärztliche Beratung eine Entscheidung treffen."

So würden Schwangere, die erfahren, dass ihr Kind ein Down-Syndrom hat, unter Schock stehen und meistens sofort abtreiben wollen. Wenn sie aber von ihrem Arzt umfassend über Folgen der Behinderung informiert würden, könnte ihre Entscheidung anders ausfallen. "Es gibt einen Automatismus: Eine Schwangere ab einem bestimmten Alter lässt eine pränatale Diagnostik machen, erfährt, dass ihr Kind behindert ist und lässt abtreiben", sagt er.

Laut Gesetz sind Abtreibungen bis zur zwölften Schwangerschaftswoche nach vorheriger Beratung möglich und danach nur noch mit einer medizinischen Indikation: wenn das Leben der Schwangeren in Gefahr ist oder sie wegen einer Behinderung ihres Kindes psychisch so stark belastet würde, dass ihr die Fortsetzung der Schwangerschaft nicht zugemutet werden kann.

"Behinderte haben keine Lobby"

Abtreibungen in der Regelzeit werden in der Charité nicht vorgenommen, wohl aber spätere Abbrüche ab der 13. Woche. Mit insgesamt 6 000 Neugeborenen jährlich in den drei Geburtskliniken hat das Universitätsklinikum eine der größten Geburtshilfeabteilungen Europas. Im April hat Dudenhausen auch die Leitung der Geburtsklinik in Mitte übernommen. "Dass ein Abbruch in der 27. Schwangerschaftswoche wegen einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte vorgenommen wird, das wird es mit mir nicht geben. Da mache ich nicht mit", sagt er. Er würde in so einem Fall keine medizinische Indikation geben.

Behinderte haben keine Lobby, sagt Gudrun Janke, Sprecherin der Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung. "Jedes Leben ist zu schützen." Armin Kühn, Gynäkologe und Geburtshelfer am Auguste-Viktoria-Klinikum von Vivantes, sagt: "Ein Down-Syndrom ist kein Abbruchgrund."

Doch tatsächlich kann jede Schwangere abtreiben, wenn sie es will, sagt der CDU-Bundestags-Abgeordnete und behindertenpolitische Sprecher seiner Fraktion, Hubert Hüppe. "Wenn die Schwangere von ihrem Mann verlassen wurde, ist sie seelisch beeinträchtigt und erhält eine medizinische Indikation", sagt er. Die muss zwar ein anderer Arzt ausstellen, als der, der den Eingriff vornimmt, aber Hüppe fordert, dass noch ein weiterer Arzt hinzugezogen wird. Der Katholik will Spätabtreibungen ab der 22. Woche verbieten lassen. Sie machen zwar nur einen geringen Anteil aller Abtreibungen aus, genaue Zahlen gibt es nicht, aber der Politiker warnt, "dass Behinderte immer weniger Chancen haben zu überleben, weil mit immer weniger Aufwand immer besser Gendefekte festgestellt werden können".

Auch Chefarzt Dudenhausen hat gegen die Reform des Paragraphen 218 im Jahr 1995 gekämpft, die keine zeitliche Begrenzung von Spätabbrüchen mehr festlegt. Bis dahin war dies nur bis zur 24. Woche erlaubt. Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linkspartei.PDS) sagt jedoch, dass das Gesetz "eine große Errungenschaft des 20. Jahrhunderts" war. "Dafür mussten Frauen lange kämpfen. Sie haben das Recht, selbst zu entscheiden."

Doch Joachim Dudenhausen hält auch viele Abbrüche in der Regelzeit von zwölf Wochen für vermeidbar. Häufig seien sie sozialen Faktoren geschuldet. Eltern fehle es an finanzieller Unterstützung.

Berliner Zeitung, 25.05.2007

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