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Die bigotte Glaubenswelt der Sarah Palin


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Die bigotte Glaubenswelt der Sarah Palin






Von Alexander Schwabe

Der Bau einer Gas-Pipeline: Gottes Wille. Der Irak-Krieg: eine von Gott gegebene Aufgabe. Sarah Palin hat eine besondere Nähe zum Glauben. Nun offenbart sich das religiöse Milieu, das die Kandidatin für die US-Vizepräsidentschaft geprägt hat: eine Pfingstgemeinde im eisigen Alaska.

Hamburg - Ihren Hang, profane Dinge religiös aufzuladen, hat Sarah Palin mehrfach bewiesen. Den Bau einer 30 Milliarden Dollar teuren Gaspipeline in Alaska nennt sie "Gottes Wille", den Krieg der USA im Irak eine "von Gott gegebene Aufgabe". An Schulen will sie neben der Evolutionsbiologie gleichwertig die biblische Schöpfungsgeschichte lehren lassen, und auf Sexualkunde in Schulen will die Gouverneurin von Alaska und Kandidatin für die US-Vizepräsidentschaft am liebsten ganz verzichten.

Nun kommt ans Licht, woher ihre Fixierung auf Gott und Religion rührt: Für mehr als zwei Jahrzehnte war Palin praktizierende Pfingstlerin. Bis 2002 gehörte sie in der 10.000-Einwohner-Stadt Wasilla zu einer Pentekoste-Gemeinde namens "Versammlung bei Gott", seither besucht sie die nichtkonfessionelle "Bibel-Kirche".

Die Pfingstbewegung (mehr auf SPIEGEL WISSEN...) legt besonderen Wert auf die "Ausgießung des Heiligen Geistes". Kommt dieser über die Gläubigen, verleiht er ihnen besondere, im Neuen Testament beschriebene "Charismen" wie die Zungenrede, die Gabe der Prophetie oder der Heilung. Auch die Mitglieder der "Versammlung bei Gott" glauben an Wunderheilungen und leben in einer Endzeiterwartung. Sie stellen sich vor, ein gewaltiger Umbruch läute das Ende der Zeit und die Wiederkunft Christi ein.

Tim McGraw, bis 1998 Palins Pfarrer, sagt nach Informationen des US-Senders CNN, auch in der Gemeinde in Wasilla (Alaska) gebe es Anhänger dieser Lehren und Mitglieder, die in Zungen sprächen. Er habe jedoch nie gesehen, dass auch Palin in diesem tranceartigen Zustand kommuniziert habe (mehr zur Zungenrede auf SPIEGEL WISSEN...). Caroline Spengler von der Pfingstgemeinde beschreibt es so: "Wenn der Geist über dich kommt, sprichst du auf eine Art, die niemand verstehen kann ... nur Gott kann verstehen, was aus deinem Mund kommt."

Bei den Republikanern, für die John McCain und Sarah Palin den Wahlsieg holen sollen, wird dieser Glaubenshintergrund der 44-jährigen fünffachen Mutter heruntergespielt. In Person von Sprecherin Meghan Stapelton räumt McCains Lager zwar freimütig ein, Palin sei tiefreligiös - was bei den meisten konservativen Wählern insbesondere im sogenannten Bible Belt gut ankommt. Doch gleichzeitig versuchen die Wahlstrategen, den religiösen Enthusiasmus der Spitzenkandidatin nicht allzu groß erscheinen zu lassen. Die Gouverneurin betrachte sich selbst nicht als Pfingstlerin, heißt es lapidar.

Heimatpfarrer McGraw kann sich denken, warum die Partei nicht sonderlich auf die pfingstlerische Prägung Palins abhebt: "Glaubensfragen könnten missverstanden oder von Leuten ausgenutzt werden, die nichts davon verstehen", sagte er CNN.

Frommer Unterricht in pfingstlerischen Glauben

Doch was soll so schwer zu verstehen sein?

Hat sich Palin nicht längst viel zu weit vorgewagt, als dass ihre politischen Ansichten nicht als Resultat ihres Glaubens erscheinen müssen? Kann Palins Glaubenswelt tatsächlich nur von Gleichgesinnten beurteilt werden?

McGraw versucht zu beruhigen. Er sei sich sicher: Palins religiöse Überzeugungen beeinflussten ihre politischen Entscheidungen in Staatsämtern nicht.

Doch bis zuletzt kehrte Palin zu ihrer angestammten Gemeinde zurück, wo sie laut McGraw frommen Unterricht nahm, um ihren pfingstlerischen Glauben zu stärken und um eine bessere Führungsperson zu werden - zu einer Zeit, als sie bereits Bürgermeisterin von Wasilla war. Und sie kehrt zur Herde der Pfingstler keineswegs nur als Privatperson zurück, sondern als Amtsträgerin.

Erst im Juni besuchte sie eine Examensfeier von Theologiestudenten in Wasilla. Nicht etwa, dass sie sich darauf beschränkt hätte, den angehenden Pfarrern ein paar erbauliche Worte für ihren Dienst am Herrn mit auf den Lebensweg zu geben. Nein, Palin sprach mit den Studenten im fernen Alaska über den Irak-Krieg. "Betet für unsere Soldaten und Soldatinnen, die im Irak darum eifern, das Rechte zu tun", sagte die Politikerin, deren Sohn sich freiwillig für den Einsatz im Irak gemeldet haben soll. Die Geprüften sollten auch beten "für dieses Land, damit unsere Führer und nationalen Führer sie (die Soldaten, d. Red.) aussenden für eine Aufgabe, die von Gott kommt. Dessen müssen wir uns sicher sein, wenn wir beten - dass es einen Plan gibt, und dieser Plan ist Gottes Plan."

"Gottes Wille muss getan werden"

Unverblümt tut Palin so, als ob politische Entscheidungen direkt göttlichem Ratschluss entstammten - und als ob die republikanische Lesart dieses Ratschlusses die allein richtige sei.


Auch in Sachen Gas-Pipeline verband sie das politische und wirtschaftliche Geschäft mit ihrer persönlichen Auffassung über die göttliche Vorsehung. Sie forderte ihr Publikum auf, für die geplante und umstrittene 30-Milliarden-Röhre durch Alaska zu beten: "Ich denke, Gottes Wille muss getan werden, Menschen und Firmen zusammenzubringen, damit diese Gas-Pipeline gebaut werden kann."

Doch damit nicht genug. Am 17. August besuchte Palin laut CNN eine Veranstaltung ihrer jetzigen Gemeinde, der "Bibel-Kirche" - einen Tag bevor sie durch die Vize-Kandidatur ins Rampenlicht einer breiten Öffentlichkeit trat. Einer der Prediger auf der Versammlung war David Brickner, Gründer der Bewegung "Juden für Jesus". Er versuchte den Brüdern und Schwestern klarzumachen, dass man in den Terroranschlägen in Israel Gottes Gericht über die Juden zu sehen habe, die sich noch nicht zum Christentum bekehrt haben. "Wenn ein Palästinenser aus Ostjerusalem mit einem Bulldozer eine Reihe Autos plattmacht und etliche Menschen tötet", dann sei er untrüglich Instrument des göttlichen Gerichts, sagte Brickner.

Und wieder versuchte das McCain-Lager alles, um dem religiösen Milieu, aus dem Palin kommt, möglichst wenig Bedeutung zuzumessen. Die Ausführungen Brickners spiegelten nicht die Ansichten der Politikerin wider. Palin sei proisraelisch eingestellt.

Für das fundamentalistische Milieu steht auch Pastor Ed Kalnin, einer der Gemeindeleiter der Pfingstkirche Palins. Vor vier Jahren zog er gegen den Katholiken John Kerry zu Felde, den damaligen Präsidentschaftskandidaten der Demokraten. Wer Kerry wähle, komme nicht in den Himmel, sagte er.

Später veröffentlichte die "Versammlung bei Gott" eine Erklärung: Man entschuldige sich dafür. Kalnin habe lediglich einen Scherz gemacht.






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Religiöser als die Partei erlaubt





Ihr tiefer Glaube ist den Republikanern zu radikal, meint ein ehemaliger Pastor Sarah Palins. Aber auch religiöse Blogger sehen ihre Ansichten kritisch.


Von Pia Röder




Sarah Palin glaubt an die uneingeschränkte Macht Gottes. Das sei ihrer Partei laut ihrem Pastor angeblich zu radikal.


Damals im Juni, als Sarah Palin in der Wassilla Assembly Church über ihren Glauben gesprochen hat, zeigte sie, für wie gewaltig und mächtig sie Gott hält - dank YouTube weiß das nun die politik-affine Internet-Community. Der "Grand Old-Party", den Republikanern, schmeckt das nicht.

Mehr als zwanzig Jahre gehörte die Gouverneurin von Alaska der Wassilla Assembly Church in ihrem Heimatort an. An die große Glocke habe sie das damals nicht gehängt. "Sie wusste einfach wie jeder Christ, dass Gott über alles herrscht und die Kontrolle hat", so ihr damaliger Pastor Tim McGraw zum Nachrichtensender CNN.

Die "Assemblies of God" bildete sich aus Pfingstgemeinden, die sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts gründeten. Ihre Ethik fußt auf ihrem Bibelverständnis: Homosexualität, außerehelicher Geschlechtsverkehr und Abtreibung lehnen sie ab. Pfingstler definieren sich selbst als Bewegung, die das Werk Gottes in der Welt vorantreiben will. Heute gibt es über 12.000 solcher Kirchengemeinden in den USA. Palin gehörte zu einer Abspaltung der Pfingst-Gruppierung, die an die Macht des Schicksals und an die zweite Auferstehung Jesu glaubt, verursacht durch einen gewaltsamen Aufstand.

Wie extrem die Ansichten der Kirchengemeinde sind, zeigt die Äußerung von Ed Kalnins, einem anderer früherer Pastor Palins. 2004, während des Präsidentschaftswahlkampfes, warnte er die Wähler, dass sie nicht in den Himmel kämen, wenn sie für den Demokraten John Kerry stimmen würden. Die Wassilla Assembly Church wies das als "unbedachten Scherz" zurück und entschuldigte sich.

Radikale Ansichten, vielleicht zu radikal für die Republikaner, die laut McGraw Palins Religiösität herunterspielen wollen. "Ich vermute, es gibt Punkte ihres Glaubens, die von Menschen, die nichts darüber wissen, missverstanden und gegen sie ausgespielt werden könnten." Wenn der Geist über einem komme, äußere man Dinge, die nur Gott versteht, sagte er zu CNN.

Palins Partei scheint die Dinge, die sie sagt, nicht zu verstehen. Pressesprecher rund um die kandidierende Vizepräsidentin setzen auf Vorsicht. Seitens der Republikaner hieß es nur, dass Palin eine "tiefe religiöse Überzeugung" habe. Auch Palin selbst äußerte sich. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Associated Press sagte sie im Jahr 2006, dass sie ihre persönlichen Ansichten nicht anderen aufzwingen und dass ihr Glaube nie die Politik diktieren werde. Die Partei und ihre Kandidatin für das Amt des Vizepräsidenten tun viel, um diese fast schon fundamentalistischen Ansichten abzudämpfen. Doch so ganz will das nicht funktionieren.


Beten für Soldaten und Arbeitsplätze

Palin ist zwar 2002 aus der Wassilla Assembly Church ausgetreten, trotzdem nimmt sie immer noch an Tagungen und Vorträgen teil. Wie im Juni, als sie dort vor Theologiestudenten gesprochen hat und Einblicke in ihre tiefe Religiösität gewährte: "Wir können zusammenarbeiten, um dafür zu sorgen, dass Gottes Wille geschieht." Und Gott will Palins Interpretation zufolge einiges: zum Beispiel den Irakkrieg und auch den Bau einer Gaspipeline durch Alaska - ein 30-Milliarden-Dollar-Projekt der Gouverneurin. Sie fordert die Anwesenden auf, dafür zu beten - für die Soldaten im Irak und für die Arbeitsplätze, die dank der Pipeline in Alaska neu entstehen. Alles das sei Gottes Plan.

Palin gehört jetzt der Wassilla Bible Church an, einer nicht konfessionsgebundenen Gemeinde in ihrem Heimatort - angeblich mehr ein kultureller als ein religiöser Zusammenschluss. Dort nahm Palin am 17. August an einer Veranstaltung teil, nur wenige Tage bevor sie in das politische Rampenlicht rückte. Doch auch das schadete dem Image der Politikerin. Ein Redner war David Brickner, Gründer von "Jews for Jesus", eine religiöse Vereinigung, die alle jüdischen Menschen dazu auffordert, zum Christentum zu konvertieren.




Brickner sagte auf der Veranstaltung, dass die terroristischen Angriffe auf Israel "Gottes Urteil" für Juden war, die nicht den christlichen Glauben annehmen wollen. Aus dem Kontext sei das gerissen und missverständlich wiedergegeben, machen die "Jews for Jesus" auf ihrer Website nach dem entrüsteten Medienecho deutlich. Palin distanziert sich strikt von diesen Aussagen und ihre Pressesprecherin versichert, dass die Politikerin pro Israel eingestellt sei.


"Kein Kandidat steht über dem anderen"

Ein Teil der amerikanischen Bloggerszene, der sich Glaubensthemen widmet, sieht die religiösen Ansichten Sarah Palins skeptisch. Steven Waldmann, Buchautor und Blogger bei beliefnet.com hält Palins Aussagen an der Wassilla Assembly Church für sehr bedenklich. Palin glaube anscheinend, dass ihre Arbeit als Gouverneurin behindert werde, wenn "die Einwohner Alaskas nicht an Gott glauben". Das würde laut Waldmann heißen, dass nicht-religiöse Menschen die Arbeit des Staates behindern und ihren Mitbürgern und dem öffentlichen Interesse schaden.

Sogar auf dem Blog der Assembly Churches, assemblyofgodblogs.blogspot.com, distanziert man sich von Palin und ihrer Rede in Wassilla. Man sei durchaus stolz darauf, dass Sarah Palin als Vizepräsidentin nomiert wurde. Sie habe dort aber für sich selbst gesprochen, denn als Kirche sei es nicht angebracht, irgendeinen Kandidaten über einen anderen zu stellen.

Der Palin-kritische Blog sarapalinexposed.com warnt sogar vor einer möglichen Präsidentschaft Palins in ein paar Jahren. "Warum sollten wir vor einer Präsidentschaft unter Palin Angst haben? Was würden Sie von einem amerikanischen Präsident halten, der sich auf seinen Glauben beruft und seine Macht dafür nutzt, Religion in das Leben der Bürger einzuschleppen?"

Der Polit-Blogger statesmanjournal.com sieht die Thematik etwas nüchterner. Gläubig zu sein, sei zwar eine gute Sache, aber die Entscheidung in dieser Wahl hänge an dem Willen der Wähler und nicht an dem Willen von Gott.



(sueddeutsche.de/bosw)





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