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Apokalyptische Prophetengruppen und Sekten der neueren Zeit


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Rolf

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Apokalyptische Prophetengruppen und Sekten der neueren Zeit





Endzeit – das Ende der Zeit


Text vom Februar 1999



Endzeit ist zuerst einmal das was das Wort aussagt: Das Ende der Zeit.
Urs Willi, Lehrer in Luzern formulierte es einmal so:
"...das Ende der Zeit, also jene Epoche in der geschichtlichen Entwicklung, in der uns die Zeit ausgeht, in der niemand mehr Zeit hat.

Ohne Zeit lässt sich nichts mehr tun, auch nichts Gutes.
Ob wir es Therapie, Verständnis, Medizin, Seelsorge, Erziehung oder Partnerschaft nennen, ob wir uns sozial, fortschrittlich, intelligent, weise fachmännisch, katholisch oder sonstwie vorkommen, es kann sich nichts ereignen – ohne Zeit."
Urs Willi in: "Götter sind pünktlich", LNN 28.1.1995

Das Ende der Zeit, die Unmöglichkeit des Erlebens, ist für den Menschen die radikale Bedrohung. Individuell als Bedrohung durch den Tod erlebt, tritt diese Dimension ins Blickfeld der Menschheit mit der Endzeit.
Auf Bedrohungen ist die spontane menschliche Reaktion oftmals die Angst. Der Verlust der Zeit lässt uns ahnen, dass uns hier mehr abhanden kommt als eine Möglichkeit des Seins, es wird unsere ganze Existenz in Frage gestellt, denn menschliches Leben ist nur in Raum und Zeit möglich.

Entsprechend stellen sich die Lebensfragen in den beiden Dimensionen von Raum und Zeit. Während die Dimension des Raumes unser Leben in der Schöpfung, im Kreislauf von Werden und Vergehen umfasst, ist es die Dimension der Zeit, welche uns unsere persönliche Identität, unsere Geschichte und den Bereich unseres persönlichen freien Willens gibt.
Wenn also nun diese Dimension zu Ende gehen, uns abhanden kommen soll, dann ist dies eine existentielle Lebensbedrohung, welche unsere Möglichkeiten als Menschen begrenzt und uns schmerzhaft bewusst macht, dass wir sterbliche Wesen sind, deren einzige Sicherheit im Leben der Tod ist.

Auf diese Bedrohung haben die Religionen seit jeher dem Menschen Antwort zu geben versucht und Trost gespendet indem sie die Bedeutung des einzelnen Lebens in einen Gesamtzusammenhang der Schöpfung, des Handeln Gottes, hineingestellt haben. Soll denn das Leben alles gewesen und nun alles ein Ende haben? Da muss es doch der "religio", der Rückkoppelung an das Unfassbare, möglich sein, auch darauf eine sinnvolle Antwort zu finden, welche uns den Schrecken des Untergehens ein wenig mildert oder ganz nehmen kann.

Es ist interessant, wie sich hier kulturelle Prägungen stark auswirken. Im Osten, wo die Individualität des Einzelnen nicht in gleichem Sinne sich entwickelt hat, wo das einzelne Leben nicht in seiner Einzigartigkeit als so wichtig genommen wird, scheint der Verlust des Seins durch das Ende der Zeit nicht so dramatisch zu sein. Da ist Erlösung durchaus so verstanden, dass die unsterbliche Einzelseele irgendeinmal tatsächlich ihre Existenz wieder verliert indem sie aufgeht im allumfassenden "Brahman". Das Verwehen oder Verlöschen im Nirwana wird deshalb als Erlösung verstanden.

In unserer westlichen Tradition hat sich der Umgang mit dem Ende der Zeit allerdings ganz anders ausgeprägt. Wir können oder wollen uns dieses Ende der Zeit nicht vorstellen und haben deshalb eine Zeit nach der Zeit in unsere Glaubensvorstellungen übernommen, die Ewigkeit, als unendliche Zeit, die der Zeit das schreckliche Ende nimmt.
Was uns in unserer verbleibenden Zeit bedrängt, ist immer wieder das Zeitlose. Die grossen Fragen des Leidens und unser menschliches Ringen nach Antworten. Immer wieder stellen wir fest, dass es nicht einfach ist, mit den offenen Fragen der menschlichen Existenz zu leben und damit fertig zu werden. Eine Erklärung, ein Weltbild, das die brennenden Fragen zu beantworten vorgibt, ist immer wieder gefragt. So ist die religiöse Sicht und Deutung der Endzeit zu verstehen.

Die Endzeit-Theologie

Jede religiöse Endzeit-Sicht beruft sich auf die Prophezeiungen und Sichtweisen der alten Traditionen. Für das christliche Verständnis gelten die biblischen Prophezeiungen als verbindlich, meist die Prophezeiungen der späten alttestamentlichen Seher Daniel und Ezechiel und die neutestamentliche Schau der Offenbarung.

Dazu gilt es festzuhalten, dass die Interpretation dieser Texte nicht so klar ist, wie sie von den Interpreten der Weltuntergangsszenarien hingestellt wird. Erstens finden sich in der Bibel neben den Visionen eines Weltendes ebenso Texte, welche von der Erneuerung des Bestehenden sprechen, also einen Weltuntergang nicht propagieren. Gott als der Handelnde wird nicht auf ein bestimmtes Szenario festgelegt. Wesentlich ist, dass in dem zukünftigen Geschehen die Allmacht Gottes und die zeitliche Begrenztheit des Menschen aufeinander bezogen sind und in der göttlichen Weisheit und Liebe die Erfüllung der menschlichen Existenz gesehen wird.

Die Frage stellt sich in der Folge, wie denn der Mensch an dieser göttlichen Ewigkeit, der anderen Dimension teilhaftig wird. Während Jesus davon ausging, dass Gott, der ganz Andere, den Menschen in seiner Beschränktheit aufsucht und ihn in seiner unvollkommenen Existenz akzeptiert und einlädt, das Reich Gottes als nahe und schon hereingebrochen in diese Dimension zu verstehen, wird in den Visionen über die Endzeit die Moral zu einem tragenden Element. Es wird dem Menschen von sich aus ja nicht gelingen, zur göttlichen Dimension vorzustossen. Deshalb kann er nur durch eine bestimmte Gehorsamsstruktur einigermassen die Gewissheit haben, dass er bei der grossen Abrechnung am Ende der Zeit auch wirklich eine Chance hat.

Diese Dynamik des gehorsamen Handelns im Hinblick auf die Möglichkeit, dass das eigene Leben nicht im Nichts oder gar in der ewigen Verdammnis verschwinden soll, macht die Endzeit-Prophetien so populär und spannend. Das was da am Ende mit den letzten Dingen (Es chata – letzte Dinge / Eschatologie = Lehre von den letzten Dingen) wirklich geschehen soll, möchte sich doch enthüllen (apo – kalyptein = enthüllen). Apokalyptik soll also die Geheimnisse Gottes für den Menschen enthüllen.

Die Enthüllung aber macht natürlich der Mensch mit seinen Visionen und Bildern und der entsprechenden Interpretation. So lässt sich am Beispiel der Johannes-Apokalypse schön aufzeigen, wie die Vorstellungen und Bilder, welche da gebraucht werden, einer Tradition der Gnosis und der griechischen Mysterienschulen entsprechen. Solche esoterischen Traditionen sprechen in Symbolen und Bildern und können grundsätzlich auf jede Situation angewendet werden.

Entsprechend hat es darum auch seit jeher in der Tradition des Christentums immer wieder konkrete Interpretationen gegeben, welche die Ereignisse und das bevorstehende Weltende anhand von historischen Ereignissen in den zeitlichen Ablauf hineinstellten. So müsste die Welt schon etliche Male untergegangen sein und das Weltende ist seit bald zweitausend Jahren überfällig.

Die geschichtliche Einordnung der Endzeit-Bewegungen müsste durchaus schon mit Beginn unserer Zeitrechnung einsetzen, denn schon die ersten Christen haben ja mit der nahe bevorstehenden Wiederkunft Christi gerechnet. Was uns aber heute insbesondere interessiert, ist die Frage, weshalb in der neueren Zeit und speziell vor dem Jahrtausendwechsel solch apokalyptischen Bewegungen so grosse Aktualität haben.

Bei der Beurteilung der Phänomene ist immer wieder zu beachten, dass die unterschiedlichsten Elemente miteinander zu einer Gesamtschau verwoben werden. Wenn ein Element zu einem andern in Beziehung gesetzt werden kann und dies als "stimmig" erlebt wird, ist meist schon die Autorität der Interpretation gegeben. So wirken im Jahrtausendwechsel verschiedene ganz unterschiedliche Traditionen zusammen. Einerseits wird die esoterisch, astrologische Tradition des grossen Weltenjahres herangezogen und darauf hingewiesen, dass ein Zeitalter (Aeon) ungefähr 2100 Jahre umfasse. Während Jesus das Fische-Zeitalter eingeläutet habe, erfolge nun der Eintritt ins Wassermann-Zeitalter.

Diese esoterische Vorstellung verträgt sich allerdings nicht mit einem Weltende. Vielmehr ist hier der dauernde Wandel von Werden und Vergehen angesprochen. In diesem Sinne wird auch nicht von Endzeit, sondern vielmehr von Wendezeit gesprochen.

Viele Menschen bekunden in ihrem Alltag allerdings kaum Schwierigkeiten, auch sich grundsätzlich widersprechende Elemente miteinander zu verknüpfen. Gemeinsam ist ja die Interpretation des Bestehenden als dem Verfall anheimgegeben und als Dimension, welche keine Aussicht auf Weiterkommen mehr bietet. So hat schlussendlich auch diese Vorstellung keine Schwierigkeiten damit, dass die Welt in ihrer jetzigen Form vergehen werde. Allerdings wird hier von Wandlung und Transformation gesprochen und ein höheres Bewusstsein gesehen zu dem der Mensch sich erheben soll.

Je nach persönlichem und kirchlichem Hintergrund sind diese Vorstellungen durchaus in Verbindung mit Endzeit und Weltuntergangsvorstellungen zu bringen. Es ist beiden Interpretationen gemeinsam, dass das real Existierende, das Leben, massiv negativ abgewertet und als ungenügend und erlösungsbedürftig verstanden wird. Die durch die Interpretation vertretene Lehre gibt sodann die praktische Handlungsanweisung, wie der Vernichtung vorzubeugen sei und allenfalls Aussicht auf Rettung, Höherentwicklung oder Leben in Ewigkeit bestehe.

Neben der Verbindung von esoterisch, gnostischen Elementen und den biblischen Visionen und Prophezeiungen spielt ebenso eine Tradition des Aberglaubens mit. Zu allen Zeiten hat der Mensch versucht des Göttlichen habhaft zu werden mittels Magie. Wenn also Zahlenmystik, Symbole und prophetische Orakel in diesen Zusammenhang gebracht werden, so scheint etwas des Unerklärlichen und Unverfügbaren doch der menschlichen Berechnung und Verfügung anheimgestellt. Und dies, denke ich, macht auch die Faszination der Apokalyptik aus. Einerseits kann der Mensch dann durchaus sagen und betonen, dass Gott allein wisse und handle. Aber gleichzeitig ist dieses Handeln Gottes in der konkreten Lehre und der Interpretation gefangen und dienstbar gemacht.

Obwohl nüchtern betrachtet der einzige Weltuntergang auf dem Mond stattfindet, ist der Weltuntergang als das durch die Menschen instrumentalisierte notwendige Handeln Gottes zu einer eigenen Phantasiewelt verkommen, welche Glauben und Aberglauben auf eine geheimnisvolle Art und Weise zu befriedigen weiss.

Alle Endzeit-Gemeinden bedienen sich der Vergangenheit, um eine Bewältigungsstrategie für die Zukunft zu gewinnen. In der Vergangenheit war etwas noch unversehrt, das abhanden gekommen ist, und jetzt wieder neu entdeckt, gelehrt und gelebt werden muss. Der positive Ausgang der Zukunft ist von der richtigen und wahren Anstrengung der Gläubigen abhängig: "Wir werden zu Verantwortlichen für das Unvorhersehbare". Wer möchte nicht in seinem Leben als sündiger und beschränkter Mensch einen solch eminenten Einfluss auf das göttliche Geschehen nehmen können.

Dies muss allerdings bezahlt werden mit einer Dauerbelastung und Kontrolle, welche darüber wacht, dass die Endzeit auch richtig vorbereitet wird. Und immer ist der Zweifel und das Suchen des Einzelnen dem Allgemeinwohl untergeordnet: Wenn Du es nicht, oder noch nicht verstehst, bist Du noch nicht so weit, noch nicht genügend gläubig. Willst Du als Gläubiger an diesem Werk der Endzeitvorbereitung teilhaben, musst Du Deine Individualität und Deine Persönlichkeit dem grossen Ziel unterordnen. Somit hat der Gläubige nie die Gewissheit, dass er wirklich das Ziel erreichen kann. Es werden nur diejenigen gerettet, welche .... Schlussendlich ist Gott ja total frei in seiner göttlichen Allmacht, mit dem Menschen zu machen was er will. Er kann des Menschen Herzen verstocken und ihn vernichten.

Die durch die Gemeinschaft verwaltete Vergangenheit und Zukunft wird für den einzelnen Gläubigen zu einer nicht mehr selbständig zu kontrollierenden Grösse. Er hat aufgehört die Kontrolle über sein Leben, seine Zeit, selber zu haben. Wie sollte es denn möglich sein, wenn ich schon Vergangenheit und Zukunft nicht im Griff habe, mein Hier und Jetzt alleine in den Griff zu bekommen. In diesem Zusammenhang wird deutlich, wieso und auf welche Art und Weise solche Endzeitbewegungen für den Einzelnen gefährlich sind und in die Abhängigkeit hineinführen. Dies hat sich auch in unserer Zeit nicht geändert, auch wenn neue Gruppen die Rolle der Endzeit-Gemeinschaft übernommen haben.

Endzeitbewegungen aus der 2. Hälfte unseres Jahrhunderts

In der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts war die Bewältigung des unfassbaren Geschehens durch Krieg und Holocaust eine zentrale Frage für das religiöse Suchen. Hatte wirklich Gott aufgehört, zu den Menschen zu sprechen? Oder musste er nur in neuem Zusammenhang gesucht werden. Vor diesem Hintergrund erklärt sich die Bereitschaft vieler Menschen im Spiritismus und bei Neuoffenbarern die göttliche Weisung zu suchen.

Durch Medien übermittelte Botschaften von höheren Wesen, Engeln oder direkt von Gott erhielten so ganz besondere Beachtung. Hier endlich waren Antworten zu hören, welche dem bösen Treiben der Menschen ein Ende bereiten konnten. Die Menschheit nämlich war so verdorben, dass keine Rettung möglich schien, es sei denn durch eine radikale Umkehr zur neuen göttlichen Offenbarung, welche nun wieder direkt und ungehindert fliessen konnte, während sie jahrhundertelang verloren gewesen war.

Eine solche Sicht der Dinge macht Menschen extrem anfällig für die simpelsten Botschaften und Offenbarungen, wenn sie nur das Grundproblem der Gespaltenheit der menschlichen Existenz zu lösen versprechen.
Vertreter dieser Bewegungen fragen gerne, ob man denn gewillt sei, an übernatürliche Ereignisse zu glauben. Wenn man dann bejaht, dass man durchaus bereit sei zu glauben, dass es mehr gibt zwischen Himmel und Erde, als wir erklären können, dann meinen sie, ihre Botschaft oder ihre Offenbarung sei damit schon legitimiert und als göttlich zu akzeptieren. Dieser Kurzschluss, dass die Botschaft oder Offenbarung ohne Hinterfragen als "göttlich" einzustufen sei, macht die extreme Abhängigkeit aus, welche in solchen Gruppen normalerweise spielt.

Da ja die Botschaft Auskunft über das Göttliche, das Jenseits oder eben die Zeit nach dem Ende der Zeit zu geben vorgibt, beansprucht sie für sich eine nicht zu hinterfragende Autorität. Wenn nun jemand diese Autorität anzweifelt, zweifelt er nicht nur die Sendung des Mediums an, sondern ebenso die göttliche Allmacht und Weisheit, welche sowieso über all unserem Verstehen anzusiedeln ist. In diesem Sinne ist es nicht verwunderlich, wenn die Medien als "Sprachrohr" oder "Werkzeug Gottes" verstanden werden.

So kennen wir in der neueren Zeit etliche Propheten und Neuoffenbarer, welche jede und jeder für sich die göttliche Offenbarung in Anspruch nehmen, einander allerdings gegenseitig als falsche Propheten qualifizieren.
Gabriele Wittek in Würzburg hat als Prophetin des Herrn in der Jetztzeit das "Heimholungswerk Jesu Christi" begründet. Er will seine Schar der Gläubigen endgültig zu sich holen, sobald nur die Bergpredigt in ihrer gesamten Bedeutung gelebt und verwirklicht wird. Deshalb hat er der Gabriele Wittek die wahre Bergpredigt nochmals offenbart. Sie nun bereitet sich mit ihren Getreuen darauf vor, dass der Herr in und um Würzburg herum sein himmlisches Jerusalem wird aufbauen können. Die wahre Geist Christi Kirche im Universellen Leben soll so das wahre Urchristentum heute verwirklichen.

Erika Bertschinger-Eicke, alias "Uriella" vermittelt als "Sprachrohr" Gottes ihre in Volltrance erhaltenen Botschaften und begründet in ihrem Orden "Fiat Lux" (Es werde Licht) die wahre zukünftige Gemeinschaft der Erlösten. In der Gemeinschaft des Lichts werden alle dunkeln Seiten und Elemente ausschliesslich draussen in der Welt wahrgenommen, während man sich im Orden durch weisse Kleidung und Rohkosternährung auf das Feinstoffliche der zukünftigen Existenz vorbereitet.

Paul Kuhn, ehemaliger reformierter Gärtner aus Dozwil, versteht sich selber als der wiedergeborene Völkerapostel Paulus, dessen Aufgabe es ist, als Apostel der Endzeit zu wirken und die direkten Botschaften aus dem Himmel zu vermitteln. Zwar werden die Botschaften medial, mittels automatischem Schreiben seinem Medium Ueli Aeberhard, alias "Matthäus" übermittelt, aber Begründer und Verwalter der Botschaftstradition ist Paul Kuhn. Er arbeitete schon zu Beginn mit einem Medium, der katholisch geprägten Maria Gallati aus der Zentralschweiz. Aus der Begegnung mit dieser Frau lassen sich auch die spezifisch katholisch anmutenden Elemente seiner "Michaelsvereinigung" erklären. Neben einer ausgesprochenen Marienverehrung bietet die Gemeinschaft den wahren, vom Himmel direkt angeordneten Gottesdienst an, der in Dozwil täglich gefeiert wird.

Die Botschaften bezüglich der Endzeit sind in aller Unterschiedlichkeit auch immer wieder dieselben. Es wird nicht mehr lange dauern, bis Gottes Geduld endgültig am Ende ist, bis die Katastrophen definitiv über die Erde hereinbrechen. Vorher, meinte Paul Kuhn 1988, würden die Kinder von hilfreichen Ufos abgeholt, damit sie, die Unschuldigen, nicht all die Plagen und Nöte mitzumachen brauchten. Entsprechende Vorstellungen finden sich auch bei Uriella, welche damit rechnet, dass die Getreuen in kugelförmigen Ufos abgeholt und dieser Erde enthoben würden, welche in einer katastrophalen Wandlung zu einem neuen Planeten "Amora" mutieren werde. Auf diesem neuen Planeten soll anschliessend das neue Leben in Gottes Nähe weitergehen.

Die genannten Bewegungen entstammen der reformierten Tradition, mit zum Teil (insbesondere bei Paul Kuhn) erheblichem katholischen Einfluss. Daneben finden sich aber auch viele andere Vorstellungswelten. Theosophie und gnostische Anschauungen leuchten immer wieder durch die Aussagen hindurch. Aber auch esoterische und östliche Traditionen sind mit in die Bewegungen eingegangen. So spricht Paul Kuhn beispielsweise ganz klar von einem Einweihungsweg (Initiation), den der Mensch zu gehen habe, und beansprucht für sich, der Einweihende zu sein.

Ebenso gibt es analoge Entwicklungen vor dem katholischen Hintergrund. Hier sind es meist klar an die verschiedenen Marien-Erscheinungstraditionen gebundene Gruppen und Bewegungen. La Salette und Fatima sind dabei vielleicht die bekanntesten Traditionen.

Das "Werk der Barmherzigen Liebe" hat sich beispielsweise zum Ziel gesetzt, die Menschen aufzurütteln. Es muss den Menschen bewusst gemacht werden: "Deine Tage sind gezählt". Die Welt ist so böse und gottlos geworden, dass sogar die Muttergottes nur noch weinen kann ob all der Bosheit und des Ungehorsams der Menschen. Wann wird es wohl sein, dass der Mensch endlich wieder gehorsam der göttlichen Offenbarung folgt und zurückfindet zur wahren kirchlichen Tradition. In diesen Randgruppen, teilweise innerhalb, teilweise auch ausserhalb der katholischen Kirche geht es immer auch um die Botschaft, dass die Menschen die wahre katholische Lehre und Kirche verlassen oder verloren haben. Dies weckt den Zorn Gottes und sein Zorngericht über die verderbte Menschheit. Glücklicherweise aber ist da zumindest noch die Muttergottes, welche im Himmel einsteht für die Gläubigen. Sie wird mit ihrer Fürsprache deshalb mit entscheiden über den Ausgang des Endgerichts und die Folgen.

Obwohl diese Bewegungen gerade heute regen Zuspruch finden, dürfen wir nicht vergessen, dass die Tradition dieser katholischen "Privatoffenbarungen" auch schon ins letzte Jahrhundert zurückreicht. Das angebliche Erscheinen der Gottesmutter in La Salette fand 1846 statt. Die kath. Kirche hat sich die Anerkennung solcher Erscheinungen immer gut überlegt. So ist zu beobachten, dass überall neben den akzeptierten Inhalten solcher Erscheinungsbotschaften auch weitere Botschaften und Elemente erscheinen, welche die kirchliche Approbation nie erhalten haben. Dies gilt sowohl für La Salette, als auch für Fatima, dessen 3. Geheime Botschaft in diesem Zusammenhang immer wieder zitiert wird. Viele Marienpilgerorte wurden von dieser Tradition und den endzeitlichen Marienbotschaften beeinflusst. Bekannt sind bei uns etwa Garabandal, Marienfried und Medjugorie. Katholisch-traditionalistische Gruppierungen wie etwa die "Marianische Priesterbewegung", die Katholische Pfadfinderschaft Europas (KPE) und die Ordensgemeinschaft "Servi Jesu et Mariae" (SJM) leben aus dieser Art von Religiosität. Auch hier gilt es die Zeichen der Endzeit in Welt und Gesellschaft wahrzunehmen und die wahre kirchliche Gemeinschaft wieder herzustellen, damit bei dem Ende der Zeit die Gehorsamen von Gott gerettet werden und teilhaben dürfen an den himmlischen Freuden.

Neben diesen reformierten und katholischen Bewegungen gibt es auch noch solche, welche von Einzelpersonen ausgehen, oder welche vor dem Hintergrund anderer Traditionen und Religionen entstanden sind.

Östliche Religionen haben zwar andere Bilder und Vorstellungen über das Geschehen und die Zeit. Trotzdem finden wir auch dort die Botschaft, dass diese Welt mit grossen Schritten ihrem Ende entgegengehe und es nun gelte, in andere Dimensionen vorzustossen, höhere Entwicklung zu verwirklichen. Die japanische Sekte AUM Shinrikyô ist das vielleicht spektakulärste Beispiel. Mit ihrem Sarin-Giftgas-Attentat in der Tokioter U-Bahn wurde die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf diese Endzeit-Sekte gelenkt. Der Guru Ashahara versteht sich als endzeitlicher König von "Shambala", dem buddhistischen endzeitlichen Friedensreich. Japan sei unter ihm dazu auserkoren dieses Reich zu verwirklichen, die Entwicklung von heiligen Menschen (zu) fördern und so Japan für eine Rettung der ganzen Welt zu machen." Ebenso wie in vielen christlichen Vorstellungen muss als Voraussetzung das Alte zuerst zerbrechen und untergehen. In diesem Falle wurde sogar die aktive Vernichtung als heilbringend angesehen.

Gar so weit in der Anmassung des göttlichen oder geistigen Auftrages sind andere Gruppen nicht gegangen. In vielen Fällen sind es die Gläubigen, welche sich durch einen Transit in höhere Dimensionen zu bringen versuchen. Kollektive Suizide der Sonnentempler und der Gruppe "Heaven’s Gate" sind Beispiele dafür.

Der esoterische Einfluss ist in solchen Gruppen aber überall zu beobachten. Theosophie und Mysterienkulte sind Hintergrund der Bewegungen von Geheimorden wie dem Rosenkreuzerorden AMORC. In diesem Orden war Di Mambro Mitglied, bevor er seinen Geheimorden der Sonnentempler gründete. Mit Luc Jouret, einem Homöopathen, kamen auch alternative Heil- und Ganzheitsvorstellungen in die Gruppe hinein.

In den USA ist in den betreffenden Gruppen auch zu beobachten, dass sich hier indianische und naturreligiöse Traditionen und Vorstellungen mit der Botschaft des Übergangs verbinden. Nach dem optimistischen Aufbruch der 70er Jahre, wo im Musical Hair noch der Anbruch des Wassermann-Zeitalters beschworen wurde, wurde in den letzten Jahren die Stimmung mehrheitlich depressiv, wenn nicht gar paranoid. Die Gruppe "Heaven’s Gate" machten sich 1997 auf den Weg, als sie im Schweif des Kometen Hale-Popp das rettende Raumschiff zu sehen glaubten.

Die "Church Universal and Triumphant" (CUT) ist in ihrer Gemeinschaft im Bundesstaat Montana jederzeit bereit, unter dem Boden das atomare Harmagedon zu überleben und später beim Aufbau der neuen Welt mitzuhelfen.
Nicht vergessen dürfen wir die vielen Kleingruppen und Einzelpersonen, welche sich innerhalb und ausserhalb der erwähnten Gruppen eigenständig und allein auf das bevorstehende Weltende vorbereiten und Bunker und Vorräte anlegen, in der Meinung die grosse Katastrophe so überleben zu können.

Die Darstellung der neueren Endzeit-Bewegungen wäre nicht vollständig, wenn wir all die evangelikal-fundamentalistischen Gruppen nicht erwähnen würden, welche teilweise auch stark von der Endzeit her leben. Das "Missionswerk Mitternachtsruf" des Wim Malgo mag hier als Beispiel genannt werden. Zwar ist in diesen Bewegungen nicht der Endzeit-Gedanke die treibende Kraft, sondern die Mission und Erneuerung der Glaubensgemeinschaft. Trotzdem ist in dieser Frömmigkeit meist ein konkretes Erwarten des Reiches Gottes und der Wiederkunft Christi deutlicher ausgeprägt als in der kirchlichen Normalfrömmigkeit. Auch in diesem Kontext erhält die Vorbereitung auf das Ende der Zeit einen stark moralisierenden Zug, mit dem oftmals Missionierungs- und Evangelisationsbestrebungen unternommen werden, die deutlich machen, dass es um eine neue Welt, ein neues Leben gehe.

Eine einzigartige Verbindung von biblizistischem Fundamentalismus und dem Aufbruch der Blumenkinder in Kalifornien finden wir in der Tradition der "Kinder Gottes", oder "Die Familie", wie sie sich heute nennen. Diese Gemeinschaft ist geprägt vom biblisch-apokalyptischen Gedanken des heiligen Rests. Sie wollen der Menschheit durch ihre Verkündigung eine Überlebenschance geben. Der Satan hat die Welt im Griff, die Menschen tragen sein Zeichen schon überall (Barcode als Zeichen 666). Durch Bekehrung zu Jesus können Seelen gerettet werden. Dabei war die Gruppe in ihren Evangelisationsmethoden nicht zimperlich, eine zeitlang wurde sogar das sog. "flirthy fishing" propagiert, eine Art Prostitution für Jesus. Markenzeichen dieser Verbindung von Biblizismus und Hippie-Bewegung ist der freie Umgang mit Sexualität.

Das Ende der Zeit und die Botschaft Jesu

Viele Menschen und Gruppen starren also auf das Ende der Zeit und meinen, gerade am Übergang zu einem neuen Jahrtausend sei damit zu rechnen. Und oft tun sie dies unter Berufung auf die Bibel und die Botschaft Jesu. Lässt sich tatsächlich die Botschaft Jesu dazu brauchen, oder ist dies nicht immer wieder Missbrauch dieser Botschaft?
Bei Jesus fällt auf, dass er zwar durchaus die apokalyptisch gängigen Vorstellungen seiner Zeit kennt und aufnimmt, dass er ihnen aber eine ganz andere Dynamik entgegenhält, als wir sie in allen Endzeit-Bewegungen vorfinden.

Während apokalyptische Vorstellungen das Gegenwärtige als schlecht, böse oder als das zu Überwindende verstehen, sieht Jesus in der realen Geschichte nicht nur reine Unheilsgeschichte, sondern bereits neue Geschichte des Heils von Gott her. Das Reich Gottes ist ja schon mitten unter ihnen und die Verwirklichung dieses Reiches im Hier und Jetzt in dem was einer dem andern tut, verbietet jegliches Spekulieren und gesetzliche Vervollkommnungs-denken. So grenzt sich Jesus einerseits gegen eine gesetzliche Thora-Frömmigkeit ab, andererseits aber ebenso gegenüber einem kultisch-esoterischen Rückzug in fromme Gemeinschaften.

Es sind also nicht die Bilder von Endzeit und Wendezeit, welche an sich fragwürdig sind, sondern die Art und Weise, wie Menschen damit umspringen. Erinnern wir uns an den Gedanken zum Einstieg unserer Betrachtung: Endzeit ist das Ende der Zeit, wo nichts mehr möglich ist. Diese existentielle Bedrohung löst Angst aus, lässt uns in unseren Selbstzweifeln gefangen zurück. Sind wir nicht immer wieder hinter unserer Bestimmung und unserem Wunschdenken zurückgeblieben? Könnte nicht eine vermehrte Anstrengung, ein tieferer Glaube allenfalls doch etwas bewirken? Das alte Bedürfnis, sein zu wollen wie Gott, durch einen Turmbau den Himmel zu erreichen oder ganz einfach aus der Polarität des menschlichen Lebens aussteigen zu können, scheinen nach wie vor zentral wirksam zu sein und immer wieder viele Menschen anzusprechen.

Ich denke also, dass unsere Welt oftmals nicht an zu wenig Glauben krankt, sondern dass sich in all diesen Endzeitgedanken deutlich macht, dass der Mensch auch daran kranken kann, zu viel zu glauben, sich zu stark auf den Glauben an etwas Objektives, Aussenstehendes zu fixieren. Ein gesunder Glaube wird immer wieder nach einer Balance von Eigenständigkeit und Gemeinschaftsfähigkeit im Leben des Einzelnen trachten. In den endzeitlichen Visionen geht diese Balance immer wieder verloren und macht den Glauben zu einer krankhaften, die Existenzangst verdrängenden Bewältigungsstrategie.
Martin Scheidegger, Februar 99
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