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Einheit nach Allianz - Verständnis


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#1
Rolf

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EiNS



1. Geistliche Einheit ist nicht das Resultat menschlicher Anstrengung, sondern eine Schöpfung Gottes.

Zunächst einmal ist festzuhalten, dass geistliche Einheit nicht das Produkt menschlicher Anstrengung ist. Sie
besteht weder aus einer Übereinkunft, die Gleichgesinnte miteinander treffen, noch aus einer Organisation, der
man sich anschließen oder verweigern kann. Geistliche Einheit ist eine Schöpfung Gottes. Jesus betet: „Wie du,
Vater, in mir bist, und ich in dir, so sollen auch sie in uns eins sein…“ (Vers 21). Das ist niemals von Menschen
machbar, sondern ein Werk des Heiligen Geistes. In seiner Schrift „Gemeinsames Leben“ spricht Bonhoeffer
von einer pneumatischen Gemeinschaft, also von einem Einsein durch den Heiligen Geist. Ob wir es wollen oder
nicht: Christen sind enger miteinander verbunden, als es in jeder anderen Beziehung möglich ist. Wir können
dieses Einsein nicht hoch genug einschätzen.

2. Geistliche Einheit hat allein in Christus ihre Weite und ihre Grenze.

Da es sich in Johannes 17 um eine Einheit in Christus handelt, liegt darin zugleich ihre Weite und ihre Grenze.
Jesus betet für alle, die durch das Wort der Jünger am ihn glauben werden (Vers 20). Das begann vor 2000
Jahren bei der Predigt des Petrus in Jerusalem (Apostelgeschichte 2, 37) und geschieht auch noch heute überall
dort, wo Menschen sich zu Jesus als ihren Retter und Herrn bekennen. Diese Einheit ist so weit, dass sie alle
einschließt, die sich zu Jesus Christus bekehrt haben, aber eben auch nur sie.

Wer nicht „in Christus“ ist, ist auch nicht EINS mit ihm und seinen Schwestern und Brüdern. Es kann zwar durchaus Sinn machen, wenn sich religiöse und gutwillige Menschen für bestimmte Ziele zusammenfinden und gemeinsam sinnvolle Aktionen durchführen, aber eine solche Koalition darf niemals mit der von Jesus erbetenen Einheit verwechselt werden.

3. Geistliche Einheit ist die Gemeinschaft der Glaubenden und lässt sich nur in einem
Geschwisterbund und nicht in einer Kirchengemeinschaft zum Ausdruck bringen.


Wer dem zustimmt und die Gemeinschaft in Christus an den persönlichen Glauben bindet, kann
konsequenterweise nur in einer Christengemeinschaft und nicht in einer Kirchengemeinschaft die Darstellung
biblischer Einheit sehen. Das war von Anfang an die Überzeugung der Evangelischen Allianz. Schon den
Gründervätern war wichtig, dass mit der Anerkennung des Bruders und der Schwester nicht zugleich die
Anerkennung ihrer jeweiligen Kirchen verknüpft wurde. Im Kirchenverständnis gab es unvereinbare Gegensätze.

Die einen waren überzeugte Mitglieder der Staatskirche, andere waren dort unter großen Schwierigkeiten
ausgetreten und hatten sich den Freikirchen angeschlossen. In Deutschland war es kaum anders. Lange wurden
freikirchliche Christen diffamiert, manchmal unter Polizeigewalt auseinandergetrieben. Umso größer war das
Wunder, dass sich ungeachtet dieser Unterschiede Schwestern und Brüder trafen, miteinander beteten, auf das
Wort Gottes hörten und nach gemeinsamen Wegen suchten, ihrer Umgebung das Evangelium zu bringen.

4. Bei der Klärung geistlicher Einheitsfragen zwischen Gemeinden und christlichen Gruppen ist die
Glaubensbasis der Evangelischen Allianz eine gute Hilfe.


Nun machen uns einige Kritiker mit Recht darauf aufmerksam, dass die Kirchenfrage beim Einheitsverständnis
nicht ganz ausgeklammert werden kann. Manchen erscheint das geradezu unehrlich. Initiatoren von
Allianzveranstaltungen auf Orts- und Landesebene sind oft Leiter von Kirchen und christlichen Gemeinschaften.
In der Praxis führt das dazu, dass auch ihre Gemeinden meist offiziell mitarbeiten und sich der Evangelischen
Allianz zugehörig fühlen. Neue Gemeinden und Gruppierungen stoßen dagegen oft auf die Skepsis bestehender
Allianzkreise. In dieser Situation kann die Glaubensbasis der Evangelischen Allianz helfen. Sie besteht im
Wesentlichen aus den 8 Punkten, auf die man sich schon bei der Gründung der Evangelischen Allianz in London
einigte. Viele christliche Werke in unserem Land beschreiben mit dieser Basis ihre theologische Position und
Ausrichtung. Auch bei Gesprächen der Deutschen Evangelischen Allianz mit dem Bund Freikirchlicher
Pfingstgemeinden und beim Jesustag war sie ein wichtiger Bestandteil.

5. Wer überzeugt ist, dass der Geschwisterbund und nicht der Kirchenbund das Kennzeichen
geistlicher Einheit ist, kann sich in der Kirchenfrage eine große Weite leisten.


Doch hebt das nicht auf, dass biblische Einheit die Gemeinschaft der an Jesus Glaubenden ist, unabhängig von
den zwischen ihnen liegenden Kirchen-, Denominations- und Konfessionsgrenzen. Schon 1846 war man sich
beispielsweise einig, dass die Ablehnung der Katholischen Kirche mit Papsttum, Marienverehrung und
Heiligenkult nicht auf die Angehörigen jener Kirche übertragen werden dürfe. Es ist also falsch, aus der
Gemeinschaft der Christen in der Evangelischen Allianz auch die Einheit mit ihren jeweiligen Kirchen zu
folgern. Gerade weil die Evangelische Allianz sich als Christenbund und nicht als Kirchenbund versteht, kann
sie sich in dieser Frage eine große Weite leisten.

6. Geistliche Einheit besteht nicht zuerst in einer einheitlichen Lehre und Erkenntnis, sondern vor
allem in dem, was Christus für uns getan hat. Wer darauf sein ganzes Vertrauen setzt, gehört zur
Familie Gottes.


Heißt das nun, dass theologische Fragen auf der Ebene der Evangelischen Allianz keinen Raum haben? Wie
steht es mit Taufe und Abendmahl, mit dem Stellenwert von Geisterfüllung und Geistesgaben, mit dem
Predigtdienst von Frauen und vielen anderen auch unter evangelikalen Christen strittigen Fragen?

Selbstverständlich können auch sie Gegenstand von Allianzgesprächen sein. Die Erfahrung sagt: Je größer das
Vertrauen unter den Beteiligten ist, desto offener kann auch über solche Fragen gesprochen und vielleicht sogar
gestritten werden. Aber Einheit in Christus lässt sich nicht am Ergebnis solcher Gespräche ablesen. Die
geistliche Einheit des Volkes Gottes besteht eben nicht in einer Lehr- und Erkenntnisgemeinschaft, sondern hat
ihr Fundament einzig und allein in dem, was Christus für uns getan hat. Wer darauf sein ganzes Vertrauen setzt
gehört zu ihm und seiner Familie.

7. Gelebte Einheit auf der Ebene der Evangelischen Allianz ist kein Ersatz für das verbindliche Leben
in einer Gemeinde.


Das heißt allerdings auch, dass die Evangelische Allianz kein Ersatz für das verbindliche Leben in einer
Gemeinde sein kann. Mit den Brüdern und Schwestern meiner Gemeinde teile ich über die Grundlagen des
Glaubens hinaus das Gemeindeverständnis und andere Erkenntnisse, die mir für mein geistliches Leben wichtig
sind. Auf der Ebene der Evangelischen Allianz kann es dagegen in vielen Einzelfragen durchaus
unterschiedliche Erkenntnisse und Lehrmeinungen geben.

8. Zum Leben in Geistlicher Einheit gehört die Bereitschaft, Einzelerkenntnisse, selbst wenn sie uns
sehr wichtig sind, niemals höher zu bewerten als das gemeinsame Bekenntnis zu Christus.


Problematisch wird es dort, wo Schwestern und Brüder ihre persönlichen Erkenntnisse oder das Sondergut ihrer
Kirchen auf Allianzebene missionarisch vertreten und anderen aufzwingen wollen. Darüber muss offen
miteinander geredet werden. In einem Leitfaden für die Allianzarbeit vor Ort heißt es dazu: „Wer in der
Evangelischen Allianz mitarbeiten möchte, jedoch bestimmte dogmatische Aussagen oder Einzelerkenntnisse
höher bewertet als das gemeinsame Bekenntnis zu Jesus Christus, wer solche Aussagen und Erkenntnisse
werbend vertritt oder sie gar zum Maßstab der Beurteilung seiner Brüder und Schwestern macht, ist nicht
allianzfähig. Wir wollen zwar über seinen Glauben nicht richten, doch zur Mitarbeit in der Evangelischen
Allianz ist er nicht geeignet.“

9. Wir können zwar keine geistliche Einheit schaffen, aber durch egozentrisches und liebloses
Verhalten können wir ihr Schaden zufügen. Deshalb haben wir die Einheit zu bewahren, indem wir
uns in der Liebe Gottes begegnen, einander annehmen und ergänzen und gemeinsam zu seiner Ehre
leben.


Zwar können wir als Christen die „Einheit in Christus“ nicht schaffen, aber wir können sie verletzen und
schädigen. Aus diesem Grund schreibt Paulus: „Seid darauf bedacht, zu bewahren die Einigkeit im Geist durch
das Band des Friedens (Epheser 4, 3).“ Anschließend spricht er von dem „einen Leib“ und versteht darunter
nicht nur die Ortsgemeinde in Ephesus, sondern die Schar aller Glaubenden (Epheser 1, 2+3). Deshalb halten wir
fest: Ich kann nicht Jesus meinen Herrn nennen und mich von meinen Schwestern und Brüdern distanzieren. Ich
mache mich schuldig, wenn ich negativ und herablassend über meine Schwestern und Brüder urteile. Das Bild
vom Leib in 1. Korinther 12 gilt eben nicht nur für die eigene Kirche und Gemeinde, sondern ebenso für die
gesamte Familie Gottes, über alle menschlichen Grenzzäune hinweg: „Gott hat den Leib zusammengefügt und
dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben, damit im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder in gleicher
Weise füreinander sorgen. Und wenn ein Glied leidet, dann leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt
wird, so freuen sich alle Glieder mit. Ihr seid der Leib Christi, und jeder von euch ein Glied (24-26).“


Peter Strauch

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