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Auge um Auge, Zahn um Zahn - purer Rachewahn?!


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#1
Rolf

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Auge um Auge, Zahn um Zahn - purer Rachewahn?!





Frage von NN:
"Jesus existierte ja schon vor Beginn der Welt. Wieso werden dann im Alten Testament ungläubige Menschen getötet, bzw. gilt das Prinzip „Auge für Auge, Zahn für Zahn“ und im Neuen Testament sagt Jesus: „Liebt eure Feinde"?"
Gott im Wandlungsprozess?

Gelegentlich höre ich Formulierungen wie: „Der Gott, wie er im Alten Testament beschrieben wird“ oder „Der Gott der Liebe, wie er im Neuen Testament dargestellt wird“. Haben wir es mit zwei verschiedenen Gottesbildern zu tun? Man könnte fast den Eindruck bekommen, Gott hätte zwischen dem Alten Testament und dem Neuen Testament Urlaub gemacht und wäre verändert wieder zu den Menschen zurück gekommen.

Dabei legt die Bibel eindeutig ein anderes Zeugnis ab.
Sowohl im Alten Testament:

Ich der Herr, wandle mich nicht!
Maleachi 3,6


Als auch im Neuen Testament:

Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch in alle Ewigkeit.
Hebräer 13,8



Damit bleibt die Frage natürlich sehr berechtigt: Wie passen die beiden sich scheinbar widersprechenden Aussagen „Auge um Auge“ und „liebt eure Feinde“ zusammen?


Geschichte ohne Gott

Ich möchte von vorne beginnen. Gott schuf den Himmel und die Erde. Er setzte den Menschen in das Paradies. Gott sah alles mit seinen Augen an und es war gut so. Eine perfekte Welt, nach dem Maßstab Gottes. Gott offenbart sein Wesen in der Schöpfung und Jesus ist der Urheber der Schöpfung.

Nach dem Sündenfall wurde alles anders: Der Mensch wurde aus dem Paradies vertrieben und war nun zum Teil sich selbst und seinem gefallenen Wesen überlassen. Gottes gute Schöpfung und damit sein Plan für den Menschen hat einen Riss bekommen. Der Mensch muss mit der Welt und seinen Mitmenschen selbst klar kommen. Das ging dann mit Kain und Abel gleich schief. Der erste Mord der Weltgeschichte war das Ergebnis menschlichen Handelns und Denkens.

Im letzten Jahrhundert hat die Menschheit mit dem Holocaust an den Juden ein trauriges Zeichen für das Handeln und Denken der Menschen gesetzt. Als Mahnmal wie es ist, wenn Gott nicht mehr der Herr sein darf bei den Menschen.

Die Geschichte hat gezeigt, was dabei herauskommt, wenn der Mensch selbst, ohne Gott, der Maßstab allen Denkens ist. Wenn der Mensch sein eigenes Reich baut. Am Anfang war die Welt in Einklang mit Gott, jetzt regiert der Mensch selbst. Diese Welt funktioniert nicht mehr nach dem Maßstab Gottes, sie braucht andere Regeln.


Modernes Altes Testament

Gott gibt dem Menschen Regeln, um ihn in dieser gefallenen Welt vor sich selbst zu schützen. Wenn Gott sagt: „Auge um Auge, Zahn um Zahn“(2.Mose 21,24), dann ist das zum Einen ein Schutz vor Eskalation. Die Vergeltung wird auf das Maß der Tat begrenzt. Gleichzeitig ist diese Handlungsweise zutiefst menschlich: Vergeltung in dem Maß wie Schuld entstanden ist. Es entspricht dem Gerechtigkeitsempfinden des Menschen, so zu handeln. Selbst die moderne Justiz hat die sogenannte angemessene Vergeltung zu einer Grundlage der Entscheidung gemacht: Wenn ich am Auto eines anderen einen Schaden verursache, dann muss ich diesen Schaden in voller Höhe ersetzen. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Dazu ist auch zu beachten, dass dieses Gebot nicht dafür gedacht war, dass der einzelne seine persönlichen Rachegedanken ausleben konnte. „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ galt als Grundlage für die Rechtssprechung durch Älteste und Richter. Im Regelfall wurde dieses Gesetz auch nicht wörtlich angewandt: Derjenige, der den Schaden verursacht hatte, musste ihn mit Geld oder ähnlichem wieder gut machen. Eigentlich also eine ganz „moderne“ Gesetzgebung und der damaligen Zeit in vielem voraus!

Wenn Gott Mose diese Vorschrift gegeben hat, dann nicht, weil er von seinem Charakter her so wäre, sondern weil die gefallene Welt jetzt nach menschlichem Denken funktionieren muss und nicht mehr so funktioniert, wie Gott sich das ursprünglich gedacht hat. Der Grundsatz dieser angemessenen Vergeltung entspricht den Regeln der gefallenen Welt.


Spielregeln für diese Welt

Derselbe Gott, der die Schöpfung perfekt erdacht hat, gibt dem Menschen das Gesetz, damit er in dieser gefallenen Welt eine Richtlinie hat, wie Leben gelingen kann. Es ist sogar ein theoretischer Weg das Heil zu erlangen, allerdings schafft das kein Mensch.

Ist das ein Widerspruch? Ich denke nein. Aus Liebe will Gott das Gute für den Menschen, selbst wenn der Mensch sich von Gott entfernt. Gott geht ihm nach und fragt: „Adam wo bist du?“ Gott sucht den Menschen, obwohl er sich von ihm entfernt hat. Schon da zeigt sich die Güte und Barmherzigkeit Gottes.

Das Gesetz war sozusagen der Erzieher der Menschheit und zwar bis zu dem Zeitpunkt, als Jesus auf der Weltbühne aufgetreten ist. Der Hebräerbrief erklärt den Zweck des Gesetzes. Zwei Beispiele dazu:

Das Gesetz ist nicht imstande gewesen, zur Vollkommenheit zu führen. An die Stelle jener Ordnung ist etwas getreten, was uns eine Hoffnung gibt, die alles Frühere in den Schatten stellt, und was uns einen ungehinderten Zugang zu Gott möglich macht.
Hebräer 7,19




Das Gesetz lässt also nur ein Schattenbild der künftigen Güter erkennen1, nicht deren wahre Gestalt. Mit seinen Jahr für Jahr dargebrachten und immer wieder gleichen Opfern kann es die, die vor Gott treten, niemals völlig von ihrer Schuld befreien
Hebräer 10,1




Gottes Barmherzigkeit und Heiligkeit

Das Gesetz ist ein Schatten dessen, was Gott dem Menschen zeigen möchte. Ansatzweise wird der Maßstab Gottes mitgeteilt. Auch im AT war die Rettung nur durch den Glauben zu erlangen. Mit Abraham wird das deutlich. Gott ist im Alten Testament der Gott der Gnade, das wird an vielen Stellen im Alten Testament deutlich. (2.Mose 22,26; 2.Mose 33,19; 2.Mose 34,6; 2.Chronik 30,9; Nehemia 9,17; Psalm 103,8; Joel 2,13 und viele mehr).

Gleichzeitig ist er ein Gott, der diejenigen nicht ungestraft lässt, die sich bewusst und dauerhaft von ihm abwenden oder gegen ihn sind. Wenn er ganze Völker getötet hat, dann deshalb, weil sie sich anderen Göttern zugewendet haben und auf seinen Ruf der Umkehr über Jahrhunderte hinweg nicht geantwortet haben (vgl. 1. Mose 15,16). Weil sie Gräueltaten begangen haben und ihre Kinder den Göttern geopfert haben usw. (vgl. 3.Mose 18,3, 3.Mose 18,21-999

Wie ist es im Neuen Testament? Genau so! Der Gott der Gnade wird in Jesus Christus ganz klar herausgestellt. Er lässt sich für die Sünden der ganzen Welt ans Kreuz schlagen und wird somit zum Erlöser für alle, die an ihn glauben. Das ist Gnade pur. Das ist die eine Seite der Medaille, die andere zeigt aber auch das ewige Verlorensein für alle, die nichts von ihm und seiner Gnade wissen wollen (Offenbarung 20,11-15; Offenbarung 16 usw.).

Das AT und das NT zeigen einen gnädigen Gott für die Menschen, die im Glauben an ihn leben und gleichzeitig einen vergeltenden Gott für alle, die nichts von ihm wissen wollen. Er ist der Gott der Barmherzigkeit, der den Menschen nachgeht und ihnen seine Liebe und Vergebung anbietet. Doch er zwingt niemanden, er schenkt den Menschen die Freiheit gegen ihn zu sein, sich von ihm abzuwenden. Denjenigen bleibt dann nur das Gericht, denn Gott ist ein heiliger und gerechter Gott. Wer sich seine Gnade nicht schenken lassen will, geht auf ewig verloren.


Neue Spielregeln für Gottes Welt

In der Bergpredigt erklärt Jesus seinen Jüngern das Prinzip des Reiches Gottes, die Feinde zu lieben. Hat er mit dieser Aussage aufgehört, Vergeltung zu fordern? Ich sage wiederum, nein! Paulus sagt:

Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn [Gottes]; denn es steht geschrieben: „Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr.“
Römer 12,19



Die Christen sollen keine Rache üben an denen, die an ihnen schuldig geworden sind. Gott ist derjenige, der Gerechtigkeit herstellen wird. Jesus redet hier nicht mehr von den Regeln der Welt, sondern von den Regeln des Reiches Gottes, zu dem alle Christen jetzt schon gehören. Das Prinzip der Welt und das Prinzip des Reiches Gottes sind unterschiedlich. Wer zum Reich Gottes gehört, kann sich nicht mehr entsprechend den Regeln der Welt verhalten. Das kommende Reich Gottes nimmt in Jesus seinen Anfang.


Fazit

Gott ist immer derselbe, er ist gnädig und barmherzig, gleichzeitig heilig und gerecht. Im Alten Testament ist verborgen, was im Neuen Testament enthüllt wurde, es entspricht jedoch denselben Prinzipien. Das Gesetz stellt nur einen Schatten der zukünftigen Wiederherstellung der Schöpfung dar, das Vollkommene wird in Jesus offenbart.

Gott zeigt uns in der Bibel eine fortlaufende Offenbarung seines Seins und seines Willens, entsprechend seines Heilsplanes für die Menschheit. Dabei widerspricht er sich nicht selbst, sondern enthüllt fortlaufend mehr von seiner Herrlichkeit. Auch heute wissen wir nicht alles. Erst wenn wir im „Schauen“ sind, wenn wir bei Gott sind, wenn Jesus auf der Erde regieren wird, werden wir die volle Erkenntnis über ihn haben.

Dann schließt sich der Kreis. Alles Geschaffene ist dann unter seine alleinige Herrschaft, das Böse wird in jeder Form vernichtet sein. Paradiesische Zustände werden herrschen. Gott regiert für alle sichtbar mitten unter den Menschen, als der König der Könige. Die Maßstäbe und Regeln der Welt sind dann nicht mehr nötig, sie sind Vergangenheit.



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