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Was bedeutet es jemand dem Satan zu übergeben?


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#1
Rolf

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Unzucht in der Gemeinde?





Predigt von Roland Hämmerle in Leutwil und Dürrenäsch, 3.9.2006


1 Überhaupt geht die Rede, dass Unzucht unter euch ist, und zwar
eine solche Unzucht, wie es sie nicht einmal unter den Heiden gibt:
dass einer die Frau seines Vaters hat.
2 Und ihr seid aufgeblasen und seid nicht vielmehr traurig
geworden, so dass ihr den aus eurer Mitte verstossen hättet, der
diese Tat begangen hat?
3 Ich aber, der ich nicht leiblich bei euch bin, doch mit dem Geist,
habe schon, als wäre ich bei euch, beschlossen über den, der
solches getan hat:
4 wenn ihr in dem Namen unseres Herrn Jesus versammelt seid
und mein Geist samt der Kraft unseres Herrn Jesus bei euch ist,
5 soll dieser Mensch dem Satan übergeben werden zum Verderben
des Fleisches, damit der Geist gerettet werde am Tage des Herrn.
6 Euer Rühmen ist nicht gut. Wisst ihr nicht, dass ein wenig
Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert?
7 Darum schafft den alten Sauerteig weg, damit ihr ein neuer Teig
seid, wie ihr ja ungesäuert seid. Denn auch wir haben ein
Passalamm, das ist Christus, der geopfert ist.
8 Darum lasst uns das Fest feiern nicht im alten Sauerteig, auch
nicht im Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern im
ungesäuerten Teig der Lauterkeit und Wahrheit.
9 Ich habe euch in dem Brief geschrieben, dass ihr nichts zu
schaffen haben sollt mit den Unzüchtigen.
10 Damit meine ich nicht allgemein die Unzüchtigen in dieser Welt
oder die Geizigen oder Räuber oder Götzendiener; sonst müsstet
ihr ja die Welt räumen.
11 Vielmehr habe ich euch geschrieben: Ihr sollt nichts mit einem
zu schaffen haben, der sich Bruder nennen lässt und ist ein
Unzüchtiger oder ein Geiziger oder ein Götzendiener oder ein
Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber; mit so einem sollt
ihr auch nicht essen.
12 Denn was gehen mich die draussen an, dass ich sie richten
sollte? Habt ihr nicht die zu richten, die drinnen sind?
13 Gott aber wird, die draussen sind, richten. Verstosst ihr den
Bösen aus eurer Mitte!. 1. Korinther 5, 1-13


Liebe Gemeinde!
Fast am Ende meines Studiums an der STH blühte mir dasselbe, was in der
nächsten Zeit auch unserem Praktikanten Andreas Wäsch blühen wird, die
Prüfungspredigt nämlich. Dazu kann man sich nicht irgendeinen Text aussuchen,
sondern man bekommt einen Bibeltext von ein paar Versen vom Dozenten zugeteilt.
So kam ich also eines Tages mit der Information meines Textes aus dem Hörsaal der
STH, als ein Kommilitone (Mitstudent) von mir mich nach meinem Text fragte.
„Matthäus 1, Geschlechtsregister, Abstammung von Jesus“ sagte ich zu ihm. Er
staunte und fand es schon ziemlich ungerecht, dass jemand einen solchen Text
erhalten konnte. Ich antwortete ihm: „Weisst du, als Theologen müssen wir doch im
Stande sein, über jeden Bibeltext zu predigen!“ Kurz darauf löste ich das Rätsel, das
Ganze war nur ein Spass gewesen, ich hatte natürlich einen ganz normalen Text
bekommen, kein Geschlechtsregister.

Als mich letzte Woche jemand fragte, welchen Text ich heute hätte, sagte ich „1.
Korinther 5, mit dem Titel „Ausschluss der Unzüchtigen aus der Gemeinde“, nur
diesmal war es kein Witz. Als Theologe sollte man eben über jeden Text predigen
können.

Ich vermute, dass das deutsche Wort „Unzucht“ eine Wortschöpfung Luthers ist,
doch die anderen Bibelübersetzer haben dieses Wort, das für das griechische
„porneia“ dasteht, übernommen, auch moderne Übersetzungen wie die gute
Nachricht. Vorliegender Tatbestand ist, dass einer mit der Frau seines Vaters, also
seiner eigenen Stiefmutter ein Verhältnis hat, manch einer denkt, dass sie sogar
geheiratet haben, obwohl das sowohl nach jüdischem Gesetz (3. Mose) wie nach
römischem Recht verboten war. Paulus erwähnt hier, dass es zwar unter den
Heiden, das heisst, unter den Ungläubigen, auch viel Unzucht gibt, aber dass dieser
Fall hier alles übertrifft an Schändlichkeit. „Porneia“ wird im Übrigen im Neuen
Testament für alle möglichen sexuellen Vergehen, die nicht dem Gesetz
entsprechen, gebraucht, z. T. für Ehebruch (da gibt es auch noch das Wort
„moicheia“), Homosexualität, ausserehelichen und vorehelichen Geschlechtsverkehr,
Sodomie, sexuellen Missbrauch, man könnte sagen, jeglichen geschlechtlichen
Verkehr ausserhalb der Ehe zwischen Mann und Frau. Also ist der in Korinth
vorliegende Fall nur ein Beispiel. Um die eigentliche Tat geht es hier nur in zweiter
Linie.

Der „Täter“ (von der Frau ist hier nicht die Rede, das bedeutet, dass sie nicht zur
Gemeinde gehörte) soll also aus der Gemeinde ausgeschlossen werden. Bei
welchen Menschen und welchen Situationen kommt dieser Ausschluss, manchmal
auch Gemeindezucht genannt, zum Tragen? Ich versuche, Ihnen zu erklären, was
NICHT gemeint ist hier.

Paulus schreibt in den Versen 9 und 10:

9 Ich habe euch in dem Brief geschrieben, dass ihr nichts zu
schaffen haben sollt mit den Unzüchtigen.
10 Damit meine ich nicht allgemein die Unzüchtigen in dieser Welt
oder die Geizigen oder Räuber oder Götzendiener; sonst müsstet
ihr ja die Welt räumen.
12 Denn was gehen mich die draussen an, dass ich sie richten
sollte? Habt ihr nicht die zu richten, die drinnen sind?


Nicht gemeint sind also die Menschen, die keine persönliche Beziehung mit Gott, mit
Jesus Christus haben. Weder Unzüchtige noch Räuber noch Geizige oder
Götzendiener, und die Reihe liesse sich noch weiter fortsetzen, denn die christliche
Gemeinde trägt für deren Verhalten nicht die Verantwortung.

Nicht gemeint sind die Menschen, die eine persönliche Beziehung mit Gott haben
und Sünden begehen. Zwar sind die Nachfolger Christi von ihrem Status her nicht
mehr unter der Sünde, sondern durch die Annahme des Kreuzestodes ihres Herrn
befreit, aber sie sündigen trotzdem noch. Wenn also jemand Sünde tut, auch wenn
das bekannt wird, soll er nicht gleich ausgeschlossen werden, man soll unter 4, unter
6 Augen mit ihm reden, und wir wissen, dass Gott uns unsere Sünde vergibt, wenn
wir sie ihm bekennen. Gemeint sind also nicht die Sünden der bekennenden
Christen, auch nicht ein Absturz, ein Glaubenstief, hier geht es um etwas Anderes.

Gemeint sind die Menschen innerhalb der bekennenden christlichen Gemeinde, die
offen zu ihrer Sünde stehen, aber nichts dagegen unternehmen. Offenbar war es in
Korinth bekannt, dass dieser genannte Mann ein Verhältnis mit seiner Stiefmutter
hatte, er verbarg es auch nicht. Und weil er von diesem sündhaften Lebensstil nicht
abrücken will, soll er also aus der Gemeinde ausgeschlossen werden.

Warum? Ist nicht die Gemeinde Christi dafür da, alle Menschen anzunehmen und für
alle dazusein? Gibt es nicht genau für den christlichen Glauben keine hoffnungslosen
Fälle? Warum soll man also diesen Mann ausschliessen? Oder andere, die den
Lebensstil der bewussten Sünde gewählt haben, neben ihrem Leben als Christen?
Offenbar liess man den Mann in Korinth gewähren, man wusste um sein Verhältnis
mit seiner Stiefmutter und schwieg oder schaute weg. Und deswegen wird die
Gemeinde in Korinth hier in die Verantwortung genommen.

Warum also Ausschluss?

6 Euer Rühmen ist nicht gut. Wisst ihr nicht, dass ein wenig
Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert?
7 Darum schafft den alten Sauerteig weg, damit ihr ein neuer Teig
seid, wie ihr ja ungesäuert seid. Denn auch wir haben ein
Passalamm, das ist Christus, der geopfert ist.


Schon in Kapitel 3 und 4 wird die Aufgeblasenheit der Korinther erwähnt, sie rühmen
sich ihrer Weisheit und hören auf niemanden mehr, auch nicht auf Paulus. Vielleicht
sagen sie sich, dass sie ganz gut leben, vergleichen sich mit anderen Gemeinden,
denen es viel schlechter zu gehen scheint und übersehen (vielleicht absichtlich)
diesen einen Mann, der ein Verhältnis mit seiner Stiefmutter hat? Doch das lässt
Paulus nicht gelten. Er erwähnt den Teig. Schon wenn ganz wenig Sauerteig da ist,
durchsäuert er den ganzen Teig, und das darf einfach nicht sein. Das Passalamm
Jesus Christus wird hier erwähnt, weil vor dem Passa alles Brot bei den Israeliten
ungesäuert sein musste. Und die Gemeinde Jesu Christi, seine Braut, soll
ungesäuert sein, rein.

Ich will Ihnen anhand von einem Beispiel erklären, was das heisst. Ein junger Mann
geht regelmässig in die Jugendgruppe. Er hat sich in einem Lager Christus
zugewandt und folgt ihm nach. Nebst seiner Nachfolge besucht er Prostituierte und
macht Werbung für Drogen. Die Leitung der Jugendgruppe weist ihn darauf hin, was
ihn aber nicht daran hindert weiterzumachen. Durchsäuerung des Teiges meint hier,
dass die anderen Jugendgruppenteilnehmer negativ beeinflusst werden mit dieser
falschen Lehre. Und vor allem die Leute, die noch nicht so lange Christen sind,
haben mehr Mühe, solchen Lehren standzuhalten. Das wäre der Aspekt nach innen.
Von aussen wird die Gemeinde Christi, das heisst die gläubigen Christen beobachtet.

Und wehe, wenn der Nachbar X., bei dem sich jeden Mittwoch ein Hauskreis trifft,
einmal etwas tut, was „man“ nicht tun soll. Und wenn beobachtet wird, dass Frau Y.,
die doch auch eine bedeutende Stellung in der Freikirche oder Landeskirche hat,
eines Abends mit einem fremden Mann statt ihrem eigenen nach Hause kommt,
dann ist das für manch einen ein gefundenes Fressen. „Diese Christen sind nämlich
gar nicht besser als die anderen, auch wenn sie es immer meinen und sein wollen.
Ich wusste ja schon immer, warum ich mit denen nichts zu tun haben will!“ heisst es
dann.

Wir sollen also als Christen christusgefällig leben, das ist klar. Und den anderen
Menschen keinen Anstoss geben mit unserem Leben. Und kein Doppelleben führen,
das es eventuell anderen Menschen unmöglich macht, selber zu Christus zu finden.
Sie fragen sich vielleicht nun: Gibt es denn wirklich solche bösen Leute innerhalb von
Gemeinden? Ja, es gibt sie. Menschen, die ein Doppelleben führen, Irrlehren
verbreiten. Ob es sie bei uns gibt, weiss ich nicht.

So eine Person, wie sie Paulus in Korinth beschreibt, soll also dem Satan übergeben
werden. Was bedeutet das?


Der Mann wird aus der Gemeinde ausgeschlossen, und damit dem Schutz Gottes für
die Seinen entzogen. Er ist in der Welt, ungeschützt, und auch nicht in der Herde der
Schafe Gottes. Dass er weiterhin das Heil erlangen und zurückkehren kann, ist klar,
das ist auch das eigentlich gewünschte Ziel dieser Massnahme.
Was kann uns als einzelne Jünger Jesu und als Gemeinde von Leutwil und
Dürrenäsch nun dieser Text helfen?

Natürlich, sollte ein entsprechender Fall vorliegen, von einem Glaubensbruder oder
einer –schwester, die sich bewusst in der Sünde bewegen, müsste man über die
Anwendung dieses Ausschlusses nachdenken. Aber wie sieht es bei allen anderen
aus, bei denen das nicht der Fall ist?

Wichtig für uns ist es, dass Christus für unsere Sünden gestorben und auferstanden
ist. Wir sind uns bewusst, dass wir weder fehler- noch sündenfrei sind, und dass wir
unsere Sünden dem Herrn bekennen dürfen, er macht uns frei davon. Davon sollen
wir Gebrauch machen, und scheint es noch so peinlich oder schlimm zu sein.
Besonders sexuelle Vergehen werden gerne im Dunkeln belassen, doch wenn die
Sünde ans Licht kommt, verliert sie ihre Macht über einen. Oft hilft es, wenn man
dazu zu einem Menschen seines Vertrauens gehen kann und miteinander reden und
beten.

Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund
werdet. Jakobus 5, 16

Sünde kann also auch krank machen, Bekennen gesund. Zum Schluss mache ich
einen kleinen Exkurs. Sie können mir vorwerfen, dass ich etwas vom zentralen Text
abweiche, die Sache kam mir allerdings immer wieder in den Sinn. Es geht dabei
nicht um Ausschluss aus der Gemeinde, sondern um Unzucht an sich.

In diesem Kapitel geht es vor allem um Unzucht, um sexuelle Vergehen ausserhalb
der Ehe zwischen Mann und Frau. Die Sexualmoral in Mitteleuropa hat in den letzten
paar Jahrzehnten von prüde auf offenherzig, auf ausgesprochen tolerant
umgeschlagen. Und das fordert auch Opfer. Kinder, die ohne Vater oder ohne Mutter
aufwachsen, weil Vater oder Mutter fremdgingen und darauf die Ehe geschieden
wurde. Nicht selten sind solche Kinder später beziehungsunfähig. Opfer sind auch
Kinder, die von Erwachsenen in irgendeiner Art missbraucht werden, vor allem
sexuell. Eine Statistik sagt, dass jedes 4. Mädchen und jeder 8. Junge in
Mitteleuropa sexuell missbraucht wurde. Die Dunkelziffer dürfte recht hoch sein.

Als Folgen (das erzähle ich aus der seelsorgerlichen Erfahrung mit vielen jungen
Männern und vor allem Frauen) habe ich schon beobachtet: Zerstörung der eigenen
Persönlichkeit, Nichtakzeptieren des eigenen Geschlechts (Frau: Männerkleider, ja
keine Betonung der Weiblichkeit, möglichst kurze Haare usw.), Lesbismus, Ritzen,
Schneiden, Bulimie, Magersucht, Selbstmordversuche, Beziehungsunfähigkeit zum
anderen Geschlecht, totale innerliche Blockade, wenn man von jemand des anderen
Geschlechts auch nur berührt wird. Nicht selten empfinden solche Opfer Druck und
Schuldgefühle. Falls Sie so etwas mit sich herumschleppen, möchte ich Ihnen sagen,
dass Jesus Sie auch davon freimachen will, auch wenn der Weg dahin schwer sein
kann. Wenden Sie sich an jemanden und suchen Sie Hilfe.

Paulus möchte nicht die Korinther demütigen, peinigen und sie mit dem Stock
zurechtweisen, sein letztendliches Ziel ist dasselbe, was wir auch verfolgen sollen.
Dass Gottes Reich auf dieser Erde gebaut werden soll. Durch Sie, durch mich, durch
uns als klare Nachfolger Christi, die nicht Gefahr laufen, zwecks Entsäuerung der
Gemeinde aus dieser ausgeschlossen zu werden.

Ich wünsche Ihnen für diese Woche, dass die Menschen an ihrem Arbeitsplatz, in
ihrer Nachbarschaft, in ihrer Verwandtschaft, in der Schule usw. merken dürfen, dass
Sie ein Nachfolger Jesu Christi sind. Und dass Sie für diese Menschen zu einem
Segen Gottes werden.
Amen.
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