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Staatsanwaltschaft prüft Selbstmord


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3 Antworten in diesem Thema

#1
Rolf

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Staatsanwaltschaft prüft Selbstmord





Die Missbrauchs-Fälle weiten sich aus: Immer mehr Opfer melden sich, die Staatsanwaltschaft prüft den Selbstmord eines ehemaligen Schülers des Domkapitularen.

Die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen den Bamberger Domkapitular Otto M. weiten sich aus. Einem Bericht des Nachrichtenmagazins Focus zufolge überprüft die Staatsanwaltschaft den Freitod eines ehemaligen Schülers von M. Er soll als Jugendlicher vom damaligen Direktor des Bamberger Knabenseminars "Ottonianum" missbraucht worden sein. Ehemalige Mitschüler sagten dem Magazin, ihr Kamerad habe sich aus Verzweiflung darüber das Leben genommen.

Inzwischen hätten sich zudem zwei Pastoralassistenten des Erzbistums bei der Staatsanwaltschaft gemeldet. Sie seien damals ebenfalls von Otto M. im Internat missbraucht worden. Außerdem untersuche die Behörde die angebliche Zahlung von 20.000 D-Mark an die Eltern eines anderen missbrauchten Jungen. Das Geld soll M. als Hilfe für einen "bedürftigen Ottonianer" deklariert haben. Ein Sprecher des Erzbistums sagte dem Magazin, davon sei nichts bekannt.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen M. wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen. Zu den bislang vier vermuteten Fällen könnten nun noch mindestens drei hinzukommen. Der heute 63-Jährige wurde wegen der Vorwürfe beurlaubt. In Gesprächen mit Diözesanvertretern wollte dieser sich nicht an die mutmaßlichen Übergriffe erinnern können.

Strafrechtlich könnten die Vorwürfe inzwischen verjährt sein. M. war von 1976 bis 1991 Leiter des Internats. Die KirchenVolksBewegung "Wir sind Kirche" wirft dem Erzbistum Bamberg vor, versucht zu haben, das Geschehen zu verharmlosen oder gar zu vertuschen. "Ich bin wirklich enttäuscht, dass auch im Bamberger Ordinariat die Aufarbeitung dunkler Stellen in der Vergangenheit so große Schwierigkeiten verursacht", betonte Sigrid Grabmeier vom Bundesteam "Wir sind Kirche".

Die mögliche strafrechtliche Verjährung dürfe nicht zum Anlass genommen werden, "Gras über die Sache wachsen zu lassen", warnte Grabmeier.



(ddp-bay/bica)






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#2
keine Hoffung mehr

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In diesm Zusammenhang finde ich die Überlegungen des katholischen Sektenberaters Herrn Griess interessant.

Deshalb stelle ich die sehr provokannte Frage: Würde es weniger Pädophile geben, wenn katholische Priester heiraten dürften ?

Sigmund Freud sprach vom Sexualtrieb, der vieles Gutes oder Schlechtes steuert.




Die Einstellung der katholischen Kirche zur Ehe und damit zur Sexualität



Wegen des immer drückender werdenden Priestermangels, der sich entgegen vatikanischen Behauptungen keineswegs auf Nordamerika und Europa beschränkt, sondern in anderen Kontinenten teils noch viel schlimmer ist als bei uns, wird immer wieder die Forderung erhaben, doch zumindest verheiratete Männer zu Priestern zu weihen, wie das in den unierten Ostkirchen ja immer möglich war und daher keinen Bruch mit der Tradition darstellt, und nicht ausschließt, dass für bestimmte Gebiete Partikularlösungen getroffen werden können. Die Ursache für die beharrliche Ablehnung dieser Forderung ist meiner Meinung nach eine tief verwurzelte negative und bibelwidrige (1 Tim 3, 2-5; 1 Tim 4,3; Tit 1,6; 1 Kor 9,5; ) Einstellung der Kirchenleitung zu Ehe und Sexualität, die trotz vieler schöner Worte durch praktische Beispiele immer wieder zum Ausdruck kommt. Einige dieser Beispiele seien hier genannt:

Als Grund für den Pflichtzölibat wird immer wieder angeführt, ein Seelsorger habe sich ganz der von ihm betreuten Gemeinde zu widmen und könne sich daher nicht auch noch um eine eigene Familie kümmern. Nun hat anlässlich der Suspendierung eines Pfarrers, der Kinder hatte, der zuständige Bischofsvikar erklärt, Kinder - und die Verantwortung für diese - seien für die Ausübung des Priesteramts kein Hindernis, wohl aber das Zusammenleben mit einer Frau. Ein Witwer oder geschiedener Mann kann sofort zum Priester geweiht werden, auch wenn er für Kinder zu sorgen hat.
Die Kirche verwehrt ständigen Diakonen, wenn deren Frau gestorben ist, eine zweite Eheschließung. Falls Kinder vorhanden sind, muss der Vater und Diakon sich nun allein um diese kümmern, statt diese Fürsorge mit einer neuen Frau teilen zu dürfen. Auch dies widerspricht dem immer wieder behaupteten Grundsatz, die Sorge um die Familie schmälere den Einsatz für die Gemeinde. Ich kann mir auch vorstellen, dass der Grund für diese Vorschrift eine strenge Auslegung von 1 Tim 3, 2 ("nur einmal verheiratet") sein könnte. Wie kann man aber einerseits 1 Tim 3, 2-5 als nicht zeitgemäß ablehnen, wie es vor kurzen ein Bischof mir gegenüber getan hat, an einem kleinen Teil daraus aber fundamentalistisch festhalten? Daher mein Verdacht, es gehe der Kirche auch hier nur darum, Sexualität möglichst zu verhindern.
Ich kenne ein Ehepaar, von dem beide vor der Heirat in der Diözese St. Pölten als Laien-Religionslehrer tätig waren. Als sie heirateten (auch kirchlich!), wurden sie entlassen und waren arbeitslos. Das geschah erst vor etwa 50 Jahren.
Manche ältere Eheleute haben noch gelernt, man müsse nach jedem ehelichen Verkehr beichten. Es war (ist?) also Sünde, den biblischen Auftrag Gottes zu befolgen!
Selbst ein sonst so fortschrittlicher Denker wie Professor Paul M. Zulehner stellte in einem seiner "Zeitworte" das seiner Meinung nach vorbildliche weil angeblich enthaltsame Paar Tamino - Pamina aus der "Zauberflöte” dem angeblich verachtenswerten Paar Papageno - Papagena gegenüber. Ich schrieb ihm: "Nichts würden wir heute dringender brauchen als "viele liebe kleine Kinderlein."" Dieses "Zeitwort" wurde erfreulicherweise inzwischen gelöscht.
In der Enzyklika Ecclesia de Eucharistia, Abschnitt 32, wird eine Änderung der Zulassungsbedingungen zum Priesteramt - also z.B. viri probati - als eine Minderung der moralischen Kriterien bewertet. [1] Das heißt also, Verheiratete sind in den Augen Roms moralisch minderwertig!
Bei Selig- und Heiligsprechungen besteht ein großes zahlenmäßiges Missverhältnis. Jene Menschen, die stets als die leuchtenden Vorbilder hingestellt werden, sind mit wenigen Ausnahmen ehe- und kinderlos. Die Ausnahmen sind meist Adelige.
Meine Frau und ich nahmen im Februar 2008 an einem Einkehrwochenende mit Altbischof Stecher teil. Stecher sinnierte in einem seiner Vorträge darüber, wen man früher als zur Kirche gehörig betrachtete, und sagte wörtlich: "Und den Mesner schon nimmer, denn der war verheiratet."
Zwar setzen sich Papst und Bischöfe oft verbal für Ehe und Familie ein. Aber es gilt: „Das was du tust, schreit so laut, dass ich nicht höre, was du sagst.“ Eine Änderung der Zulassungsbedingungen zum Priesteramt setzt meiner Meinung nach eine positive Sicht von Ehe und Sexualität nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis voraus.







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[1]

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, Abscnitt 32: "Ferner muß sie dadurch angespornt werden, all die anderen konstitutiven Elemente einer angemessenen Berufungspastoral in die Tat umzusetzen, ohne der Versuchung zu erliegen, nach Lösungen zu suchen, die eine Minderung der moralischen Kriterien und der Ausbildungsansprüche an Priesteramtskandidaten bedeuteten."
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#3
keine Hoffung mehr

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Auch finde ich den Brief von Herrn Griess an den Pabst interessant.

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1. September 2007

Lieber Bruder Benedikt,
leider hat man uns Laien deutlich zu verstehen gegeben, dass wir zwar Spalier stehen dürfen, wenn Sie Österreich besuchen, dass wir aber nicht berechtigt sind, Ihnen unse-re Sorgen um die Kirche, die wir ja alle sind, anzuvertrauen. Ich hoffe aber, dass diese Sorgen Ihnen irgendwie doch zu Ohren kommen werden.
Meine Sorge, der ich als nunmehr 75-Jähriger dieser Kirche seit 62 Jahren fast unun-terbrochen ehrenamtlich diene, betrifft den Umstand, dass die Kirche von einer Krise betroffen ist. Es gibt viele Austritte, die Zahl der sonntäglichen Gottesdienstbesucher sinkt, vor allem junge Menschen sind schwer für die Kirche zu begeistern und es gibt zu wenige Priester. Bezüglich der Ursachen dieser Krise herrschen allerdings große Mei-nungsverschiedenheiten. Manche meinen, die Schuld liege daran, dass das 2. Vatikani-sche Konzil zu übereilt Reformen beschlossen habe. Andere wieder sind der Auffassung, diese Reformen seien zu wenig weit gegangen und hätten mit dem Zeitgeist nicht Schritt gehalten. Es wird auch oft behauptet, die Kirchenkrise sei eine Krise des Glau-bens und der Verkündigung.
Ich glaube eher, es ist eine Krise des Miteinander-Umgehens. Über die ersten Chris-ten sagte man: "Seht, wie sie einander lieben". Heute kann man nur mehr sagen: "Seht, wie sie untereinander streiten". Eine Kirche, die uneins ist, ist nicht attraktiv und nicht glaubwürdig; da kann sie verkünden soviel sie will. Das gilt für die Ökumene ebenso wie für die Uneinigkeit innerhalb der katholischen Kirche selbst.
Ist nicht vielleicht ein Grund für die Kirchenkrise der, dass die Kirche von der Vorstel-lung Jesu Christi, wie seine Jünger miteinander umgehen sollten, in vieler Hinsicht ab-gewichen ist oder sich zumindest arger Schwerpunktsverschiebungen schuldig gemacht hat? Jesus hat nicht viele organisatorische Anordnungen getroffen und die praktische Ausführung seines Auftrages weitgehend seinen Jüngern überlassen. Durch sein Wort und sein Beispiel hat er jedoch einige Schwerpunkte gesetzt, und gerade diesen wird in der Kirche heute oft zuwidergehandelt.
Jesus warnte davor, dass in seiner Kirche Macht ausgeübt wird. "Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein ..." (Mt 20, 25). "Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr aber alle seid Geschwister. Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater nennen, denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel. Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen, denn nur einer ist euer Leh-rer, Christus....." (Mt 23, 8-10). Getreu dieser Anweisung Jesu habe ich Sie daher ein-gangs auch nicht mit „Heiliger Vater“ angesprochen, und ich meine, es würde Ihr Anse-hen und das der Kirche nicht schmälern, wenn Sie auf diesen Titel, mit dem in der Litur-gie Gott Vater selbst angesprochen wird, offiziell verzichteten. Ebenso bin ich skep-tisch, wenn zum Beispiel der Gründer einer sehr autoritären kirchlichen Bewegung „El Padre“ genannt wird. Überhaupt werden Gruppen, die auf Machtausübung großen Wert legen und dadurch bei Kritikern in "Sektenverdacht" geraten, besonders bevorzugt. Das Argument, dann wäre nach Meinung der Kritiker auch der heilige Franz von Assisi als "Sektierer" zu bezeichnen, trifft nicht. Der heilige Franz hat niemals die Meinung ver-treten, Menschen, die sich nicht seiner Bewegung anschlössen, wären ewig verloren - wie man es z.B. im Neo-Katechumenat zu hören bekommt - oder die Meinung, in einigen Jahrzehnten würde die Kirche nur mehr aus den eigenen Anhängern bestehen - wie es Opus-Dei-Mitglieder schon mal gerne formulieren. Er war auch niemals "der Vater Franz", sondern immer "der Bruder Franz". Deswegen ist er wohl so beliebt und gerade hier in Österreich sind viele Menschen auf seinen Namen getauft.
Jesus kümmerte sich bei der Wahl seiner Jünger nicht darum, ob sie verheiratet waren oder nicht. Im Gegenteil: gerade der "Fels" Petrus, auf den er seine Kirche baute (Mt 16,28), war bekanntlich verheiratet, denn er hatte eine Schwiegermutter (Mt 8,14). Der romantischen Vorstellung, die Jünger hätten sofort ihre Familien im Stich gelassen, ist entgegenzuhalten, dass sie. auch nach Jesu Auferstehung "nach Hause gingen" (Joh. 20, 10) und auch offenbar weiterhin ihren Beruf ausübten (Joh 21, 3). Der Apostel Paulus schreibt: "Haben wir nicht das Recht, eine gläubige Frau mitzunehmen wie die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und wie Kephas?" (1 Kor 9, 5), und über den Bischof: "Er soll ein guter Familienvater sein und seine Kinder zu Gehorsam und allem Anstand erziehen. Wer seinem eigenen Hauswesen nicht vorstehen kann, wie soll der für die Kir-che Gottes sorgen?" (1 Tim 3, 4-5; ähnlich in Tit 1, 6). Ja, er bezeichnet sogar jene, welche die Ehe verbieten, als "betrügerische Geister" und ihre Lehre als jene "von Dä-monen ..... getäuscht von heuchlerischen Lügnern, deren Gewissen gebrandmarkt ist." (1 Tim 4, 1-3). Das Wort, dass es Kastrierte um des Himmelreiches willen geben wird (Mt. 19, 12), ist nicht in besonderer Weise an die Amtsträger gerichtet. Leider ist aber schon vor längerer Zeit in der Kirche eine Missachtung der doch von Gott geschaffenen Sexualität und damit der Ehe üblich geworden. Dazu einige Beispiele:
 Noch vor etwa 50 Jahren erlebte ich, dass zwei Laienreligionslehrer, weil sie – natürlich auch kirchlich – heirateten, deshalb gekündigt wurden.
 In der Enzyklika Ecclesia de Eucharistia heißt es im Abschnitt 32, eine Änderung der Zulassungsbedingungen zum Priesteramt - etwa durch die Weihe von viri probati - würde „eine Minderung des sittlichen Niveaus der Priesterschaft be-deuten.“ Da haben wir es also schwarz auf weiß, dass wir Eheleute in der Kirche als Menschen minderen sittlichen Niveaus betrachtet werden, obwohl wir doch den Auftrag Gottes erfüllen.
 Viele Eheleute führen ein heiligmäßiges Leben. Dennoch werden Eheleute – außer sie gehören einem Fürstengeschlecht an - sehr selten selig- oder gar heiligge-sprochen.
Ihr verehrter Vorgänger Johannes Paul II. hat sich für viele Fehler, welche die Kirche früher begangen hat, öffentlich entschuldigt. Wäre es nicht an der Zeit, sich jetzt für die bisherige Missachtung der von Gott gegebenen Sexualität öffentlich zu entschuldi-gen?
Leider ist auch die Begründung für das Zölibat alles andere als einsichtig. Bisher habe ich immer gehört, ein Priester müsse sich so intensiv um seine Gemeinde kümmern, dass daneben für eine Familie keine Zeit bleibe. Vor kurzem musste in Tirol ein Pfarrer sein Amt niederlegen, weil bekannt wurde, dass er mehrere Kinder habe. Der Vertreter des Bischofs sagte, das Vorhandensein der Kinder, um die sich ihr Vater natürlich kümmern müsse, sei kein Problem, wohl aber das Zusammenleben mit der Mutter dieser Kinder. Dies zeigt doch eindeutig, dass es nicht um die Sorge für die Familie, sondern aus-schließlich um die Sexualität geht. Es gibt ja heute noch Eheleute, die so erzogen wur-den, dass sie meinen, nach jedem ehelichen Beisammensein zur Beichte gehen zu müssen. Es auch nicht einzusehen, warum griechisch-katholische Priester oder solche, die von anderen kirchlichen Gemeinschaften Übergetretene verheiratet sein können, römisch-katholische Priester aber nicht. Der Gipfel der Absurdität spielte sich vor einigen Jah-ren ja in Wien ab, als ein sehr beliebter Pfarrer sein Amt wegen seiner Beziehung zu einer Frau niederlegte und man an seiner Stelle einen verheirateten griechisch-katholischen Priester einsetzen wollte.
Macht ist eine typisch männliche Domäne. Es ist wohl kein Zufall, dass die Frauen in doppelter Weise von der Mitwirkung in der Kirche ausgeschlossen sind: sie dürfen kein Amt bekleiden, und Männer, die mit Frauen verheiratet sind, in der lateinischen Kirche nur untergeordnete Ämter. Jesus hingegen hat die Frauen gegenüber der Gesellschaft seiner Zeit aufgewertet. "Sie (die Jünger) wunderten sich, dass er mit einer Frau sprach" (Joh 4, 27). Auch die Szene mit der Ehebrecherin (Joh 8) und der Sünderin (Lk 7, 36-50) zeigen den Unterschied zwischen dem damals gängigen Verhalten zu den Frauen und dem Verhalten Jesu. Ja, der Herr ließ sich von der kananäischen bzw. der syrophönizischen Frau bezüglich seines Vorhaben, sich nur um die Kinder Israels zu kümmern, sogar umstimmen: "Frau, dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen" (Mt. 15. 21-28; Mk 7, 24-30). Konsequenterweise waren die Frauen in der frühen Kirche auch gleichberechtigt: "Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr seid alle 'einer' in Christus Jesus" (Gal 3, 28). Heute aber wertet die Kirche die Frauen gegenüber der Einstellung der Gesellschaft ab, und wenn die bisher von der Kirche benützten Argumente hierfür - etwa die angebliche biologi-sche Unterlegenheit - von den Profanwissenschaften widerlegt werden, dann erfindet sie neue. Die "immerwährende Tradition der Kirche" hat gerade in diesem Punkt erhebli-che Schönheitsfehler. Ich gebe aber gerne zu, dass wir gegenüber der Situation, wo Frauen nicht in Kirchenchören singen durften und man statt ihrer kastrierte Knaben einsetzte, schon Fortschritte gemacht haben.
Vielleicht muss sich aber die Amtsaufassung überhaupt ändern, um die Einbeziehung von verheirateten Frauen und Männern zu ermöglichen. Von der ursprünglichen Bedeutung des Wortes "Priester", sind wir heute weit entfernt. Ich will nicht leug-nen, dass es immer noch viele gute Priester gibt, aber sind die meisten wirklich solche, die als "Älteste" mit Lebenserfahrung anderen zur Seite stehen können?
Jesus kümmerte sich ohne Vorbedingungen um die Ausgegrenzten und Gescheiterten. "Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten" (Mt 9, 12; ähnlich Mk 2, 17). In Joh 4 wird berichtet, wie er am Jakobsbrunnen mit der Samariterin, die ja wahrlich kein Muster an Tugend war, ein lan-ges Gespräch führte. In Lk 15 rechtfertigte er vor den Pharisäern seinen Umgang und seine Tischgemeinschaft mit Sündern. In Mt 9 und Mk 2 hören wir, wie er mit Zöllnern und Sündern zu Tische saß. Die Kirche schließt aber immer noch wiederverheiratete Ge-schiedene, die ohne Zweifel zu diesen "Kranken" zu zählen sind, von der eucharistischen Tischgemeinschaft aus. Glauben Sie und alle anderen, die diese umbarmherzige Linie vertreten, wirklich daran, dass derselbe Jesus, der vor 2000 Jahren unter uns lebte, heute im Sakrament gegenwärtig ist? Sie haben im Jahre 1980 als Erzbischof von Mün-chen und Freising in Ihrem „Brief an die Priester, Diakone und alle im pastoralen Dienst Stehenden“ den Wunsch der damaligen Synode zitiert: „Von pastoraler Sorge um diese Gläubigen getrieben wünscht die Synode, dass eine neue und noch gründlichere Untersu-chung – unter Berücksichtigung auch der Praxis der Ostkirchen – angestellt werde mit dem Ziel, dass die pastorale Barmherzigkeit noch umfassender werde.“ 27 Jahre später ist dies offenbar alles schon vergessen.
Jesus betete zum Vater um die Einheit seiner Kirche: "Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir" (Joh 17, 11). Und Paulus beschwört oftmals die Einheit "... seid ganz eines Sinnes und einer Meinung... Ist denn Christus zerteilt? (1 Kor 1, 10-17) und: "Ein Leib und ein Geist, wie euch durch eure Berufung auch eine gemeinsame Hoffnung gegeben ist, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller der über allem und durch alles und in allem ist" (Eph 4, 4-6) oder: "...dass ihr eines Sinnes seid, einander in Liebe verbunden, einmütig und einträch-tig, dass ihr nichts aus Ehrgeiz und nichts aus Prahlerei tut" (Phil 2, 2-3). Welch ein trauriges Bild der Zersplitterung bietet hingegen noch immer die Christenheit, trotz aller Bemühungen der ökumenischen Bewegung. Schon Ihr verehrter Vorgänger Paul VI. hatte erkannt, dass sein Amt das größte Hindernis für die Einheit der Kirche ist. Und was ist aus den Ersuchen in der Enzyklika „Ut unum sind“ an andere Kirchen und kirchli-chen Gemeinschaften geworden, sie mögen dem Vatikan ihre Vorstellungen mitteilen? Mehr als 40 Jahre nach dem 2. Vatikanischen Konzil zu erfahren, es habe sich seitdem nichts geändert (und dabei aber das „subsistit“ anders zu interpretieren, als es gemäß Zeitzeugen damals verstanden wurde), macht nicht gerade viel Hoffnung, dass jemals ein Fortschritt erzielt werden kann.
Einheit wird oft mit Uniformität verwechselt. Man spricht zwar jetzt wieder mehr von "Inkulturation", will diese jedoch möglichst auf exotische Länder beschränken. Dass auch innerhalb Europas große Mentalitätsunterschiede herrschen, haben sogar Sie selbst einmal festgestellt: "Mir sagt die romanische Mentalität sehr zu, die dem Einzel-nen - Bischof wie Gläubigen - innerhalb der Gesetze und Vorschriften den erforderli-chen Freiheitsraum belässt" (Vittorio Messori, "Zur Lage des Glaubens", S. 68). Daher wäre auch eine größere Selbständigkeit der einzelnen Bistümer oder zumindest Bi-schofskonferenzen nötig. Ein Näherrücken der noch sehr skeptischen orthodoxen Christen ist wohl nur denkbar, wenn die Kirche des Westens Bereitschaft zu einer sol-chen Vielfalt erkennen lässt.
Einheit in diesem Sinn bedeutet, dass man einander kulturell bedingte Unterschiede zugesteht. Es würde uns absurd vorkommen, wollte jemand plötzlich verlangen, alle ka-tholischen Kirchengebäude auf der ganzen Welt müssten im gleichen Stil erbaut werden. In vielen Dingen, die von der jeweiligen Kultur des betreffenden Volkes abhängen, etwa inwieweit Frauen an der Leitung der Kirche beteiligt sein dürfen und inwieweit die Ehe ein Hindernis für eine leitende Funktion sein sollte, steht man jedoch auf dem Stand-punkt, dies müsse auf der ganzen Welt gleich gehandhabt werden und wenn etwas ir-gendwo auf der Welt nicht denkbar wäre, dann sei es nirgends denkbar. Das beste Ge-genbeispiel sind ja gerade die uniierten Ostkirchen. Andererseits meint man oft, eine spezielle Art von Frömmigkeit, die sich in einem bestimmten Land (besonders in einem spanisch sprechenden) als segensreich (?) erwiesen habe, müsse nun auf der ganzen Welt gefördert werden.
Außerdem wird behauptet, die bei uns als virulent empfundenen Probleme seien lokaler Natur und daher für die Weltkirche nicht relevant. In den Neunzigerjahren haben aber die Synoden für Asien und für Ozeanien gezeigt, dass dort genau die gleichen Probleme wie in Europa vorhanden sind und diskutiert werden. Aber auch den Gläubigen dort sagte man, sie könnten nicht erwarten, dass ihre "Sonderwünsche" erfüllt würden. Sind das, was auf der ganzen Welt dringend erbeten wird, "Sonderwünsche"? Und muss nicht der Wunsch, zur Praxis Jesu zurückzukehren, respektiert werden, unabhängig davon, wie groß die Anzahl derer ist, die es wünschen?
Es wird nichts nützen, wenn nur vordergründige Kosmetik betrieben wird. Wir müssen uns bekehren, umdenken. Und zwar nicht, wie manche meinen: umkehren zu den Struktu-ren der jüngeren Vergangenheit. Vom Theologen Dietmar Mieth stammt der Satz: "Die Kirche versucht, den Zeitgeist von heute mit dem Zeitgeist von gestern zu be-kämpfen." Wenn man einwendet, die Kirche dürfe sich nicht beirren lassen, sondern müsse treu zu ihrem Auftrag stehen, so frage ich: zu welchem Auftrag? Dem von Jesus oder dem der Tradition der letzten 200 Jahre? Wir dürfen nicht ins 19. Jahrhundert, sondern wir müssen zum Evangelium umkehren. Auch, was die Strukturen unserer Kir-che betrifft. Nur dann wird Neu-Evangelisierung, von der so oft die Rede ist, möglich sein.
Mit den besten Wünschen für einen schönen Aufenthalt in Österreich und für ein wei-teres segensreiches Wirken
Ihr

Friedrich Griess
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#4
Rolf

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Lieber Wolfgang,

das sind sehr interessante und nachvollziehbare Texte. Ob wir ohne Zölibat weniger Pädophile hätten? Wer kann das mit Sicherheit sagen. Richtig ist sicherlich, dass die Bibelo keine Ehelosigkeit für Geistliche anordnet und dass er auch keine Ehelosigkeit will.

Paulus spricht davon, dass es Einzelne geben kann, die Ehelos bleiben, aber dies kann nur eine Ausnahme, niemals aber eine Verordnung für ganze Berufszweige sein. In der katholischen Kirche werden nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene von sexuellen Übergriffen betroffen. Ebenso gibt es unzählige Homophile und im Internet gibt es eine Seite von unverheirateten Priesterfrauen mit Kindern von Priestern. Alles dies deutet auf eine ungesunde Entwicklung hin, die eigentlich auch der kath. Kirche zu denken geben müsste. Dieses hat sich aber durch ihre Unfehlbarkeitslehre selbst korrekturunfähig gemacht. Wie in vielen anderen religiösen Bewegungen kann auch hier Veränderung nur durch Busse, Umkehr und den Willen, sich von Gott umgestalten zu lassen, erfolgen.

Wenn ies in der kath. Kirche geschähe, es wäre wahrhaftig ein Wunder von weltweitem Ausmaß.

Herzliche Grüße

Rolf
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