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Der Scientology - Krimi Teil 6


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#1
Rolf

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Bericht II


»Ich wollte Ihr Schreiben schon früher beantworten, wollte jedoch zuvor abwarten, bis die Org in München mir mein Geld zurückbezahlt hat, das sich noch auf meinem Konto dort befindet. Leider ist das bis jetzt noch nicht geschehen und nun will ich Sie nicht länger warten lassen.

Ich leide seit Jahren an Schwindelgefühl, was sicher psychosomatisch ist. Da mir Ärzte kaum helfen konnten, suchte ich weiter.

So fand ich im August 1975 in der Zeitschrift ESOTERA eine Anzeige über das Buch »Dianetics« - die moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit«. Ich ließ mir das Buch kommen und las es. Da man aber durch die Lektüre des Buches allein nichts erreicht, wurde mir geraten, in Stuttgart in der Neuen Brücke (Straße) den Kommunikationskurs zu machen. Da wurde mir gesagt, das sei Voraussetzung für das Auditing, welches dann meine gesundheitlichen Probleme meistern sollte. Der Kurs in Stuttgart kam mir komisch vor, doch ich machte weiter, denn alles war eifrig dabei und lobte das spätere Auditing in München.

So schloß ich dann den Kurs ab und bekam Auditing in München. Auch dieses Auditing fand ich von Anfang an blöd. Doch da die anderen Leute (meist Personen mit Abitur oder Realschule, meist junge Leute) eifrig bei der Sache waren und ich mir eine Verbesserung meines Gesundheitszustandes erhoffte (was mir auch bei der Einzahlung des Geldes - 7200. - DM versprochen wurde) machte ich weiter. Dieses »Gesundsein« ging aber nicht so schnell, ich mußte immer mehr einzahlen und war jedesmal enttäuscht, wenn ich wieder abreiste. Doch die Scientologen machten mir immer wieder Mut. Nun begann ich von anderer Seite etwas über Scientology zu erfahren, außerdem tauschte ich Adressen mit Leuten, die auch von . . . (Ortsname) . . . zum Auditing kamen. Man unterhielt sich. Und siehe da, vielen war es wie mir ergangen, sie hatten Geld eingezahlt, wurden enttäuscht und traten schließlich aus. Meine Kameraden fragten sich, warum sie überhaupt auf so etwas hereingefallen seien, doch sie kamen immer wieder wie ich zum selben Schluß: Meist Probleme psychischer Art oder Krankheiten, welche von Ärzten nicht geheilt werden konnten, waren der Grund, daß man anfing. Bei den Scientologen wurde nun alles gelobt und überall hingen »Erfolgsberichte«, welche aber meist gleichartig lauteten und sehr allgemein gehalten waren.

Jeder, der nicht diese Erfolge verspürte, war ruhig und wollte nicht als Versager auffallen, wenn die anderen von ihren »Gewinnen« sprachen. Wenn man wissen wollte, aus was diese »Gewinne« bestehen, bekam man keine vernünftige Antwort. Ich selbst war oft überrascht, daß ich eine Stufe abgeschlossen hatte und dann nach den Gewinnen gefragt wurde. Ich mußte zuerst immer überlegen, was denn ein Gewinn hätte sein können. Ich sagte aber jedesmal, daß mein Hauptübel (Schwindel, Kopfweh, Benommenheit) bisher nicht beseitigt sei, obwohl es im Auditing immer angegangen worden sei.

Nun hieß es, es sei eine unterdrückerische Person am Werke. Da eine solche nicht gefunden werden konnte, mußte ich letzten Weihnachten den PTS/SP-Kurs machen (für 1.100 oder 1.400 DM). Außerdem brauchte ich als Voraussetzung für diesen Kurs den BSM und den Mini-Tonbandkurs. Darauf kam man aber erst, als ich schon für den PTS/SP gezahlt hatte.

Ich mußte über 10 Tage täglich rund 10-14 Stunden studieren, damit ich mit den Kursen fertig wurde. Erst nach Bestehen der Kurse sollte ich wieder Auditing bekommen, was ich ja wollte, denn ich konnte es nicht erwarten, meine Krankheit loszuwerden.

Die Scientologen in meiner Umgebung glaubten alle daran, und sie machten mir Mut, weiter zu machen. Dies war aber mit immer mehr Kosten verbunden, denn schließlich wurden die Preise für Auditing monatlich 5 % teuerer.

Nun hieß es außerdem, daß der große Boom komme, man müsse sich schnell auditieren lassen und Geld einbezahlen !, denn sonst könnte man eventuell nicht mehr drankommen, da angeblich immer mehr Leute die »Dienstleistungen« von den Auditoren wollten.

Mir wurde dann im Februar gesagt, was ich noch alles machen müsse, bis eventuell mein Gesundheitszustand wieder hergestellt sei. Ich überschlug und siehe da, mindestens nochmals 20.000.- DM hätte ich anlegen müssen. Sie wollten nun, daß ich in den Osterferien 5.000.- DM mitbringe, so würde ich auch Geld sparen, da ja immer alles teuerer würde. Inzwischen hatte ich mich aber bei den Kirchen und bei der ABI erkundigt. So kam ich im April wieder nach München und wollte mein restliches noch nicht verbrauchtes Geld. Dies war jedoch nicht so einfach. Nun gab es endloses Warten und dann wieder Befragungen bei Ethik. Es wurde mir zu dumm, ich fuhr nach Hause und beantragte, schriftlich meinen Austritt und wollte mein restliches Geld. Formulare wurden geschickt, die man noch notariell beglaubigen lassen sollte. Das machte ich nicht, sondern schrieb ihnen, ich wolle nun ohne Umschweife mein Geld zurück. Am 12.3.77 schrieben sie mir, daß der Antrag bearbeitet werde. Bis jetzt habe ich von der Bank noch keine Mitteilung bekommen, daß das Geld eingegangen ist. Ich hoffe, daß Sie aus diesem Brief manches erfahren können. Freundliche Grüße.«


Bericht III


»Hier schreibe ich Ihnen den Brief mit meinen persönlichen Erfahrungen, die ich im Dianetic-College, Stuttgart, Hauptstätter Str. 126 und in der Münchner Scientology Kirche Deutschland gemacht habe.

Ich fordere Sie hiermit auf, den Brief und etwaige sonstige Mitteilungen streng vertraulich (Unterstreichung d.Verf.) zu behandeln und nicht ohne meine ausdrückliche Genehmigung in irgend einer Form zu veröffentlichen oder bei Prozessen gegen Dianetics und Scientology zu verwerten.

Es wird aber wahrscheinlich der Fall sein, daß Sie durch meine Kenntnisse in einigen Details Neuigkeiten bekommen., Mein Bekanntwerden mit Dianetics fing damit an, daß ich Anfang des Jahres 76 den 200-Fragen Persönlichkeitstest auf der Königsstraße bekam. Ich füllte ihn aus und bekam schneller als erwartet einen Termin. Es fand die Besprechung statt, wo man mir meine persönlichen Schwächen und Stärken zeigte und das anschließende Angebot mit dem Kurs für elementare Kontrolle und Kommunikation machte. Preis: 450.- DM. Mit der Entscheidung ließ ich mir ein paar Monate Zeit, auch um nur Informationen einzuholen. Trotz kritisch-reservierter Meinungen fing ich im (Monat) 76 mit dem obengenannten Kurs an. Zwischen Testbesprechung und Kursbeginn bekam ich regelmäßig Post vom Dianetic-College. Innerhalb von 5 Wochen wurde ich mit dem, kurzgenannt »kommkurs« fertig. Die Erfolge des Kommkurses, der aus mehreren (Verhaltens-) Trainings bestand, taten mir ungeheuer gut. Gegen Ende oder nach Ende des Kurses fuhren wir, d.h. Mitarbeiter und Kursteilnehmer nach München zur sogenannten »Fallanalyse«. Mir und wahrscheinlich den meisten Teilnehmern wurde der Vorschlag gemacht, 100 Stunden Auditing in München in jeweils 50 Stunden »Life-Repair« und 50 Stunden »Drogen-Rundown« zu nehmen. Preis: nicht ganz 6.000.- DM. Ferner wurde das Trainingspaket in Stuttgart angeboten für 3.000.- DM, das - aus BSM, HQS und Dianetics besteht. Ich überzeugte mich vorher bei anderen Kursteilnehmern, die bereits auf den oberen Kursen sind, ob das ratsam sei und die Antworten waren immer zustimmend. Auf die Kursteilnehmer komme ich später noch zu sprechen.

In München fragte mich die Mitarbeiterin, ob sie mir anrufen könne und ich sagte ihr eindeutig, daß ein Anruf von ihr nicht erwünscht sei.

Tatsächlich rief am nächsten Tag zwar nicht sie - aber ein Mitarbeiter von Stuttgart an. Wir beschlossen, am nächsten Tag zu einem Kreditinstitut zu gehen. Der Mitarbeiter konnte mich dazu bewegen, als Grund bei der Kreditaufnahme Möbel anzugeben. Glücklicherweise bekam ich jedoch keinen Pfennig weil ich damals vor einem Berufswechsel stand. Von meinen Sparbüchern hob ich dann noch 3.000.- DM ab, um mit dem Trainingspaket beginnen zu können. Bald danach stellte ich immer mehr fest, daß die Methoden, die in Danetics und Scientology herrschen, mehr oder weniger anstößig sind. Ich glaube, man kann sie als faschistisch bezeichnen. Erst einmal mit dem BSM angefangen, erfuhr ich, daß man auch noch einige Materialien benötige, die auch nicht gerade billig sind.

Kursbücher für BSM 32.- DM, für HQS 25.- DM und für Dianetics 100.- DM, ganz zu schweigen das E-Meter mit 700.- DM. Hinzu kommt, wenn man das Dianetic im Co-Audit in Stuttgart laufen will, was bisher gar nicht möglich ist, noch unbekannte Unkosten für den Case-Supervisor (Fallüberwacher). Ich stellte den Mitarbeiter Gerd Böhm, mit dem ich bis dahin zu tun hatte, zur Rede. Er stellte sich verwundert, daß ich das nicht erfahren hatte. Auf meine Fragen, ob er das anderen gesagt habe, meinte er ja. Es kam eine leichte Einschränkung »das hänge vom Verlauf des Gespräches ab«. Ich gab mich mit der Antwort nicht zufrieden und forschte bei anderen Kursteilnehmern. Hier gab es kaum einen, der auch nur andeutungsweise beim Abschluß des 3.000.- DM Geschäftes wußte, daß auch weitere Unkosten von wahrscheinlich über 1.000.- DM dazukommen. Manche meinten, das müsse man eben »konfrontieren«. Alle waren über diesen Betrug gleichgültig.

Und jetzt komme ich auf den Geisteszustand der Kursteilnehmer zu sprechen. Hier mögen teilweise durchaus bildungsmäßig hochstehende Personen vertreten sein. In die Kurse kommen jedoch meistens nur Leute mit dauernden oder zeitweisen Schwierigkeiten, oft auch solche, die kurz vor dem Selbstmord stehen. Viele, die hier hereingehen, sind enorm gestört und greifen nach dem Strohhalm Scientology, um vor dem Abgrund gerettet zu werden und damit am Rande eines neuen Unglücks zu stehen.

Doch damit nicht genug. Man wird nicht nur finanziell betrogen, man wird auch zeitlich betrogen. Im allgemeinen wird für das Trainingspaket (BSM, HQS und Dianetics) vor Kaufabschluß eine Zeitspanne für ein halbes Jahr gesetzt, oder auch weniger. Ich kenne niemanden, der das geschafft hätte. Ich kenne Leute, die sind schon 3 Jahre bei diesem Paket. Einem Kursteilnehmer, der die ersten 2 Stufen des Pakets belegte, wurde gesagt, sie könne das spielend in 2 Monaten schaffen, danach wollte sie ins Ausland. Zwei Monate reichen gerade aus, um den ersten Kurs abzuschließen. Man wird hier, was das Geld und die Zeit betrifft, belogen. Schon daraus ist zu ersehen, daß es Scientologen mit der Wahrheit nicht sehr genau nehmen. Freilich ist das nicht alles und das wäre wahrhaftig schon genug.

Obwohl Staff-Member (Mitarbeiter) in Gesprächen immer wieder betonten, sie hätten mit Politik nichts zu tun, fehlt es doch nicht an weltanschaulichen Aussagen. Interessant erscheinen mir die Bücher von Hubbard, wo fortwährend gegen den Sozialismus gehetzt wird oder er es bedauert, daß es keine Kinderarbeit mehr gibt. Auch steht im HQS-Material ein Satz:

Demokratie hat uns bisher nichts anderes gebracht als Einkommenssteuer und Inflation.

Bei einer kurzen Diskussion fragte ein Teilnehmer unter anderem, was ein Arbeitsloser dafür könne, wenn er es schon bei 19 Arbeitgebern probiert habe und immer noch keine Arbeit gefunden hätte. Prompte Antwort des überzeugten Scientologen: »Der hat irgendwann einmal in einem früheren Leben eine Tat begangen und hat jetzt Angst, sonst würde er es ein 20. Mal versuchen.« Ein anderer Kursteilnehmer meinte einmal, daß er jemanden tödlich überfahren habe. Antwort des Staff-Mitgliedes: »das ist nicht so schlimm, der Thetan von dem hat sich längst einen neuen Körper gesucht.« (Anm. d. ABI: diese Bemerkung ist kein Einzelfall!) Ich hatte ab und zu den Eindruck, es mit Verrückten zu tun zu haben. Vielleicht ist es auch nur Taktik von Scientology, wenn sie betonen, politisch neutral zu sein, weil man sie ansonsten möglicherweise gleich verbieten würde.

Ein paar Mal wurde ich gefragt, ob ich am kommenden Samstag Tests austeilen würde. Das Gespräch spielte sich ungefähr wie folgt ab: »Teilst Du am Samstag Tests aus?« »Nein« - »Warum teilst Du keine Tests aus?« - »Weil ich keine Zeit habe« - »Gut, warum hast Du keine Zeit?« - »Ich muß am Samstag ausschlafen« - »Gut, warum mußt du am Samstag ausschlafen?« - »Weil ich unter der Woche zu wenig schlafe« »Gut, willst Du, daß Baden-Württemberg als erstes Bundesland CLEAR wird?« - »Ja« - (hätte am liebsten Nein gesagt, aber das hätte möglicherweise weitere Komplikationen gegeben). »Gut, bist Du jetzt ein Thetan oder nicht?« - »Ja« - »Gut, was ist Dir lieber, daß Baden-Württemberg CLEAR wird, oder daß Du ausschläfst?« - »Daß ich ausschlafen kann« -»Ja« - »Gut, zuviel schlafen ist ungesund, da rostet zuviel ein. Schau mich an, ich arbeite bis nachts zwei Uhr und sehe so frisch aus« - »Das ist mir egal« - »Gut, hat das noch einen anderen Grund?« - »Nein«. Damit war das Gespräch beendet. Der gleiche Mitarbeiter sagte mir auch, daß es viel zu viele Krankenhäuser und Altenheime gebe.

Es ist wahrscheinlich tatsächlich so, daß die meisten Mitarbeiter zu wenig schlafen. Vermutlich dient das dazu, um die ohnehin kaum vorhandene Kritikfähigkeit eines Staff-Members durch chronischen Schlafentzug vollends auszulöschen. Mit Sicherheit können viele Scientologen Wahn und Wirklichkeit nicht mehr auseinanderhalten. Sonst würde nicht im hinteren Kursraum ein Schild mit der Beschriftung hängen: »Unser Ziel: bis zum 13. März 77, Ron's Geburtstag, 50 Class IV Auditors«. Soviel ich weiß, gibt es in Stuttgart gerade einen Class IV Auditor, während einige auf der Akademie zum Class IV Auditor sind, bei weitem jedoch keine 50, und die sind bis zum 13. März aller Wahrscheinlichkeit noch nicht fertig. Man müßte wohl Ron's Geburtstag ziemlich lange verschieben.

Überhaupt dürfte es bei den Mitarbeitern mit dem ARK-Dreieck (Affinität, Realität, Kommunikation ARK) nicht ganz stimmen, jedenfalls was die Affinität fehlt, geht wohl bereits daraus hervor, daß das ganze System auf Lügen, Zwang und Terror aufgebaut ist.

Dies möchte ich noch an ein paar weiteren Beispielen verdeutlichen:

Freitag (Datum) 1976: Komme 20 Minuten zu spät, stelle mich betrunken (hatte mich geärgert, weil ich ein paar saftige Arbeiten bekam) werde hinauskommandiert. Kursleiterin sagt, es gebe eine Strafe von 1/2 Stunde MEST-Arbeit (MEST Materie-Energie-Raum-Zeit). Muß 1/2 Stunde lang Tische abputzen.

Dienstag (Datum) 1976: Bin Kurs-out, muß im zweiten Stock gehen und werde ans E-Meter gesetzt, darf keine Antworten verweigern. Hier werden unter anderem folgende Fragen gestellt:

Beabsichtigen Sie oder haben Sie beabsichtigt, geheime Daten den Kommunisten bekanntzugeben?

der Regierung dto. einer Partei dto. dem Militär dto. der Polizei dto. einem Journalisten dto. der Presse dto. einem Anwalt dto.

einem Angehörigen der geistigen Gesundheit (Arzt oder Psychologen) bekanntzugeben?

Haben Sie eine kriminelle Vergangenheit?

Sind Sie mit Personen in Verbindung, die Dianetics und Scientology ablehnend gegenüberstehen?

Haben Sie vor oder hatten Sie vor, wegen Dianetics oder Scientology vor Gericht zu gehen?

Sind Sie in Dianetic, um eine Schwäche zu finden? Sind Sie in Dianetic, nur um die Wirksamkeit zu überprüfen? Manche Fragen werden öfters wiederholt (ca. 6-8 mal).

Donnerstag (6 Tage später) 1976

Darf wieder am Kurs teilnehmen, wenn ich mich anständig verhalte. Wenn es nochmals vorkommt, wird es über München gehandhabt.

Sonntag (3 Tage später)

Muß Aufsatz schreiben, wie verhalte ich mich auf Kurs?

Donnerstag (4 Tage später)

Kursleiterin fragt einen Kursteilnehmer, warum er lachen würde. Kursteilnehmer sagt, wir hätten uns (er und ich) über etwas unterhalten. Muß mit ihr hinausgehen, fragt mich nach der Ursache, fragt so lange, bis ich antworte. Antworte, ich hätte gesehen, daß ich ein Pink Sheet bekomme (Pink Sheet = Rosa Blatt. Man bekommt es, wenn man auf einem bereits überprüften Text Mißverständnisse hat. Wird jedoch sehr oft auch als Strafarbeit benutzt).

Kursleiterin sagt: »Wenn das noch einmal vorkommt, fliegst Du hinaus«

Samstag (ca. 3 Wochen später)

Kursleiterin: Du machst eine Stunde »MEST-Arbeit« (Strafarbeit). Begründung:

War 14 Tage unentschuldigt nicht auf Kurs. Allerdings hatte ich mich auch nicht eingetragen, weil zu dieser Zeit gar kein Eintragungsblatt an der Wand hing.

Sonntag (nächster Tag)

Leiste die »MEST-Arbeit« morgens um 10 ab. Muß das Klo putzen einen Raum sauber machen und den Knettisch saubermachen. Tatsächliche Zeit 1,25 Stunden.

Freitag (drei Wochen später)

Kursleiterin fragt mich, warum ich eine Woche nicht gekommen bin. Sage ihr die Gründe (Arbeit, Feiern, wenig Checkouts). In gewohnter Weise schiebt sie mir die Schuld zu, ich würde dafür die Verantwortung tragen. Sage ihr, daß ich das Training TR 0 für mich alleine machen würde. Sie weist darauf hin, daß das Squirreling sei (Squirreling Abweichen zu seltsamen Praktiken. Bekomme ein Pink-Sheet (Strafarbeit).

Man darf also nicht einmal in seiner Freizeit (Unterstr. d. Verf.) machen, was man will, ohne dafür nicht bestraft zu werden!

Ich erinnere mich an eine Kursteilnehmerin, eine überzeugte Scientologin, damals auf dem Dianetics-Kurs, heute in München weiterstudierend, der es einmal furchtbar schlecht war. Nachdem ihr die Kursleiterin verbot, deshalb heimzugehen, ging sie ohne Erlaubnis nach Hause. Sie wurde dafür mit Pinksheets bestraft. Heute kann sie es wahrscheinlich besser »konfrontieren« als damals. Da wird auch der Satz vom HQS-Material verständlich: Wenn wir jemanden zum Auditor ausbilden, dann wollen wir ihn lieber tot als unfähig haben. Einmal war ich in der Pause mit zwei befreundeten Kursstudenten in der Wirtschaft. Die Kursleiterin befahl mir, mit ihr hinauszugehen. Sie fragte mich, ob jemand von uns Alkohol getrunken habe. Hier mußte ich sie mit einer verneinenden Antwort anschwindeln. Sie glaubte mir. Solche Verhöre, ob mit oder ohne E-Meter, finden in der Regel ohne Zeugen statt und sind deshalb schwer zu beweisen. Mit Sicherheit ersparte ich dem einen Kursteilnehmer damit den Gang zum »Ethik-Officer« oder irgend eine schwere Strafe.

Was die Fortschritte oder Gewinne auf den einzelnen Kursen betrifft, so kann das unendlich langsam gehen. In der Regel ist man bemüht, die Leute auf den 1. Kurs, also dem Kommunikationskurs (450.- DM) schnell voranzubringen, was auf den
höheren Kursen keineswegs garantiert ist. Insofern muß der Kommunikationskurs als Lockvogel angesehen werden (Anm. d. ABI: es wurden immerhin einige Tausend DM im Voraus bezahlt). Schnell ist man dann nur noch, den Leuten das Geld aus der Tasche herauszuziehen. Im Monat Dezember war das besonders krass. Hier war der Staff unterbesetzt. Mindestens eine Mitarbeiterin, wenn es nicht zwei oder drei waren, traten aus, eine war zu dieser Zeit in München. Ich mußte oft wegen Checkouts (Überprüfungen) mehrere Male (ca 10-20 mal) die Kursleiterin aufsuchen, die dann keine Zeit hatte. Als ich sie darauf ansprach, daß ich keine Fortschritte mache, fragte sie dumm-dreist: »Woran liegt das?« Ich antwortete ihr: »An der Unterbesetzung der Staffs«. Zynisch konterte sie: »Du bist selbst schuld, du trägst die Verantwortung dafür«.

Man bezahlt hier also eine Menge Geld, bekommt wegen den geringsten Anlässen dicke Strafen, die Kursleiterin hat wegen der Schlamperei der Organisation keine Zeit und dann ist man noch selber schuld, wenn man keine Fortschritte macht (scientologische Gedankenakrobatik!!)

Was es für absurde Anordnungen gibt, bekam ich in der »Kirche« in München Anfang 1977 zu spüren. Ich hatte »Life-Repair« für 2 Intensive, also 25 Stunden bestellt. Die Mitarbeiterin fragte mich, ob ich noch zwei weitere Intensive bezahlen könne. Ich machte sie darauf aufmerksam, daß sie mir Wochen vorher selbst gesagt hätte, daß ich auf keinen Fall 4 Intensive brauche. So mußte ich nochmals die 200 Fragen des Persönlichkeitstest, also wie vor dem Eintritt in den Komm-kurs, ausfüllen. Dann kamen die Interviews. Hier wurde ich unter anderem gefragt, ob ich schon irgendwelche Therapien mitgemacht hätte. Ich sagte, bestimmte Suggestionstherapien, worauf die Mitarbeiterin stutzig wurde und nachhakte. Sie fragte, wer der Autor dieser Therapien sei. Ich nannte den Namen: Tony Gaschler. Hierauf wurde mir gesagt, ich könne, ohne vorher einen Antrag auf Zulassung zum Auditing gestellt zu haben, nicht auditiert werden, da Tony Gaschler ein »Unterdrücker« sei. Auf nähere Fragen hin erklärte die Mitarbeiterin, Tony Gaschler sei ein staff member Blowing, also ein abgehauener Mitarbeiter, der scientologische Daten verdrehte, um andere zu unterdrücken. Ich forderte die Policy Letters, die es angeblich nur auf englisch gibt. Mit Hilfe eines Wörterbuchs übersetzte ich den Text. Hier steht unter anderem, daß jemand, der mit einer »unterdrückerischen Gruppe« Kontakt hatte, nicht am clearing-Kurs, also die Stufe, wo man Clear wird, teilnehmen könne. Der Grund sei darin zu sehen, es »unterdrückerischen Gruppen« schwer zu machen, durch Gewöhnung Daten zu holen. Die Gefahr bestehe immer noch, daß man sich an solche Gruppen erinnere.

Wenn ein CLEAR ein so rationales Wesen wäre, wie er in »Dianetics - die moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit« beschrieben ist, so dürfte die Gefahr meiner Ansicht nach gar nicht bestehen, oder irgend etwas stimmt in Scientology nicht. Ich beantragte Zulassung zum Auditing. Man vertröstete mich immer wieder auf spätere Uhrzeiten, bis ich am Sonntag nachmittag erfuhr, daß die zuständige Person zu Bearbeitung des Antrages angeblich nicht da sei.

Ich durfte wieder abreisen, die Fahrkarte hat mich 58.- DM gekostet, mit dem Bescheid, ich würde nach ein paar Tagen Nachricht bekommen, was freilich ausblieb. Bisher rief ich schon dreimal an, jedesmal mit der Vertröstung auf eine neue Uhrzeit oder einen neuen Tag. Im Moment ist noch nicht abzusehen, ob überhaupt und wann mein Auditing stattfinden wird. Ansonsten ist mir bekannt, daß Kursteilnehmer, welche unentschuldigt fehlen, öfters Anrufe bekommen oder, wie es neulich einem Studenten erging, der mit dem Kommkurs noch nicht ganz fertig war, sich aber für das 3.000. - DM Trainingspaket nicht entschließen konnte, laufend bearbeitet wurde, bis er schwach wurde. Dies läßt sich sicherlich pauschal sagen, daß die Mitarbeiter gegenüber Studenten gerade wenns ums Geld geht, einen wahren Psychoterror loslassen, den sie meistens auch gewinnen - dank ihrer Überlegenheit. Die Scientologen sind unermüdlich, sie teilen auf der Königstraße in der Nähe des Hauptbahnhofes immer noch Persönlichkeitstests aus.

Zum Schluß möchte ich noch sagen, daß es zwar recht gut ist, wenn fortlaufend Prozesse gegen Scientology gewonnen werden, daß das aber recht wenig nützt, so lange Scientology noch besteht. Hier wäre zu überlegen, ob nicht ein generelles Verbot gegen Dianetics und Scientology das einzig richtige wäre. Wie Sie selbst aus meinem Brief ersehen, geht das, was hier passiert, weit über Betrug hinaus. Dies verletzt auch die Menschenrechte. Da wäre ein Hinwirken auf ein Verbot der »Kirche« dringend wünschenswert, bevor es zu spät ist. Sonst könnte es eines Tages wirklich ein »Auditing mit Erschießen« geben. Ich jedenfalls werde, ob mit oder ohne »Life Repair«, diese faschistische Organisation in den nächsten Wochen verlassen.

Hochachtungsvoll«


Anfang 1977 forderte der Verfasser dieses Briefes einen Teil des von ihm bezahlten Geldes zurück. Im August 1977 erhielt er mit einem Scheck das folgende Schreiben, datiert vom Februar 77


Scientology Kirche Deutschland MSO München HCO Ethik Order

An die, die es betrifft vom HCO München

Betreff: Ausschlußschreiben

(Name), Mitglied aus (Adresse) ist nicht langer in Übereinstimmung mit den festgesetzten Zielen von Scientology oder bereit, sie zu unterstützen. Dies ist durch die Forderung nach Rückzahlung einer Spende, die er der Kirche vermacht hat, bewiesen. Er ist jetzt ordnungsgemäß von der Scientology Kirche ausgestoßen.

Er darf keine geistliche Beratung oder Training von irgend einer Scientology Kirche erhalten, bis er nicht einen Akt der Reue vollbracht hat und Zuflucht bei der Kirche sucht.

Die erste derartige Zuflucht ist:

Finde heraus, wer du wirklich bist!

Walter Sak H.A.S.

für Das Direktorium der Scientology Kirche Deutschland


Anmerkung der ABI zum »Ausschlußschreiben«:

Die Scientologen bezeichnen die Honorare für die Kurse fälschlicherweise als Spenden. Üblicherweise erwartet man für eine Spende keine Gegenleistung. Auf der Quittung ist beispielsweise vermerkt: »Mitgliedsbeitrag für geistiges Training (BSM + HQS + HSDC) 3.000.- DM.« Der Begriff Mitgliedsbeitrag ist in diesem Zusammenhang allerdings genauso irreführend.

Abschließend schreibt der nunmehr Exkommunizierte an die ABI:


»Sehr geehrte Herren!

wie Sie aus dem beigefügten Scientologieschreiben ersehen, bekam ich nun doch das Geld zurück, durch einen Verrechnungsscheck. Abgezogen wurden mir 150.- DM. Damit dürfte der Fall für mich erledigt sein.

Wenn es Ihnen gelingt, die Daten derart unkenntlich zu machen, daß ein Rückschluß auf meine Person nicht möglich ist, können Sie selbstverständlich den Bericht oder auch Teile davon veröffentlichen, wenn mein Name nicht genannt wird (das gilt auch für diese Seite).

Übrigens mußte ich damals in München wegen meines Austrittes an zwei Nachmittagen von Auditor zu Auditor, von E-Meter zu E-Meter gehen. Keiner dieser Auditoren bemerkte, daß ich des öfteren ziemlich deutlich mit den Händen in die Dosen drückte. (Anm. der ABI: dadurch wird ein Zeigerausschlag und damit nach Meinung der Scientologen eine geistige Regung quasi vorgetäuscht). Ich sagte dies einem befreundeten Scientologen, der dies bei nächster Gelegenheit in Stuttgart bei der Kursleiterin ausprobierte, die natürlich auch nichts bemerkte. Er hatte den Mut, sie darauf hinzuweisen, worauf sie kurz zu zittern begann

In München wurde ich noch als Unterdrücker bezeichnet (Begründung: Jeder, der austritt, ist ein Unterdrücker). Für den Fall des Wiedereintritts in Scientology hätte ich mit einer »Wiedergutmachungsarbeit« zu rechnen, die zwischen 50 und 500 Stunden beträgt, natürlich unentgeltlich.

Mit freundlichen Grüßen«


Das auf der vorigen Seite wiedergegebene »Ausschlußschreiben« ist keineswegs ein Ausrutscher und bedient sich nur der üblichen Formeln des Sektengründers

Hubbard. Wie das folgende Beispiel zeigt, ist eigentlich nur auffällig, daß der Copyright-Vermerk fehlt:


College für angewandte Philosophie, Franken e.V.

MISSION DER SCIENTOLOGY KIRCHE

Ethik-Anordnung vom (Tag, Monat) 1976

An alle, die es betrifft

vom Hubbard Kommunikationsbüro, Mission Franken

(Name), Student und Mitglied der Scientology Mission Franken, ist am (Tag, Monat) 1976 von der Mission weggegangen und hat seitdem nicht mit der geistigen Ausbildung weitergemacht. Es wurde mehrmals versucht, ihn zu veranlassen, daß er zu der Mission kommt, um die Angelegenheit aufzuklären. Das hat er aber jedesmal abgelehnt zu tun. Er hat am (Tag, Monat) 1976 mitgeteilt, daß er sich von der Mission trennen will.

Laut HCO Policy Letter 19. April 1965, »Ethics, Training an Processing Regulations« ist es eine unterdrückerische Handlung, ohne Zustimmung vom Kurs abzuhauen. Seine Kondition ist FEINDSCHAFT.

Bevor er mit seiner Ausbildung weitermachen darf, muß er die Angelegenheit mit dem Ethikoffizier der Mission Franken in Ordnung bringen, und die nötigen Wiedergutmachungsschritte durchführen. Der erste Schritt ist:

Finden Sie heraus, wer sie WIRKLICH sind.

Bruce Hines

Hubbard Kommunikationsbüro

Bereich Sekretär

Sientology Mission Franken


Anm. der ABI:

Der »Zustand« der Feindschaft ist die vorletzte Stufe der »gleitenden Skala von Erfolg und Mißerfolg« (So: Evans, Kulte des Irrationalen, Rowohlt, S.114). Bereits minder schlimme Zustände werden hart bestraft. Für Feindschaft ist vorgesehen:

Man darf ihm Eigentum abnehmen, ihn in jeder Weise verletzen, ohne daß man von einem Scientologen bestraft wird. »Man darf ihm Streiche spielen, ihn verklagen, ihn belügen oder ihn vernichten« (zitiert nach: Kaufman: Übermenschen unter uns. Andere Quellen vorhanden).

Die Scientologen behaupten heute, dies alles habe lediglich symbolischen Charakter. Der Berichterstatter jedenfalls hat die Toilette nicht bloß symbolisch geputzt. Die Scientologen selbst scheinen einen gewissen Wert darauf zu legen, daß an die Anwendung dieser Strafen geglaubt wird, vermutlich um Ex-Scientologen den Mund zu stopfen. Noch am 11.7.77 stand in den »Stuttgarter Nachrichten«: FBI-Razzia bei der »Church of Scientology - Denunziant fürchtet Ermordung -
Mitglieder angeblich bei der Steuerbehörde eingebrochen« - so die Überschriften eines Berichtes aus den USA. Man sollte diese Science-Fiction Sekte allerdings nicht verharmlosen: Tatsächlich gehen Einbruch und Urkundenfälschung nachweisbar auf das Konto von Scientologen: Nicht aus Eigennutz, sondern zum vermeintlichen Vorteil der Sekte.


Bericht IV


Betr.: Scientology-Sekte - dazu ABI-Info's 53, 54, 59

Nachdem ich in früheren Jahren sehr unter Schüchternheit, Hemmungen und Kontaktschwierigkeiten litt, interessierte ich mich bereits im Jahre 1974 für einen Kurs bei Dianetics. Zu dieser Zeit wohnte ich jedoch noch in Tübingen und belegte aus verkehrstechnischen Gründen zu dieser Zeit noch keinen Kurs. Damals wurde ich durch ein Zeitungsinserat auf Dianetics aufmerksam.

Im Dezember 1974 zog ich nach (Wohnort) um. Jedoch erst im Jahre 1976, und zwar Anfang September, kam ich wieder auf Dianetics zurück. Auf der Königstr. erhielt ich 2 mal einen Persönlichkeitstest, jedoch erst einen dritten, den ich später in meinem Briefkasten fand, füllte ich aus und sandte ihn ab. Im September 1976 fand dann die Besprechung des Tests bei Herrn Böhm in der Königstr. lOa in der Zeit von 16.45 - 18.00 Uhr statt. Anhand der Fähigkeitskurse zeigte er mir dann auf, was alles verbessert werden müßte. Eigenartigerweise trafen die Punkte sogar zu. Ich brachte bei ihm dann meine Probleme vor (Konzentrationsschwierigkeiten, Schwierigkeiten in der Unterhaltung in einer Gruppe, Mangel an Durchsetzungsvermögen) und er sagte mir, daß ich mich diesbezüglich durch diesen Kurs wesentlich verbessern könnte. Außerdem stand für mich eine Dienstreise nach (Reiseziel) am (Reisedatum) auf dem Programm, wo ich den Besuchern mit einem elektronischen Blutdruckmeßgerät den Blutdruck zu messen hatte. Dies war dann eigentlich der Hauptgrund, daß ich am selben Tag noch den Vertrag abgeschlossen habe, und zwar in Höhe von DM 450.- DM für den Kurs für elementare Kommunikation und elementare Kontrolle. - Am (Monat) 76 habe ich dann den Kurs begonnen, und zwar jeweils Dienstag bis Freitag von 19 - 22 Uhr und samstags von 14 - 21 Uhr. Nachdem das Studiermaterial nicht im Kurspreis inbegriffen war, kaufte ich mir dieses am (Tag, Monat) 76 zum Preis von DM 20.-, und hoffte, dadurch schneller vorwärts zu kommen. - Nun ja, dann fuhr ich nach (Reiseziel) und tatsächlich, ich war die Ruhe selbst. Ich hatte kein bißchen Herzklopfen oder sonst irgendwelche Störungen zu verzeichnen; es machte mir überhaupt nichts aus, daß eine Menschenmenge (z.T. bis zu 20 Personen) um mich herumstand. Auch konnte ich mich mit den einzelnen Leuten, die sich den Blutdruck messen ließen, wunderbar verständigen. Da war ich also echt überrascht. Ich glaube nicht, daß mir dies ohne die Dianetics-Übungen so leicht von der Hand gegangen wäre. - Also, gegen den Dian.-Kurs habe ich nichts einzuwenden

Was mir jedoch beim Dianetics-College nicht gefiel, war, daß dieses Frl. Graf, Renate - die Kursteilnehmer.x-mal zu sich reinholte und versuchte, den Leuten - so auch mir - unbedingt den nächsten Kurs oder Auditing zu verkaufen. Ich habe ihr dann jedesmal gesagt, daß ich erst mal diesen Kurs abschließen wolle. Außerdem hätte ich nicht die Zeit und auch nicht das Geld momentan, um weiterzumachen. Sie konnte oder wollte nicht verstehen, daß man außer Arbeiten auch noch andere Hobbys - wie z.B. Schwimmen, Gymnastik etc. - haben kann. Sie war der Ansicht, daß man durch die weiterführenden Kurse (Studierkurs) sehr viel mehr vom Leben hätte, als wenn man andere Hobbys ausübt. Da würde man eben den Geist trainieren und das wäre sehr viel wichtiger. Und wenn man körperliche Beschwerden hätte, so würde es dafür in der Scientology auch spezielle Übungen (z.B. Berührungshilfe) geben. Das Wichtigste wäre, daß man durch Besuch der Kurse und Auditing anderen Menschen helfen könne. Und was die Bezahlung angeht, so mußte ich immer wieder hören, daß die Gebühr ab nächsten Monat wieder 5% mehr beträgt und ich solle versuche, das Geld irgendwie zu beschaffen. Ich würde doch arbeiten und verdienen und ich hätte doch auch ein Konto, das ich mal überziehen könnte, oder ich könnte einen Kredit aufnehmen oder mir das Geld von Freunden leihen. Auch führte sie immer an, daß ich den Kurs ja nicht gleich beginnen müsse, sie würde mich ja nur darauf aufmerksam machen, daß ich jetzt noch diese 5% weniger bezahlen müsse. (Diese monatliche 5%ige Erhöhung ist natürlich ein ausgezeichnetes Mittel, um Leute unter Druck zu setzen!).

Am (Tag, Monat) 76 schloß ich dann den Kurs ab. Kaum hatte ich die letzte Übung hinter mir, mußte ich auch schon den »Erfolgsbericht« schreiben. Als ich damit fertig war, mußte ich ans E-Meter zum Examiner. (Fr. Reindl). Es klappte jedoch nicht. Es wurde mir gesagt, daß die Nadel nicht schwebt. Nun mußte dieser Vorgang am Samstag, den 27.11.76 nochmals wiederholt werden. Dann war alles in Ordnung. Es wurden mir verschiedene Fragen gestellt (leider kann ich mich an den Inhalt nicht mehr erinnern!). Anschließend mußte ich den zweiten Persönlichkeitstest ausfüllen. Für die Auswertung bekam ich für Montag, (Tag, Monat) 76 um 16.30 Uhr bei Frl. Renate Graf einen Termin.

Es war nochmals solch eine Fähigkeitskurve erstellt worden und kam dann mit der ersten zum Vergleich. Außerdem bekam ich für die Fall-Analyse, die nur in München gemacht werden kann, einen Termin für Sonntag, den (Tag, Monat) 76.

(Tag, Monat> 76/München: In der Scientology-Org. 10.45 Uhr eingetroffen, dann um ca. 11.30 Uhr zu einem Mitarbeiter ans E-Meter gekommen. Es wurden mir 50 oder 100 Fragen gestellt (z.B. Wie ist das Verhältnis zu Deiner Mutter, Vater, Chef - Bist Du aus eigenem Entschluß hier - Kennst Du jemand, der gegen Scientology ist - welche Krankheiten hattest Du - welches Hobby hast Du -Hast Du schon mal Rauschgift genommen - Hast Du Operationen gehabt, wenn ja, was für welche und in welchem Jahr - was für Medikamente hast Du schon eingenommen - Hast Du einen Freund - Hast Du viele Bekannte und Freunde - Trinkst Du Alkohol - warst Du schon in Psychotherapeutischer Behandlung, Behandlung mit Elektroschock oder Hypnose - Hattest Du schon Mord-oder Selbstmordgedanken - ). An mehr kann ich mich augenblicklich nicht erinnern; es waren einfach zu viele Fragen. Von 12.15 bis 13.30 Uhr war Pause. Von ca. 14.00 bis 15.30 Uhr besprach Frl. Simone Wyss die Auswertung der Fragen und Antworten mit mir. Ich machte ihr klar, was ich erreichen möchte, und zwar, daß ich vollends ganz frei werde in Bezug auf Kommunikation in der Gruppe, einfach, daß ich diese Hemmungen vollends ganz abbauen kann. Sie sagte mir, daß dieses Problem durch Life repair bestimmt gelöst werden kann. Diese Schwierigkeiten würden durch den Auditor entsprechend gehandhabt. Dafür würde ich vier Intensive a 12 1/2 Stunden = 50 Stunden benötigt. Sie bereitete sogleich den Vertrag vor. Außerdem nannte sie mir noch die Beiträge, wenn ich noch im Dezember bezahle und dann im Januar 1977 wieder 5% mehr. Mir schien der Betrag in Höhe von DM 3.184.40 schon sehr hoch und ich sagte ihr auch, daß dies ja erst mal verdient werden müßte. Und so viel Geld hätte ich eben auch nicht, daß ich jetzt sagen könne: ja, ich bezahle es morgen. Auch sie sprach davon, das Geld vielleicht irgendwo aufzunehmen (Kredit oder von Freunden); dies mißfiel mir zwar, aber nachdem ich bereits in Stuttgart von verschiedenen Leuten nur positive Urteile über diese Life repair gehört hatte (allerdings Leute, die immer noch bei Scientology Kurse und Auditing machen!) entschloß ich mich, dieses Auditing zu machen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch noch die Hoffnung, daß ich dadurch tatsächlich mein Ziel (befreit von sämtlichen Hemmungen und Ängsten) erreichen wurde. Am (Tag, Monat) war Simone Wyss hier in Stuttgart beim Dianetic-College zu Besuch und rief mich von dort aus an. Sie erkundigte sich, wann ich jetzt mit dem Life repair beginnen würde und ob ich das Geld schon hätte.

Ich verneinte das und sagte ihr, daß ich ihr im Augenblick noch keinen Termin nennen könne. 6 Tage später rief mich diese Simone Wyss wieder an, um zu fragen, wie es mir geht und wann ich jetzt nach München komme. Auch zu diesem Zeitpunkt konnte ich ihr keine konkreten Angaben machen. Mir kamen plötzlich Zweifel, ob ich den Vertrag vielleicht doch wieder rückgängig machen soll, denn es fiel mir nicht leicht, diesen hohen Betrag einfach zu überweisen. Ich überlegte dann hin und her, ob ich das Geld nun überweisen soll oder nicht. Dann traf ich in der Stadt einen Scientologen (Name), wir unterhielten uns und auch er hatte das Life repair gemacht und machte zu jener Zeit gerade den Drogenrundowns in München. Nun hörte ich von ihm wieder, wie fantastisch dieses Life repair in seiner Wirkung ist. - Dann endlich, wieder 7 Tage später bezahlte ich den o.a. Betrag durch Verrechnungsscheck, den ich an die Simone Wyss sandte, wie es vereinbart war. Dann bekam ich von München Nachricht - wenn ich mich richtig erinnere - von Günter Münzloher - für welches Wochenende bzw. Tag er mich einplanen soll. Außerdem wurde mir in diesem, oder in einem kurz darauffolgenden Brief das Buch »Selbstanalyse« empfohlen, das ich zur Vorbereitung auf das Auditing durcharbeiten solle. Am 4.1.77 kaufte ich dann dieses Buch im Info-Centrum bei Herrn Böhm = DM 23..

Ich entschied mich dann für ein Wochenende Anfang 77 für den Beginn des Life repair. Dann bekam ich nochmals einen Brief - ich glaube von Peter Vogel, darin hieß es, daß ich mir noch die »Axiome« ansehen solle und auch das Dianetic- und Scientology-Bilderbuch, da es mir beim Auditing sehr nützlich wäre. Vor Beginn 77 kaufte ich mir dann noch das Heft »Die Axiome der Scientology« = DM 6. in der Hauptstätter Str. bei Frl. Renate Graf. Sie wollte mich dazu überreden, daß ich hier in Stuttgart beim Dianetic-College noch einen Auditing-Vorbereitungskurs absolviere (Preis zwischen 300 und 400 DM!). Sie meinte, daß die Preclears, die diesen Kurs vor dem auditing machen, bessere Erfolge hätten und schneller weiterkommen. Das lehnte ich jedoch ab. Denn in München gibt es diesen Einführungskurs nicht. Dann war sie sauer!


Zusammenfassung zu Scientology, München:


Der geforderte Beitrag für dieses Life repair ist entschieden zu hoch. 70 - 80% der Zeit mindestens wurde für Wörterklären verwendet. Wenn deutsche Wörter gebraucht würden, wäre es sehr viel vernünftiger. Jedoch sind dies Scientologen-Ausdrücke und Abkürzungen, die in keinem normalen Wörterbuch zu finden sind. Kann man das entsprechende Wort nicht genau deuten, bzw. gefällt es dem Auditor nicht, wie man sich ausdrückt, so muß man das Wort oder den Begriff mit Demo-Material (Bleistift, Tubenverschlüsse, Radiergummi etc.) darstellen. Erst wenn der Auditor dann mit dem Gezeigten zufrieden ist, wird zum nächsten Wort übergewechselt.

Dieser Vorgang wurde x-mal wiederholt, und jedesmal kamen neue Wörter hinzu.

Die Auditing-Listen bestehen hauptsächlich aus diesen Scientology-Wörtern. Der Auditor liest diese Liste und fischt ein Wort heraus, bei welchem angeblich die Nadel ausgeschlagen hat. (Beispiel: Listingfehler, PTS-Item, einen Tonarm reparieren, der nicht hoch ist, einen Tonarm reparieren, der nicht niedrig ist, übergelistet). Nun muß man diesen Begriff demonstrieren, bzw. erklären. Dies wird so lange wiederholt, bis die Nadel angeblich »schwebt«. Es kommt die nächste Liste. Hier werden Begriffe aufgeführt, wie z.B. Mutter, Vater, Chef, etc. Schlägt nun die Nadel bei »Mutter« aus, so muß man von der Mutter erzählen, und zwar vom jetzigen Zeitpunkt soweit zurück wie man sich erinnern kann. Bei diesem ganzen Frage- und Antwortspiel hat man das Gefühl, als ob man verhört würde. Außerdem kann man auch nicht kontrollieren, ob der Zeiger des E-Meters so ausschlägt, wie es der Auditor sagt.

Ich hatte sogar das Gefühl, daß diese Anzeigen z.T. gar nicht stimmten. Vor jeder Sitzung muß man die Hände mit einer Lanolin-Lotion einbalsamieren, dann wird man gefragt: Wieviel Stunden hast Du geschlafen, bist Du müde? Bist Du hungrig? Dann heißt es »Das ist die Sitzung«. Und später dann »Das ist die Liste«. Man darf auch keine Kleidungsstücke tragen, enge Schuhe muß man ausziehen, den Rock- oder Hosenbund öffnen, Ringe ablegen. Auch wird kontrolliert, ob man die Dosen richtig in der Hand hält sowie ob die Hände auch warm genug sind. Nach der Sitzung wird man gefragt, ob man noch etwas fragen möchte, bevor Pause gemacht wird. Dann wird man zum Examiner gebracht, bei dem man wieder ans E-Meter gesetzt wird. Seine Aufgabe ist es, festzustellen, ob die Nadel schwebt, also, ob alles in Ordnung ist. Wenn er sagt: »Deine Nadel schwebt«, kann man gehen.

Nachdem das Auditing auch mit Wartezeiten verbunden ist, wurde ich darauf hingewiesen, daß ich mich für diese Zeit für einen kleinen Kurs einschreiben solle, dann könnte ich die Wartezeit besser ausnützen und müßte nicht nur herumsitzen. Als ich dann sagte - ich glaube, die Mechthild oder der Peter hatte mich daraufhin angesprochen - daß ich dafür nicht auch noch Geld hätte, wurde mir gesagt, daß dies aber auch gut für das Auditing wäre, ich würde dadurch schneller und besser durchkommen. Ich hatte jedoch den Eindruck, daß es nur darum ging, wieder einen Kurs zu verkaufen. - Einmal wurde ich von einem Mitarbeiter angesprochen, der mit einer Plastiktüte durch's ganze Haus marschierte, ob ich Vitamine brauche. Ich verneinte dies. Andere Kursteilnehmer, bzw. Scientologen, die sich auch in diesem Pc-Warteraum befanden, kauften z.T. für über 100. DM. Es kommen sämtliche Vitamine in Form von Pillen und Flüssigkeiten zum Verkauf.

Eine Dame, die neben mir saß, meinte, das müßte ich auch nehmen, da würde man viel besser durch's Auditing kommen, man würde nicht so müde werden und außerdem könnte man sich viel besser konzentrieren und man würde sich irgendwie richtig glücklich fühlen. - Alle, die ich kennengelernt habe, die diese Vitamine schlucken, kamen mir irgendwie eigenartig vor, und zwar so, als ob sie gar nicht in der Wirklichkeit leben würden. Und man konnte sich mit Ihnen wirklich nur über Scientology unterhalten, alles andere schien für diese Leute gar nicht zu existieren. Mir kam es z.T. so vor, als ob manche von ihnen unter einem hypnotischen Zwang stehen würden.

Nachdem ich z.T. längere Wartezeiten hatte, machte ich so meine Beobachtungen. Und wurde bis heute den Verdacht nicht los, daß es sich bei den zum Verkauf kommenden Vitaminen nicht nur um reine Vitamine handelt, sondern daß darin noch irgendein anderer Stoff enthalten ist. Leider habe ich keine Beweise dafür. Denn bei Einnahme normaler Vitaminpräparate zeigt sich kein derartiges Verhalten. Und daß man durch die Trainings und das Auditieren so eigenartig wird, kann ich mir eigentlich auch nicht vorstellen. - Weiter stellte ich fest, daß es in diesem Haus eine Unmenge Mitarbeiter gibt. Da wundert es einen dann nicht, daß die Leistungen so hoch bezahlt werden müssen. Ich kam mir vor wie in einem Bienenhaus; dauernd »schwirrten« andere Gesichter mit irgendwelchem Aktenmaterial unter'm Arm vorüber. Was diese Leute für Funktionen ausüben, ist mir bis heute noch ein Rätsel.

Nun noch einmal zu meinem persönlichen Fall: Ich bekam mit der Zeit den Eindruck, daß es nur darum geht, den Interessenten so viel Kurse und Auditing zu verkaufen wie nur irgend möglich. Und ich finde die Geschäftspraktiken, daß man geradezu aufgefordert, besser gesagt, animiert wird, Schulden zu machen, sehr unseriös und gefährlich. Ich kann mir vorstellen, daß, wenn jemand seelisch labil ist, dieser sich das Geld auf die unmöglichste Art und Weise beschafft, nur um bezahlen und weitermachen zu können.

Für das Life repair, aus welchem ich überhaupt keinen Nutzen ziehen konnte und das mir in keiner Weise einen bleibenden »Gewinn« brachte, (nur den weiter oben angeführten, und zwar am 18.2.77, daß ich im Laufe eines Prozesses plötzlich besser sehen konnte; dieser Zustand war jedoch von sehr kurzer Dauer. Außerdem dürfte dies darauf zurückzuführen sein, daß ich mich in diesem Augenblick in einem sehr entspannten Zustand befand), habe ich folgende Ausgaben gehabt:

Beitrag für Life repair DM 3.184.40

Buch »Selbstanalyse« DM 23.00

Heft »Die Axiome der Scientology« DM 6.00

Fahrtkosten u. ÜF DM 290.00

Gesamtkosten DM 3.503.40



Nun, mehr kann ich leider meinem Erinnerungsvermögen nicht mehr entlocken. Womöglich ist eine Auditing-Übung eingebaut, um diese Dinge alle so schnell wie möglich wieder zu vergessen!?! Oder aber, weil die Fragen so unsinnig sind, daß man sie wohl wahrnimmt, aber dann gleich wieder vergißt. - Ende!

(Unterschrift)
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