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Der Scientology - Krimi Teil 5


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#1
Rolf

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12. Die Tarnorganisationen



Tarnorganisationen-Liste


* ACADEME - Initiative zur Förderung selbständigen Lernens
* Aktionskommitee für freie religiöse Entfaltung, München
* ALV- Arbeitskreis für Liberale Bildungsinformation der Verbraucher e.V., Darmstadt
* CFAP - College für angewandte Philosophie, in mehreren Städten
* Communication Center, Ulm
* Dianetic-College, Frankfurt
* Studierkreis angewandter Philosophie, Gelsenkirchen
* Deutsche Liga für Menschenrechte, e.V., München
* Patientenhilfe e.V., München
* Kommitee Wahres Christentum
* Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V. [KVPM]
* Kommission für Verstöße des Bürgers gegen Datenmißbrauch, München
* Kommission für Polizeireform, München
* Institut für angewandte Philosophie, München
* Gesellschaft zur Förderung religiöser Toleranz und zwischenmenschlicher Beziehungen e.V., München
* Aktion Sauberes Ministerium, München
* ZIEL - Zentrum für Individuelles und effektives Lernen e.V., München



Tarnorganisationen


Der Erfolg der Scientology-Sekte wäre kaum denkbar ohne ihre Tarnorganisationen. Selbst der Deutsche Bundestag hat sich bereits mehrfach mit diesen Tarnorganisationen befaßt. So heißt es im Protokoll der Bundestagssitzung vom 12.5.1978:

»Die Bundesregierung teilt die Auffassung, daß durch das Wirken der Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V., einer Tarnorganisation der Scientology-Sekte, psychisch Kranke und ihre Angehörigen verunsichert und Einrichtungen der psychiatrischen Versorgung und ihre Mitarbeiter in Mißkredit gebracht werden.«

»Sowohl die Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte als auch die Scientology-Church selbst haben durch breitgestreute Veröffentlichungen unwahre und verleumderische Behauptungen über die Verhältnisse in der deutschen Psychiatrie verbreitet. Hierzu liegen inzwischen gerichtliche Entscheidungen vor, die die Verbreitung derartiger Behauptungen untersagen.«

»Die Bundesregierung wird insbesondere durch eine verstärkte Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit auf die bedenklichen Praktiken der Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V. hinweisen. In diesen Bemühungen wird sie schon heute durch das gezielte Engagement gesellschaftlicher Organisationen, insbesondere der Aktion Bildungsinformation e.V. in Stuttgart, tatkräftig unterstützt.«

Eine kleine Anfrage zahlreicher Abgeordneter beantwortet die Bundesregierung am 24.7.79 mit der Drucksache 8/2790. Darin werden allein 17 Tarnorganisationen der Scientology-Sekte namentlich genannt.

Bestelladresse: Verlag Dr. Heger P. 2008 21 53 Bonn 2

Warum Tarnorganistationen?

Die Scientology-Sekte ist vielerorts als höchst berüchtigt bekannt. Auf ihre zahlreichen Presseinformationen erfolgt nur selten auch eine Veröffentlichung in der Presse. Die Scientology-Sekte benötigt die Presse jedoch für ihre weltweite Mitglieder-Werbung sozusagen als Dokument der öffentlichen Anerkennung. Deshalb finden sich Artikel über die Tarnorganisationen sehr häufig in der Scientology-internen Werbung wieder, wo sie Mitglieder den Rücken stärken soll, auch gegenüber Angehörigen. Und da Scientology-Anhänger in der Regel alles glauben, was ihnen die Sekte vorsetzt, stärken solche Artikel wohl auch das Selbstbewußtsein der Anhänger und damit den Zusammenhalt der Organisation.

Die Tarnorganisationen sind vielfach untereinander und wiederum mit der Scientology-Sekte personell verfilzt. Wir können in dieser Broschüre jeweils nur einige Hinweise geben, was allerdings keineswegs bedeutet, daß nicht mehr Informationen vorhanden sind. Die Tarnorganisationen sind meistens eingetragene Vereine, somit also juristische Personen. Etwa nachforschende Journalisten werden feststellen, daß diese Vereine all das beim Registergericht einreichen, was so üblich ist und manchmal sogar etwas mehr. Aus den Registerunterlagen lassen sich somit keinerlei Rückschlüsse ziehen. Auch der Verein ZIEL gibt nur den Namen des Sektengründers Hubbard an, dessen Markenzeichen Scientology wird nicht erwähnt.

Je nach Ziel und Zweck lassen sich verschiedene Gruppen von Tarnorganisationen ausmachen.

Namens-Tarnung:

Diese Organisationen verwenden das Markenzeichen Scientology im Namen nicht oder nur an versteckter Stelle. Bei diesen Organisationen kann allerdings relativ einfach ausgemacht werden, daß es sich um Scientology-Organisationen handelt:

College für angewandte Philosophie e.V.: Vereine diesen Namens gibt es in einer Reihe von Städten, so in Stuttgart, München, Berlin, Hamburg, Frankfurt.

Dianetic-College e.V. oder Dianetic e.V.: Hier gilt dasselbe. Beide Organisationsformen scheinen sehr darauf bedacht zu sein, nicht von Religion oder Kirche zu sprechen.

Institut für angewandte Philosophie.: Organisationen solcher oder ähnlicher Bezeichnung werden gelegentlich von ehemaligen Scientologen gegründet.


Dienstleistungs-Tarnorganisation

Ein Scientologe sieht sich bekanntlich als eine Art Übermensch. Deshalb ist es nur folgerichtig, daß er Sektengründer Hubbard's »Technologie« auch auf anderen Gebieten anwendet.

Narconon e.V.

Vereine diesen Namens gibt es (bisher) in München, Berlin und Frankfurt. Diese Vereine behaupten, Drogenentziehung zu betreiben. Es wird mit einer Erfolgsquote von 80 % geworben, eine geradezu unglaublich hohe Zahl. Der Berliner Senat hat diese Zahl offensichtlich geglaubt: Bis 1976 bezahlte er zu Lasten der Sozialhilfe ca. 1.5 Millionen DM für Drogenentzug bei Narconon. Nachdem die Verwandtschaft zu Scientology durch Presseveröffentlichungen und eine Fernsehsendung bekannt wurde, ließ der Senat eine umfangreiche Untersuchung durch Sachverständige vornehmen.

Ergebnis dieser Untersuchung: Die sagenhafte Erfolgsquote ist nichts als Bluff. Der Trick ist einfach und typisch für die Scientology-Sekte und deren Umgang mit der Wahrheit: als »Erfolg« wurde jeder gezählt, der den Scientology-Kurs (nichts anders verbirgt sich hinter dem angeblichen Drogenentzug-Programm) beendet haben.

Tatsächlich aber kann der Erfolg des Drogenentzugs nur daran gemessen werden, wie viele Probanden dauerhaft vom Rauschgift wegkommen. Die Sachverständigen fanden heraus, daß nach diesen Kriterien allerhöchstens 10 % der von Narconon »behandelten« drogenfrei waren. Auch diese wird man aber kaum als resozialisiert bezeichnen können: Erfolgreich kann der Entzug nur sein, wenn der ehemals Süchtige wieder für sich selbst sorgen kann. Von den 10 % angeblich Drogenfreien aber war ein erheblicher Teil Mitarbeiter bei Narconon und lebte zum Teil sogar im Narconon-Haus.

Von der Droge in die Sekte nannte der Berliner Journalist Jochen Maes diesen Tausch von Abhängigkeiten in einer umfangreichen Dokumentation (zu haben beim Zitty-Verlag).

Der Berliner Senat hat die Zahlungen inzwischen eingestellt.

Narconon konnte die damalige Situation ausnutzen: Eine ständig wachsende Zahl von Drogen-Toten und fehlende Therapieplätze. Der Senat hat deshalb den angeblichen Narconon Entzug auch noch bezahlt, als die Verbindungen zu Scientology, längst bekannt waren: wenn nämlich der Süchtige jede andere Therapie ablehnte und sich somit in Lebensgefahr befand.


Ziel Zentrum für individuelles und effektives Lernen e.V.

Dieser Verein machte zuerst in der Schweiz auf sich aufmerksam und erreichte eine erhebliche Presseöffentlichkeit. »Eine Gruppe engagierter Schweizer Lehrer«, so hieß es dann in der deutschen ZIEL, habe sich zusammengetan, um die Lerntechniken des großen amerikanischen »Humanisten« Hubbard zu verbreiten. In Deutschland tauchte ZIEL erstmals in den renommierten »Südwestdeutschen Schulblättern« auf, der Zeitschrift des Philologen-Verbandes von Baden-Württemberg. Viel Überschwengliches wird dort über die »Präzisionstechnologie« des »amerikanischen Humanisten« vermeIdet. So auch, daß »in Mexiko zur Zeit 4500 Lehrer offiziell in dieser Methode ausgebildet« werden, sehr beeindruckend.

Mißlich für Scientology und ZIEL ist nur, daß die mexikanische Botschaft dies nachdrücklich dementiert und um »die Verbreitung dieser Richtigstellung« bittet. Autor des ZIEL-Artikels war der Gymnasialprofessor R.P. [Name bekannt, 1991 ausgetreten] aus Stuttgart, der Stuttgarter Zeitung vom 8.6.79 als »Schlepper für zerstörerische Jugendreligion« aufgefallen. Dieser Pädagoge hielt es nicht für nötig, auch nur mit einem Wort darauf hinzuweisen, daß dieser amerikanische Humanist im Hauptberuf Gründer der Scientology-Sekte ist. Mit derselben Logik könnte man den Schülern Hitler als großen Autobahn-Erbauer vorstellen.

An anderer Stelle seines Aufsatzes - den er der Redaktion sozusagen untergeschmuggelt hatte - wird R.P. [Name bekannt, 1991 ausgetreten] deutlicher, wenigstens für den, der sich ein wenig mit Scientology befaßt hat: um Schulschwierigkeiten abzubauen - so R.P. [Name bekannt, 1991 ausgetreten] -verwendet der Lehrer »meistens die `Methode des Wortklärens' die nach genauen Regeln aufgebaut ist.« Nämlich nach den Regeln des Sektengründers, nach denen Worten eine Scientology-eigene Bedeutung verpaßt wird oder mindestens werden kann, wie oben dargelegt.

Noch zu diesem Zeitpunkt war ZIEL nur in der Schweiz aktiv. Die Zeitschrift FRAU berichtete unter dem ZIEL-Schlagwort »Lernen wie man lernt« ausführlich über die »Studiertechnologie des amerikanischen Erziehers und Humanisten L. Ron Hubbard«. Damit nicht genug, wird auch gleich Hubbards Biographie ausführlich abgehandelt und seine Tätigkeit für die verschiedensten Organisationen vorgestellt, die hier aus Platzgründen nur mit ihren Abkürzungen wiedergegeben werden sollten:

NARCONON
CCHR
MRA
CREO
CRIMINON
NCLESJ
GER US
COPHS
ASI
LIM
ITE
EEA
FEGU
GAME
ERM
EA

Und schließlich: »,ZIEL' in der Schweiz und in der Bundesrepublik. Dianetics und Scientology-Organisationen in 38 Ländern auf fünf Kontinenten«.

In einem drei volle Seiten füllenden Zeitschriften-Artikel nur ein einziger Hinweis auf Scientology und der in der vorletzten Zeile versteckt: Ein PR-Meisterstück.

Die ZIEL-Vereinsgründung für Deutschland erfolgte am 12.10.79 in München. Am 23.2.79 wurde ZIEL unter der Nr. VR 9500 ins Vereinsregister beim Amtsgericht München eingetragen. Dort ist nachzulesen:

2 Zweck des Vereins

Zweck des Vereins ist die Entwicklung und Förderung und Anwendung wirksamer Unterrichts- Studier- und Lerntechniken. Der Verein bemüht sich um die Entwicklung und Rehabilitierung der Studier- und Lernfähigkeit bei Studenten, Schülern, Kindern im Vorschulalter, Eltern, Lehrer und sonstigen interessierten Personen.

Der Verein verfolgt diese Aufgabe ausschließlich mit Hilfe der Studier- und Lerntechnik, welche von L. Ron Hubbard entwickelt wurde.

Kein Wort davon, daß diese »Technik« üblicherweise unter dem Markenzeichen Scientology verkauft wurde. Auch sonst kein Wort über Scientology. Dafür aber der Hinweis, daß der Verein

»Ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnittes ,steuerbegünstigte Zwecke' der Abgabenordnung ... verfolgt.«
Auf gut deutsch: Der Verein will vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt werden und keine Steuern zahlen.

7 Gründungsmitglieder haben das Gründungsprotokoll unterschrieben, wie das Vereinsrecht als Mindest-Mitgliedszahl verlangt. Die Mehrzahl läßt sich mühelos als fleißige Scientologen ausmachen, wie zum Beispiel Christa Stock-Thies, die als 7933ster Scientologe »Clear« geworden ist von angeblich 12 Millionen Mitgliedern. Und Edith v. Thüngen, jetzt auch stellvertretende Vorsitzende der »Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V.«, die als Berufsbezeichnung »Auditorin« angibt.

In Stuttgart mietete ZIEL ein heruntergekommenes Wohnhaus. Kennzeichen:

Geschlossene Fensterläden und keine Namensschilder am Tor, für diese Gegend höchst ungewöhnlich. Dort wurde Schülern Nachhilfe-Unterricht erteilt und nach Abschluß des Unterrichts wurden einem l3jährigen gelbe Din-A-4 Waschzettel in die Hand gedrückt, die er in der Schule verteilen sollte. Textbeispiel:

ZIEL Schülerkurs


Schlechte Noten, Schulversagen, Unlust und Langeweile gehören in den heutigen Schulen zur Tagesordnung, es ist eine Tatsache, daß man in der Schule lernen muß, ohne jemals gelernt zu haben. Jeder Beruf setzt eine gründliche Ausbildung voraus, bevor man ihn erfolgreich ausüben kann. Genauso ist das mit dem lernen in der Schule. Der Schüler muß zuerst lernen wie man lernt, bevor er sich mit den einzelnen Fächern beschäftigt. An sich sollte dieses Wissen über das Lernen vor der ersten Unterrichtsstunde überhaupt gelehrt werden. Doch weil dieser grundlegende Unterricht ausbleibt, haben Schüler jetzt Gelegenheit, an einem Schüler-Studierkurs von ZIEL teilzunehmen. Es handelt sich um einen Kurs der schon längere Zeit ausgezeichnete Resultate ergab und den Schüler befähigt, gerne selbständig und ohne Mühe zu lernen.

Der als Verteiler vorgesehene Schüler handelte korrekt und fragte seinen Lehrer, ob er die Zettel verteilen dürfe. Den Lehrer störte der Preis: 450.- DM für »max. 4 Wochen« ohne jeden Hinweis darauf, wieviel es im Minimum sein können, ohne jeden Hinweis auf die Zusammensetzung der Gruppe, Kursort, tägliche Kursdauer (nebenbei bemerkt: Ein solcher Vertrag ist nichtig, weil sein Inhalt nicht bestimmbar ist).

Der Lehrer wandte sich folgerichtig an die ABI und die ABI veröffentlichte am 6.8.79 eine Presseerklärung mit dem Titel: »Neue Tarnorganisation der berüchtigten Scientology-Sekte. Zielgruppe: Schüler.« Diese Erklärung löste ein erhebliches Presseecho aus, eine Reihe von Zeitungen berichtete großformatig.

Die Scientology-Sekte reagierte wie gewöhnlich. Am 22.8.79 verschickte sie -nicht etwa der Ziel-Verein - eine Pressemitteilung. Originalton:
»Die Scientology-Kirche bereitet sich gegenwärtig auf umfangreiche rechtliche Schritte gegen die ,ABI' vor. Sie rät aber auf Grund der jüngsten Erfahrungen die ,ABI' nicht mehr als Verbraucher- Vereinigung, sondern als ,Aktion Falschinformation' zu bezeichnen. «
,Aktion Falschinformation' hat die Sekte die ABI bereits in ihrer ersten öffentlichen Straßendemonstration genannt, nachdem das Landgericht ihr die Straßenwerbung verboten hatte. ,Rechtliche Schritte hat sie schon zahlreich durchgeführt, unter hohem Kostenaufwand aber vergeblich. Die Pressemitteilung hatte dasselbe Ergebnis, welches Scientology-Pressemitteilungen zu haben pflegen, wenn die Sekte ihren eigenen Namen verwendet: Keinerlei Reaktion der Presse. Den Tarnorganisationen gelingt es hingegen nicht selten, in die Presse zu gelangen, wie das Beispiel der schweizerischen Zeitschrift ,Frau' gezeigt hat.


Getarnte Kampforganisationen

Die Unwichtigste zuerst:

Kommission für Polizeireform, München.

Man fragt sich, was will die Scientology-Sekte mit einer Kommission für Polizeireform? Ganz einfach: Die Polizei sammelt Informationen und tauscht diese auch über Ländergrenzen hinweg aus. So entstand der Bericht des Bundeskriminalamtes, um den die Scientology-Sekte noch heute vehement prozessiert. Dazu ein Zitat aus Hubbards Anweisungen über den Umgang mit Gegnern:
»Denke daran, Kirchen werden als Reform-Gruppen angesehen. Also müssen wir handeln wie eine Reformgruppe.

Wir protestieren gegen Sklaverei, Quälerei, Mord, Perversion, Kriminalität, politische Gründe und alles, was die Menschheit unfrei macht. Der einzige Fehler, den wir machen können ist, unsere Ermittlungen zu verzetteln.«
Die Verwendung des Begriffs Kommission ist ebenso geschickt, wie irreführend. Unter einer Kommission versteht die Umgangssprache nämlich einen von offizieller Seite, meist vom Staat eingesetzten Ausschuß, meist unter Beteiligung von Wissenschaftlern und häufig mit einem Vorsitzenden, der »zum Richteramt befähigt« sein muß, also Volljurist mit 2 Staatsexamina ist.

Dementsprechend wird einer Kommission ein erhebliches Vertrauen entgegengebracht. Der ,Kommission für Polizeireform' ist es immerhin gelungen, Korrespondenzen mit Politikern und Schriftstellern anzuzetteln.

So zum Beispiel mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Peter Conradi aus Stuttgart, dessen Brief dann veröffentlicht wurde, ohne daß Conradi vorher gefragt worden war. Die ABI klärte Conradi über die Zusammenhänge auf. Daraufhin meldete sich die Scientology-Sekte mit Schreiben v. 23.9.1975 bei Conradi:
»Wie dringend zum Beispiel das Problem Datenschutz ist, beweist doch eben die von der ABI inszenierte Hetzkampagne und die gezielte Verbreitung von Lügen und Diffamierungen. Es ist eine Schande, daß in unserem Lande die Grundrechte auf diese Art und Weise weiter mit Füßen getreten werden dürfen.

Rufmord, wie die von der ABI mit Unterstützung der evangelischen Kirche inszenierten Pressekampagnen gehört zwar zum Alltag in unserer Gesellschaft, wird aber von den Scientology-Kirchen keinesfalls hingenommen, egal wen es trifft oder betrifft.«

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die ABI die Infos 53 und 54 veröffentlicht und verschiedentlich auf Verbindungen zwischen der »Kommission« und der Sekte hingewiesen. Weiter im Text:
»Sie als Politiker wissen sehr wohl, wie die Politik gemacht wird, und es dürfte Ihnen auch bekannt sein, daß die ABI mit einer falschen Eidesstattlichen Erklärung vor Gericht ging, die der Betroffene inzwischen in vielen Punkten als irreführend und falsch und von der ABI beeinflußt widerrufen hat.«

Dieser »Widerruf« hat es in sich: Der damalige »Leiter des Rechtsamtes«, HelmutBlöbaum, paßte den Zeugen vor dessen Haustür ab und bewog ihn, eine vorgefertigte eidesstattliche Versicherung zu unterschreiben. Wie Herrn Blöbaum dies gelungen ist, sei dahingestellt. Jedenfalls wurde Herr Blöbaum später vom Stuttgarter Schöffengericht wegen versuchten Prozeßbetruges und Anstiftung zur Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung verurteilt, ein Urteil von hohem Seltenheitswert. In der zweiten Instanz wurde das Verfahren dann eingestellt. Blöbaum verzichtete darauf, Freispruch zu beantragen.

Weiter im Schreiben an den Bundestagsabgeordneten Conradi:
»Für uns stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wie weit diese Vorkommnisse von Ihnen in Ihrer Eigenschaft als verantwortlicher Politiker für gut geheißen werden, auch wenn sie aus der gleichen politischen Richtung kommen. «
Conradis Antwort: »Mit der Scientology-Kirche Deutschland will ich nichts zu tun haben. Bereits Ihr erster Brief erschien mir dubios; inzwischen hat sich dieser Eindruck bestätigt. Ich begrüße deshalb die Schritte der Aktion Bildungsinformation gegen Sie. Ich kenne Herrn Kleinmann seit vielen Jahren gut und stehe voll hinter ihm und seiner Arbeit. Ihre Behauptungen über die ABI weise ich deshalb mit Nachdruck zurück. Ich bitte Sie, mich mit weiteren Briefen der Scientology-Kirche zu verschonen; ich werde solche jedenfalls nicht mehr beantworten.«

Kommission zum Schutz des Bürgers gegen Datenmißbrauch e.V. München

Die Scientology-Sekte scheint es als Datenmißbrauch anzusehen, wenn Informationen ausgetauscht werden, insbesondere wenn dies international geschieht.
Die Scientology-Sekte fürchtet völlig zu recht den Informationsaustausch.

Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V., München
und
Deutsche Liga für Menschenrechte e.V., München


Vorweg: Die Deutsche Liga für Menschenrechte hatte ursprünglich nichts mit der Scientology-Sekte zu tun. Inzwischen haben sich jedoch sehr enge Verflechtungen ergeben

Die Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V. ist die mit Abstand aggressivste dieser Scientology-Tarnorganisationen. Sie ist nicht etwa zur Abwehr von Angriffen der Psychiater gegen die Scientology-Sekte entstanden. Sie hat vielmehr von Anfang an mit bisher in der Bundesrepublik unbekannter Härte Verleumdungskampagnen gegen die Psychiatrie geführt.

Vorauszuschicken ist, daß die Psychiatrische Versorgung der Bundesrepublik zweifellos Mängel hat, die der Öffentlichkeit auch durchaus bekannt sind. Die Bundesregierung hat eine Untersuchung durchführen lassen. Die aus dieser Untersuchung resultierende »Psychiatrieenquete« hat Aufsehen erregt und zu ersten Verbesserungen geführt. Weitere Konsequenzen wurden erst kürzlich im Bundestag diskutiert.

Warum also hält sich die Scientology-Sekte eine Psychiatrie-Kommission? Vordergründig: Weil die Scientology-Sekte nun einmal der Auffassung ist, daß sie mehr für die Seelische Gesundheit tun kann, als jeder Psychiater.

Diese Auffassung allein reicht allerdings kaum aus, um das äußerst aggressive, ja haßerfüllte Vorgehen der Sekte und der Kommission gegen Psychiatrie und Psychiater plausibel zu machen. Zumal sich der Sektengründer Hubbard anfangs offensichtlich als selbst der Psychiatrie zugehörig gefühlt hat. Wie oben dargelegt und zitiert, hat er Scientology zunächst noch als eine Methode der Psychiatrie verstanden wissen wollen. Die Erklärung findet sich möglicherweise in Hubbards Biographie und zwar in dem Teil, den er nicht zu veröffentlichen pflegt: Nach einem Bericht der »Washington Times Herald« v. 24.4.1951 hat Hubbards zweite Ehefrau Sarah, geborene Northrup, ihre Scheidungsklage damit begründet, daß Hubbard hoffnungslos geisteskrank sei.

Zuständige medizinische Berater sollen damals empfohlen haben Hubbard zwecks Beobachtung und Behandlung eines als »paranoide Schizophrenie« bekanntes Geistesleidens in ein Privatsanatorium einzuliefern.

Hubbard, der sich selbst als Reformator der Psychiatrie verstand, als simpler Geisteskranker in eine Anstalt eingeliefert: Dies könnte tatsächlich eine Erklärung für seinen Privatkrieg gegen die Psychiatrie liefern.

Zurück zur Psychiatrie-Kommission: Diese wurde erstmals in der Scientology-Zeitschrift »Freiheit« groß herausgestellt, die sich selbst als »Unabhängige Zeitung für Menschenrechte« bezeichnete. In Nr. 1 dieser Zeitschrift vom August 1972 werden zunächst Vorgänge aus der Nazi-Herrschaft geschildert, bei denen man bekanntlich wirklich kaum übertreiben kann.

Zwischenüberschrift:
»Die Wahrheit ist, daß die Kinder kaltblütig von deutschen Psychiatern ermordet worden sind!«
Schon hier war kaum auszumachen, ob die Nazi-Zeit oder die Gegenwart gemeint war. Dann wird es deutlicher:
Die Psychiater haben offensichtlich ohne Unterbrechung ihre Lähmungen durch Elektroschocks, ihre Morde und das Gefangenhalten von unschuldigen, gesunden Menschen fortgesetzt. Sie haben ihre Methoden nicht geändert!
Zu diesem Zeitpunkt war die »Kommission« übrigens noch nicht einmal eine »juristische Person«, im Rechtssinne existierte sie also nicht und konnte deshalb auch nicht verklagt werden. In der Zeitschrift heißt es allerdings;
»Wer von Verbrechen der Psychiatrie weiß, wird gebeten, über diese an George Mesmer
8 München 15
Lindwurmstr. 29
zu schreiben. Auf Wunsch werden Berichte vertraulich behandelt.«
Mit offensichtlichem Interesse fürs Detail werden Nazi-Greuel geschildert: Wie Psychiater »dankbar die einigen hundert Kilogramm von frischen und blutigen Kindergehirnen akzeptiert haben«. Und der Bezug zur Gegenwart? Ganz einfach:

»Diese Greueltaten wurden von Psychiatern ausgeführt, die dabei eine Unterstützung des Kaiser-Wilhelm-Instituts (Psychiatrische Abteilung) erhielten, das inzwischen in Max-Planck Institut um benannt wurde (das die gleichen Theorien und Methoden jedoch anwendet).«
Wer derartige Behauptungen in die Welt setzt, muß natürlich damit rechnen, deswegen verklagt zu werden. Offensichtlich um dem vorzubeugen, schreibt die »Freiheit«:

»Die Scientology-Kirche kann und will die unbegrenzten finanziellen Quellen der britischen und amerikanischen Kirchen ausnützen, um in ihrer Untersuchung fortfahren zu können.«

Unbegrenzte finanzielle Quellen: Nach den seitherigen Erfahrungen trifft dies anscheinend tatsächlich zu.
Als Herausgeber der »Freiheit« firmiert die »Scientology-Kirche Deutschland«. Am Ende der Zeitschrift heißt es jedoch:

Copyright 1972 Church of Scientology World Wide, Saint Hill Manor, England. Die für den Inhalt die Verantwortung übernehmen.«
Das Max-Planck-Institut machte es sich leichter: Es verklagte denjenigen, den die Scientology-Sekte als Chefredakteur der »Freiheit« bezeichnete: Hermann Brendel. Das Landgericht München erließ am 18.8.79 eine einstweilige Verfügung, durch die Hermann Brendel unter Androhung einer »Geldstrafe in unbeschränkter Höhe oder Haftstrafe bis zu 6 Monaten« verboten wurde, eine Reihe ehrenrühriger Behauptungen zu wiederholen. Am 6.8.73 wurde diese Verfügung durch Urteil bestätigt und auf die Berufung des Herrn Brendel hin bestätigte das Oberlandesgericht München (21U 3811/73) diese Entscheidung.


Das Oberlandesgericht stellte u . a. fest:

»Der Senat ist aufgrund dieses Zusammenhanges auch der Überzeugung, daß ein durchschnittlicher Leser der Zeitschrift »Freiheit«, auf den insoweit abzustellen ist, den Begriff »psychiatrische Experimente« als psychiatrische Versuche an Menschen, wie sie unter dem NS-Regime vorgekommen sind und die meist psychische oder physische Schäden der Versuchspersonen zur Folge hatte, auffaßt. Daß die entsprechende Behauptung geeignet ist, das damit in Verbindung gebrachte wissenschaftliche Institut in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen, bedarf nach Auffassung des Senats keiner weiteren Darlegung. Dasselbe gilt von der Behauptung, vom KWI sei ein Fünf-Jahres-Experiment mit der miskroskopischen Untersuchung von Gehirnanstrichen frischer Kinderleichen durchgeführt worden und angesehene Wissenschaftler des KWI hätten dankbar einige hundert Kilogramm von frischen und blutigen Gehirnen von Kindern akzeptiert, die von psychiatrischen Kollegen heimtückisch ermordet worden seien. «

Das Gericht rügt vor allem, daß Brendel keinerlei Versuche gemacht hat, seine Vorwürfe an die Adresse der Psychiatrie auch nur glaubhaft zu machen. Er habe auch nicht selbst recherchiert, sonder »sich insoweit nur auf eine Zeugin gestützt, die selbst keine entsprechenden Wahrnehmungen gemacht, sondern nur von dritten Personen von den behaupteten Tatsachen gehört haben will. Dies reicht aber nicht aus«.

Genau das aber ist häufig Scientology-Methode: Behauptungen werden aufgegriffen und als Tatsachen weiterverbreitet.


Inzwischen hatte die »Kommission« sich auch vereinsrechtlich konstituiert, am 2.10.79 wurde sie ins Vereinsregister beim Amtsgericht München eingetragen. Auch »Ehrenmitglieder« hat die »Kommission« inzwischen: z.B. Friedrich Wilhelm Haugg, Präsident der Deutschen Liga für Menschenrechte e.V. in München, ehemaliger Landrat und Bürgermeister (»Auf ein Kilogramm Recht kommt ein Gramm Gerechtigkeit«). Auf die Zusammenhänge zwischen der Scientology-Sekte und der »Kommission« aufmerksam gemacht, schreibt er am 3.11.1975:

»Herr Ostertag (Pressesprecher der Scientology-Sekte - Anm. d. Red.), auf ihren Brief v. 21.10.75 angesprochen behändigte mir Presseberichte aus denen ersichtlich ist, daß Ihnen eine Schweigepflicht über die Scientology-Kirche Deutschland auferlegt ist und ich würde mich freuen, wenn diese Regelung respektiert würde.«
Dem Herrn Präsidenten scheint entgangen zu sein, daß mit Gründung der Bundesrepublik das Grundgesetz in Kraft getreten ist und daß dieses - nach gemachten Erfahrungen - jedermann garantiert, seine Meinung frei zu äußern. Niemand kann einem Dritten eine Schweigepflicht auferlegen.

Später wurde die Deutsche Liga dann massiver: In einer Presseerklärung v. 31.3.76, gerichtet an die Tagespresse in Baden-Württemberg, verweist sie zunächst auf ihre 6ojährige verdienstvolle Tätigkeit, die auf einer Linie mit derjenigen der »Kommission« liege, woraus sich die Zusammenarbeit ergebe. Weiter heißt es in der Presseerklärung des Liga-Präsidenten:

»Wir sind verpflichtet, zu erklären, daß sich die Verlautbarungen der Aktion Bildungsinformation e.V. bedauerlicherweise außerhalb der Erklärung der Vereinten Nationen, dem Europarat (Menschenrechtskonvention) und dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland bewegen.«
Der Hintergrund: Die ABI hatte verschiedentlich Einzelpersonen, Abgeordnete und die Öffentlichkeit darüber informiert, daß die »Kommission« eine Tarnorganisation der Scientology-Sekte ist. Der Liga-Präsident scheint die unter Scientologen weit verbreitete Ansicht zu teilen, daß das Grundrecht der Religionsfreiheit verbiete, sich kritisch mit solchen Organisationen auseinanderzusetzen.

Die ABI wollte wissen, ob derartige Rundschläge vom Präsidium der Liga abgesegnet sind. Zwei Präsidiumsmitglieder wurden angeschrieben: Ein Nervenarzt aus Haar bei München. Dort ist eine von der »Kommission« wiederholt angegriffene Anstalt. Die Anschriften wurden dem Protokoll der Mitgliederversammlung v. 5.11.73 entnommen. Die Antwort: »Mein Vater war früher tatsächlich Vizepräsident der deutschen Liga für Menschenrechte, die er aber bereits 1963 verlassen hat. Er ist vor 10 Jahren verstorben. Ich selbst war nie Mitglied der Liga und dementsprechend auch kein Vizepräsident«

Außerdem wurde der Schriftsteller Bernd Engelmann angeschrieben, laut Protokoll ebenfalls Mitglied der Präsidiums. Antwort: Er sei seit Jahren nicht mehr Mitglied der Liga: »Das ewige Gezänk im Präsidium und in den wenigen Mitgliederversammlungen hat mich dazu bewogen, mich von der Liga, deren Präsident ich beinahe geworden wäre, völlig zurückzuziehen. Ich will damit nichts mehr zu tun haben«.

Mit anderen Worten: Das Protokoll der angeblichen Mitgliederversammlung wurde gefälscht, die Versammlung hat vielleicht nie stattgefunden und vielleicht besteht die Liga nur noch aus ihrem Präsidenten, dessen Verdienste, so Engelmanns Einschätzung, »in der Vergangenheit liegen«.


-----------------------------(Streichungen wegen eines Verfahrens) ---- Dr. Dietmar Stutzer, Vorsitzender des Vereins »Patientenhilfe e.V.« mit Postfach-Sitz in München. Vom Vereinsregister war über diesen Verein nichts zu erfahren, da er sich von Mannheim nach München abgemeldet hatte und die Unterlagen deshalb nirgends greifbar waren. Also wurde Dr. Stutzer persönlich gefragt. Antwort mit dem Schreiben v. 30.6.79: »Es war mir weder bekannt, daß die Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrecht eine sogenannte Tarnorganisation der Scientology-Sekte ist, noch daß ich in meiner Funktion als 1. Vorsitzender der Patientenhilfe e.V. und als Ehrenmitglied auf dem Briefbogen dieser Kommission aufgeführt bin«.

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Zur gleichen Zeit bemüht sich die Patientenhilfe e.V. um eine Zusammenarbeit mit der AGV, der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher e.V. in Bonn, einer Spitzenorganisation der Verbraucherorganisationen, bei der auch die ABI Mitglied ist. Die Gespräche standen kurz vor dem Abschluß, weshalb eine weitere Nachfrage bei ABI erforderlich war.

Die Antwort, diesmal auf privatem Briefpapier, welches Dr. Stutzer als Dipl.-Ing. agr., ------------ ausweist und als Journalisten. Antwort vom 24.8.79:

»Die Patientenhilfe e.V. wird Ihre Fragen so lange unbeantwortet lassen, solange Sie Ihr rechtliches Interesse an einer Beantwortung dieser Fragen nicht dargetan und schlüssig begründet haben.«
Basta.

Die Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V. ist weiterhin aktiv. Vorsitzender ist jetzt ein Rechtsanwalt, zweite Vorsitzende ist Edith von Thüngen, die auch zu den Gründungsmitgliedern der Scientology-Tarnorganisation ZIEL zählt.

Zuletzt hat die »Kommission« der Presse die rhetorische Frage gestellt: »Werden Kinder unter Drogen gesetzt, um Gehorsam zu erreichen?« Aus der beigefügten »Sachvorlage« konnte man genau dies entnehmen und zahlreiche Zeitungen berichteten in großer Aufmachung über die neue Drogen-Affäre. Von Scientology war kein Wort zu lesen. Der Trick war wieder derselbe: Verarbeitet wurde nur Material, welches von Dritten zusammengetragen wurde. Erst viele Monate später, durch Schreiben v. 3.7.79 wurden Interessenten per Rundschreiben um »Fälle« gebeten.

Subversive Gruppen

Zu einigen Organisationen leugnet die Scientology-Sekte schlicht jede Verbindung. Das kann durchaus stimmen, sofern damit eine Mitgliedschaft in einer deutschen Scientology-Organisation gemeint ist. Denn wenn nicht alles trügt, werden solche Organisationen vom Guardian Office gesteuert, dem Sicherheitsdienst der Sekte, der eine Filiale in Bern in der Schweiz hat. Besonders gut getarnt war der

ALV Arbeitskreis für liberale Bildungsinformation der Verbraucher e.V. in Darmstadt.

Dieser »Arbeitskreis« hat von Anfang an nur ein Ziel verfolgt: Die ABI zu bekämpfen. Er bestand zunächst nur aus zwei Personen: Thomas Rothfuß aus Hemmingen bei Stuttgart und Helga Schwerer aus Darmstadt. In loser Reihenfolge verbreiteten die Personen Presseinformationen mit Diffamierungen über die ABI. Briefe vergleichbaren Inhalts gingen auch an Behörden, Schulen und Lehrer, da die ABI sich auch mit Hausaufgabenbetreuung für Schüler befaßt. Am 21.5.1977 erschien in der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten eine Anzeige mit folgendem Text:

»Eltern, die von der Hausaufgabenbetreuung der Aktion Bildungsinformation enttäuscht sind. Bitte melden beim Arbeitskreis für liberale Bildungsinformation der Verbraucher, Geschäftsführer Helga Schwerer, Scheppallee 24, 67 Darmstadt. «
Dazu das von der ABT angerufene Oberlandesgericht Stuttgart (4 W 19/77): »Der Anzeigentext stellt einen raffinierten Angriff auf die ABI dar, weil er dem Zeitungsleser suggeriert, bei der Hausaufgabenbetreuung der ABI bestünden erhebliche Mißstände, die es zusammenzufassen und zum Schutz der betroffenen Kinder auszuwerten gälte ... Die raffinierte Suggestion zum Nachteil der ABI, die in dem Anzeigentext liegt, läßt darauf schließen, daß die Beklagte mit der Anzeige
vorsätzlich schaden wollte.« Das Gericht klassifizierte diese Schädigung als vorsätzlich und sittenwidrig im Sinne des § 826 BGB.

Später veröffentlichte der ALV eine Broschüre, in der Vorgänge herausgegriffen wurden, die 10 Jahre zurücklagen und damals zum Hinauswurf eines ABI-Vorsitzenden geführt haben. Der ALV stellte dies so dar, als werde die ABI aus irgend welchen dunklen Quellen gespeist. Auch hier gegen setzte die ABI sich zur Wehr, allerdings vergeblich. Dasselbe Oberlandesgericht meint nun, diese Behauptungen seien durch die Meinungsfreiheit gedeckt.

Inzwischen hatte die ABI eindeutige Beweise dafür erlangt, daß Frau Schwerer engsten Umgang zu Scientology-Kreisen pflegte. Gleichzeitig war es beiden gelungen, ihre Tarnorganisation quasi zu legalisieren. Es war ihnen gelungen, für die Vereinsgründung Personen zu finden, die bereits anderweitig mit der ABI befaßt waren. So beispielsweise Klaus Doneit, Inhaber einer Firma Doneit KG, deren Vertreterkolonnen Schreibmaschinenkurse an Eltern schulpflichtiger Kinder verkaufen, nicht selten mit höchst anfechtbaren Methoden.

Ebenfalls 1977 meldeten sich zwei Herren namens Christen und Müller bei der Firma IPU-Institut für programmierten Unterricht in Luzern. Sie beriefen sich auf eine Ermächtigung des Thomas Rothfuß vom Arbeitskreis für Liberale Bildungsinformation der Verbraucher e.V. und gaben dessen Telephonnummer in dessen Hemminger Firma an. Die Sekretärin des Herrn Rothfuß gab an, er sei die ganze Woche abwesend. Die Herren Christen und Müller baten um Informationen und Unterlagen über die Gründung einer »Aktion sauberer Fernunterricht«, die sich später als von einer Werbeagentur getragen herausstellte. Zu dem dann folgenden Gespräch liegt der ABI eine eidesstattliche Versicherung vor.

Aus dem Inhalt:


Eidesstattliche Versicherung, Auszug:

4. Herr »Christen« weise sich uns gegenüber mit einem Studentenausweis der Universität Basel aus. Er legte uns dar, daß er für den erwähnten Arbeitskreis Liberale Bildungsinformation Kopien unserer Prozessakten in Sachen Aktion Sauberer Fernunterricht usw. erhalten möchte. Als wir ihm erklärten, daß wir Herrn Rothfuß nicht hätten erreichen könne, bemerkte er, er hätte vergessen, uns darüber zu informieren, daß sich Herr Rothfuß zu Zeit in München aufhalte.

Sodann erschienen zwei Detektive der Kantonspolizei, die sofort feststellen konnten, daß der Studentenausweis »Christens« gefälscht war. Dies führte dazu, daß »Christen« in polizeilichen Gewahrsam genommen wurde.

5. Noch am gleichen Abend teilte uns die Kantonspolizei mit, daß es sich bei dem Herrn »Christen« und dem Herrn »Müller« um Angehörige des Scientology-Zentrums in Bern handle, die in Wirklichkeit Andreas Zbinden und Heinz Stutz heißen würden. Die Polizei orientierte uns ferner darüber, daß Müller alias Stutz absprachegemäß während ca. einer Stunde im Auto auf Christen alias Zbinden gewartet hätte und sich nach Ablauf dieser Frist aus dem Staub gemacht hätte.

Schließlich erklärte uns die Polizei, Christen alias Zbinden hätte gestanden, daß sein Studentenausweis im Scientology-Zentrum gefälscht worden sei.

6. Am anderen Tag (13.10.77) meldete sich Müller alias Stutz telefonisch bei uns und erkundigte sich nach dem Verbleib seines Kollegen, der doch am Vorabend bei uns gewesen sei. Wir sprachen ihn dabei bewußt mit seinem wirklichen Namen an, was ihm vorerst nicht auffiel; erst nach einer gewissen Zeit fragte er leicht verunsichert, weshalb wir ihn mit dem Namen Stutz statt Müller benennen würden. Im übrigen sagten wir ihm, er wisse wohl selber am besten, wo sich sein Freund aufhalte.

7. Vier Tage später (17.10.1977) erhielten wir den Anruf von Herrn Rothfuß aus Stuttgart. Dieser verwahrte sich energisch dagegen, die beiden bei uns aufgetauchten Herren zu kennen, geschweige denn, ihnen einen Auftrag erteilt zu haben. Er führte aus, die Angelegenheit sei ihm peinlich, er möchte die Sache nicht auf sich sitzen lassen. Am besten wäre es seines Erachtens, wenn man sich zu einem Gespräch treffen könnte, das er vorerst in Deutschland zu führen vorschlug. Erst als wir kategorisch auf einer Aussprache in unseren Büros beharrten, fand er sich dazu bereit nach Luzern zu kommen.«

Daß Rothfuß die Unwahrheit gesagt hat, steht fest. Wenn er die beiden nicht gekannt hat, woher wußte er dann von den fraglichen Vorfällen?

Christen alias Zbinden benutzt noch immer den falschen Namen. Er ist für das Guardian Office Schweiz der Scientology-Sekte tätig, dem Scientology-Sicherheitsbüro und dort zuständig für das »Pressebüro der Scientology-Kirche in der Schweiz«. Wie bereits gesagt: Der Umgang mit der Presse ist für die Scientology-Sekte in erster Linie ein Sicherheitsproblem.


Gesellschaft zur Förderung religiöser Toleranz und Zwischenmenschlicher Beziehungen e.V. Johanneskirchner Str. 151, 8 München 81

Motor dieser Gesellschaft ist Luise Buhl, als Schriftführerin bezeichnet, die tatsächlich einen Schriftwechsel von ungeheuren Ausmaßen inszeniert hat. Den Scientology-Hintergrund hat sie geschickt dadurch getarnt, daß sie sich auch für andere angeblich bedrängte Minderheiten eingesetzt hat.

Vorsitzender dieses Vereins ist Zivorad Milenkovic, den man nur als ScientologyAktivisten bezeichnen kann. Er hat an einer großen Zahl von Kursen teilgenommen, so am »Drogen rundown«, er ist Gesellschafter der Druckerei, welche die Scientology-Zeitschrift »Freiheit« druckt, in deren Nr.10 vom März 1977 ein Interview mit einem Herrn Milenkovic abgedruckt ist, der dort als Sekretär der serbisch-orthodoxen Kirchengemeinde bezeichnet wird.

Zweiter Vorsitzender ist Rolf Schimann, »Clear« Nr. 13303. Kassier ist Rudolf Moyses, der auch dem Präsidium der Deutschen Liga für Menschenrechte angehört (vgl. oben Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte e.V.) und der Schriftführer der Scientology-Tarnorganisation »Kommission zum Schutz des Bürgers gegen Datenmißbrauch e.V.«, ist.

Zivorad Milenkovic arbeitet sich auf der Scientology-Stufenleiter zur Zeit rasch nach oben: Zwischen dem 24.7.79 und dem 26.8.79 hat er die Kurse Grad 0, Grad 1, Grad II und Grad III belegt. An Grad IV hat er sich nicht herangewagt, stattdessen hat er ARK Straight Wire belegt.


13. Berichte ehemaliger Scientologen


Vorbemerkung: Hier wurden keineswegs besonders drastische Berichte ausgewählt. Sondern vielmehr eher durchschnittliche.

Bericht 1

In der ersten Novemberwoche 1978 wurde ich auf der Geschäftsstraße in (Stadt) von einem jungen Mann angehalten. »Wollen Sie Ihr Leben verbessern?« Zögernd sagte ich ja. Er führte mich dann in das Büro von Scientology. Der Name und die Organisation waren mir bis dahin unbekannt. Dort unterhielt sich ein anderer junger Mann (Name) mit mir. Während dieses Gesprächs fand er sehr schnell meine Probleme in schulischer Hinsicht heraus. Er machte mir Hoffnungen, daß mit Hilfe von Scientology diese Probleme zu losen seien. Ungefähr eine 1/4 Std. später unterhielt sich eine junge Frau (Name) mit mir. Auch sie machte mir Scientology schmackhaft. Mein erster Eindruck von den Leuten war sehr angenehm. Ich ließ mich dazu überreden, den Scientology 1 Rundown (damaliger Kostenpunkt DM 300.-) mitzumachen. Sie wollte mir auch am ersten Tag das Buch »Dianetics« verkaufen. Als ich an einem der nächsten Tage mir ihr sprach, erfuhr ich zu meinem Erstaunen, daß ich Mitglied der Organisation geworden war.

Ich machte mir aber keine weiteren Gedanken darüber. Denn zu diesem Zeitpunkt und in den folgenden Wochen war ich sehr angetan von dieser scheinbar harmonischen Welt. Ich hatte auch selten zuvor so aufmerksame und geduldige Zuhörer. Merkwürdig fand ich von Anfang an das E-Meter. Als ich mal fragte, wie das denn funktioniere, kniff man mich in den Arm und ließ mich die Reaktion der Nadel beobachten. Ungefähr 2 Wochen nach der ersten Begegnung sagte mir der (Name) daß er unbedingt neue Staff-Mitglieder brauche. Dazu entschloß ich mich aber nicht. Ich wurde auch von anderen gefragt, wann ich denn Staff würde. Mitte Dezember fragte mich der (Name). Er legte ein Vertragsformular heraus, das mich für 5 Jahre an Scientology gebunden hätte. Da ich zögerte, holte mich der (Name) in sein Büro und versuchte mir in einem stundenlangen Gespräch die Schlechtigkeiten in der Gesellschaft und dagegen die Welt von Scientology zu zeigen. Ich unterschrieb nicht. Im Dezember 78 belegte ich den HQS-Kurs (Hubbard qualifizierter Scientologe, dam. Kostenpunkt ca. DM 1200.-). Da mir ein angebliches Stipendium gewährt wurde, brauchte ich nur DM 940.- zu bezahlen. Ursprünglich hatte man mir den Student Hut empfohlen (DM 5400.-). Ich hatte bei der Vielzahl der Kurse, den englischen Ausdrücken und fremden Begriffen gar keinen richtigen Durchblick.

Mir wurden immer wieder dazu angehalten, Briefe an den Ron zu schreiben. Eines Abends, nach einer Filmvorführung drückte man mir Papier und Kugelschreiber in die Hand und bestimmte, daß ich schreiben sollte. Wenige Tage später wollte man mich als FSM haben (freier Scientology-Mitarbeiter.). Ich hatte angeblich einen Teil der 940. - DM durch eigene Arbeit wieder zurück bekommen können. Auf meinen Einwand, es wäre doch möglich, daß ich mal von Scientology wegginge, antwortete er mir, dieses gäbe es nicht. »Wenn Du nicht mehr willst, wird man sich solange mit Dir hinsetzen, bis Du wieder willst.« Dieser Satz stimmte mich sehr bedenklich. In der letzten Dezemberwoche war eine Übersicht über Sekten in Deutschland, u.a. auch die Scientology-Kirche, im STERN. Ich traute meinen Augen nicht. Als ich beim nächsten mal den STERN vorlegte, verstand man es sehr geschickt, mich zu beruhigen. Meine Meinung war aber getrübt. Einem Klassenkameraden, dem ich einige Zeit vorher noch recht begeistert von Scientology erzählt hatte, teilte ich dies mit. Später wurde ich vom (Name) am E-Meter gezwungen, den Namen zu nennen.

Es fanden mehrmals und zu unbestimmten Zeiten sogenannte »Sessions« statt. Das waren »geistliche Beratungen« am E-Meter. Ich mußte Fragen beantworten, wobei immer die Reaktion der Nadel beobachtet wurde. 2 Fragen sind mir besonders in Erinnerung geblieben:

1. Hast Du vorgehabt, ein Gerichtsverfahren gegen Scientology einzuleiten?

2. Gibt es in Deinem Bekannten- und Verwandtenkreis irgendjemanden, der feindlich gegenüber Scientology eingestellt ist, oder es anzweifelt?

Der Kurs gefiel mir überhaupt nicht. Er entsprach weder meinen Erwartungen, noch den Versprechungen. Er hatte mit meinen Problemen überhaupt nichts gemein. Ich hatte den Eindruck, - und wenn ich mir heute das Kurspaket durchsehe, verstärkt sich dieser Eindruck - daß mir auf diese Art und Weise Scientology eingetrichtert werden sollte. Außerdem herrschte im Kursraum eine strenge Disziplin. 2minütiges Zuspätkommen wurde mit einem Ethikzettel geahndet. Abends mal früher zu gehen war untersagt, ebenso zu sprechen, essen oder trinken. Wenn jemand mal aus dem Fenster schaute, kam gleich der jeweilige Kursleiter auf ihn zu. Ich merkte, daß man immer mehr Besitz von mir ergreifen wollte. Es wurde mehr und mehr über mich bestimmt. Als ich mich traute, zu sagen, daß ich an meinem Geburtstag etwas später kommen würde, kam prompt die Frage: wohin gehst du, wann kommst du? Einige Tage erschien ich nicht. Als ich wieder kam (man hatte versucht, mich zu Hause abzuholen, ich öffnete aber nicht) mußte ich zum Ethik-Officer. Später mußte ich auch mal das Büro saugen.

Im Januar war im Lokalteil der WAZ ein Artikel Scientology. An meinem nächsten Termin verlangte man von mir, einen Leserbrief zu schreiben. Da ich mich ebenso oft weigerte, wie man mir bestimmte, einen zu schreiben, mußte ich wieder mal zum Ethic-Officer. Ich sagte nun, daß mir der Kurs überhaupt nicht gefiele. Man fragte mich, ob ich das Geld wiederhaben wollte. Ich sagte nein, weil ich eine Änderung erhoffte. An dieser Stelle möchte ich einfügen, daß ich nach diesen Gesprächen mit dem Ethic-Officer immer ein beruhigtes Gefühl hatte. Diese Gespräche, die sich oft über mehrere Stunden hinzogen, verliefen in einer ruhigen Atmosphäre. Er versuchte mir zu erklären, wie glücklich man mit Scientology werden könne. Ich sollte mir doch mal ansehen, wie die Welt wirklich aussieht. Wieviele glückliche Menschen es noch gäbe, und auf jeden kämen mehrere Atombomben.

Der Zeitungsreporter sollte fertiggemacht werden. Es würden Dutzende von Klagen beim Gericht eingereicht. Bei einem Pfarrer, der ebenfalls in der Zeitung berichtete, sollten Spitzel in den Verwandten- und Bekanntenkreis eingeschleust werden. Dadurch, daß ich oft fragte und kritisierte, stand ich bald auf »Zweifel« dann »Feindschaft«. Einmal mußte ich jedes der Mitglieder fragen, warum er Scientologe sei. Ich verkaufte auch keine Bücher oder sprach Personen auf der Straße an. Wie wir freien Mitarbeiter Leute zu kommunizieren und an Scientology heranzubringen hatten, wurde uns eingedrillt. Die Bezeichnung hierfür hieß »Verbreitungs-Drill«: Kontaktiere das Individuum, handhabe es, rette es, bringe es zum Verständnis. Beim Bücherverkauf sollte um passendes Geld gebeten und dem Käufer gesagt werden, man könne nicht herausgeben. Die Aufmerksamkeit des Käufers auf das Geld sollte so schnell abgelenkt werden.

Mitte Januar war der ausführliche Artikel im STERN. Ich wagte es erst nach einigen Tagen zu fragen, wie es dazu kommen konnte, daß eine Frau nach Scientology-Behandlung glaubte, in einem früheren Leben mit Bismarck verheiratet gewesen zu sein. Die Antworten waren ausweichend. Irgendwann im Januar vermutete man, ich sei ein Spitzel von einer anderen Organisation. Statt das ganz ruhig zu sehen, war ich total fertig. Ich hatte nämlich nie schlechte Absichten gehabt. Etwas später wurde ich dann fotografiert. Vom 16.-18.2.79 war ein Scientologe aus München da. Alle nannten ihn Ali. Nachdem er an einem Abend einen Vortrag gehalten hatte, erhielt jeder die Gelegenheit, sich mit ihm zu unterhalten. Ich fragte auch ihn nach der jungen Frau. Als Antwort erhielt ich, sie sei eben in ihrer reactiven Banc gewesen. (In der reactiven banc sind nach scient. die negativen Einflüsse eines Menschen im Laufe seines Lebens gespeichert.) Obwohl ich mehrmals sagte, daß ich kein Geld mehr zur Verfügung hatte, versuchte er immer wieder, mich zu weiteren Kursen und höherem Auditing zu überreden. Ich ließ mich dann zu einem Co-Auiditing überreden (DM 200.-). Ich habe dieses jedoch nie genossen und auch nicht bezahlt. Mit meinem Kurs kam ich immer schlechter voran. Man bestimmte schließlich, daß ich noch einmal von vorne beginnen sollte. Donnerstag, den 22.2.79, war ich wieder beim Ethic-Officer. Ganz überraschend nahm man mich dann ans E-Meter. Neben den üblichen Fragen wollte man dann wissen, ob es da noch etwas gäbe, was sie wissen müßten. Ich sagte nein. (Dabei war ich sehr unsicher, weil ich vorher den STERN angeschrieben hatte). Ich sagte also: Da ist nichts. Nun mußte ich mehrmals diesen Satz wiederholen, während der (Name) in immer größerer Lautstärke und gehetzter befahl: Wiederhole, da ist nichts, wiederhole, da ist nichts!

Dabei beobachtete er sehr genau die Nadel des E-Meters. Der Abend endete mit meinem Hinauswurf. Ich war durch diese Wendung und diese Behandlung ziemlich fertig. Als ich am nächsten Tag, Freitag (Datum) wiederkam, um das Geld abzuholen, wie man es mir am Vortag gesagt hatte, hieß es dann, ich hätte 2 Möglichkeiten, die erste war, die Schule aufzugeben, arbeiten zu gehen und möglichst viel Auditing zu bekommen. Die zweite Möglichkeit war, ich sollte nach München fahren. Auf meine Bemerkung hin, daß ich am Tag vorher hinausgeworfen worden war und man mir die Rückgabe des Geldes, wie vorher schon 2mal, angeboten hatte, sagte man mir, es wäre nicht so, daß Scientology von sich aus den Austritt und die Rückgabe des Geldes anböte. Im Falle meines Austritts würde mein Name in sämtlichen Scient.-Büros der Welt bekannt sein, und Scientology verfüge über ein gut funktionierendes Kommunikationssystem. Ich entschied mich für München. Dort sollte ich gleich am nächsten Tag hinfahren. Das war mir zu überstürzt, ich einigte mich dann für den nächsten Samstag. Am nächsten Tag, Samstag, 24.2.79, ging ich wieder hin und wollte endgültig austreten. Man sagte mir, daß ich in der nächsten Woche noch einmal kommen sollte. Bis dahin hätte man dann die Unterlagen für meinen Austritt fertig. Auch das Geld könnte ich nicht sofort bekommen. Am vereinbarten Termin, Dienstag oder Mittwoch, 27.2.79 oder 28.2.79, legte man mir dann ein Schreiben vor, in dem man mir wieder 2 Möglichkeiten anbot. Die eine war mein Austritt, und die andere ein Angebot, womit man auf die 2monatige Unterbrechung, um die ich einige Wochen zuvor gebeten hatte (weil mir kaum noch Zeit für Privates blieb) einging. Obwohl ich mit dem festen Entschluß gekommen war, aufzuhören, stimmte ich dem Angebot zu. Wir einigten uns, daß ich am 16.6.79 wieder erscheinen würde.

In diesen 2 Monaten hatte ich nun Zeit, die Bücher zu lesen, die ich mir in den Monaten meiner Mitgliedschaft gekauft hatte. Doch ich muß gestehen, daß ich diese Bücher dann nur teilweise gelesen habe, und mein Interesse daran verging. Vor allem das Buch »Dianetics« ist meiner Meinung nach ein technisches Sammelsurium, in dem mich die grauenhaften Formulierungen von L. Ron Hubbard sehr erschreckt haben. Da ich nun nicht mehr unter der Einflußmöglichkeit der anderen Sektenmitglieder stand, konnte ich nun nüchtern über meine bisherige Mitgliedschaft reflektieren. Es wurde mir klar, wie gefangen ich dort war und daß es bei einer längeren Mitgliedschaft noch schlimmer werden würde. Am Freitag erschien ich dann wieder und sagte, daß ich austreten würde. Da der (Name) mir sagte, daß es nicht möglich sei, mir das Geld sofort auszuzahlen, vereinbarte ich mit ihm den 1.7.79 als Rückgabetermin. Ich sagte ihm auch, daß ich mich nicht mehr ans E-Meter setzen würde. Er fertigte nun eine Liste über die Personen an, die ich aufzusuchen hatte. (Eine Fotokopie habe ich beigelegt). Er begründete es damit, daß Scientology sich rechtlich absichern müsse. Außerdem war ich nun ein Feind der Organisation. Am Mittwoch, erledigte ich einen Teil der Aufgaben. ich wollte meinen Austritt so reibungslos wie möglich machen und dann in Ruhe gelassen werden. Der (Name) war an diesem Tag nicht da. Aus diesem Grund sollte ich am nächsten Tag wiederkommen. Donnerstag, war er dann da. Er sagte mir aber, daß er etwas anderes zu tun habe, was ihm wichtiger sei. Ich sollte mir Freitag viel Zeit nehmen, damit er alles über meinen Austritt mit mir klären könne. Am Freitag ging dann seine Frau (Name) eine Liste mit mir durch, wobei sie mich alltägliche Wörter und Begriffe aus der Scientology erklären ließ. Man wollte prüfen, ob ich alle Wörter und deren Bedeutungen verstanden hatte, um dann dem (Name) am E-Meter Fragen beantworten zu können. Als der (Name) mich dann ans E-Meter holen wollte, weigerte ich mich. Nach einer kurzen Beratung mit einem anderen Sektenmitglied wollte er mich dann in das Zimmer holen, wo er sich beraten hatte. Ich weigerte mich und wollte nach Hause gehen. Man befahl mir:

»Du gehst nicht nach Hause.« Ich zog aber trotzdem meinen Mantel an und wartete dann aber doch ab. Die zwei berieten sich wieder. Mir wurde immer schauerlicher zumute. Nach einiger Zeit wurde ich dann in das Büro gerufen. Dort fragte mich dann das andere Mitglied, auf kameradschaftliche Art, was denn überhaupt los sei. Er versuchte mir nochmals das E-Meter zu erklären. Als er merkte, daß es nichts nützte, sagte er, man solle mich doch ruhig gehen lassen und ich hätte nichts von Scient. begriffen. Während der ganzen Zeit saß der (Name) etwas schräg hinter mir und beobachtete mich mit einem Gesicht, das ich schlecht beschreiben kann. Zorn, Haß, alles schien sich darin widerzuspiegeln. Dann war ich mit ihm allein im Zimmer. Er versuchte herauszufinden, warum ich mich nicht mehr ans E-Meter setzen wollte. Der Grund war für mich sehr einfach,

1. war ich nicht mehr Mitglied und brauchte das E-Meter nicht mehr zum Auffinden eventueller seelischer Spannungen, womit mir die Funktion des E-Meters beschrieben worden war, und

2. hielt und halte ich das E-Meter für eine menschenunwürdige Sache.

Da ich seiner Meinung nach etwas zu verbergen hätte, wovon ich nicht wollte, daß Scient. oder jemand anders etwas davon erführe, müßte Scientology herausfinden, was das sei. Wenn ich es nicht selbst sagen würde, warum ich austreten bzw. nicht mehr ans E-Meter wolle, würde Scientology Leute in meinen Bekanntenkreis einschleusen, um mein Leben zu durchleuchten. Ich hatte aber alles über die Gründe meines Austritts bereits gesagt. Seine Behauptungen trafen nicht die Wahrheit, die Wahrheit war, daß ich ganz einfach wegwollte. Er beschuldigte mich, eine unterdrückerische Person zu sein, weil ich ihn daran hindern würde, seine Hilfestellung an mir auszuüben. Wenn ich keine Klarheit schaffen würde, hätte ich keine Möglichkeit, zu Scient. zurückzufinden, und nun ein


Zitat: »Und ich möchte Dich dorthin zurückführen.« Er prophezeite mir, daß sich die Unterwelt vor mir auftun und ich in der Gosse landen würde, sobald ich die Tür hinter mir geschlossen hätte. Er vermutete, ich wäre homosexuell, was in Scientology einem Verbrechen gleich ist. Über die Rückgabe meines Geldes machte er vage Bemerkungen. Die könnte in einem Monat geschehen oder in einigen Monaten, man wolle schließlich wegen mir nicht die nächste Miete versäumen. Ich sollte noch einmal anrufen und wiederkommen. Da ich nun starke Zweifel hatte, ob ich jemals das Geld zurückerhalten würde und um denen zu zeigen, daß ich nicht so ganz alleine dastand, bat ich wenige Tage später einen Rechtsanwalt um Hilfe. Nachdem dieser ein Schreiben mit der Bitte um Überweisung des Geldes verschickt hatte, erhielt ich dann einen Brief vom (Name), worin er mir schrieb, daß ich mit ihm den 1.7.79 als Termin vereinbarte. Da ich nun einen Rechtsanwalt beansprucht hätte, habe man die Sache der Rechtsabteilung übergeben. Das war im Juni 79. Seitdem habe ich nichts mehr von Scient. gehört, und auch keinen Pfennig Geld gesehen.

Wenn ich mir heute Gedanken über meine Mitgliedschaft in der Scientology-Kirche mache, ist es mir unbegreiflich, weshalb ich meinen Austritt so lange hinauszögerte und mich immer wieder überreden ließ, zu bleiben. Es mag ein Grund gewesen sein, daß ich mich damals in einer schlechten seelischen Verfassung befand und durch die Hoffnungen, die in uns geweckt wurden glaubte, durch Scientology zu einem glücklicheren Leben zu finden.

Wenn ich die Sektenmitglieder mit anderen Gleichaltrigen aus meinem Bekanntenkreis verglich, schienen sie tatsächlich glücklicher zu sein. Auch ich fühlte mich ja zunächst sehr gut. Bis ich dann merkte, daß alles nur eine Scheinwelt war, in der ich nicht mehr viel zu sagen hatte, in der andere über mich bestimmten. Ich finde es erschreckend, mit welcher Kritiklosigkeit sich die Mitglieder, die überwiegend in meinem Alter waren, L. Ron Hubbard und seiner »Erfindung« Scientology ergeben hatten. Eine Organisation, die sehr autoritär und hierarchisch aufgebaut ist, was ich auch in dem Büro in (Ort) merkte. Mr. Hubbard ist in meinen Augen ein Diktator. Während meiner Mitgliedschaft gab es zwei Personen, die »clear« waren, die also zu den »höchsten und glücklichsten Wesen« gehörten. Nach meinem Empfinden waren gerade sie die bedrohlichsten mir gegenüber.

Folgendes habe ich im Bericht nicht erwähnt: Die Wände im Büro waren »tapeziert« mit Urkunden und Scientology-Postern. Als ich den Rundown beendet hatte, wurde ich beglückwünscht. Es wurde mir von den einzelnen Mitgliedern immer wieder mitgeteilt, wie glücklich sie seien. Jeden Abend fragte der Kursleiter, wer einen Gewinn hatte. Nachdem mir in den ersten Wochen immer etwas einfiel, überlegte ich zum Schluß krampfhaft, was ich denn sagen sollte.

Ich hörte niemanden der Mitglieder etwas kritisches sagen, außer den neuen, die ungefähr zu meiner Zeit eingetreten waren. Wenn es doch mal vorkam, wie bei mir, daß einer etwas sagte, wurde. er aus dem Raum herausgeholt, um so nicht die Atmosphäre der Eintracht zu stören. Es kam auch vor, daß man mich, besonders als ich austreten wollte, mehr als eine Stunde waren ließ. Als ich mal schnell in der Zeit etwas einkaufen wollte, befahl man mir, zu bleiben. Im Büro sind mal 4000.-DM abhanden gekommen. Da ich vorher zu verstehen gegeben hatte, daß ich kein Geld mehr für weitere Kurse hatte, gab man mir zu verstehen, daß nur ich als verdächtig galt. Einmal muß irgendetwas vorgefallen sein. Ich hörte ein Geräusch und Rufe. Hinterher mußte ich aufschreiben, was ich gesehen und gehört hatte., Ich glaube, Scientology besitzt einen Musikverlag in Hamburg. U. und K. Name brachten eine Langspielplatte heraus. Es wurde ein altes Zechengebäude gepachtet, und zu einem »Kunstzentrum« und zum Wohnort f. die Mitglieder umgebaut. Es heißt »Clear Galaxy« und ist »Ron gewidmet«. Man entwickelt dort viel Eifer, um das Ziel, bis 1984 die Welt clear zu haben, zu erreichen.

Durch die Mißtrauensbezeugungen der anderen mir gegenüber wurde in mir so eine Art Schuldgefühl erweckt. Ich wollte den Kurs zu Ende machen, um zu zeigen, daß ich wirklich keine schlechten Absichten hatte. Leider habe auch ich sogenannte »Erfolgsberichte« geschrieben, die nun gegen mich verwendet werden könnten. Ein anderes Mitglied, das ich einige Wochen nach meinem Austritt traf (er war etwas später als ich eingetreten und wollte auch weg), mußte am E-Meter bestätigen, daß er in Urlaub fuhr.

Oktober 1979, Unterschrift, 23 Jahre alt






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