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»New challenge«: Alles für den einen Moment


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Rolf

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»New challenge«: Alles für den einen Moment





Proben für den Lebenswechsel



Von Ann-Sophie Bleise und Pascal Görtz



HOMEZONE:reloaded-Tourdaten
06.08. 20:00 Uhr | 71636 Ludwigsburg
08.08. 19:30 Uhr | 93055 Regensburg
09.08. 19:30 Uhr | 35683 Dillenburg
10.08. 19:00 Uhr | 35708 Haiger-Offdilln
14.08. 19:30 Uhr | 20457 Hamburg
15.08. 20:00 Uhr | 09394 Hohndorf

06.08.2008

Weitere Informationen:

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Während man ihre Altersgenossen kaum von der Playstation wegbekommt, investieren sie ihren Urlaub für was Vernünftiges: junge Christen, die sich den Sommer über in evangelistischen Projekten wie „new challenge“ engagieren, denken vom Ergebnis her - die Chance, Leben zum Positiven zu verändern. Ann-Sophie Bleise und Pascal Görtz begleiteten 40 junge Tänzer, Sänger und Schauspieler beim Training für die große Show, die alles verändern soll. Und sahen viel Aufwand für den erhofften Moment.

Die Musik verstummt. Gänsehaut. Regungslos sitzt eine handvoll Zuschauer auf gestapelten Tischen, etwas benommen von dem, was sie gerade gesehen haben. Das Gefühl ist etwas unbequem, ein gewisses Unbehagen schwebt über der Szenerie. „Machen wir das gleich nocheinmal!“, sagt new-challenge-Leiter Andre und klatscht in die Hände. Sein Wort gilt. Die Szene wird noch einmal geprobt.

Samuel, einer der Schauspieler, sitzt auf einer Bank, offenbar betrunken. Aber das allein kann das Schütteln sicher nicht erklären, dem der Schauspieler ausgesetzt ist. Um ihn herum Gestalten mit schwarzen Umhängen und Totenmasken. Sie tänzeln bedrohlich, ziehen ihn in ihren Bann, wie Dämonen. So heißt auch der Text des Liedes, der dazu spielt. „Ich kämpfe gegen die Dämonen, sie sollen nicht bei mir wohnen sie sollen gehen. Sie durchbrechen die Kontrollen, machen was sie wollen, es ist schwer zu widerstehn“, rotzt Lilly neben ihm ins Mikrofon. Es ist das erste Mal, dass Sänger, Tänzer und Schauspieler die Szene gemeinsam proben. Sie ist das Herzstück des neuen Programms von new challenge. Keine Frage, um was es geht.

new challenge ist ein Evangelisationsprojekt, das seit sieben Jahren alljährlich in den Sommerferien stattfindet. Die drei Wochen der Projektphase bestehen aus einer intensiven Schulungswoche mit Proben für das Rock-Musical und der anschließenden Tour durch Deutschland. Etwa 40 junge Christen aus Deutschland und der Schweiz schwitzen auch in diesem Jahr wieder auf Probebühnen, in Fitnessstudios und in Seminarräumen. Mit dem Musical will das Ensemble zum Nachdenken anregen, sein Publikum berühren. Wenn möglich wollen die Schauspieler nach der Show mit Leuten ins Gespräch kommen, sie fragen, wo sie in ihrem Leben stehen und vom eigenen Leben mit Gott erzählen. Sechs Konzerte stehen dieses Jahr auf dem Tourplan, verteilt in ganz Deutschland – das sind sechs Chancen, für den eigenen Glauben zu werben und – ja, zu evangelisieren. Also zu einer Entscheidung für den Glauben aufzurufen. Aufwand und Nutzen machen hier keine Rechnung auf, die kaufmännisch zu rechtfertigen ist. Denn Erfolg misst sich anders im Reich Gottes. Immer wieder hören wir: „Wenn sich nur ein einziger bekehrt, hat sich das alles hier gelohnt!“

Soviel Spaß man den Jugendlichen auch ansieht - niemand ist hier einfach nur aus Spaß. „Die Leute sind hier, weil sie es als ihren Auftrag sehen, Menschen in Deutschland für Jesus zu gewinnen!“, bringt es einer der Teilnehmer auf den Punkt. Weil new challenge als Verein die Kosten nicht alleine tragen kann, bringt sich jeder Teilnehmer nicht nur mit drei Wochen Urlaub und teils langer Anreisen ein, sondern übernimmt auch gleich die eigene Teilnahmegebühr. Mehr als die Hälfte der Gruppe sind „Wiederholungstäter“ – ein gutes Zeichen. Kein Wunder, dass auch gelegentlich das Bild von der „großen Familie“ fällt: Gemeinschaft wird eben groß geschrieben.

„Jeder singt jetzt mal, was er denkt!“, schlägt das Mädchen mit den auffällig grünen Fingernägeln vor. Lilly ist Gesangscoach und passt mit ihrer kleinen „Lack-Macke“ hervorragend ins Gesamtkonzept. In der Ecke steht ein mit Kuhfell überzogener Kühlschrank, der später mit auf die Bühne soll. Das sagt doch alles: Man gönnt sich die ein oder andere individuelle Note.
Um ihr Klavier herum sitzen die Sänger im Halbkreis. Die Runde ist deutlich weiblich dominiert. Geprobt wird heute das Finale der Show „Testify to love“. Es geht um Wirkung, Gänsehaut ist das Mindeste, was die Gruppe von dem Song erwartet. Doch auch nach einer Stunde ist noch nicht alles perfekt. Die Töne sitzen noch etwas schief, das eine oder andere „uhhh“ klingt noch zu gelernt und auch die Intonation bereitet den Sängerinnen zum Teil Mühe. Kein Grund, am dritten Probetag nervös zu werden. Es ist 14:30 Uhr – kein Wunder, wenn die Konzentration der Sänger schwindet. Hin und wieder, aber immer öfter wird gegähnt. Ein Blick in die Gesichter verrät ein leichtes Schlafdefizit. Mancher wünscht sich wohl doch lieber in sein Bett, Kaffee avanciert zur Überlebenstaktik. Das macht die Proben auch für einen erfahrenen Musiker wie den Frontmann der Band Hopf Claus-Peter Eberwein zu einer musikalischen Herausforderung. Er freut sich, mit Leuten zu arbeiten, die so begabt sind und für Jesus brennen, sagt er. Wieder will einer „Alles geben für den Herrn“.

Von einem Motivationsproblem kann man auch bei Alex nicht sprechen. „Meine Motivation, das zu machen, ist zum einen, dass ich den Veranstaltern gutes Material liefen möchte, mit dem sie arbeiten können. Auf der anderen Seite weiß ich, was sich bei den Teilnehmern verändert, und es ist cool, was dazu beizutragen“, findet Alex, der schon eine ganze Weile bei new challenge dabei ist und mittlerweile auch zum Leitungsteam gehört. Wie er da so auf dem Sofa sitzt, wird mir bewusst, wie selten man ihn entspannt für ein Weilchen am gleichen Platz sitzen sieht. Eigentlich ist er immer in Aktion. Auch er hat viel zu den Vorbereitungen beigetragen, die im Vorfeld gelaufen sind. Konzerte buchen, den Kontakt zu den Veranstaltern halten, die Teilnehmer mit Infos versorgen. So eine Tour hält das fünfköpfige Leitungsteam das ganze Jahr auf Trapp.

Die Motivation ist hoch, auch wenn sich der Tourkalender nicht von alleine füllen will. In diesem Jahr läuft die Vorbereitungsphase wieder rund, der Tourplan steht, Veranstalter rechnen mit gut besuchten Abenden. Letztes Jahr waren dagegen nicht solch rosige Zeiten. Die Tour war geplant, Teilnehmer angemeldet und doch musste alles wieder abgesagt werden. Es hatten sich schlicht nicht genügend Veranstalter finden lassen, die das Konzept vor Ort umsetzen wollten.

Die Tour zu canceln, das macht die Arbeit von einem Jahr zunichte, weiß Anne, die geistliche Leiterin des Projekts. Klar war sie nach der Absage im letzten Jahr gefrustet. Die Arbeit in Frage zu stellen, käme ihr trotzdem nicht in den Sinn. Sie weiß, dass hier ihr Platz ist – new challenge ist für sie eine Berufung. Mit angezogenen Beinen und dem Kinn auf den Knien sitzt sie nachdenklich vor ihrem Laptop und ist gerade dabei, den Input für den Abend vorzubereiten. Das Thema ist Gesprächsführung, wie passend. Die Teilnehmer sollen auf das vorbereitet werden, was nach der Show ansteht. Auf Leute zugehen, mit ihnen reden, sie fragen, wie ihnen die Show gefallen hat. „Evangelisation ist vielschichtig“, sagt Anne bei dem Thema, das ihr Steckenpferd zu sein scheint. „Menschen springen auf verschiedene Sachen an“, sagt sie. Sie will dem einzelnen gerecht werden in der Art, wie sie über den Glauben spricht. Die alles entscheidende Frage bleibe aber, ob sie mit Jesus leben oder leben wollten. Das sei die „Grenzerfahrung“, für die die Jugendlichen hart arbeiten.

Evangelisation. Bekehrung. Das sind Wörter, die in der Probenwoche ganz selbstverständlich fallen. Anderen ein neues Leben mit Jesus zu ermöglichen, ist allen Leitern und Teilnehmern die Motivation, über die sie am liebsten sprechen. Dem Menschen eine Chance auf einen Neuanfang zu geben, und zwar genau eine: ein Abend, ein Konzert, ein Moment als Tor zur Ewigkeit.

„Du musst alles bezahlen, alles bezahlen“, shoutet Lilly zu dem Playback der Band „Ich und Ich“. Knapp vier Minuten dauert die Szene. Samuel sieht gequält aus, angestrengt, mit verzerrtem Gesicht, als ob er sich von etwas befreien will, aber nicht dagegen ankommt. Irgendwann eine Person in weiß, sie schiebt die schwarzen Gestalten beiseite, verscheucht sie. Jesus? Ein Engel? Schwarz und Weiß, Gut und Böse? Ein Moment ohne Grau. Sucht und Angst, Hoffnungslosigkeit, totale Schwäche.
Die Regie setzt auf Effekte. „Krass. Wenn das keinen berührt, weiß ich´s auch nicht!“, sagt Andre, der seinen Finger Richtung Stop-Knopf des CD-Spielers bewegt.

Es ist die Probe für den ganz großen Moment. Und hoffentlich auch den Moment danach.
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