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Der Sufismus – eine mystische Bewegung des Islam


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#1
Rolf

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Im Grundlagenlehrbuch "Das Enneagramm" von Richard Rohr wird in der einleitung klar ausgesagt, dass es sich beim Enneagramm nicht um christliche Lehre, sondern um eine jahrhundertealte geheimlehre handelt, die aus dem Sufismus, also der islamischen Religionsphilosophie stammt.

Aus diesem Grund hier eine Ausarbeitung über den sufismus, der ausgerechnet auch noch in einer Freimaurerloge gehalten wurde. Die Zusammenhänge dürften also klar sein.


Der Sufismus – eine mystische Bewegung des Islam


Vortrag zum Jahresthema der Loge " Ferdinand zum Felsen" 1999 – 2001:
"Die Religion, in der wir übereinstimmen"


Ich habe mir viele Gedanken gemacht wie ich das Thema "Sufismus" bearbeiten soll. Sollte ich die Geschichte des Sufismus darstellen, oder die verschiedenen Verknüpfungen zum "Okzident" und dem "Fernen Osten"? Oder sollte ich auf die großen Meister eingehen?

Immer wieder und wieder entwarf ich Konzepte und verwarf sie wieder, da die Ansätze nur die Facetten ein und desselben Diamanten waren. Wie sollte ich den Kern des " Sufismus erfassen? Schließlich entschied ich mich den Kern des Sufismus, der jenseits aller Worte und Vorstellungen liegt, und nur durch das persönliche Erlebnis erfaßt werden kann, durch die ausgesprochenen Worte von Sufi –Meistern also in Form einer "Predigt" vorzutragen.

Die Worte, die meinem Vortrag zugrunde liegen, sind nicht meine Worte. Ich bin nur ein Mittler, ein Instrument des Unaussprechlichen, das jenseits meines jetzigen Geistes und Verständnisses liegt.

Zu allen Zeiten und an allen Orten gab es Menschen, die nach dem Weg zu tieferem Wissen gesucht haben. Doch das Wissen ergießt sich über unsere herzen ohne Unterlaß wie Rundfunkwellen. Wissen kommt zu allen Menschen, aber sie fangen es nicht auf, denn nur das geöffnete Herz, das wachsam ist, ist bereit zu empfangen.

Der Sufismus ist die mystische Linie des Islam. Für die Anhänger des Sufismus, den Derwischen, bedeutet Mystizismus die Anerkennung eines Leitenden und einer Anleitung.

Der Mensch braucht jemanden, der ihn führt, wenn er sich an einen Ort begeben will, an dem er noch nicht war. Es genügt nicht allein die heiligen Bücher zu lesen, denn damit ist man noch nicht in der Lage, den praktischen, den wirklichen Weg zu begehen.

Keiner kann Arzt werden, indem er nur Bücher liest. Es ist die Praxis , die Übung, die man benötigt, um ein Chirurg zu werden.

Wenn es genügen würde, die heiligen Bücher zu lesen, dann hätte Gott nur diese gesandt. Jedoch sandte er auch die Propheten, die als Vorbilder und Rechtleitende den Völkern vorangingen.

Wir besitzen schlechte Charaktereigenschaften. Wir müssen lernen, uns ihrer zu entledigen. Dafür brauchen wir Menschen, deren vorgelebte gute Eigenschaften wir als Beispiel übernehmen können. Schlechte Eigenschaften sind ansteckend wie eine Krankheit. Deshalb brauchen wir Leitende, die wie Heilmittel für uns sind. Denn wer ihnen folgt, wird deren gute Eigenschaften in sich aufnehmen.

Im Koran steht : "Folge dem Weg dessen, der sich in Reue zu Mir gekehrt hat".

Reue, wirkliche Reue bedeutet seinem Ego die Befehle zu verweigern. So soll man jemanden folgen, der sein Ego besiegt hat und einzig und allein als aufrichtiger Diener seines Herrn lebt.

Nun könnte das Ego sagen: "Ich brauche keine Führung, Gott selbst führt mich". Doch die Führung Gottes ist nicht ohne Vermittler. Das gilt sogar für die Propheten. Jeder Prophet wird vom Erzengel "Gabriel" geführt. Wer wirklich dem Weg der Propheten folgen will, muß auch wirklich in ihre Fußstapfen treten. Zunächst muß man ein Zuhörender werden, denn diese gewinnt stets etwas dazu. Der Zuhörende ist wie ein Kaufender, der Sprecher wie ein Verkaufender.

So wollen wir hören, was uns die Derwische zu sagen haben.

Ist ein Mensch mit sich selbst im Unklaren, so erscheinen ihm alle Dinge unklar. Doch die Welt ist "vollständig" erschaffen worden. Jedes Ding wurde von unserem Schöpfer auf das vollkommenste gemacht.

Der große Sufi- Meister "Rumi" erzählte hierzu die folgende Geschichte vom Zimmermannslehrling, der aus einem unersichtlichen Grund sehr unbeholfen war.

Eines Tages kam sein Meister auf eine Idee. Er wies auf ein Regal in seiner Werkstatt und befahl dem Lehrling: "Oh mein Sohn, siehst du die Flasche dort auf dem Sims ?

Bring sie her." - "Meister, es stehen aber zwei Flaschen dort" beteuerte der Junge, "welche soll ich Dir bringen"?

Der Meister sagte, indem er seinem Lehrling einen Hammer in die Hand gab: "Hier nimm diesen Hammer und zerschlage einen von beiden. Die andere bring zu mir". -"Wie Du wünschst, oh mein Meister", antwortete der Lehrling nahm den Hammer und schlug damit auf eine der beiden Flaschen. Wie erstaunt war er jedoch, als beide Flaschen in "Tausend" Stücke zersprangen. Der Junge litt an "Doppelsichtigkeit".

Was in unserer Vorstellung unrichtig, oder unvollkommen erscheint, ist in Wirklichkeit richtig und vollkommen. Wo wir zwei sehen, ist nur eins. Daher laß uns sagen: "Oh, du mein Ich. An Dir stimmt etwas nicht."

Der Schöpfer bringt nichts Mangelhaftes Unvollkommenes hervor. Man kann keine bessere Lage finden, als die, in der man sich gerade befindet. Wir dürfen uns die Dinge nicht so wünschen, wie sie einst waren, noch so wie sie vielleicht einmal sein werden.

Die Bedingungen, die wir in jedem gegenwärtigen Zeitpunkt vorfinden sind vollkommen. Sie entsprechen völlig unserer jeweiligen augenblicklichen Verfassung und sind die für und geeignetsten.

Gott der Allmächtige, gibt eine Barmherzigkeit in dem Maße, wie wir es brauchen, in dem Maß, wie wir empfangsbereit sind. Unser Herr hat uns allen eine Gnade beschert, die kein Ende hat und diese Gnade ist der "Glaube" (Iman).

Was ist Glaube? Der Prophet Mohammed sagte hierzu: "Glaube ist Geduld ".

Geduld ist der Ursprung allen guten Charakters. Geduld heißt Kampf gegen alles, was dem Ego gefällt.

Die Seele des Glaubens, der Geist des Glaubens, das "Ruh-ul-Iman", ohne die der Mensch nicht existieren kann, ist, alles was ihm zuwider ist, bereitwillig zu ertragen, und mit all denen, die ihm zuwider sind, geduldig zu sein.

Gott der Allmächtige stellt seine Diener auf die Probe, um zu sehen, ob sie geduldig sein können. Wenn wir das vermögen, wenn wir unsere Glauben bewahren, dann wächst seine Stärke und die Macht seiner vier Feinde wird geringer, die da sind: das Ego, die Begierde,

die profane Welt und der Satan. Der Mensch kann sich einig sein mit seinem Herrn, oder aber mit seinen vier Feinden.

Sagt nicht zu den Prüfungen : " Ich kann sie nicht ertragen". Jede bestandenen Geduldsprobe bildet euren Glauben wie das Fundament eines Gebäudes.

Es ist das stärkste Teil und trägt alle anderen Teile. Fühlt Ihr euch besser als Gott, besser als die Propheten, daß ihr meint, es nicht ertragen zu müssen ?

Wir müssen glauben, daß alle Taten, einerlei ob gute oder schlechte vom Allmächtigen ausgehen. Wenn wir aufrichtig daran glauben, dann werden wir den wahren Glauben erlangen.

Das gilt auch hinsichtlich des Glaubens selbst. Der Prophet Mohammad hat dazu gesagt :

"Die Herzen der Söhne Adams enthalten Schätze, und die Schlüssel zu den Herzen ruhen in der Händen Eures Herrn". Deshalb kann, sofern er nicht die Herzen öffnet, niemand dieses tun.

Sobald ihr begreift, daß der Glaube in allen Menschen vorhanden ist, müßt ihr jeden von ihnen viel Achtung entgegenbringen. Und niemals dürft ihr von jemandem sagen:

"Er ist ein Ungläubiger". Denn wer kann vorhersagen, in welchem Zustand sich der Mensch am Ende seines Lebens befindet.

Der Schlüssel zu den Herzen ist in den Händen des Allmächtigen, und was aus jedem einzelnen einmal am Ende werden wird, ist ein Geheimnis, das in seinem ganzen Umfang nur Gott kennt. Wie auch immer, der Anfang liegt in unseren Händen, doch die Vollendung läßt sich nur mit göttlicher Hilfe erlangen.

Glaube, Iman, bedeutet Reinheit und Iman hält sich niemals an einem unreinen Ort oder in einem unreinen Herzen auf.

Der Platz, den ihr euch ausbauen müßt, ist im Himmel. Doch die Menschen sehen nur ihr Ego. Sie wollen das ganze Meer, wo sie doch nur einen Tropfen haben können. Wenn ein Mensch durstig ist, dann meint er, daß er alle Bäche und Brunnen leer trinken kann, wo doch bereits ein Glas Wasser genug wäre.

Es ist einerlei, ob ein Mensch in einer Höhle oder einem Palast lebt, denn schließlich wird jeder im Grab enden.

Die schwierigste Aufgabe eines Menschen ist, gegen die Freuden des Egos und gegen das Laster anzukämpfen. Es bedeutet: "Dschihad –ul - Akbar", der größte Krieg gegen den größten Feind. Für den Gläubigen heißt das an der gefährlichsten Front kämpfen. Denn in dem Augenblick, in dem er den Freuden des Egos nachgibt, erlischt sein Glaube.

Und Glaube muß immer sein. Keine Ausnahme.

Es ist gerade dieses ständige Bemühen, sich seiner schlechten Eigenschaften zu entledigen, die den schönsten Dienst an Gott darstellt. Es bereitet Ihm Wohlgefallen, seinen Diener zu beobachten.

Vor allem Geduld und Ausdauer sind erforderlich, wenn wir unser Verlangen nach dieser Welt aufgeben wollen. Ausdauer bildet Iman (Glauben), und Iman versorgt uns mit der notwendigen Kraft, unser geistiges Ziel das Jenseits zu erreichen.

Die Kraft ein Ziel anzustreben, hängt von der Kraft des Glaubens ab. Die Stärke unseres Glaubens bestimmt den Grad unserer Willensstärke; d.h. so viel Glauben wir haben, so viel Willensstärke werden wir erhalten.

Kein Glauben – keine Willensstärke. Keine Willensstärke – kein Glauben.

Wem bewußt ist, daß er ein Sklave seines Herren ist, der kann nicht hochmütig sein. Er wird Demut üben und Demut ist die wirksamste Medizin gegen einen verdorbenen Charakter. In dem Maß, in dem sich ein Diener selbst erniedrigt, in dem Maß wird seine Stufe vor Gott erhöht. Deshalb sagen die Meister: "Die gute Art und Weise, sich zu verhalten besteht darin, alles Gute als Gunsterweis unseres Herren für uns zu erkennen, und alles Übel als Auswirkung der Handlungsweise unseres niederen Ichs zu sehen.

Gott will nur aufrichtige Anbetung. Aufrichtige Anbetung bedeutet ein reines Herz zu haben.

Was ist ein reines Herz ? Es ist ein Herz, in dem sich nichts befindet als nur sein Herr, Gott der Allmächtige. Alles was unser Herz in Besitz nimmt, und uns von unserem Herrn abhält, macht unser Herz unrein.

Die wenigen, denen die höchste Gnade zuteil wird, sagen:

"Ich liebe Dich nicht wegen Deiner Schlösser und Gärten, ich liebe Dich allein". Dies ist die höchste Form der Andacht an Gott, in der die Andächtigen weder auf weltlichen noch auf geistigen noch irgendeinen anderen Lohn aus sind. Ins Paradies zu kommen, hieße für sie ins Gefängnis zu kommen.

Versucht nicht Gott zu belehren. Gott weiß alles am besten, und ihr wißt überhaupt nichts. Lehnt euch nicht gegen irgend etwas auf; ihr seid Diener, ihr seid seine Sklaven, und er ist der Beherrscher, der unangefochtene König des Universums.

Deshalb tut eure täglichen Handlungen mit Freude, denn wer nicht klagt, unter keinen Umständen sein Lächeln verliert, und für andere im Herzen nur Gutes hegt, der zieht Gotte Wohlgefallen auf sich.

Und laßt die Vergangenheit. Gehört einmal etwas der Vergangenheit an, so ist das Kapitel abgeschlossen. Versucht nicht aufzudecken, was zugedeckt ist. Glaube spült alles Unreine, das sich in der Vergangenheit angesammelt hat, hinweg.

Und fallt nicht auf den erstem Schritt herein, den Satan unternimmt, um unseren Glauben zu zerstören, in dem uns in Sorgen um unseren Lebensunterhalt stürzt. Denn der Prophet Mohammad hat gesagt: "Für den Unterhalt von jedem ist gesorgt sein Leben lang. Jeder Mensch muß seinen Anteil voll ausschöpfen, ehe er stirbt. Bevor er nicht all das erhalten hat, was für ihn vorgesehen ist, was ihm gebührt, wird er nicht sterben.

Doch denkt daran, jede Tat könnte die letzte sein.

Der Weg, auf dem Ihr euren Herren trifft, ist der Tod. Wenn ihr den Tod nicht liebt, so liebt ihr es nicht, euren Herren zu treffen.

So vollenden einige Menschen ihre Sendung im Verlauf ihres Lebens. Es sind jene, die sterben, ehe sie sterben.



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