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Jehova musste draußen bleiben


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#1
Rolf

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Jehova musste draußen bleiben



Hallo Leute, hört sich ja so an, als wolltet ihr gerne hören, wie das war, als mich die Zeugen Jehovas bekehren wollten und andersrum.

Also, die standen auf einmal vor der Tür, ein Mann und eine Frau. Waren sehr ordentlich gekleidet, irgendwie übertrieben bieder. „Glauben Sie, dass es Hoffnung gibt in dieser Welt”, fragte mich die Frau, während der Mann seine Gucker nervös hinter der randlosen Brille hin und herbewegte. Die Frau sah so aus, als täte ich ihr ein bisschen leid, aber vielleicht war das auch nur Show.

Jedenfalls ließ ich sie rein. Von meinen WG-Leuten war nur Stefan da, und der war auf dem Sofa am Pennen. „Setzt Euch, nimmt Euch nen Keks”, lud ich sie in die Küche ein, doch die Beiden trampelten ganz verunsichert auf der Stelle herum. Wir hatten so an die 3000 Teebeutel von der Berliner Tafel (das ist eine Hilfsorganisation) bekommen und sie wie Dominosteine quer durch die Wohnung gestellt. Da traten sie auch drauf herum und merkten es gar nicht. In dem Moment hatten sie aber auch schon bei mir verloren. Solche Ignoranten! Die Frau hielt sich jetzt dicht hinter dem Typen, der sich räusperte, hüstelte und leicht verwirrt an seiner Aktentasche klammerte.

Dann ging dieser Depp ruckartig auf einen Stuhl zu und setzte sich. Die Frau machte es ihm nach. „Sind Sie denn glücklich mit den schlimmen Verhältnissen in der Welt?”, setzte er an. "Nein, sagte ich. Es ist ja jetzte so scheißkalt in Berlin, das man gar nicht mehr vor die Tür gehen mag. Ich habe mir gedacht, das ich einfach wieder auf dem Sommer warte und dafür nur genug zu essen kaufen brauch. Einfach nur die ganze Zeit schlafen."

Hinter der randlosen Brille gingen wieder die Guckerchen hin und her. Er überlegte. „Offenbarung 11, Vers 13” oder sowas sagte er dann befehlsartig und die Frau klappte so eine Bibel mit Goldeinband auf. „Und ich sah ein Tier aus dem Meer steigen, das hatte zehn Hörner und sieben Häupter”, las sie vor und erwähnte den Antichrist oder so wen. „Geil, das ist bestimmt wie Doom”, unterbrach ich sie begeistert: "Kennt ihr das? Da könntet ihr bestimmt mit Werbung machen."

„Oooooaaaahhh!” Jetzt wachte Stefan auf. Er hatte die ganze Zeit auf dem Sofa gepennt und langte sogleich nach der Bong, die mitten auf dem Tisch stand. „Wollt ihr mitrauchen?”, fragte er die Beiden. „Hätte Jesus auch gemacht.” Der Typ hatte sich schon die schwarzen Lederhandschuhe wieder angezogen und schlug Mantelkragen theatralisch zu. Er hatte es nun sehr eilig, nach draußen zu kommen.

Die Frau gab mir zum Abschied ein Bild vom Paradies, wie sie sagte. Da waren lauter saubere strahlende Menschen drauf und auch Löwe und Lämmer, die sich prima verstanden. Der Hintergrund sah aus wie ein Alpenpanorama. Was für eine beschissene Vorstellung von einem Paradies ist das denn, dachte ich und zündete am nächsten Tag den Ofen damit an.
Amadeus (18.01.2006 17:16 Uhr)
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