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Religion gehört in die BILD-Zeitung


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Rolf

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Religion gehört in die BILD-Zeitung



Bild: dpa

Kai Diekmann, Chefredakteur der größten deutschen Tageszeitung.

22.05.2007

(epd) - «Bild»-Chefredakteur Kai Diekmann (42) sieht seine Zeitung den christlichen Werten verpflichtet. Die Aufgabe des Blattes sei die Pflege des abendländisch geprägten ethischen Fundaments. In einem epd-Interview äußerte sich Diekmann über das Spannungsfeld von Religion und Boulevard, Presserats-Beschwerden und das, was der «Bild»-Redaktion heilig ist. Mit dem «Bild»-Chefredakteur sprachen Rainer Clos und Thomas Schiller in Hamburg

epd:Boulevard und Religion, für viele ist das ein Widerspruch. Wie passt das zusammen?

Diekmann: Das passt sehr gut zusammen. Weil Religion viele Menschen verbindet. Millionen unserer Leser sind Katholiken und Protestanten. Deshalb ist Religion selbstverständlich ein Thema, das in unsere Zeitung gehört. Die Menschen beschäftigen sich einfach mit den Sinn-Fragen: Woher wir kommen. Wohin wir gehen. Warum wir auf der Welt sind. Alles ist unübersichtlicher und schnelllebiger - deshalb verlangen die Menschen nach Konstanten. Die suchen sie im Bereich der Esoterik und finden sie hoffentlich im Christentum. Religion ist also ein absolut boulevardtaugliches Thema.

Das war bei «Bild» nicht immer so. Hat sich die Haltung zur Religion nach dem 11. September verändert?

Nein. Das hat vielmehr damit zu tun, ob die Leute an der Spitze einer Zeitung für diese Themen offen sind. Wie zum Beispiel mein Vorgänger Claus Larras, mit dem ich 1992 zu «Bild» gekommen bin. Wir haben die Zeitung damals für kirchliche Themen geöffnet. Und unsere verschiedenen Aktionen sind nicht nur beim Leser gut angekommen, sondern wurden sogar von den Kirchen ausgezeichnet.

Verstehen Sie «Bild» als eine christliche Zeitung?

Wir sind keine Kirchenzeitung. Wir sind nicht der «Dom» oder der «Rheinische Merkur». Aber wir sind selbstverständlich eine Zeitung, die sich christlichen Werten verpflichtet fühlt.

Stützen Sie die These von der Wiederkehr der Religionen?

Absolut. Was ist denn die große Debatte unserer Zeit? Der Kalte Krieg ist abgelöst worden durch einen Konflikt, der von der Spannung zwischen den Vorstellungen des Abendlandes und des Morgenlandes geprägt wird. Es geht dabei um zwei unterschiedliche Wertesysteme. In Europa haben wir ein klares ethisches Fundament. Und dies zu pflegen, es klar zu formulieren und auch darüber zu informieren ist natürlich Aufgabe einer Zeitung, die jeden Tag fast zwölf Millionen Menschen erreicht.

Es gibt Tabus für die «Bild»-Zeitung?

Es gibt Dinge, die gehören sich einfach nicht. Trotz des Einflusses der Achtundsechziger, denen ja kaum etwas heilig war.

Was ist «Bild» heilig?

Die religiösen Gefühle unserer Leser. Die Mehrheit unserer Leser ist christlich geprägt, fast 80 Prozent. Beim Zeitungmachen müssen wir deren Gefühle berücksichtigen. Auch auf die Intimsphäre eines Menschen nehmen wir Rücksicht, solange er sich damit nicht selbst in die Öffentlichkeit begeben hat. Wir machen unsere Berichterstattung immer davon abhängig, inwieweit jemand sein Privatleben offen zur Schau trägt. Das hat jeder selbst in der Hand.

Was würden Sie heute nicht mehr so machen wie noch vor zehn Jahren?

Da haben sich in der Tat Dinge verändert. Manches haben wir früher wie selbstverständlich veröffentlicht. Das betrifft das Thema der Selbstmordberichterstattung. Heute wissen wir, dass die Berichterstattung über Selbstmorde labile Menschen möglicherweise zum Nacheifern veranlasst. Deswegen sind wir in diesem Bereich extrem zurückhaltend.

Aber der Presserat beschäftigt sich weiterhin häufig mit «Bild».

In der Prozess- oder Unfallberichterstattung setzt uns der deutsche Pressekodex sehr enge Grenzen, was die Nennung von Namen oder das Zeigen von Bildern angeht. In den angelsächsischen Ländern ist das alles kein Thema. Selbstverständlich berichtet die «New York Times» - eine Zeitung, von der wir alle doch immer sagen, es sei die beste Zeitung der Welt - nach jedem Gerichtsprozess oder Unfall mit vollem Namen von Tätern und Opfern. Und sie veröffentlicht selbstverständlich auch alle relevanten Bilder dazu.

Ist es denn leichter die katholische Kirche rüberzubringen, als den Protestantismus?

Die katholische Kirche hat einen Star, den Papst. Und wenn der sein Amt so ausfüllt, wie es der jetzige tut oder wie es der verstorbene Papst getan hat, ist das für die Attraktivität der Glaubensbotschaft ein ganz großer Vorteil. Die katholische Kirche hat in ihrer über 2000 Jahre alten Geschichte bewiesen, wie viel Kraft in ihr steckt. Sie hat immer wieder Männer hervorgebracht, die die Botschaft weitertragen. Vor zehn Jahren wäre es wahrscheinlich nicht vorstellbar gewesen, dass eine Zeitung wie «Die Zeit» zeitgleich mit der «Bild»-Zeitung vorab Auszüge aus dem neuen Papst-Buch druckt. Und wir machen das ja nicht, weil wir Missionsgedanken hätten oder ich ein heimliches Mitglied von Opus Dei wäre. Sondern weil wir mit diesen christlichen Themen auch publizistisch erfolgreich sind.

Zahlt sich das auch wirtschaftlich aus?

Mit Religion kann man sicher auch Geld verdienen, aber darum geht es uns gar nicht. Schauen Sie unsere Bibelprojekte an. Wir sind bei den Bibelverkäufen bei über 500.000 Stück, verdienen aber ganz bewusst nicht daran.

Wann kommt die Luther-Bibel von «Bild»? 2017 werden 500 Jahre Reformation gefeiert.

Das notiere ich sofort. Zuerst bringen wir aber eine Papst-Bibel heraus. In limitierter Auflage. Mit echtem weißen Leder, einer Goldprägung des päpstlichen Wappens und persönlichen Texten von Papst Benedikt XVI. Ende Juni soll sie auf den Markt kommen.

Wir können in nächster Zeit mit weiteren Kampagnen rechnen?

Ende Mai kommt der Afrika-Aktivist Bob Geldof und macht einen Tag lang die Zeitung. Wir kooperieren außerdem schon mit den drei großen deutschen Umweltverbänden, was ich ausgesprochen positiv finde. Auch dabei geht es darum, die Menschen zu sensibilisieren.
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»Bild«: Vorkämpfer für christliche Werte?



Von Philip Geck


22.05.2007

Kai Diekmann polarisiert. Er ist der Chefredakteur der auflagenstärksten Tageszeitung Deutschlands, der „Bild“. Er ist Meinungsdiktator, Feindbild vieler Journalisten, aber auch Katholik und – seit neustem – sehr umweltbewusst. Er verkörpert die „Bild“, und die „Bild“ verkörpert die Befindlichkeit des Landes.

Wenn also die „Bild“ „Wir sind Papst“ ruft, dann wird ein Großteil der Deutschen Papstfan. Und wenn sich die „Bild“ für die Erhaltung des christlich-abendländischen Fundaments einsetzt, wie Kai Diekmann in einem Interview mit dem Evangelischen Pressedienst vermittelt, dann sieht es doch gut aus für Deutschland. Oder?

Tatsächlich sagt Diekmann ja genau das, was viele Christen so gerne hören in diese Tagen: Die Religion ist zurückgekehrt, viele Menschen sehnen sich nach Werten und Konstanten in dieser schnelllebigen Zeit. Die „Bild“ wird dieser neuen Sehnsucht gerecht: Mit einer „Volksbibel“ und einem Papstbuch, mit Kolumnen namhafter Christen und ethischen Themen.

Diese Entwicklung ist teilweise sehr gut. Endlich kommt der „Bild“-Leser in Kontakt mit der Bibel und christlichen Themen! Doch kann man nicht verschweigen, dass es mit der Heiligkeit der „Bild“ nicht ganz so weit bestellt ist.

Warum bekennt sich Diekmann zu den christlichen Werten seines Blattes? Die Antwort ist ganz profan: Weil er Auflage machen will und kann. Die „religiösen Gefühle“ der Leser sind Diekmann nur deshalb„heilig“, weil ihm deren Geldbeutel heilig sind. An Berthold Brechts Weisheit „Erst das Fressen, dann die Moral“ muss sich Diekmann gar nicht halten. Er moralisiert mit voll gestopftem Mund. Heute geht das.

Jedem muss bewusst sein: Die „Bild“ ist offen für christliche Themen – aber auch für Porno-Bilder, schmutzige Hetzkampagnen und Horoskope. Das fällt bei Diekmann natürlich unter den Tisch. Wer will ihm das auch in einem Interview mit dem epd verübeln? Es gibt ja auch keinen Grund, anzuzweifeln, dass ihm persönlich christliche Inhalte wichtig sind. Aber hier geht es nicht nur um persönliche Vorlieben.

Banale Nachrichten – christliche Werte?

Laut Diekmann fühlt sich sein Blatt „christlichen Werten“ verpflichtet, und trampelt doch jeden Tag neu auf ihnen rum. Diekmann kritisiert unsere „schnelllebige Zeit“, und treibt diese doch maßgeblich mit der hektischen Berichterstattung seines Blattes an. Diekmann will den Menschen Sinn und Halt geben, sein Blatt hingegen liefert täglich banale Nachrichten, deren pompöse Überschriften in keiner Relation zu ihrem Inhalt stehen. Diekmann redet von Boulevard und Religion, doch was steckt wirklich dahinter?

Nicht viel mehr als ein Marketingtrick. Die „Bild“ nutzt christliche Themen für ihre Auflage, die Christen freuen sich über etwas Beachtung. Eigentlich eine Win-Win-Situation. Die Frage ist nur: Wer verändert hier wen? Beeinflussen christliche Themen das Blatt positiv? Oder verändert die „Bild“ die christliche Botschaft und setzt sie in einen anderen Zusammenhang? Mit dieser Frage müssen sich Christen in Zukunft immer mehr auseinandersetzen, je öffentlichkeitswirksamer ihr Glaube wird.

Die neue Papst-Bibel erscheint übrigens in limitierter Auflage. „Mit echtem weißen Leder, einer Goldprägung des päpstlichen Wappens und persönlichen Texten von Papst Benedikt XVI." Passt doch, oder?


Quelle: Jesus.de
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