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Das Abendmahl bleibt geteilt


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2 Antworten in diesem Thema

#1
Rolf

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Das Abendmahl bleibt geteilt





Auch auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag 2010 soll es keine gemeinsame Feier dieses Sakraments geben. Die Amtskirchen zieren sich

Der Papst aus Polen liebte kräftige, farbige Metaphern. Für die Situation der gespaltenen Christenheit gebrauchte Johannes Paul II. das Bild von den unversehrt gebliebenen Pfeilern und Fundamenten einer im Sturm zerstörten Brücke, die nun auf eben diesen Pfeilern und Fundamenten Stück für Stück wieder hergestellt werden müsse. Momentan sieht es allerdings so aus, als ob unter seinem Nachfolger, Benedikt XVI., die Arbeit auf dieser Großbaustelle ruhe. Die Ungeduldigen in den Gemeinden kämpfen tapfer gegen die sich ausbreitende Resignation an, setzen ihre Hoffnungen auf den 2. Ökumenischen Kirchentag 2010 in München - und werden gleich wieder enttäuscht. Katholiken, Protestanten, Freikirchler und Orthodoxe wollen sich zwar um ein gemeinsames gesellschaftspolitisches Zeugnis bemühen, aber ein Signal für eine Überwindung theologischer Differenzen, etwa beim Thema Abendmahl, wird von dem Großereignis nicht ausgehen.

"Jede Seite verhält sich nach ihrem Regelwerk", darüber herrscht, wie die Veranstalter jetzt der WELT erklärten, Übereinstimmung. Die Kirchenleitungen suchen die Teilnehmer zu disziplinieren, dass es nicht zu solchen spektakulären Akten kommt wie am Rande des ersten gemeinsamen Treffens 2003 in Berlin. Dort gab es eine "offene Kommunionfeier". Zu ihr hatte der emeritierte katholische Theologieprofessor Gotthold Hasenhüttl auch Nichtkatholiken eingeladen. Er wurde prompt vom Priesteramt suspendiert - vom damaligen Trierer Bischof Reinhard Marx, der als Erzbischof von München und Freising 2010 katholischer "Gastgeber" des Kirchentages sein wird.

Die aktuelle ökumenische Situation ist höchst unübersichtlich. Was ethische Werte angeht, habe Rom mit gewissen evangelikalen Gemeinschaften fast eine bessere Zusammenarbeit als mit manchen traditionellen protestantischen Kirchen, sagt Kurienkardinal Walter Kasper. Insgesamt befinde sich die Ökumene in einem großen Übergang. Das "Wesentliche", die spirituelle, geistliche Ökumene rücke in den Vordergrund. Diese ist nicht spektakulär, kommt ohne große Gesten aus, führt zu einer Vertiefung im Theologischen, ruft in Erinnerung, dass Ökumene im Ursprung eine Gebetsbewegung ist.

Aber diese Bewegung auf ihren spirituellen Kern zu reduzieren, das wäre zu wenig. Denn die oft geschmähte "Konsensökumene" hat Ergebnisse hervorgebracht, die so klein nicht sind. Nie in den vergangenen fünf Jahrhunderten war man im theologischen Denken so nah beieinander wie heute.

Gleichgültig, welcher Kontroversfrage man sich zuwende, stets zeige sich, dass es eine Tiefenschicht an Gemeinsamem gebe, die allem Streit voraus liege, resümierte zum Beispiel der lutherische Theologe Harding Meyer. Wenn dem so ist, müsste doch darauf aufgebaut werden können. Gefragt sind die leitenden Instanzen der Kirchen. Sie müssten (endlich) den Zuwachs an Gemeinsamkeiten in eine verbindliche Form gießen, dann könnte der Dialog ohne Ermüdung weiter gehen.

Ist das unterschiedliche Eucharistieverständnis das größte Hindernis auf dem steinigen Weg zur Einheit? Das im theologischen Diskurs Erreichte spricht eher dagegen. Seit 1978 liegt das von Lutheranern und Katholiken ausgearbeitete Dokument "Das Herrenmahl" auf dem Tisch. Im Dialog konnten die alten Differenzen, unter anderem über die "wirkliche Gegenwart des Leibes und Blutes Christi" (Realpräsenz) und die Eucharistie als unblutige Wiederholung des Opfertodes Jesu - wogegen die Reformation heftig protestiert hatte - weitgehend ausgeräumt werden.

Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist ohnehin der Opfergedanke in der katholischen Liturgie zurückgedrängt worden. Zwar heißt es weiter "Sieh nicht auf unsere Sünden, sondern sieh auf das Opfer deiner Kirche." Dennoch, so betont etwa der hessen-nassauische Kirchenpräsident Peter Steinacker, trenne Katholiken und Protestanten nicht mehr das theologische Verständnis des Abendmahls: "Was uns von der römisch-katholischen Kirche trennt, ist das Verständnis der Kirche und der Priester."

Hier liegt "das ökumenische Problem schlechthin" (Harding Meyer), die "eigentlich kirchentrennende Frage" (Hans Küng): die Frage nach der Gültigkeit, der "Stiftungsgemäßheit" der Eucharistie. Diese bleibt, so will es die katholische Lehre, an die gültige Weihe des Amtsträgers gebunden.

Aber selbst an diesem strittigen Punkt stehen Theologen beider Seiten vor einem Durchbruch. Im deutschen Ökumenischen Arbeitskreis wird gegenwärtig das Projekt "Das kirchliche Amt in apostolischer Nachfolge" abgeschlossen - mit einem ausdrücklichen Votum für einen "differenzierten Konsens" in einer "Gemeinsamen Erklärung zum kirchlichen Amt" - analog zum Dokument über die Rechtfertigungslehre vom 31. Oktober 1999 in Augsburg. Alle theologischen Voraussetzungen für eine solche Erklärung und damit für eine gegenseitige Ämteranerkennung seien gegeben, berichtete der katholische Ökumeniker Otto Hermann Pesch in der "Herder Korrespondenz": "Wir können also, wenn wir denn nur wollen - beiderseits!"

Eine gegenseitige Zulassung zur Eucharistie im Sinne einer Gastfreundschaft, eine "offene Kommunion" für Einzelne als vorerst kleine Lösung wäre dann theologisch legitim. Vorausgesetzt, die katholische Kirche erklärt, dass sie im stiftungsgemäß gefeierten evangelischen Abendmahl das Abendmahl Christi erkennt und umgekehrt. Wieder fällt den Kirchenleitungen eine Schlüsselverantwortung zu. Sie könnten, wenn sie wollten.

Dass freilich der Weg zu einer Einigung noch weit ist, deutet der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller an. Keine Konfession dürfe gezwungen werden, gegen ihre Überzeugung eigene Glaubenswahrheiten aufzugeben. Müller ist der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz und ein prominentes Mitglied der römischen Glaubenskongregation. Nach katholischem Verständnis sind Bischöfe und die von ihnen geweihten Priester durch eine ununterbrochene Folge von Handauflegungen seit der Zeit der Apostel legitimiert (Apostolische Sukzession). In der evangelischen Kirche geschieht die Ordination der von der Gemeinde gewählten Geistlichen von Pfarrer zu Pfarrer.

In der Frage von Weihe, Amt und Ordination hat es auf evangelischer Seite manches "Durcheinander" (so der badische Landesbischof Ulrich Fischer) gegeben. So brachte die Vereinigte Evangelische Kirche Deutschlands (VELKD) sogar die Ordination von Nichttheologen und auf Zeit ins Spiel. Der ökumenische Partner zeigte sich höchst irritiert. Dabei gibt es durchaus Argumente dafür, die Legitimation für das Amt nicht ausschließlich an die Handauflegung zu knüpfen. Die authentischen Paulus-Briefe etwa betonen den Nutzen eines frei aufbrechenden Charismas von Menschen für die Gemeinden.

Mit der gegenseitigen Anerkennung der Kirchen als Kirche Christi wäre das ökumenische Problem im Kern überwunden - zumindest zwischen Rom und Wittenberg. Der Vatikan wendet sich derzeit aber vor allem den orthodoxen Kirchen zu. Kardinal Kasper sondiert in Moskau, dem "dritten Rom", und beim Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel. Seine Gesprächspartner weigern sich allerdings, in der Frage des Jurisdiktionsprimats und der Unfehlbarkeit des Papstes Konzessionen zu machen. Dennoch hofft er auf eine Kirchengemeinschaft mit den Orthodoxen.

Kann man aber diese Gemeinschaft haben, obwohl in den Partnerkirchen eine Lehre zurückgewiesen wird, die für Rom den Rang eines Dogmas hat? Wenn ja, wird der Vatikan entsprechenden Schritten in Richtung der Kirchen der Reformation nicht ausweichen können. Der Ökumeniker Pesch meint daher: "In der Frage des Papsttums führt der Weg nach Wittenberg über Konstantinopel."

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#2
Franz

Franz

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Lieber Rolf,

zu Deinem interessanten Beitrag "Das Abendmahl bleibt geteilt" möchte ich folgendes anmerken:

Ganz neu und vielversprechend ist für mich die Information, dass im Deutschen Ökumenischen Arbeitskreis das Projekt "Das kirchliche Amt in apostolischer Nachfolge" mit einem ausdrücklichen Votum für einen "differenzierten Konsens in einer gemeinsamen Erklärung zum kirchlichen Amt" behandelt wurde und alle theologischen Voraussetzungen für eine gegenseitige Ämteranerkennung gegeben seien. Was lange währt, wird vielleicht auch endlich gut.

Nach dem hessen-nassauischen Kirchenpräsident Peter Steinacker trenne Katholiken und Protestanten nicht mehr das theologische Verständnis des Abendmahls, sondern das Verständnis der Kirche und der Priester.

Zum unterschiedlichen Kirchenverständnis und Amtsverständnis aus meiner Sicht:

1. Die Kirche ist der Leib Christi als Ganzes und der schließt alle christlichen Gemeinschaften mit ein:

"Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden, so ist es auch mit Christus: Denn wir sind durch e i n e n Geist alle zu
e i n e m Leib getauft, seien wir Juden oder Griechen, hier: Katholische oder orthodoxe, evanglische oder evangelisch-freikirchliche Christen, wir sind a l l e mit dem e i n e n Geist durchtränkt. So gibt es viele Glieder und doch nur einen Leib. Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich bin nicht auf dich angewiesen. Der Kopf kann nicht zu den Füßen sagen: Ich brauche euch nicht. Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm" (vgl. 1 Kor 12,12-27). Dieser eine Leib Christi in der Gesamtheit aller Christen ist d i e Kirche und wird von Ihm erfüllt (Eph 1,23). "Christus ist das Haupt der Kirche; Er hat sie erlöst, denn sie ist sein Leib" (Eph 5,23).

Die katholische Kirche ist demnach - genauso wie die evangelischen, freikirchlichen und orthodoxen Kirchen - nur ein Glied des Leibes Christi. Auch wenn sich die einzelnen Glieder nach außen hin unterscheiden, nach innen hin und von innen her sind alle Glieder allzumal untrennbar e i n Leib und e i n Geist, "Einer" in Christus (Gal 3,28).
Wenn also die kath. Kirche von den Kirchen der Reformation sagt, dass sie "keine Kirchen im eigentlichen Sinne" seien, ist dies einfach unzutreffend. Wenn die Kirchen der Reformation Glieder des Leibes Christi sind, sind sie daher als Glieder auch Kirche "im eigentlichen Sinne".
Zum Primat der kath. Kirche: Es musste wohl so kommen, dass ein Martin Luther seinerzeit seine Stimme erhoben hat (vgl. Offb 2,3-5).

Da es also eine Gemeinschaft aller Christen in dem einen Leib Christi gibt, der d i e eine Kirche ist, die in jeder Ortsgemeinde insbesondere in ihrer festlichen Versammlung gegeben und gegenwärtig ist, kann es auch eine Gemeinschaft der Christen in der einen Eucharistie / im Abendmahl in ihren unterschiedlichen Gestalten geben.

Zum Vergleich: Jesus sagt bei Lk 11,23: "Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich". Er sagt über den sogenannten "anderen Jünger" bei Lk 9,50 aber nicht: "Wer nicht mit euch ist, der ist gegen euch", sondern: "Wer nicht gegen euch ist, der ist für euch". Das ist ein wesentlicher Unterschied; damit hat Er die Bedingung (für ein ökumenisches Miteinander) bei Lk 9,50 umgekehrt: "Wer nicht gegen euch ist, der ist für euch": Das ist kein Minimalkonsens, sondern die größte gemeinsame Einheit in der Vielfalt.

Jesus Christus spricht immer noch - und das sollte der Prüfstein zum Beispiel für das Kirchenverständnis bzw. für die Ämteranerkennung, für einen "differenzierten Konsens" sein: "Wer nicht gegen euch ist, der ist für euch". Es ist daher nicht notwendig, dass in allen strittigen Fragen Einigkeit bestehen muß.

Alle abweichenden Positionen, die scheinbar einer ökumenischen Kirchen-Gemeinschaft und einer ökumenischen Gemeinschaft im eucharistischen Brot entgegenstehen, sollten in diesem Licht betrachtet werden; sie sollten nicht gleich ausgegrenzt oder nicht als nicht (mehr) katholisch oder als nicht (mehr) biblisch abgewiesen werden. Es wird also - um es mit dem Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller zu sagen - keine Konfession gezwungen, gegen ihre Überzeugung eigene Glaubenswahrheiten aufzugeben. Aber bei dem unterschiedlichen Kirchen- und Amtsverständnis handelt es sich nicht um unumstößliche Glaubenswahrheiten.

Auch wenn die evanglischen und freikirchlichen Christen "nicht mit uns (katholischen Christen) zusammen" Jesus nachfolgen (Lk 9,49), weil sie abweichende Positionen haben, sind wir dennoch zusammen - in Anlehnung an die Worte von Papst Benedikt XVI. - mit den
"Brüdern der anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, vereint in der einen Taufe, die uns zu Gliedern des einen Leibes Christi macht, Teile des einen Leibes Christi..., die Glieder die zueinander gehören" *) d i e wahre Kirche Jesu Christi.
Die Konsequenz daraus wäre - da wir bereits mit den evangelischen/ freikirchlichen Christen der eine Leib Christi sind - sich gegenseitig, als die eine Kirche Jesu anzuerkennen.

2. Das geisterfüllte Wirken des sogenannten "anderen Jüngers" (Lk 9,49-50) zeigt, dass die Amtsfrage von Anfang an nicht ausschließlich an die sogenannte apostolische Sukzession gebunden ist:

"Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb, und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er nicht mit uns zusammen dir nachfolgt. Jesus antwortete: "Hindert ihn nicht! Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch".

Auch wenn sich der "andere Jünger" nicht dem Jüngerkreis angeschlossen hat, war er doch i n Christus und Er in ihm, denn getrennt von Ihm hätte er nichts vollbringen können (vgl. Joh. 15,5). Der Vater im Sohn selber war der Handelnde, das sich bis heute in unzähligen "anderen Jüngern" fortsetzt.
Während die zwölf Jünger zu dieser Zeit keine Dämonen auszutreiben vermochten (vgl. Lk 9,40), war die Berufung zum "königlichen Priestertum" (vgl.1Petr 2,9) dieses anderen Jüngers bereits gegeben (vgl. 1 Kor 12,4-11).
Die Amtsfrage, die in der Hl. Schrift meist als "Dienst", auch als "Vollmacht" in der und für die Gemeinde bezeichnet wird (Karl Rahner), ist daher von Anfang an keine ausschließliche, exclusive Frage der "Apostolischen Sukzession", das heißt, es sind von Anfang an nicht nur die katholischen Bischöfe und die von ihnen geweihten Priester durch eine ununterbrochene Folge von Handauflegungen seit der Zeit der Apostel von Christus legitmiert, die Selbstmitteilung Jesu in der Eucharistie / im Abendmahl gültig zu feiern und Sein heilendes Wort weiter zu geben, sondern auch kraft ihres "königlichen Priestertums" durch den einen Geist berufene "andere Jünger", hier: evangelische und freikirchliche Pfarrer / Pastoren. (1 Kor 12,4-11).


3. Zur Anerkennung des evangelischen bzw. freikirchlichen Abendmahls als im katholischen Sinne gültig:

Jesus Christus, die verkörperte Liebe, teilt sich selbst in seiner freikirchlichen bzw. evangelisch-lutherischen Kirche in der Gestalt des dortigen Abendmahls mit: "Ich sehne mich danach, das Abendmahl mit euch allen essen" und Er tut es auch (vgl. Lk 22,15). "Siehe ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, will ich bei ihm einkehren und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir" (Offb 3,20). Er lässt sich nicht in der kath. Kirche festhalten (vgl. Joh 20,17); Er gibt diesen Brüdern und Schwestern nicht Steine, wenn sie Ihn um sein Lebensbrot bitten (Matth 7,9).

Seine Selbstmitteilung in Brot und Wein geschieht daher nicht in der kath. Kirche allein, sondern auch im stiftungsgemäß gefeierten evangelischen und freikirchlichen Abendmahl.
Denn: Jesus Christus ist hier wie dort der eigentlich priesterlich Handelnde, der sich hier wie dort selbst schenkt; Er hat uns alle zuerst geliebt. Es gilt, das von katholischer Seite zu erkennen und anzuerkennen.

"Ist der Kelch des Segens, den wir segnen, nicht Teilhabe am Blut Christi? Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi?" Ein Brot ist es "innen", nämlich Er selbst als das Brot des Lebens (und daher auch "außen" gleichwertig). "Darum sind wir viele ein Leib, denn wir alle (Katholiken und evangelische/ freikirchliche Christen) haben teil an dem einen Brot des Lebens, das der Herr selbst ist" (vgl. 1 Kor 10,16-17; Joh 6,35).

Kirchengemeinschaft und Eucharistiegemeinschaft im eigentlichen Sinne, d.h. nicht nur im institutionellen Sinn - eben mit dem Herzen Jesu gesehen - meinen also die Teilhabe an dem einen Kelch und dem einen Brot, in "Leibeigenschaft" aller (katholischen und evangelischen/ freikirchlichen) Christen in dem einen Leib des Herrn.

Es ist daher an der Zeit, die Teilnahme und Teilhabe an dem einen "Brot des Lebens" nicht nur auf die formale Zugehörigkeit zur katholischen Kirche, das heißt auf einen Teil des Leibes Christi zu begrenzen, da wir "innen" alle ein Leib und ein Geist und eine Kirche in Christus sind, die Glieder die alle unauflöslich miteinander verbunden sind.


4. Papst Benedikt XVI. hat in Sachen Ökumene zum Beispiel folgendes gesagt:

Am 25.01.2006 sagte er in der Predigt bei der Gebetswoche der Einheit der Christen:
"...Es ist außerdem notwendig, Gemeinschaft zu pflegen mit den verschiedenen Gliedern des Volkes Gottes, damit jeder in dem Bewußtsein wachse, Teil des einen Leibes Christi zu sein, die Glieder die zueinander gehören. (...) Ich grüße mit besonderer Zuneigung die Brüder der anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, vereint in der einen Taufe, die uns zu Gliedern des mystischen Leibes Christi macht" *).

Am 22.12.2005 sagte er: "Die Taufe verbindet die Christen aller Konfessionen. Als Getaufte sind wir alle Kinder Gottes in Christus unserem Herrn und Meister. (...) Die Taufe ist Ausdruck und Verwirklichung der Wiedergeburt zum göttlichen Leben in Christus" *).

Am 29.05.2005 sagte er beim Nationalen Eucharistischen Kongreß:
"Die Eucharistie ist das Sakrament der Einheit. Doch leider sind die Christen gerade in diesem Sakrament der Einheit gespalten. Umso mehr müssen wir uns, getragen von der Eucharistie, angespornt fühlen, mit allen Kräften nach der vollen Einheit zu streben, die Christus im Abendmahlssaal sehnlich gewünscht hat. (...) Ich bin mir bewußt, dass Absichtserklärungen nicht ausreichen. Erforderlich sind konkreten Gesten, die in die Herzen dringen und die Gewissen anrühren und so jeden zu dieser inneren Umkehr auffordern, die die Voraussetzungen für den Fortschrittt auf dem Weg des Ökumenismus sind. Ich bitte alle, entschlossen den Weg jenes geistlichen Ökumenismus einzuschlagen, der im Gebet die Türen für den Heiligen Geist öffnet, der allein die Einheit schaffen kann" *).

*) zu den Zitaten vgl. die Berichte in L`Osservatore Romano Nrn. 5/06, 2/06, und 23/05.


5. In der ökumenischen Diskussion sollte es daher darum gehen, sich der inneren Einheit der Christen im Leib Christi bewußt zu werden und dieses Einssein gemeinsam auch in der eucharistischen Gemeinschaft zu feiern. Die Reben am Weinstock und die Glieder am Leib sind bereits eins, auch wenn sie ganz unterschiedliche Positionen haben.
Jesus betet in Joh 17 nicht: "Vater lass sie alle eins werden, sondern lass sie alle eins sein, das heißt, lass sie entdecken, dass sie trotz ihrer Vielfalt bereits alle eins, "Einer", sind, gleichwie wir eins sind: Ich in ihnen und du in mir, damit die Welt glaubt und erkennt, dass du mich gesandt und geliebt hast...". Dieses Einssein/ Einersein ist eine erfahrbare Tatsache, die große Liebe frei setzt.
Dieser realen Seinsverbundenheit aller Christen in Seinem Leib, in dem einen Weinstock, sollte in der gegenseitigen Eucharistischen Gastfreundschaft und Gemeinschaft Ausdruck verliehen werden.

Die Worte Jesu sind zeitlos:
"Mich verlangt herzlich danach, dieses Abendmahl mit euch (allen) zu essen. Tut dies zu meinem Gedächtnis" (vgl. Lk 22,15 ff). Diese große Sehnsucht Jesu, diese Liebe, lebt in unseren Herzen fort, zieht sie und "drängt" unsere Herzen, dieser Sehnsucht zu folgen und Schubladenken aufzugeben oder zu ignorieren (vgl. 2 Kor 5,14; Mk 2,25-28), was an der Basis bereits immer wieder und immer öfter geschieht (vgl. Matth. 13,33).

Denn die gegenseitige eucharistische Gastfreundschaft, im Idealfall die gemeinsame Eucharistiefeier, wäre Ausdruck des gemeinsamen Glaubens, hier: der katholischen / orthodoxen/ evangelischen/ freikirchlichen Christen, dass Jesus Christus, unser Leben, in Brot und Wein real gegenwärtig ist und uns sich selbst als lebendiges Brot zur Speise reicht.
Es wäre d a s gemeinsame, glaubwürdige, sichtbare Bekenntnis, dass h i e r "der Glaube ineinandermündet und die eine Kirche da ist", das heißt, offenbar wird - der von Jesus Christus in seinem Leib, in seiner Kirche, vereinten, wenn auch unterschiedlichen Christen. Denn: "Es geht nicht darum, dass wir bestimmte Anschlüsse wollen, sondern wir hoffen, dass der Herr überall den Glauben so erweckt, dass er ineinandermündet und die eine Kirche da ist" (vgl. P. Benedikt XVI., Gott und die Welt, Knaur-Tb, S. 487).

"Nur die Eucharistie, die zugleich das Mittel für die Einheit und deren Vollendung ist, vermag uns die Kraft und das Mittel zu geben, um unter den Christen auf der Erde Gemeinschaft zu verwirklichen. Es liegt hier eine existentielle Wahrheit vor. Als Sakrament der Gemeinschaft ist uns die Eucharistie dazu gegeben, dass sich alle Fermente der Trennung in uns und um uns auflösen. In ihr werden alle jene aufs neue verbunden, die einander aus Unwissenheit verachtet haben" (Frère Roger von Taizé, Worte der Versöhnung, Herder-Tb, S. 76)

"Weinstock und Reben" bzw. "Leib und Glieder" sind meines Erachtens d i e Ur-Bilder für Einssein und Verbunden-sein, für die tiefe Gemeinschaft, die uns Christen alle miteinander in Jesus Christus vereint.
Sein Wasser des Lebens ist die "Kraft und die Liebe, die uns alle miteinander verbindet: Sie ist ´göttlich`, weil sie von Gott kommt und uns mit Gott eint, uns in diesem Einungsprozess zu einem Wir macht, das unsere Trennungen überwindet und uns eins sein lässt: Aus dem Gegenüber zu Gott ist Vereinigung geworden" *): Ich lebe, doch nun nicht "ich" - Christus lebt in mir, in uns"
*) In Anlehnung an Papst Benedikt XVI., Deus Caritas Est, Erster Teil, Kap. 18 letzter Satz und Kap. 13 letzter Satz.

In einer gespaltenen Welt und in einer nach außen hin geteilten Christenheit, die "nicht mit uns zusammen" dem Herrn nachfolgt, wäre die gegenseitige eucharistische Gastfreundschaft/ im Idealfall die gemeinsame katholische/ orthodoxe/ evangelische/ freikirchliche Eucharie-/Abendmahlsfeier, das stärkste gemeinsame Zeichen und glaubwürdige Zeugnis für unser Einssein in Christus, das gesetzt werden könnte und das in die Herzen dringen könnte, "damit die Welt glaubt und erkennt, dass du mich gesandt und geliebt hast".

Die Zeit ist reif, für dieses Wunder den Weg zu bereiten (vgl. Lk 3,4-6) und besonders in der katholischen Kirche entschlossen "den Weg jenes geistlichen Ökumenismus einzuschlagen, der die Türen für den Heiligen Geist öffnet, der allein die Einheit schaffen kann" (P.Benedikt) - in der Einen Eucharistie auch mit den evangelischen und freikirchlichen Kirchen.

Ich glaube nicht, dass es noch 10 Jahre dauert bis diese Eucharistische Gemeinschaft möglich wird - Ich glaube, dass die Sehnsucht in unseren Herzen für diese Einheit das früher zu Wege bringen wird, gleich dem Sauerteig im Gleichnis Jesu, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, bis das
G a n z e durchsäuert war (Mt 13,33).


Herzliche Grüße

Franz
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#3
Franz

Franz

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Noch ein Nachtrag:

Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung (SZ) zum Besuch von Papst Benedikt XVI. auf Zypern vom 01.06.2010, S. 12, erhoffe sich der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller, Ökumene-Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz, auch im katholisch-protestantischen Verhältnis eine "gemeinsame theologische Erkenntnislehre". Für Müller könne ein solches begriffliches Ringen weder in eine Rückkehr-Ökumene noch in eine Protestantisierung der katholischen Kirche münden. Schließlich sei die eine Kirche Chrisi de facto schon gegeben, als Gemeinschaft der Getauften. Das ist eine sehr schöne Aussage.

Wenn also die e i n e Kirche Christi de facto (= tatsächlich) schon gegeben ist, ist die Zeit reif, dem insbesondere in der katholischen Kirche gebührend Raum zu geben - siehe oben.

Mit herzlichen Grüßen
Franz
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