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Der Bruder mit der Nummer Drei is jut - so schön kompromissl


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Rolf

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Der Bruder mit der Nummer Drei is jut - so schön kompromisslos"






Berliner Imame besiegen erstmals beim traditionellen Fußballspiel die Pfarrer der Hauptstadt



Der Fußballgott hatte am Samstagmorgen offensichtlich anderes zu tun - auf dem Kunstrasenplatz der Friedrich-Ebert-Oberschule war von seinem Segen jedenfalls nichts zu spüren. Offen wie die Himmelspforte stand das Tor der Berliner Pfarrer, die im dritten Jahr infolge gegen eine Mannschaft von acht Imamen antraten. Die Muslime gewannen 4:0. "Es gibt keinen Gott außer Allah", hatte Burhan Dünder, türkischer Imam der Islamischen Föderation, kurz nach seinem satten Linksschuss gerufen, mit dem er den Ball im gegnerischen Tor zum ersten Treffer versenkte.

Vor dem Anpfiff gaben sich beide Mannschaften das Versprechen, sich auf dem Platz der gepredigten Tugenden zu erinnern. Vielleicht hatten die Pfarrer das allzu sehr verinnerlicht. Barmherzig war ihr Abwehrverhalten, das dem Sturmlauf der Imame nichts entgegenzusetzen hatte. So konnten die in Grün spielenden Imame - der Farbe ihrer muslimischen Religion - ihre offensive Marschroute fortsetzen. Der Kapitän Ufur Topkara, Seelsorger der türkisch-islamischen Religionsunion Ditib, verwandelte eine starke Parade zum 2:0. "Nach unserem unchristlich hohen Sieg vom vergangenen Jahr gönnen wir unseren muslimischen Freunden schon allein aus Gründen der Nächstenliebe, dass der Pokal in diesem Jahr wandert", sagte Roland Herpich, Superintendent der evangelischen Kirche in Berlin-Wilmersdorf in der Halbzeitpause.

Pünktlich zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 waren die Pfarrer erstmals gegen die Imame angetreten, um im Rahmen der Konferenz "Sports against racism" (Sport gegen Rassismus) Anstoß zum Dialog zu geben und sich auf dem Sportplatz zu messen. Der anglikanische Pfarrer Christopher Jage-Bowler von der Berliner St.-George-Gemeinde hatte von einem Match von Pfarrern gegen Imame in England gehört und die Idee importiert. Nach dem 13. Tor der Pfarrer hatte der Schiedsrichter damals aufgehört zu zählen. Auch im vergangenen Jahr war der Pokal des Ökumenischen Rates Berlin-Brandenburg bei den Christen verblieben (6:2). Nun war es also Ziel der muslimischen Mission, die "Scharte des vergangenen Jahres auszuwetzen".

Wenn es keine Irritationen gäbe, müsse man nicht spielen, hatte Pfarrer Jage-Bowler gesagt, und so tue es gut, wenn Pfarrer und Imame sich über etwas näher kämen, was nichts mit Theologie zu tun habe. Auf dem Platz sind die Regeln für alle dieselben. Denn es ist nicht so, dass für alle Imame der muslimischen Mannschaft die Integration spielend machbar sei, ist Spielorganisator Imran Sagir, Vorsitzender des Vereins Inssan (Arabisch: Mensch) überzeugt.

Das von seinem Verein geplante Bauvorhaben einer Moschee in Berlin-Charlottenburg bekam vor vier Wochen überraschend eine Absage. Eine inhaltliche Debatte war entbrannt: Eine Bürgerinitiative äußerte den Vorwurf, Mitglieder von Inssan seien mit der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland verflochten, die als Hort der fundamentalistischen Muslimbruderschaft gilt. Inssan vertrete eine "antiintegrative Form des Islam". Sagir wiederum warf der Bürgerinitiative "islamophobe Motive" vor. Nach dem geplatzten Moscheebau sei der Frust der Muslime jetzt weit über Berlin hinaus groß, sagt Sagir. "Viele sagen nun: Egal, was wir tun, die wollen nicht nur keine Moschee, die wollen überhaupt keine Muslime im Land." Deswegen möchte er den Kurs des Dialogs, den der Verein seit Jahren gehe, erst recht fortsetzen und habe auch in diesem Jahr erneut das Spiel gegen die Pfarrer organisiert. "Der Bruder mit der Nummer Drei is jut", sagt Sagir zu Beginn der zweiten Halbzeit im breiten Berliner Dialekt, "schön kompromisslos."

Die Imame sind im Schnitt rund 15 Jahre jünger, so macht sich in der zweiten Halbzeit die mangelnde Kondition der Pfarrer bemerkbar. Als Superintendent Herpich in der 52. Minute mit einer Leistenzerrung zu Boden geht, laufen drei Imame herbei und tragen ihn vom Spielfeld in den Schatten. Unter ihnen Abdul Adhim, ein marokkanischer Prediger der Al-Nur-Moschee in Berlin-Neukölln. Unter dem Titel "Der Moslemmacher" hatte der WDR vor Kurzem eine Dokumentation ausgestrahlt und auf den wachsenden Einfluss des Imams hingewiesen, der sich nicht zuletzt in zahlreichen Übertritten zum Islam und einer wachsenden Anhängerschaft ausdrückt. Abdul Adhim fühlte sich als Christenfeind verunglimpft und sah die Muslime als Opfer einer deutschen Medienkampagne, deren Ziel es sei, islamische Prediger zu verleumden.

Aber auf dem Platz vergisst Abdul Adhim sein Misstrauen, jubelt über die Angriffsstärke der Imame und sieht voller Nächstenliebe über das Foul eines Pfarrers hinweg, der ihm ein Bein in Richtung Magengrube ausstreckt. Der Schiedsrichter, im Gegensatz zu den Spielern nach Qualifikation statt nach Konfession ausgesucht, gibt eine Abmahnung. Kurz darauf schießt Dünder, die Nummer Drei, erneut ein Tor mit einer Flanke. Und vor dem Abpfiff verwandelt Abdul Adhim einen Elfmeter zum 4:0.

Barbara John, ehemals Ausländerbeauftragte des Berliner Senats, überreicht den Imamen schließlich einen goldenen Pokal mit großen Henkeln, den Kapitän Topkara glücklich über seinen Kopf hebt. Zur Pokalübergabe hat sich auch Superintendent Herpich wieder aufgerappelt. "Schaut euch den Pokal gut an, lange werdet ihr ihn nicht haben", sagt er und kündigt an, im Vorfeld des Spiels im nächsten Jahr auch praktisch das umzusetzen, was man dieses Jahr nur im Geiste getan habe: trainieren.
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