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Was ist denn jetzt eigentlich “Emerging Church”?


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Rolf

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Was ist denn jetzt eigentlich “Emerging Church”?





27. April 2007

Seit einigen Tagen findet auf ein paar Blogs ein interessanter Austausch über “Emerging Church” bzw. “Emergent” im deutschsprachigen Raum statt. Nachlesen kannst Du den Verlauf der Gedanken bei Peter, Alex, Danny, Simon und Björn. Sicherlich kann man über den Sinn einer solchen Geschichte streiten, aber es scheint in der Natur von uns Deutschen zu liegen, manches eben definieren zu wollen. Meiner Ansicht nach haben Eddie Gibbs und Ryan Bolger in ihrem Buch die Praxis der Bewegung gut getroffen. Ihre neun Kategorien nennt Danny in einem Kommentar bei Simon:

- Sich mit Jesus identifizieren
- Säkulare Orte verändern
- Als Gemeinschaft leben
- Den Fremden willkommen heißen
- Mit Güte dienen
- Als Produzenten mitmachen
- Als kreativ geschaffene Wesen kreativ sein
- Als ein Leib leiten
- Alte und zeitgemäße Spiritualitäten vereinen

Mein persönliches Emergentes Manifesto habe ich vor längerer Zeit schon formuliert. Bislang hatte ich keine große Motivation, nochmals daran rumzudoktern, allerdings sollte es zusammen mit meinen Gedanken zu Missio Dei gesehen werden.

Zur Terminologie “Emerging Church”

Eine interessante Frage ist die nach dem Ursprung der Terminologie - woher kommt eigentlich der Begriff “Emerging Church”? Ich denke, dass sich auch darüber streiten ließe. Meines Wissens hat Karen Ward schon früh eine Domain unter diesem Namen reserviert, die mal unter emergingchurch.org zu finden war, jetzt aber vom Netz ist. In England gibt es die EmergingChurch.Info auch schon ne ganze Weile. Nichtsdestotrotz bleibt mein subjektiver Eindruck, dass die Verbreitung des Buches The Emerging Church: Vintage Christianity for New Generations von Dan Kimball zur Verbreitung der Worte “Emerging Church” geführt haben. Ich mag das Buch immer noch - auch wenn es einige Freunde aus der Bewegung gibt, die nicht mehr EC genannt werden wollen, weil sie dann zu schnell mit Kimball identifiziert werden. Der deutsche Untertitel Die postmoderne Kirche lädt ja auch zum “Aua!”-Ausruf ein… Sehr schade ist, dass damit das, was Kimball mit “Vintage” sagen wollte, nicht erfasst wird und man geneigt ist, EC als “next big thing” zu verkaufen, was eben nach Purpose-Driven und Seeker Sensitive kommt. Und das ist außerordentlich schade, weil eben damit EC in einer Schublade steckt - aufgrund eines einzigen falsch verstandenen Buches.

Aber zurück zur Frage nach dem Ursprung der Terminologie. In Listening to the Beliefs of Emerging Churches (formidables Buch, in welchem Dan Kimball, Karen Ward, Doug Pagitt, Mark Driscoll und John Burke darlegen und - sehr geil! - diskutieren, was und wie sie glauben und Robert Webber interessante Einleitungs- und Schlussgedanken äußert) schreibt Kimball u.a. darüber, warum er die Bezeichnung “Emerging Church” verwendet. Er hatte sie zuerst bei Leadership Network gesehen, die sich selbst als “advance scouts for the emerging church” verstanden. Nachfolgend Dan’s Ausführungen gemäß meiner Übersetzung:

Mir gefiel die Verwendung des Wortes “emerging”, da es sich wie eine abenteuerliche Forschungsreise zu neuen Horizonten anfühlte, die der Geist Gottes unter Gemeinden unserer sich neu abzeichnenden Kultur anleitete.
Im Wörterbuch wird “emerging” als das, “was an die Oberfläche kommt”, bezeichnet. Ich begann, die Worte “emerging church” zu verwenden, um Gemeinden zu beschreiben, die erforschen, was es bedeutet, beim Eintritt in diesen neu sich abzeichnenden Kulturen Gemeinde zu sein. Das ist dem, was Missionare machen, nicht unähnlich. Wenn Missionare beim Eintritt in eine Kultur nicht vieles neu durchdenken, sind sie wahrscheinlich in der Mission nicht sehr effektiv. Ich habe den “Emerging”-Weg nie nur als besonderen “Stil” oder “Methodologie” im gemeindlichen Dienst verstanden. Ich habe ihn auch nie als spezielle Theologie verstanden (obwohl die Wurzeln alles dessen, was wir in der Gemeinde tun, in Theologie gründen). Ich verstehe den Gedanken der “Emerging Church” mehr als ein Mind-Set, eine Denkweise über Theologie. Ich verstehe die Bezeichnung “Emerging Church” als Beschreibung derer, die erkennen, dass sich die Kultur verändert und die keine Angst haben, tief und angestrengt über das Verständnis von Gemeinde nachzudenken, während wir zusammen unterwegs auf einer abenteuerlichen Mission für das Evangelium Jesu sind.

Ich denke auch nicht, dass der “Emerging”-Weg der neue tolle Weg ist, oder dass Du, wenn Du nicht “emerging” bist, untergehst und nutzlos bist. Oder dass manche “drin” und andere “draußen” sind, je nachdem ob sie jetzt “emerging” sind oder nicht. Wir haben jeder einen anderen Platz in der Mission, die Gott uns in unserem spezifischen gemeindlichen Kontext gegeben hat. Einer ist nicht besser als der andere, sie unterscheiden sich einfach bloß abhängig vom lokalen Kontext. (83f)

Interessanterweise haben Larson und Obsborne im 1970 erschienen Buch “The Emerging Church” geschrieben: “Wenn die Gemeinde ihrem Herrn treu ist, dann kann sie niemals mit Recht sagen, dass sie jetzt ‘emerged’ ist.” Dem kann ich voll zustimmen. (84)

Ich glaube, dass wahre “Emerging Churches” (…) von innen nach außen neu durchdenken, neue Formen finden und neue Werte formulieren müssen, wie wir mit allem umgehen, während sich die Kultur verändert. Wir müssen neu nachdenken über Leiterschaft, Gemeindestruktur, die Rolle eines Pastors, geistliches Wachstum, wie Gemeinschaft ausgelebt werden kann, wie Evangelisation geschehen kann, wie wir unsere Anbetung ausdrücken etc. Es geht nicht nur darum, was wir im Gottesdienst tun, sondern über alles. Dies beinhaltet unsere örtliche ekklesiologische Ausdrucksform und Ethos genauso wie unser theologisches Mind-Set. Ich empfinde sehr stark, dass es die “Emerging Church” lieben muß, mit theologischen Fragen zu ringen und keine Angst davor haben darf, sich mit aller Art von Diskussionen und Standpunkten auseinanderzusetzen. Wir sollten offen für Veränderung sein und uns selbst in unserem Denken herausfordern lassen und nicht einfach davon ausgehen, dass das, was wir gelehrt wurden, der theologischen Weisheit letzter Schluß ist. (86)

Soweit die Worte von Dan Kimball. Dieser Definition des Begriffs schließe ich mich an. Das ist für mich der Kern dessen, was in der ganzen Unterschiedlichkeit der Emerging-Church-Bewegung pulsiert. Was denkst Du darüber?
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