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Hochzeiten verschärfen die soziale Ungleichheit


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Rolf

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Abstieg der Mittelschicht





Hochzeiten verschärfen die soziale Ungleichheit





Vor allem erfolgreiche Frauen verwenden großen Ehrgeiz darauf, nicht "nach unten" zu heiraten. Aber auch Männer wollen sich immer seltener verschlechtern. Denn die Heirat beeinflusst ganz entscheidend den sozialen Status und das Familieneinkommen – und die Verteilung der Einkommen driftet immer weiter auseinander.

Frauen klammern sich weitaus stärker an das traditionelle Rollenbild, als sie selbst wahrhaben wollen. Dass eine Krankenschwester den Chefarzt heiratet, ist für sie zwar völlig normal. Aber kaum entscheidet sich die Top-Juristin, bis an ihr Lebensende einem Heizungsklempner ihr Herz zu schenken, ziehen viele doch erstaunt die Augenbrauen hoch.

Dieses Verhalten führt dazu, dass sich die Gesellschaftsschichten in Deutschland immer weiter voneinander entfernen. Zu diesem Ergebnis kommt der Bamberger Soziologieprofessor Hans-Peter Blossfeld, der über mehrere Jahre das Heiratsverhalten der Deutschen untersucht hat. Wer wen ehelicht, beeinflusst demnach ganz entscheidend die Einkommensverteilung im Land. Und die driftet derzeit auseinander.

„Sozialprestige spielt bei der Partnerwahl nach wie vor eine große Rolle“, sagt Blossfeld. Am anspruchsvollsten sind hochgebildete und erfolgreiche Frauen. „Nach unten“ zu heiraten, also einen Mann zu wählen, der weniger verdient und einen schlechteren Schulabschluss hat als die Frau selbst, kommt für sie kaum infrage. Und wenn es schon nicht möglich ist, sozial aufzusteigen, dann wollen sie doch zumindest das Niveau halten.

Allerdings gibt es heute mehr Akademikerinnen als je zuvor. Und deren Paarungsverhalten verstärkt – so bizarr es klingt – die soziale Ungleichheit. „Wenn sich zwei Partner mit recht ähnlichen Einkommenschancen zusammentun, dann kumulieren sich dort die Vorteile beziehungsweise die Nachteile“, sagt Soziologe Blossfeld. „Die Spreizung zwischen den Familien unterschiedlicher Einkommensniveaus nimmt zu, weil Menschen aus verschiedenen Schichten zunehmend unter sich bleiben.“

Das war früher anders. Noch vor 50 Jahren hat jeder zweite Mann nach unten geheiratet und Frauen entsprechend nach oben. Seine Partnerin sollte zwar durchaus ein gewisses Bildungsniveau haben. Dass sie aber ebenfalls einen Beruf ausübt und ihren Teil zum Familieneinkommen beisteuert, hat kaum ein Mann erwartet. „Dadurch haben sich die Gesellschaftsschichten früher stärker durchmischt“, sagt Blossfeld. Der Heiratsmarkt sorgte dafür, dass sich Arm und Reich nicht zu sehr voneinander entfernten. Denn durch die Heirat mit einem Rechtsanwalt konnte sich eine Sekretärin ein Leben leisten, das ihr sonst wohl verwehrt geblieben wäre.

Heute dagegen heiratet nur noch jeder fünfte Mann nach unten. Und in lediglich acht Prozent aller Fälle treten Männer mit einer Frau vor den Traualtar, die eine höhere Bildung und einen besseren Job hat als er selbst.

Gleichzeitig nehmen sozial homogene Ehen, wie Soziologen sie nennen, zu. Laut einer Untersuchung der Universität Bamberg ist die Zahl der gut bezahlten Doppelverdiener seit Anfang der 90er-Jahre um ein Viertel gestiegen. Ärzte, Juristen, Unternehmenschefs und Forscher suchen sich verstärkt einen Partner unter ihresgleichen.

Dass der Chefarzt die Krankenschwester ehelicht, kommt zumindest rein statistisch immer seltener vor. Blossfeld hat mehrere Gründe identifiziert, weshalb sich die Paare bei Bildung und Einkommen immer ähnlicher werden. Ganz simpel funktioniert so das Zusammenleben zwischen ihnen leichter. Denn man muss dem Partner nicht mühsam erklären, wieso man 200 Euro für ein Paar Schuhe ausgibt oder 2000 Euro für eine neue Musikanlage. Zudem finden sich an den Universitäten und in den Büros heute weitaus mehr Frauen als früher. Damit ist es viel wahrscheinlicher geworden, einen Partner aus demselben sozialen Milieu zu finden. Das Phänomen setzt sich in der Freizeit fort. Manager gehen in der Regel eher in eine Cocktailbar und treffen dort auf den Partner fürs Leben statt in die Eckkneipe, wo auch Bauarbeiter ihr Feierabendbier trinken.

Obwohl es heute also weitaus mehr Berührungspunkte zwischen gut ausgebildeten Männern und Frauen gibt als früher, ist es für Frauen trotzdem schwieriger, „nach oben“ zu heiraten. Und das nicht trotz, sondern vielleicht sogar wegen ihres beruflichen Erfolgs: Denn sie sind nicht bereit, sich durch die falsche Partnerwahl in ihren Augen herabzustufen. „Wenn Frauen nur bereit sind, einen gut ausgebildeten und verdienenden Mann zu heiraten, werden die auf dem Heiratsmarkt Mangelware“, sagt Blossfeld. Und so gab es 2005 zwar erstmals in Deutschland genauso viele Studentinnen wie Studenten. Solange sich die Frauen bei der Partnerwahl aber nicht von ihrem alten Rollenbild lösen, kann ihnen hier der eigene Erfolg zum Verhängnis werden.



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