Zum Inhalt wechseln

Welcome to Irrglaube und Wahrheit
Register now to gain access to all of our features. Once registered and logged in, you will be able to create topics, post replies to existing threads, give reputation to your fellow members, get your own private messenger, post status updates, manage your profile and so much more. If you already have an account, login here - otherwise create an account for free today!
Foto

Mitglieder des Wort des Lebens haben psychische Beschwerden


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
Keine Antworten in diesem Thema

#1
Rolf

Rolf

    Administrator

  • Administrator

  • PIPPIPPIP
  • 34127 Beiträge
  • Land: Country Flag

Please Login HERE or Register HERE to see this link!







Ehemalige Mitglieder des Wort des Lebens haben häufig psychische Beschwerden





Schwere und langdauernde psychische Beschwerden wurden bei ehemaligen Schülern der Bibelschule des Wort des Lebens beobachtet. Von 43 Befragten hatte fast die Hälfte psychoseartige Symptome gehabt, und jeder vierte hatte einen Selbstmordversuch unternommen. Angst, Schuldgefühle und emotionelle Störungen kommen oft vor. Das Wissen um die Bewegung ist wesentlich dafür, daß man die Krise der Patienten verstehen kann.

Verfasser: Bezirksoberarzt Per G. Swartling, Tierps Pflegezentrale, und Arbeitstherapeut Gudrun Swartling, Akademisches Krankenhaus, Uppsala.

Menschen, welche die Glaubensbewegung verlassen - in Schweden durch das Wort des Lebens in Uppsala und mit Zweigstellen im ganzen Lande repräsentiert - können schwere und langwierige psychische Beschwerden aufweisen, die ärztlichen Kontakt zur Folge haben. Schwedische psychiatrische Lehrbücher berühren das Thema nicht, aber das Lehrbuch für Allgemeinmedizin bietet eine kurzgefaßte Beschreibung von Kultopfern. In den USA haben der Psychiater Louis West und die Psychologin Margaret Singer in einem großen Lehrbuch der Psychiatrie ein Kapitel über Sekten geschrieben .

Sie berichten ausführlich über verschiedene Sekten und ihre gemeinsamen Züge, und beschreiben ein besonderes Indoktrinierungssyndrom. Zu diesem gehören u. a. Persönlichkeitsveränderungen, Abstumpfen der Gefühle und Veränderungen in der Körperhaltung und im Aussehen. Dies kann sich z. B. in einem stereotypen Gesichtsausdruck und einem zeitweise abwesenden, ausweichendem oder starren Blick äußern.

Wer eine Sekte verläßt, wird oft von starken Einsamkeitsgefühlen und Depressionen, existentieller Leere und der Unfähigkeit, Beschlüsse zu fassen, betroffen. Manchmal finden sich psychopathologische Züge mit zwangsmäßigem Grübbeln, Wahnvorstellungen, Halluzinationen usw.

Singer betont, es sei bei der Behandlung von Patienten aus Sekten sehr wichtig, eingehende Kenntnisse über die Wirkungsweise der Bewegung zu haben . Im psychiatrischen Diagnosehandbuch DSM-III wird eine besondere Diagnosenummer (300.15) für den Zustand von Individuen angegeben, die der Einwirkung einer Sekte ausgesetzt waren.

Starke mentale Steuerung gemeinsam für Sekten

Das Wort des Lebens gleicht in mehrerer Hinsicht anderen christlichen Gemeinschaften. In den Methoden, seine Mitglieder zu kontrollieren, hat die Bewegung jedoch große Ähnlichkeit mit der Moonbewegung, Hare Krishna und der Scientology-Kirche. Dies ergibt sich nicht zuletzt dann, wenn ehemalige Mitglieder aus den verschiedenen Bewegungen ihre Erfahrungen vergleichen.

Gemeinsam für Sekten ist, daß die Mitglieder einer starken steuernden mentalen Einwirkung ausgesetzt sind - in den USA "mind control" genannt, die langsam induziert und schrittweise gesteigert wird. Zur "mind control" gehören gemäß Steven Hassan folgende Komponenten:

 Strikte Lebensregeln. Oft besonderer Kleidungsstil, Verbot oder starkes Abraten von Filmen, Büchern, Musik etc., die nicht von der Sekte genehmigt werden, Abbrechen oder Vernachlässigen früherer Freundschafts- und Familienkontakte.

 Gedankenkontrolle in Form von gedankenstoppenden Ritualen mit monoton wiederholten Mantras, Zungenreden (das auch schweigend erfolgen kann) und zeitaufwendigen Treffen mit Lobgesang. Diese Aktivitäten vermindern die Zeit zur eigenen Reflexion, sie müssen aber an und für sich noch nicht zur Gedankenkontrolle führen. Erst wenn sie mechanisch mit dem Zweck angewendet werden, Zweifel, kritische Gedanken usw. zu verdrängen, entsteht Gedankenkontrolle. Kritische Gedanken gegen die Bewegung werden von der Leitung als vom Satan kommend angesehen und man muß daher gegen sie arbeiten.

 Emotionelle Kontrolle mit z. B. der Furcht vor dem Teufel als ständiger Drohung, Angst davor, die Sekte zu verlassen und sich dadurch gegen Gott zu wenden, samt Schuldgefühlen wegen negativer oder kritischer Gedanken bezüglich der Bewegung.

 Informationskontrolle. Es ist unpassend, normale Tageszeitungen zu lesen, Radio zu hören oder fern zu sehen. Man soll sich statt dessen mit von der Sekte produzierter Information, Büchern, Tonbändern usw. beschäftigen. Man darf keine Personen treffen, die gegenüber der Bewegung kritisch eingestellt sind.

Besondere Züge im Wort des Lebens

Um die Patientengruppe zu verstehen, die wir beschreiben, ist es wichtig, einige besondere Eigenheiten der Verkündigung im Wort des Lebens zu kennen, das ansonsten die oben beschriebenen Züge von "mind control" hat. In der Unterweisung wird ständig daran erinnert, das es Gott selbst ist, der hinter dem steht, was in der Bewegung gesagt und getan wird. Wer das Wort des Lebens oder seine Leitung kritisiert, wendet sich deshalb gegen Gott.

Es gibt auch Beispiele dafür, wie schlecht es jemandem ergehen kann, der die Bewegung kritisiert, oder Mitgliedern, die sie verlassen: sie können von Krankheit, Unfällen, plötzlichem Tod getroffen werden oder mißgebildete Kinder bekommen. Wer die Lehre ernst nimmt, bleibt in einem selbstkontrollierenden Griff stecken, aus dem es sehr schwer zu entkommen sein kann. Die Furcht davor, über das Wort des Lebens negativ zu sprechen, kann noch lange Zeit nach dem Austritt aus der Bewegung bestehen bleiben.

Die Verantwortung dafür, den Teufel und die bösen Geister oder Dämonen fernzuhalten, obliegt dem Wort des Lebens zufolge hauptsächlich dem Glaubenden selbst. Diese Aufgabe wird nach der Regel durch strenge gegen die Dämonen gerichtete Anrede vollbracht. Es gibt Dämonen für z. B. Krankheit, Kritik und sexuelle Lust. Mißglückt dem Glaubenden die Abweisung der dämonischen Attacken, so legt er oder sie die Schuld auf sich selbst und kann keine Hilfe erhoffen. Er kann glauben, daß der Weg für den Teufel zur Übernahme nun frei ist und hat deshalb Angst.

Ein anderer Lehrsatz beinhaltet, daß man das bekommt, was man sagt, d.h. daß die Worte, die man ausspricht, die Kraft haben, die Wirklichkeit zu verwandeln. Sagt man, daß man krank ist oder daß es einem schlecht geht, dann geht es einem der Lehre gemäß noch schlechter. Dies macht es schwierig, bei z. B. einer Depression mit Suizidgedanken Hilfe zu suchen, denn wenn man über seine Gedanken spricht, könnten sie verwirklicht werden

Um seine von der Lehre versprochene Gesundheit zu erlangen, muß man so handeln, als ob man sie bereits hätte. Ist man deprimiert, dann soll man froh und gesund aussehen. Einige können so trainiert sein, ein unbeschwertes Angesicht zu zeigen und die Depressionsgedanken zu verleugnen, daß es schwierig sein kann, ihren Zustand z. B. bei einem kurzen Arztbesuch zu beurteilen.

43, die die Bibelschule besucht hatten, nahmen an einer Interviewstudie teil.

Seit 1986 hatte einer von uns (Gudrun Swartling) persönlichen und in vielen Fällen eingehenden Kontakt mit etwa 100 ehemaligen Anhängern der Glaubensbewegung im ganzen Land. 70 hatten die Bibelschule während eines oder zwei Jahren besucht, die Mehrzahl beim Wort des Lebens. Von diesen 70 wurden 43 telephonisch oder durch persönlichen Kontakt interviewt.

Sechs haben die Teilnahme abgelehnt oder waren zur Bewegung zurückgekehrt, und 21 der Bibelschuleschüler konnten nicht erreicht werden oder waren für ein Interview nicht in einem geeigneten psychischen Gleichgewicht.

Die interviewte Gruppe ist insofern einheitlich, als alle an der systematischen Unterweisung in der Bibelschule teilgenommen haben. Das Interview war halbstrukturiert, d.h. allen wurden die gleichen Fragen gestellt, aber es gab Fälle von Abschweifungen und Vertiefungen. Das Resultat ist eine Zusammenstellung von Interviewantworten und eigenen Beobachtungen. (Gudrun Swartling hat viele Jahre lang mit psychotischen Patienten gearbeitet. Dadurch hat sie Training und Erfahrung erhalten, psychische Symptome zu beurteilen).

Das Material in diesem Bericht umfaßt daher die 43 interviewten ehemaligen Bibelschuleschüler. Die Geschlechterverteilung ist gleichmäßig und junge Menschen sind in der Mehrheit, 80 Prozent sind unter 25 Jahre alt.

Soziale Kontakte werden gebrochen

85 Prozent der 43 interviewten Bibelschuleschüler gaben an, daß sie nach dem Eintritt in die Bewegung viel weniger Kontakt mit der eigenen Familie und mit alten Freunden hatten. Viele hatten auch in hohem Maß aufgehört, Radio zu hören, fern zu sehen und Tageszeitungen zu lesen, und hatten ihre früheren Interessen vernachlässigt.

Ihre wirtschaftliche Situation hatte sich oft verändert, manchmal drastisch. Dies beruhte auf den reichlichen Kollektenspenden, die dem Wort des Lebens zu geben man von ihnen erwartete, zusätzlich zu einem Zehntel des Bruttoeinkommens.

Psychische Symptome

Die Interviewten wurden bezüglich Symptomen gefragt, welche sie nach dem Kontakt mit der Bewegung hatten und die früher kein Problem darstellten. Die neuhinzugekommenen Beschwerden sind in Tabelle I dargestellt.

Bei 60 Prozent hatte die Umgebung, z.B. die Eltern, nach dem Eintritt in die Bewegung eine Veränderung des Aussehens bemerkt. Die Körperhaltung wurde angespannt, der Gesichtsausdruck wurde starr. Der Blick konnte starrend, abwesend oder ausweichend werden, und bei einem Teil (35 Prozent) stellte man eine Regression fest.

Symptome, manchmal von schizophrener Natur, lagen bei 47 Prozent vor. Zu diesen Symptomen rechnet man mangelndes Wirklichkeitsverständnis, Schuldzuweisungen (über das fast obligatorische Schuldgefühl hinaus, versagt zu haben), samt Hör- und Sehhalluzinationen.

Häufige psychosomatische Beschwerden

Psychosomatische Beschwerden waren während der Zeit an der Bibelschule und der nächsten Zeit danach häufig. Von den Befragten gaben 63 Prozent an, sie hätten Magenschmerzen, Herzklopfen, Kopfschmerzen und Schwindel, die sie früher nicht gehabt hatten. Einige suchten wegen der Beschwerden den Arzt auf.

Psychiatrische Behandlung

Das Ausmaß der psychiatrischen Behandlung geht aus den Tabelle II und III hervor. Vor der Bibelschule hatten sieben Schüler (16 Prozent) Kontakt mit der Psychiatrie gehabt, in vier Fällen nur kurzzeitig in Zusammenhang mit einer akuten Krise (bei einem war die Behandlung nach drei Tagen abgeschlossen).

Nach dem Austritt aus der Bewegung hatten 27 ehemalige Schüler (63 Prozent) wegen Problemen, die sie dem Kontakt mit dem Wort des Lebens zuschrieben, einen Psychiater aufgesucht, sechs von diesen hatten auch vor der Bibelschule auch Kontakt mit dem Psychiater gehabt. In neun Fällen waren die Beschwerden geringfügig und benötigten nur Krankschreibung und gewisse Medikamente. Elf der ehemaligen Schüler hatten inzwischen die psychiatrische Behandlung beendet, in sechs Fällen gemäß dem Gesetz über Beendigung der psychiatrischen Behandlung LSPV.

Psychopharmaka wurden für 28 der Interviewten verschrieben, meist Benzodiazepin und Antidepressiva. Neuroleptika wurden in zehn Fällen angewandt, nach Meinung der Interviewten ohne offenbare Wirkung. Maprotilin (Ludiomil), das gegen Panikangst verschrieben wurde, hatte den Patienten gemäß in der Regel eine gute Wirkung.

Krankschreibung im Zusammenhang mit dem Kontakt mit der Bewegung erfolgte bei 56 Prozent (Tabelle IV). Bei zwei Drittel war die Zeit des Krankenstandes länger als zwei Monate, in fünf Fällen länger als ein Jahr; vier diese Patienten erhielten Krankengeld.

Psychische Beschwerden werden als "Einwirkung von Dämonen" wegerklärt

Viele Personen in der befragten Gruppe, welche das Wort des Lebens verlassen hatten, litten an schweren und bisweilen langdauernden psychischen Störungen. Ähnliche Probleme wurden in Schweden bei ehemaligen Mitgliedern anderer Sekten wie der Moon-Bewegung, Hare Krishna und der Scientology-Kirche beobachtet.

Unsere Untersuchung zeigt nicht, wie verbreitet psychische Beschwerden in der Gruppe der Bibelschule-Schüler insgesamt sind. Befragungen aktiver Mitglieder des Wort des Lebens wären nicht sachdienlich, da diese der Lehre entsprechend nicht zugeben dürfen, daß sie an Depressionen oder anderen Krankheitssymptomen leiden.

In der Bewegung werden psychische Beschwerden wie Angst, usw., statt dessen als Attacken des Teufels oder als Einwirkung von Dämonen erklärt. Während der Versammlung in der Bewegung hat jedoch ein beträchtlicher Teil der Teilnehmer durch Handerheben usw. angegeben, daß sie von Symptomen betroffen sind, welche sie diesen Dämonen zuschreiben . Psychische Beschwerden sollten der Lehre gemäß nicht als Warnsignal verstanden werden. Man sollte sie im Gegenteil als ein Zeichen betrachten, daß man für Gott arbeitet und deshalb Attacken ausgesetzt ist.

Schwer, die Selbstmordgefahr einzuschätzen und die Sektenmitglieder zu beurteilen

Eine wichtige Frage ist die, ob die gewöhnlich vorkommenden Suizidgedanken bei ehemaligen Bibelschuleschülern zu einem erhöhten Selbstmordrisiko führen. Das konnte in diesem Bericht nicht untersucht werden. In unserem Material hat jedoch fast jeder vierte Interviewte einen ernstgemeinten Selbstmordversuch unternommen. Wir wissen von 16 Selbstmorden in Schweden, bei denen Angehörige und Freunde meinen, daß der Kontakt des / der Betreffenden mit der Glaubensbewegung entscheidend war. Dieser Schluß ist auf früheren Gesprächen oder hinterlassenen Briefen begründet.

Patienten mit psychischen Problemen, die einen Zusammenhang mit dem Wort des Lebens haben können, sind für Ärzte ohne Sektenerfahrung schwer zu beurteilen. Der starke Einfluß der Lehre und der Leitung auf die Mitglieder kann sehr schwere psychische Störungen mit manchmal schizophrenen Symptomen erzeugen, manchmal langdauernde psychische Schwäche. Das Risiko für langdauernde Krankenstände ist bei diesen Individuen groß. Sie benötigen zeitgerecht Hilfe, um ihre Probleme zu bearbeiten.

Kenntnisse der Bewegung und deren Unterweisung ist wesentlich, um die Krise zu verstehen, in der sich diese Patienten befinden. Vor allem haben ehemalige Mitglieder auf Grund ihrer eigenen Erlebnisse die benötigte Einsicht, um die Dogmen und Regeln zu entlarven, welche die Personen an die Gruppe binden und Zweifel am eigenen Urteilsvermögen verursachen. Den Interviewten gemäß ist der Kontakt mit ehemaligen Mitgliedern unschätzbar und wird oft als entscheidend für die Rückkehr ins normale Leben angesehen. Selbstverständlich benötigt man auch den Einsatz der Krankenpfleger bei der Überwachung im Krankenhaus z. B. während Krisen mit Suizidgefahr.

Starke Verwundbarkeit nach einem Ausstieg

Normalerweise pendeln Personen, die gerade die Bewegung verlassen haben, zwischen dem Versuch der Befreiung und der Sucht, zur Gruppe zurückzukehren. Dies nennt man gewöhnlich "floating". Dieses Verhalten kann man vergleichen mit der starken Sucht eines entwöhnten Narkomanen nach Narkotika in bestimmten Situationen, wie dem Anblick von Spritzen, mit dem Risiko des Rückfalls. Auf gleiche Weise läuft ein ehemaliges Sektenmitglied in Gefahr, zur Bewegung zurückzukehren, wenn er alte Sektenkameraden trifft oder an einem Treffen teilnimmt.

Es ist nicht ungewöhnlich, daß die Mitglieder der Bewegung Personen aufsuchen, die auf dem Weg aus der Gruppe hinaus sind, und durch liebevolle Behandlung, "love bombing", versuchen, das ehemalige Mitglied zurückzulocken.

Das Risiko für einen Rückfall besteht noch lange Zeit nach dem Austritt. Je ganzherziger man für die Bewegung und für die Botschaft des Leiters eingetreten ist, desto schwerer scheint es zu sein, die Gruppe zu verlassen, und man gerät da leicht in eine Identitätskrise. Man ist äußerst verwundbar, weil frühere soziale Bande abgeschnitten sind. Die Zeit unmittelbar nach dem Austritt birgt das Risiko für soziale Isolation in sich. Außerdem gibt es oft eine Unruhe dafür, daß das Wort des Lebens vielleicht doch recht gehabt und die Welt außerhalb unrecht gehabt hätte. Die Versuchung, zur wohlbekannten Welt der Bewegung zurückzukehren, ist dann groß.

Es ist oft schwierig, Studien fortzusetzen, die man vor mehreren Jahren abgebrochen hat. Das Selbstwertgefühl hat einen Sprung bekommen. Man fühlt sich betrogen und manipuliert. Es dauert manchmal Jahre, bis ehemalige Mitglieder fühlen, daß sie über die Beeinflussung durch die Bewegung hinweggekommen sind.

Es wurde über gewisse Persönlichkeitszüge spekuliert, die bewirken sollen, daß man sich einer Sekte anschließt. Nach Margaret Singer 3 kann jedoch fast jeder beliebige in eine Sekte gehen. Oft erfolgt jedoch der Beitritt in einer verwundbaren Periode des Lebens einer Person.

Die Prognose für ehemalige Sektenmitglieder ist nach unserer Auffassung auf lange Sicht gut. Die meisten konnten ihre Studien, ihre Arbeit und normale soziale Kontakte mit den Eltern, Geschwistern usw. wieder aufnehmen. Wir konnten auch beobachten, wie ihr Selbstvertrauen schrittweise wiederkehrten und wie Regression und Sektenverhalten verschwanden. In einigen Fällen war die Rehabilitation sehr schwierig und noch einige Jahre später unvollständig.

Tabelle I: Neuhinzugekommene psychische Symptome bei ehemaligen Bibelschuleschülern (N=43)
-------------------------------------------------------------------------------------------------- Anzahl Prozent
Angst, besonders Panikangst 40 93
Alpträume, Schlafbeschwerden 37 86
Angst, den Verstand zu verlieren 33 77
Leeregefühl 38 88
Konzentrationsschwierigkeiten 32 75
Gefühl de Identitätsverlustes 26 60
Schwierigkeit, die Gefühle zu meistern 39 91
Schuldgefühle 40 93
Schwierigkeit mit sozialen Kontakten 31 72
Regression 15 35
Psychosomatische Symptome 27 63
Selbstmordgedanken 27 63
Suicidversuche 10 23
Psychoseatige Symptome 20 47


Tabelle II: Psychiatrische Behandlung ehemaliger Bibelschuleschüler (N=43)
--------------------------------------------------------------------------------------------------------- vor der Bibelschule nach der Bibelschule
Anzahl Prozent Anzahl Prozent
Kontakt mit Psychiater 7 16 27 63
Behandlung in psych. Klinik oder mentalem Krankenhaus 1 2 11 28


Tabelle III: Behandlungszeit in der psychiatrischen Klinik f¸r ehemalige Bibelschulensch¸ler.
Insgesamt 11 von 43 Interviewten hatten psychiatrische Behandlung erhalten. ------------------------------------------------------------------------------ Behandlungszeit Anzahl
< 1 Woche 1
1-4 Wochen 4
1-3 Monate 2
> 3 Monate 4


Tabelle IV: Krankschreibung wegen Sektenproblem bei Bibelschuleschülern.
Insgesamt waren 24 von 43 (58 Prozent) krankgeschrieben. -------------------------------------------------------------------------------- Krankschreibungszeit Anzahl
< 2 Monate 6
2-6 Monate 7
6-12 Monate 3
>12 Monate 5





Übersetzung: Friedrich Griess
  • 0