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Depressionen - und mögliche Hilfen in der Seelsorge


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Rolf

Rolf

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Depressionen





- und mögliche Hilfen in der Seelsorge




Familientherapeutische Einrichtung Brückenschlag
Burg auf Fehmarn




Referent: Rolf Wiesenhütter,



Zunächst möchte ich mich ganz herzlich für die freundliche Einladung bedanken, für die Gelegenheit,
über dieses sehr sensible Thema Depressionen hier zu referieren und mit Ihnen zu sprechen.

Zwei Sätze vielleicht zu meiner Person: Meinen Namen haben sie schon gehört, Rolf Wiesenhütter, ich bin 45 Jahre alt, habe Theologie studiert, bin aber nicht im kirchlichen Dienst tätig.

Meine Aufgabe besteht darin, auf freiberuflicher Basis Menschen in einer Seelsorge aus- und weiterzubilden, die aus der Bibel, aus der Theologie kommt. Darüber hinaus kümmere ich mich natürlich auch, zusammen mit meiner Frau um Menschen die Probleme, Schwierigkeiten aufgrund verschiedener Ursachen haben.

Dazu gehören auch, aber nicht ausschließlich Menschen der Nöte psychisch bedingt sind.

Worauf es mir heute nachmittag ankommt, ist, ihnen deutlich zu sagen, dass ich, obwohl zu meiner Ausbildung auch umfassende psychologische Kenntnisse gehören, ich heute nachmittag als Theologe, als Geistlicher zu Ihnen sprechen werde.

Biblisch begründete Seelsorge ist vielfach eine gute Alternative zu einer psychologischen Beratung, oft kann die Seelsorge die psychologische Beratung sinnvoll und effektiv ergänzen. Aber richtig ist auch, dass die bibelorientierte Seelsorge die psychologische Komponente ganz sicher nicht immer komplett ersetzen kann.

Ich kann das nun heute nicht detailliert hier auseinanderlegen, eigentlich möchte ich damit auch nur zum Ausdruck bringen dass es heute nachmittag nicht darum gehen kann, die verschiedenen Ansätze in Konkurrenz zueinander oder sogar noch wertend zu definieren.

Die Organisation Brückenschlag, die diesen Nachmittag veranstaltet, geht hier glaube ich, einen guten und richtigen Weg, der so aufgebaut ist, dass, soweit das Einverständnis eines Ratsuchenden vorliegt, die medizinische und die psychologische Seite wo es geboten ist einbezieht, wo man gebietsübergreifend miteinander spricht und damit eine Hilfestellung optimiert.

So, genug der Vorrede, wir wollen ein bisschen über Depressionen reden, soweit man das überhaupt kann.

Die Problematik Depression, das ist ein weites Feld. Es gibt keine Patentrezepte weil Menschen nicht nach dem gleichen Muster gestrickt sind, sondern jeder Mensch für sich ist eine ganz individuelle Persönlichkeit.

Und Depressionen sind so individuell wie die Hintergründe, wie die Erscheinungsbilder, die in den ganz individuellen Persönlichkeiten zum Ausdruck kommen.

Es gibt keine Pauschalerklärung, wie Depressionen zustande kommen und wie sich auswirken.

Nicht jedes Deprimiert- oder Traurigsein ist eine Depression. Jeder Mensch lebt mit Gemütsschwan-kungen. Euphorische Stimmungen können schnell in Niedergeschlagenheit umschwenken und umgekehrt.

Das gehört zu unserer menschlichen Erfahrung, und in den menschlichen Stimmungsschwankungen liegt meistens sogar ein unschätzbarer Reichtum, weil diese Abwechslung, der Wechsel von Freude und Trauer ganz wesentlich zur Reifung unserer Persönlichkeit beiträgt.

Heiterkeit löst unsere Verkrampfungen und lockert uns auf, und Trauer gibt unserem Leben Tiefgang. Wir denken darüber nach, was in unserem Leben ewigen Wert hat, und wo wir uns von Oberflächlichkeiten befreien.

Wir müssen aufpassen dass wir durch die Definition der Wechselwirkungen in unserem Leben nicht das Krankheitsbild der Schwermut verwischen oder Verharmlosen.

Denn ein Mensch, der depressiv geworden ist, der ist erkrankt. Und es erschreckt mich, wie viele Menschen, selbst in der Fachwelt depressive Menschen immer noch für Simulanten halten.

Ich sage noch mal: Ein depressiver Mensch ist an Schwermut erkrankt. Und die erste Voraussetzung, und die ist ganz unabhängig davon, ob ich Mediziner, Psychologe, Psychotherapeut oder Theologe bin, die erste Voraussetzung ist, ich muss dass ernst nehmen, ich muss dich ernstnehmen – in Deiner Situation.

Jeder Mensch hat das Potential, an Schwermut zu erkranken. Dazu bedarf es keiner besonderen Veranlagung.

Wenn wir von Depressionen reden, dann sprechen wir in der Regel nicht von einem Vorgang, der sich in einem Menschen vollzieht, ohne irgend eine erkennbare Ursache.

In der Regel hat eine Depression einen Auslöser, der von außen an mich herantritt. Ein Todesfall eines mir sehr nahestehenden Menschen kann eine Depression auslösen.

Existenzängste, wirtschaftliche Not, Krankheitsbilder, Verlassenwerden von einem Menschen, der mein ganzes Vertrauen hatte und damit verbundene Ablehnungsgedanken und – Gefühle und vieles andere können verantwortlich dafür sein, dass eine Gemütsschwankung sich nicht mehr regenerieren kann, sondern in sich erstarrt und zur Schwermut führt.
Ich durchlebe einen Schmerz, der zu einer Lähmung wird, und diese Lähmung versperrt mir den objektiven Blick für den Sinn und die Zukunft meines Lebens.

Ich bin depressiv geworden, das bedeutet – ich befinde mich in einem akuten Krankheitszustand – und ich bin
in meiner Situation nicht mehr fähig, einen positiven Gedanken zu entwickeln, der Zugang zur Freude ist mir abgeschnitten.

Und damit kann ich meine Trauer nicht mehr emotional zum Ausdruck bringen. Ich kann nicht mehr weinen, nicht mehr klagen und auch nicht mehr schimpfen.

Alles ist dumpf, wie abgeschnitten, völlig antriebslos.
Manch einer hat gesagt: Ich fühle mich wie lebend – tot; und das ist eine wirklich nicht übertriebene Aussage.

Aber etwas bleibt, und das macht die Situation des depressiven Menschen nicht besser.

Der depressive Mensch erkennt seine Situation. Seinen Zustand. Er kann sich mit gesunden Menschen vergleichen und er erkennt seine Andersartigkeit.

Das er sich nicht wie die Menschen um ihn herum freuen kann.

Das er nicht die Kraft hat sich den Anforderungen und den Verantwortlichkeiten des Alltags zu stellen.
Er fühlt sich gelähmt und handlungsunfähig. Und in dieser Situation möchte er am besten im Bett liegen bleiben, die decke über den Kopf ziehen und alles um sich herum vergessen.

Und aus dem Vergleich mit anderen heraus sagt der Depressive: Ich fühle mich von euch unverstanden.

Und das Schlimme ist: In dieser Einschätzung hat er völlig Recht. Es gibt kaum eine größere Schwierigkeit für einen Nichtdepressiven, als sich in die Situation eines Schwermütigen hineinversetzen zu können.

Das ist sehr vielen Menschen nicht möglich. Aber aus diesem Unvermögen kommen Missverständnisse. Ver-
dächtigungen, die den Erkrankten verletzen. Die eigenen Angehörigen sprechen von „eingebildeten Leiden“ von „Simulantentum“ von „Faulheit“ oder von „Undankbarkeit.“.

Der Umgang mit Depressiven lässt sehr häufig weder Verständnis noch Liebe erkennen.

Das Ergebnis ist, das der erkrankte Mensch sich zusätzlich von denen isoliert, die ihm doch eigentlich nahe stehen.

Und obwohl man auch die Angehörigen und Freunde natürlich verstehen muss, ist es eine Tatsache, dass gerade hier mangelndes Verständnis und fehlende Geduld den Betroffenen in einen Zustand der noch größeren Traurigkeit führen. Und oftmals kommen gerade die Menschen, die dem erkrankten am nächsten stehen, überhaupt nicht mehr an den Betroffenen heran.

Sehr oft ist es dann einfach wichtig zu wissen, dass die Hilfe von außen von einer neutralen Person wesentlich effektiver ist, und deshalb gibt es Organisationen wie den Brückenschlag.

Aber – die Ursachen und die Zusammenhänge sind vielfältig. Die Depression, dass ist der Ausdruck einer besonderen Not im Leben von Menschen.

So kann eine Depression somatische, also körperliche Gründe haben, sie kann auch seelischer Natur sein, sie kann aber auch endogen sein, also von innen heraus, durch körperliche Veränderungen entstehen.

Es gibt neurotische Depressionen die von einer Neurose herkommen, oder die aber eine Neurose auslösen können. Dann gibt es reaktive Depressionen, die unmittelbar durch umweltbezogene Ereignisse ausgelöst werden, oder auch Spätdepressionen, auch Altersdepressionen genannt, und viele andere mehr.

Also, wir sehen, die Uraschen sind Konflikte der unterschiedlichsten Art. Und wenn die Depression akut wird, dann stehen wir meist hilflos davor, weil es in der akuten Phase unmöglich ist, eine Konfliktbearbeitung einzuleiten.

Hier mag nun die Frage aufkommen: Warum macht ihr als Christen euch denn die Problematik der Depressionen zueigen?

Habt ihr nichts besseres zu tun?

Ist das nicht eine Aufgabe für Fachleute? Für Psychologen und Ärzte?

Und die Antwort muss lauten: Natürlich ist das so. Und es ist eine Aufgabe für Christen!

Warum eigentlich?


Die Bibel ist ein Buch, das uns eine ganze Menge Dinge offenbart. Es gibt vielfältige Themen., und eines ihrer ganz wichtigen Themen ist, dass sie uns Erklärungen darüber abgibt, was das menschliche Leben ist, und wie
Das Leben gelingen kann.

Sie hat ein ganz eigenes Weltbild und ein ganz eigenes Menschenbild, und sie bietet dem Menschen an, dass derjenige, der nach en Prinzipien die hier dargelegt wurden lebt, zu innerem Frieden finden und ein glückliches Leben führen kann.

Und Christen, das sind Menschen, zu Gott in Jesus Christus Ja sagen, die aus Liebe und aus Treue zu ihm sein Wort annehmen und befolgen und danach leben.

Und ganz wichtig: Christen sind Menschen, die füreinander da sind.

Die sich ernstnehmen, und sich gegenseitig helfen.

Vielleicht werden Sie sagen: Aber Gott, der ist doch so weit weg. Was hat der mit mir zu schaffen, und was habe ich mit ihm zu tun. Was gibt’s da nicht alles für Richtungen und Meinungen und Gruppen und Sekten und was weiß ich!

Was hat man nicht schon alles gehört, das Menschen abhängig gemacht worden sind, und das da mit Gehirnwäsche gearbeitet wird und Geld wollen die haben und... – ne, ne... lass mich bloß in Frieden.

Davon rede ich hier nicht! Ich spreche davon, das richtig verstandenes Christentum nicht zwingt, nicht einfordert, sondern ein Angebot macht. Es spricht eine Einladung aus; es bietet uns etwas an!

Und wir haben die Freiheit, jederzeit Nein zu sagen!

Oder ja!

Ein bisschen was von diesem Angebot möchte ich heute Nachmittag hier vorstellen. Zum Nachdenken. Nicht als 08/15 Lösung!

Aber um Ihnen einen Weg zu zeigen, der vielleicht der rettende Strohhalm ist, nachdem etliche andere Versuche schon gescheitert sind.

Oder um Ihnen das Gefühl zu vermitteln: Hier sind Menschen, die verstehen mich. Die können mir weiterhelfen, und die haben keine selbstsüchtigen Absichten.

Warum können Christen Menschen verstehen, die an einer Depression erkrankt sind?

Weil sie Gottes Wort überhaupt erst einmal gelesen haben, und weil sie allermeistens von dem Inhalt verblüfft waren und sind.

Die Depression, das ist nämlich keine gesellschaftspo-litische Erscheinung. Sie ist so alt wie die Menschheit.

Die Bibel, das ist nicht ein Lesebuch, das man aus Gründen der Allgemeinbildung mal durchgeschmökert haben muss, sondern, wenn Sie sich mal ein wenig damit beschäftigen, dann werden sie merken, das ist ein Buch, aus dem heraus Sie persönlich angesprochen werden.

Gott sagt Ihnen auf einmal: Ich kenne dich!

Ich kenne dich! Ich weiß, wer du bist! Nicht erst seit heute, sondern ganz von Anfang an, das geht soweit zurück, das ich Dir sagen muss:
„Ehe sie dich bei Deinem Namen riefen, habe ich dich schon gekannt!“

Sagt Gott zu dir!

Er sagt. Ich kenne dich. Ich keine Deine Gedanken, ich kenne Deine Werke, ich weiß genau, wie du dich in diesem Augenblick fühlst. Ich kenne dich so genau, dass sogar die Haare auf Deinem Kopf gezählt sind.

Vielleicht sagen Sie: Unsinn, kein Mensch kann nachempfinden, wie ich mich fühle.

Ein Mensch vielleicht nicht. Aber Gott, und das können Sie nur erfahren, wenn Sie Gottes Wort zu hören oder zu lesen kriegen, wie es wirklich geschrieben steht, der sagt:

„Ich kenne dich“ und er sagt: „Ich habe dich lieb, so wie du bist.“

Und wenn sie glauben, Gott und die Bibel, die haben keinen Schimmer, wie es mir geht, wie ich mich fühle, dann werden sie vielleicht verblüfft sein, zu hören, das
In Gottes Wort sich mit dem Problem von Depressionen
Ganz konkret beschäftigt, und zwar in den unterschiedlichsten Facetten.

Aus Zeitgründen möchte ich heute nachmittag mal nur
ein Beispiel aufgreifen.

Da gibt es im Neuen Testament einen kleinen Brief, der heißt – Der zweite Timotheusbief -! Und der Inhalt ist etwa 1900 Jahre alt.

Aber da lesen wir, das Menschen in Zeiten kommen, mit denen man schwer fertig wird. Kritische Zeiten heißt es da im Wortlaut.

Und dann folgt hier eine Beschreibung, in welcher Situation die Menschen leben werden. Und hören Sie mal genau hin, und fragen sie sich mal, ab das nicht genau die Hintergründe sind, die Menschen schwermütig werden lassen, die in ursächlichem Zusammenhang mit dem auftreten von Depressionen sind.

Da heißt es zunächst, die Menschen leben so, dass sie unversöhnlich sind, sie können keinen Frieden schließen, sie anerkennen keine Bindungen und Verbindlichkeiten, keine Freundschaft, keine Verträge.

Wie viele Menschen sind depressiv geworden, weil sie von anderen übervorteilt wurden, weil keine Vereinba-rungen eingehalten wurden, Menschen wurden über den Tisch gezogen, übervorteilt und mit einem unüberschaubaren Berg von Schwierigkeiten im Stich gelassen.

Wir lesen hier, dass wir es mit Menschen zu tun kriegen, die falsche Ankläger sind, die andere zu unrecht beschuldigen, die verleumden.
Wenn das passiert, dann werden wir zutiefst in unserer Seele verletzt, unser vertrauen ist vielleicht missbraucht worden, wir ziehen uns zurück, sind enttäuscht, gedemütigt, verbittert.

Weiter heißt es hier, Menschen werden uns begegnen, die hemmungslos sind, die selbst keinen Halt haben, die unbeherrscht sind, nicht enthaltsam sein können, sie sind zügellos, geben jedem Trieb freien Lauf.

Und wir, werden betrogen, belogen nach Strich und Faden, denken Sie mal an die vielen Ehebrüche, an die Untreue unter den Menschen.

Da kann man sehr schnell schwermütig werden, wenn man mit der bitteren Realität konfrontiert wird, das man dem falschen Menschen geglaubt hat.

Von Brutalität ist hier die Rede, von Menschen, die roh und verwildert sind, unzivilisiert und manchmal unmenschlich.

Wie viele Menschen werden heutzutage misshandelt, geschlagen, missbraucht. Und die Bibel redet davon, dass diese dinge real sind, dass es uns passieren kann, dass uns solche Dinge widerfahren und sie spricht davon, dass wir in Zeiten geraten können, die sehr schwer für uns zu überstehen sein werden.

Viel mehr Hintergründe sind hier in diesem kleinen Brief nachzulesen, aber ich wollte es hier nur einmal anreißen, damit ein bisschen Neugier aufkommt und auch deutlich wird, dass Christen die Situation ihrer Mitmenschen verstehen können.

Natürlich kann man auch erfahren, warum man in solche Situationen kommen kann, und wie man davor bewahrt wird.

Ich sagte vorhin, Gott redet uns in seinem Wort unmittelbar an, und er sagt: Ich kenne dich, Deine momentane Situation, ich weiß, wer du bist und wie du dich fühlst.

Nun wird das vielleicht schon etwas deutlicher. Aber dadurch, dass die Situation bekannt ist, habe ich ja noch kein Angebot, meine Situation zu bewältigen. Wie es mir geht weiß ich selbst. Aber wo ist der Weg aus meiner aussichtslosen Situation heraus?


Natürlich macht uns Gott ein Angebot. Er stellt sich nicht hin und sagt: Hättest du mal nicht dies und das gemacht. Er macht uns keine Vorhaltungen, keine kritischen Bemerkungen, damit wir uns nachher noch schlechter als vorher fühlen, sondern er ist viel feinfühliger, als wir es meistens sind.

Er zeigt uns an einem Beispiel von Jona, wie ein depressiver Mensch sich selbst wertlos vorkommt. (Jon.4, 3)

Aber zugleich macht er deutlich, dass es gar nicht darauf ankommt, wie wir uns selbst einschätzen oder wie andere uns einschätzen.

Vielmehr macht er uns klar, dass die Umstände in unserem Leben unseren Wert in seinen Augen nicht schmälern. Er sagt, er liebt uns, so wie wir sind, mit allen Unzulänglichkeiten, er kennt uns durch und durch, er kennt auch alle unsere mildernden Umstände, und er sagt:

„Ich habe andere Maßstäbe als die Menschen.“ Er schätzt uns wie wir sind. Jesus hat das mal am Beispiel von Spatzen erklärt. Also Spatzen, die kleinen Vögel. Und er erklärt der verblüfften Menge, nicht eines dieser kleinen Tiere wird bei ihm vergessen, um gleich darauf
hinzuzufügen:

„Wenn Gott schon diese kleinen scheinbar nichtswürdigen Viecher liebt, wie viel mehr liebt er dann euch?“

Zugegeben, für jemanden, der an schweren Depressionen leidet, weil ihn seine Schwächen und Unzulänglichkeiten, oder jedenfalls die, die ihm unentwegt von anderen Menschen eingeredet werden, ist es sehr schwer zu glauben, dass es da noch jemanden geben würde, der ihn so hoch einschätzt.

Vielmehr meint er, dass er nicht würdig ist, von jemand geliebt zu werden und dass sich jemand um ihn kümmert.

Doch Gott weiß, das depressive Menschen negativ von sich denken und sich sogar selbst verurteilen.

Aber er ist barmherzig und gnädig, er ist der Gott aller Trübsal, der uns in all unserer Mühsal tröstet und wieder aufrichtet. (2.Kor.1)

Die größte Hilfe, die depressive Menschen erfahren können ist die, das sie aufgefordert werden, alle ihre Bürden an jemand anders abzugeben.

Jesus hat gesagt: „Alle eure Sorgen werfet auf mich.“
Und Gott sagt: „Ich will das Herz des Zerschlagenen wieder beleben.“ (Ps.55, 22; Jesaja 57; 15)

Zuerst werden schwermütige Menschen von ihren Lasten befreit. Sie bekommen ein neues Herz.

Danach erst können sie auch lernen, wie sie durch Änderungen ihrer Lebensweise dazu beitragen können, nicht wieder in solche Situationen zu geraten, die sie in diese Schwermütigkeit und Aussichtslosigkeit bringen.

Ich kenne viele Zeugnisse von Menschen, die berichtet haben, wie sie auf christlichem, auf biblischem Weg aus ihrer aussichtslosen Situation herausgekommen sind.

Wir können ihnen dabei helfen, wenn wir uns selbst richtig verhalten und einen Schritt auf den Betroffenen zugehen.

Der Depressive will ja nichts sehnlicher, als aus seiner bedrückenden Situation herausfinden. Es ist nicht ein Willensdefizit, worunter der Schwermütige leidet. Vielmehr ist es der Ohnmachtszustand, der den Erkrankten hindert, seinen Zustand aus eigener Kraft zu beenden.

Gute gemeinte Appelle wie „"Reiß dich zusammen“ oder „Lass dich nicht hängen“ helfen da überhaupt nicht weiter, sondern zeigen eigentlich, dass wir die Situation des anderen überhaupt nicht verstanden haben.


Viele Helfer haben versucht, dem Betroffenen seine guten Seiten aufzuzeigen und das Positive in seinem Leben deutlich zu machen.

Dabei haben sie immer wieder die Erfahrung gemacht, dass das Gute nicht als Gegengewicht zur jetzigen Situation empfunden und aufgefasst wird.

Unsere Worte dringen nicht in den Kranken ein, sie kommen nicht an. Das Leidvolle hat ihn in den Bann gezogen, und gute Worte sind keine Hilfestellung.

Ganz falsch ist es, Depressionen voreilig zu dämonisieren. Manch einer stöbert fast inquisitorisch in der Vergangenheit des Betroffenen herum, um eine vermeintliche alte Schuld oder ein schlimmes Versagen ausfindig zu machen.

Natürlich kann begangene Sünde Schwermut auslösen!
Aber man kann nicht zwangsläufig Depression und Schuld in einen direkten Zusammenhang stellen.

Viele ohnehin schon schwer depressiven Menschen sind durch solche Schuld- und Dämonisierungszuweisungen schon in tiefe Verzweiflung getrieben worden.

Und wenn tatsächlich ein Zusammenhang von Verfehlung und Depression vorliegt, dann können wir nur in einer Atmosphäre weiterhelfen, die von Offenheit, Vertrauen und liebe gekennzeichnet ist.

Ohne Drängen und psychischen Zwang muss sich der Betroffene öffnen können, damit es zu Beichte und Vergebung kommen kann.

Wer Seelsorgegespräche mit Schwermütigen führt, muss dies mit großer Hoffnung und Gewissheit tun,
weil ja Unsicherheit und Resignation gerade die besonderen Merkmale des Depressiven sind.

Wir müssen ihm Hoffnung und Gewissheit vermitteln, damit er Vergebung annehmen kann.

Darum gilt für den Umgang mit Schwermütigen in ganz besonderer weise Stellvertretung in einem besonderen Maß. Es muss für den Kranken geglaubt, geliebt und gehofft werden.

Worin liegt die Hilfe für depressive Menschen aus christlicher Sicht?

Über allem, was getan werden kann rechnet die biblische Seelsorge mit dem Einwirken des lebendigen, persönlich handelnden Gottes auf den einzelnen Menschen.

Es geht nicht um einige vorgetragene Plattitüden, um allgemeingültige Sprüche.

Die biblisch orientierte Seelsorge sieht die Welt und den Lebensbereich des einzelnen Menschen nicht wie ein geschlossenes System.

Und deshalb möchte sie im Gegensatz zur Psychologie nicht erreichen, dass der Mensch methodisch in sich geht, um sein Leben zu durchleuchten, sondern die Seelsorge möchte den Ratsuchenden öffnen.

Er oder sie, soll mit Hilfe des Evangeliums „außer sich“ geraten. Das heißt, das Bestreben des Depressiven Menschen, sich selbst einzugrenzen und einzuigeln, soll geöffnet werden.

Wir wollen den Ratsuchenden auf einen Weg führen, der wegführt von sich selbst, von seiner subjektiv aufgenommenen Umwelt, von seiner unpersönlichen und eisigen Unendlichkeit, die sich ohne Leben, ohne Stimme, ohne Kraft in seiner Gedankenwelt ausgebreitet hat, zu einem Evangelium, das Gottes Offenbarung in das Leben des einzelnen Menschen eindringen kann.

Konkret heißt das, das eine Seelsorge, die aus der Bibel kommt, sich darauf gründet, dass Gott durch Jesus Christus helfend, stützend und heilend in das Leben einzelner Menschen eingreifen kann.

Und das ist ein Anspruch, der überhaupt nicht weltfremd ist. Dass Gott sich Menschen ganz persönlich offenbaren will, das gilt ganz besonders den an Depressionen Erkrankten.

Wenn wir in Matth. 11,28 lesen, das Jesus von Nazareth sagte:

„Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid,”... dann ist dieser Schritt zu diesem Jesus hin ein Schritt in die richtige Richtung.

Warum? Weil er zu sich selbst kommt, indem er über sich selbst hinausgeht und Gott findet.

Das haben übrigens auch viele Mediziner erkannt.
Victor Frankl, der wohl der berühmteste Österreichische Psychiater ist, hat in seiner Logotherapie entscheidende Kriterien einer biblischen Seelsorge umgesetzt.

Und auch die bekannteste Tiefenpsychologin Frankreichs, Julia Kristeva, schreibt in ihrem Buch, das gerade als Bestseller über die Ladentheken geht, das der biblische Text sich möglicherweise besser eignen kann, als manche andere Methode.

Sie sagt, das der Umgang mit dem Wort Gottes in der Arbeit an psychisch Kranken Menschen überhaupt nicht nur eine sakrale und spirituelle Bedeutung hat, sondern darüber hinaus die Bibel auch eine tiefe Logik offenbart.

Ich komme zum Schluss und sage noch einmal:

Im Dreiklang von Psychiatrie, Psychotherapie und Seelsorge kann es deshalb nicht um ein Gegeneinander und konkurrieren gehen, weil es sich um Hilfsangebote handelt, die, wenn sie richtig eingesetzt werden, sich gegenseitig ergänzen.

Eine Seelsorge an Depressiven, die die beiden anderen Fachbereiche ignoriert, kann sehr schnell verantwortungslos werden. Und das kann auch umgekehrt so sein.

Letztlich heißt Seelsorge vom Kern der Bibel her, freundliche Zuwendung zum Menschen, die sich ausdrückt in dem heilenden Angebot von Vergebung und Gnade.

Sie ist ein Angebot für Depressive und für Nicht – Depressive, die Augen wieder aufzuheben, aus Verzweiflung und Not, aus Schmerz und tiefster Enttäuschung wieder eine Ausrichtung zu finden, aus der es im Dunkeln wieder zu leuchten beginnt.

Ich bin nun gerne bereit, mit Ihnen, mit euch ins Gespräch zu kommen, oder auch nachher für das persönliche Gespräch zur Verfügung zu stehen.







































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