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Lupus in ecclesia


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#1
Rolf

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Quelle: Zeitschrift "Komm" März 2008



Denn das weiß ich, dass nach meinem Abschied räuberische Wölfe zu
euch hineinkommen werden, die die Herde nicht schonen. (Apg 20,29)





Lupus in ecclesia




Es mehren sich die Berichte und Klagen über Herrschsucht und Machtmissbrauch in den Gemeinden. Nicht, dass man das in früheren Zeiten nicht gekannt hätte, aber scheinbar bietet die heutige Gesinnung mit wesentlich weniger Bibelkenntnis an der Gemeindebasis, gepaart mit einem falschen humanistischen Denken einen günstigen Nährboden für Despoten und
herrschsüchtige Scharlatane, wienie zuvor.

Als Einstieg mögen ein paar einschlägige Worte aus den Evangelien dienen, die zwar im Wirken des Heilands in seinen Erdentagen chronologisch etwas auseinander liegen, doch gerade deswegen verdeutlichen sie die Situation umso inniger. Erstmals wird das Problem kurz nach dem Abstieg vom Berg der Verklärung akut, – soeben war ein besessener Knabe seinem Vater gesund wiedergegeben worden, da lesen wir:

Es schlich sich aber der Gedanke bei ihnen ein, wer wohl der Größte unter ihnen sei (Lk 9,46).

Petrus und die Söhne des Zebedäus hatten vorher die Verklärung Christi mit eigenen Augen gesehen und alle zusammen hatten die Heilungen, Austreibungen und die bisherigen Wunder miterlebt, als der Heiland ihnen klarmachte, er sei gewillt, freiwillig auf seine Herrlichkeit und Macht zu verzichten und zu leiden. Ihre Reaktion wirkt befremdend und dennoch typisch: sie versuchen sofort, die Hackordnung untereinander zu klären. Man wäre versucht, zu fragen, was das soll, wenn man ‘s nicht aus Erfahrung besser wüsste.

Der zweite Fall liegt vom Zeitpunkt her noch ungünstiger. Der Herr eröffnet kurz vor seiner Verhaftung seine
Leidensankündigung mit den schönen Worten „Mich hat herzlich verlangt, mit euch...“, teilt Brot und Wein aus und spricht die folgenschweren Worte, die sich auf einen Bestimmten von ihnen beziehen: Doch siehe, die Hand dessen, der mich verrät, ist mit mir auf dem Tisch. Und der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie es bestimmt ist; aber wehe dem Menschen,durch den er verraten wird!

Und sie fingen an, sich untereinander zu befragen, welcher von ihnen es wohl wäre, der dies tun würde. Es entstand aber
auch ein Streit unter ihnen, wer von ihnen als der Größte zu gelten habe. Er aber sagte zu ihnen: Die Könige der Heidenvölker herrschen über sie, und ihre Gewalthaber nennt man Wohltäter.

Ihr aber sollt nicht so sein; sondern der Größte unter euch soll sein wie der Jüngste, und der Führende wie der Dienende. Denn wer ist größer: der, welcher zu Tisch sitzt, oder der Dienende? Ist es nicht der, welcher zu Tisch sitzt? Ich aber bin mitten unter euch wie der Dienende (Lk 22,21-27).

Wiewohl also die drohendeIdentifizierung des Verräters im Raum steht, wobei ihnen bewusst wird, dass es jeden von ihnen treff en kann, ist man im Jüngerkreis dennoch erneut emsig bemüht, um die Reihenfolge zu streiten. Doch dieser Abend
nimmt einen anderen Verlauf, anstelle von weißem Rauch erhebt sich der Heiland selbst, um sich in der Folge dienend
zu beugen. ... da Jesus wusste, dass ihm der Vater alles in die Hände gegeben hatt e und dass er von Gott ausgegangen war und zu Gott hinging, stand er vom Mahl auf, legte sein Obergewand ab, nahm einen Schurz und umgürtete sich; darauf
goss er Wasser in das Becken undfing an, den Jüngern die Füße zu waschen und sie mit dem Schurz zu trocknen, mit dem er umgürtet war.

... Nachdem er nun ihre Füße gewaschen und sein Obergewand angezogen hatte, setzte er sich wieder zu Tisch und sprach zu ihnen: Versteht ihr, was ich euch getan habe? ... Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr, noch der Gesandte größer als der ihn gesandt hat. Wenn ihr dies wisst, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut! (Joh 13,3-5;12;16-17).

Die Hoffnung auf selbstlose Liebe

Die angeführten Schriftstellen sind Gotteskindern hinlänglich bekannt und jeder Neubekehrte wird diese dienende,
selbstlose Liebe ohne Ausnahme in seiner Ortsgemeinde erwarten, mit Recht – als logische Konsequenz. Ein nahezu himmlischer Zustand zum Unterschied zur Welt tut sich auf: In der Gemeinde des lebendigen Gottes erhebt sich keiner über den anderen, niemand macht sich wichtig oder herrscht über die Geschwister. Tief ist ihnen allen eingeprägt: ... einer ist euer Meister, der Christus; ihr aber seid alle Brüder (Mt 23,8). Man ist ausschließlich und sehr gerne der Diener der anderen.

Da muss man nichts extra idealisieren, das – und noch einiges Schöne mehr – ist die Norm Gottes für das Zusammenkommen seiner Kinder. So hat es der Herr gelehrt, so hat er es vorgelebt und so ist es den Wiedergeborenen in
die Herzen geschrieben. Leider spielt die irdisch-menschliche Realität diesem Ideal oft einen derben Streich – angesichts des vollkommenen Heilands und seines vollbrachten Werkes eine umso größere Enttäuschung.

Man kennt das Phänomen schon von der Rasenpfl ege her: Kurz nach dem Mähen scheint die Halmhöhe der
Gräsergemeinschaft völlig egalisiert, aber schon nach ganz kurzer Zeit wachsen einige Halme schnell höher als die
anderen. Wo zu Beginn viele gleichlange Halme eine brüderliche Ebene bildeten, ragt nun plötzlich wie ein Turm der eine oder andere Emporkömmling gen Himmel. Dies scheint im früheren (Kirch-)Turmbau eine Entsprechung gefunden zu haben: ein hoch auf ragendes Machtsymbol, weithin sichtbar.

Der Gedanke an Babylon und seinen Begründer liegt nahe: Auch zeugte Kusch den Nimrod; der war der erste Gewalthaber auf Erden (1Mo 10,8). Keinesfalls war er der letzte, wie man aus der Geschichte, aus der eigenen Familie und aus mancher geistlichen Gemeinschaft weiß.

Macht ist eine gute Sache...

Gemäß der Aussage von Apg. 20,29, „dass nach meinem Abscheiden räuberische Wölfe kommen, die die Herde nicht verschonen werden“, widerspricht dieser Zustand der von Gott gegebenen Ordnung, die von einem Herrn und lauter Brüdern ausgeht und ruiniert die Ortsversammlung in Kern und Peripherie. Der Wolf erhascht die Schafe, – kein Hindenken mehr an die wunderbare Ordnung des Leibes Christi: Von ihm aus vollbringt der ganze Leib, zusammengefügt und verbunden durch alle Gelenke, die einander Handreichung tun nach dem Maß der Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Gliedes, das Wachstum des Leibes zur Auferbauung seiner selbst in Liebe (Eph 4,16).

Jedes Glied, das sich als begnadigter Sünder erkauft weiß, um exakt den selben Kaufpreis, tut dem anderen Handreichung im liebevollen Dienst. Weil es für uns alle eine tiefe Freude ist, einander als vom Herrn Erkaufte höher zu achten als sich selbst, die so teuer erkauften Geschwister zu lieben, an denen man im Herrn so viel Freude hat (Ps. 16,3), ist es umso nötiger, das Verhalten der „Wölfe“ und der „Schafe“ in der Gemeinde meiner Prüfung zu unterziehen.

Macht ist an sich eine sehr gute Sache, wenn sie der hat, dem sie zusteht: Gott, er ist der einzige, der sie nie mißbraucht.
Alles andere ist von Übel. Und es ist gerade in der Gemeinde des lebendigen Gottes sehr verwunderlich, dass nicht alle Macht dem Herrn überlassen bleibt. Wo sich das Wort findet „ihr seid gestorben und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott“ sollte man nicht davon ausgehen müssen, dass jemand herrschen will über die Gemeinde.

Wie im Konzentrationslager

Und doch entsteht (in extremen Fällen) ein befremdender Eindruck,
der eher wie der Feldversuch der off enen Psychiatrie wirkt, als die biblisch orientierte Gemeinschaft der Heiligen. Freilich muss man zur Klugheit eines Fuchses auch die Dummheit vieler Hühner hinzurechnen, denn allzu oft wird der Raum zur Entfaltung einer Dominanz von den Betroffenen recht gerne gewährt, der dann der Entwicklung einer Machtstruktur in der Gemeinde Vorschub geleistet. So hört man von Gemeinden, in denen man seine eigene, private Post nur mit Erlaubnis
und Zensur eines Ältesten öffnen darf und regelmäßig seine intimsten Lebensbereiche und -ziele vor einer Kontaktperson
offenzulegen hat, das erinnert stark an ein Konzentrationslager.

Dennoch müssen viele meinen, dies sei so in Ordnung, denn sie bleiben. Solche Mißstände existieren nicht nur im Sektenbereich, sondern auch im evangelikalen Lager, zum Teil sind sie aus gutem Grund gerichtsbekannt.

Macht hat viele Gesichter

In weitaus gemäßigterer Form präsentieren sich viele herkömmliche Gruppierungen (man hat über 60.000 christliche Denominationen weltweit gezählt), und viele davon spielen das Spiel auf eine feinere Weise. Denn auch hier gibt es Machtstrukturen, ähnlich einer klerusähnlichen Hegemonie, jedoch auch Einzeldiktaturen. Dass man sich einander unterordnet in der Gemeinde, damit auch den in Wahrheit, Verantwortung und Liebe gegebenen Anordnungen der Gemeindeältesten und -diener, sei hier klar festgestellt.

Dass andererseits viele ihr „Amt“ oder auch nur ihre Präsenz dazu nutzen, die Geschwister psychisch in den Griff zu
bekommen, ist mehr als beklagenswerte Realität. Dies geschieht mitunter auf recht subtile Weise. Die katholische Beichte stellt eines der wirksamsten Mittel dafür dar, (siehe: Pater Chiniquy – Der Beichtstuhl); aber auch durch verbales (= Gewissen) oder finanzielles (= Spenden) Unter-Druck-Setzen u. ä. ist in geistlichen Gemeinschaften vieles möglich, was anderswo als lachhaft oder kriminell gewertet würde. Ein recht diffi ziles Mit- und Gegeneinander entsteht so, mit einer Dynamik, die durch die fortschreitende (Heils-)Zeit stets an Intension gewinnt.

Dass absolut kein Unterschied besteht zwischen den einzelnen Erlösten, wird wohl verbal zur Kenntnis gebracht, allein die Praxis kennt viele Gründe, dem Jakobus-Brief recht geben zu müssen (Kap. 2). Man liest vonLuxuslimousinen der leitenden Brüder, von vom „Fußvolk“ abgesonderten Banketten, von handgeschnitzten Thronsesseln, die für die Ältesten einer
Gemeinde angeschafft wurden, von ver-(sch)wendeten Spendenmillionen, von extra aus Jerusalem herbeigeschafften
Bausteinen, von finanziellem Unmaß und gigantischen Bauten (an Schullers Glaspalast und Yonggi Chos Dachkuppel
orientiert), von Unstimmigkeiten mit den finanziellen Erben eines Gemeindemitglieds und vielem anderen mehr.

Für all das muss Geld her, viel Geld, – dafür betet man schließlich auch laut. Mehr als bedenklich ist es dann aber, wenn man zu Beschaffung der Mittel für den Luxus der eigenen Gemeinde und deren Leitung aus den Geschwistern Geldbeträge herauspresst, wobei – theologisch völlig verfehlt – nicht selten „der Zehnte“ als Pflichtbeitrag definiert wird. Dies alles im deutschsprachigen Raum, nicht in Übersee!

Man versteht es in vereinnehmenden Freikirchen recht gut, die Menschen in Abhängigkeit zu halten, sei es durch psychische Mittel, gewählte Rhetorik und gezielt angewandte Druckmittel „theologischer“ Natur. Ein Horror, wieviel unnötige Gewissensnot durch solche Machenschaften bei Gemeindegliedern und Mitarbeitern entstanden ist! Doch auch in herkömmlichen Denominationen wird die hierarchische Struktur zum Zweck, der die Mittel heiligt, sie ist in sich bereits Manifestation der Macht und damit biblisch unhaltbar.

Doch das stört die meisten Insassen kaum. Die Toleranzschwelle der Betroffenen liegt im geistlichen und religiösen
Bereich naturgemäß sehr hoch, man will nicht als „lieblos“ gelten oder „ungehorsam“ wirken. Denn im Falle eines Austritts wird man nicht selten öffentlich für geisteskrank erklärt.

Zwei Zitate von Betroffenen:


1 Wir haben in dieser Gemeinschaft 1984 geheiratet. Leider besaß aber der Hirte (Seelsorger) viel Macht über das Leben des Einzelnen, man war ihm Rechenschaft schuldig bis in die intimsten Details des Lebens hinein, sogar des Ehelebens. Es wurden viele Menschen in dieser Gemeinde verletzt.

2 Bestandteil seiner Leitungsausübung war Kontrollieren, Beherrschen, Bedrohen, unterschwellige Botschaften,
Herausstellen des eigenen Vorzugs als Pastor, als Gemeinde und Gemeindebund, die gezielte Verleumdung anderer
Diener in geistlichen Berufungen, das Bestehen auf die absolute Richtigkeit seiner eigenen Bibelauslegung, das Festhalten
an Macht und Heuchelei. Ich spreche nicht von Fehlern und Schwächen, die natürlich auch ein Pastor haben kann und
hat, sondern von geistlichem Machtmißbrauch.

Von unten her

Das ist nicht die Weisheit, die von oben ist (Jak 3,15), nur so kann sich der Machtmensch in der christlichen Ortsversammlung Dinge erlauben, die an keinem Arbeitsplatz, in keiner Familie, in keiner Schulklasse denkbar wären
und es entsteht durch das Menschlich- Irdische eine überaus empfi ndliche Gemeinschaft, in der sich Despot und Mimose zur leidvollen Symbiose vereinigen. Jede Handbewegung, jedes Wort, jedes Getuschel erfährt entsprechende Wertung, es entsteht beinahe der Eindruck, dass „sogar die Haltung benotet wird“. Man belauert einander und ist beleidigt wegen Banalitäten.

Nicht genug damit, man geht so auch vor Gericht, falls nötig. Dazu kommt speziell in körperbetonten Richtungen, im Reich des lobpreisenden Hüftenwiegens die Gefahr einer machtvollen „Seelsorge“, die erwartungsgemäß in Sünde endet. Andererseits werden Menschen im Auditorium, die etwas zum Tuscheln haben, aufgefordert, ihr „Geheimnis“ öffentlich und laut kundzutun. Eine ganz besondere Spezies in diesem emotionalen Spiel stellt nicht selten die „First Lady“ dar, die Gattin
des Gemeindeleiters, die in vielen Fällen die Fäden fest in der Hand hält, als unheimliche Gesamtherrscherin, nicht nur über die Gerüchteküche.

Allgemein neigt ja leider die menschliche Psyche dazu, angesichts des Rednerpults gerne in devote Verehrung zu verfallen, – auch hier ist das Problem in der geistlichen Gemeinschaft wesentlich markanter als im säkularen Bereich. Dieses Verhalten tut beiden Seiten nicht gut und sollte im Auditorium einem bibelfesten Mitdenken mit einem gläubigen Herzen Platz machen.
Wenn der Redner von Gott berufen ist, wird sich auf Dauer ohnehin nichts anderes ergeben. Die wortliebenden
Schwestern sollten es allerdings keinesfalls als „Machtmissbrauch“ in der Gemeinde darstellen, wenn sie von der Kanzel her nicht lehren dürfen, es gibt genug adäquate Aufgaben (Tit 2 u. ä.).

Echter Machtmissbrauch ist in der Gemeinde mehr präsent, als man wahrnimmt und wahrhaben möchte, er bleibt mitunter völlig unerkannt, diesbezüglich sollte man um Augensalbe vorstellig werden beim Herrn. Denn vieles biblisch Richtige ist uns völlig fremd geworden, aus pragmatischen Überlegungen, aus Gruppenzwang und Vereinsmeierei. Schon der Gedanke,
dass man jemand, der sich bekehrt hat, in eine andere (ihm geografi sch nähere, empfehlenswerte) Gemeinde schickt, weil man die Geschwister dort höher achtet als sich selbst, kommt ja kaum auf. Das wäre aber durchaus überlegenswert.

Denn in jedem anderen Fall bin ich derart von meiner Gruppierung und/oder meiner Person so überzeugt, dass mein Hochmut auf Dauer auch meinen Fall nach sich ziehen wird. Daran sieht man, wie es mit uns steht. Er sagte aber auch zu etlichen, die auf sich selbst vertrauten, dass sie gerecht seien, und die übrigen verachteten, dieses Gleichnis... (Lk18,9). Geht‘s uns denn wirklich nur um Mitgliederzahlen? Das Wort aus Prediger 6,8 sagt uns: Der Demütige (= der Dienstwillige) ist es, der weiß, wie man unter den Menschen zu wandeln hat.

Psychologische Massnahmen

Manche Gruppen könnten ein gemeindeeigenes Wörterbuch pflegen, denn einige wesentliche Begriffe haben sie zweckdienlich umdefiniert. Man spricht zum Beispiel von Hingabe und meint: in einen Jüngerschaftskurs
gesteckt und mit psychischer Gewalt umorientiert zu werden, um „passend“ gemacht zu werden. Wobei anzumerken ist, dass man in diesen Kreisen sogar verkündet, dass die Gruppe der 19-25-jährigen die biegsamste ist. Was Liebe für den Machtmenschen bedeutet, haben wir schon behandelt. Worte wie Gottesdienst, Segen u. ä. seien dem Untersuchungsvermögen des Lesers überlassen.

Warum gesundet man nicht?

Es ist unverständlich, warum die vielen Gemeinden und Denominationen im Lauf der Zeit (oft Jahrzehnte und Jahrhunderte) nicht geistlich gesunden, indem sie christozentrischer werden, unnötigen Ballast abwerfen, unheilige Allianzen, die man aus pragmatischen Gründen eingegangen war, abwerfen, falsche klerikale, hierarchische Strukturen verlassen und ihre
gesamte Existenz(-berechtigung) am Wort Gottes prüfen und entsprechend darauf reagieren.

Es ist doch tragisch, dass sich das menschliche Gehirn über alles, was Gott und Gottesdienst heißt, erhebt – überall weiß es zu beurteilen, überall weiß es zu richten, überall mischt es mit – „der Teufel muss euch sehr dumm gemacht haben!“ waren dazu die Wort eines Wilhelm Busch.

„Ihr seid von dem Unteren“ (Joh 8,23), sagte der Herr zu seinen religiösen Zeitgenossen wörtlich, das Verhalten in vielen heutigen Gemeinden zeigt ein entsprechendes Bild. Man fegt den alten Sauerteig nicht rechtzeitig aus... und ab der vierten Generation ist mit mancher Ortsgemeinde geistlich nichts mehr los. Leider kommen viele Menschen nur zum Konsumieren in ihre Versammlung, und fallen damit unter dasselbe Urteil wie die Leiter, die das Werk des Herrn lässig treiben (Jer. 48,10).

Diese grundfalsche Einstellung zieht natürlich Konsequenzen nach sich, die geistliche Passivität wird im Laufe der Zeit
immer zu einem Problem. Der Glaube, der durch die Liebe tätig ist, wäre das rechte Gegenmittel. Da genügt fürs erste, dass man sich ein fundiertes Bibelwissenzulegt und eine entsprechende Gebetszeit hat, auch der fröhliche Geber gehört hierher. Wir sollten hier sehr aufmerksam sein. Denn die Zeit ist da, dass das Gericht beginnt beim Haus Gott es; wenn aber zuerst bei uns, wie wird das Ende derer sein, die sich weigern, dem Evangelium Gott es zu glauben? (1Petr 4,17).

Gericht von oben, Bücher von unten

Das Gericht über viele Gemeinden und Denomination ist längst angelaufen, man ist verstrickt in das Werk seiner eigenen Hände, man herrscht, man wird beherrscht; doch eine der schlimmsten Tatsachen ist: die Gottesfurcht ist weitgehend verschwunden aus vielen Versammlungen. Das sieht man auch am Angebot und den Werbeaussendungen der Buchverlage undBuchhandlungen. Wenn man in einer österreichischen Landeshauptstadt in die Christliche Bücherzentrale geht und ein Buch von Watchman Nee haben will, hört man vom Ladenbetreiber: „Den liest heute niemand mehr“.

Aber die blasphemische „gerechte Sprache“ und die „volx“verderbende Gotteslästerung sind wohlfeil, nebst einer Literatur, die vor 15 Jahren noch niemand gekauft hätte vor Entsetzen. Ein Bruder erzählte mir vor kurzem, er sei in einer Gemeinde gefragt worden, ob mit seiner Familie etwas nicht in Ordnung sei, weil sie immer noch an Christus glauben würden.

Gericht über die Machtmenschen

Dazu kommt die zum Teil katastrophal verhinderte Information in vielen Gemeinden, man versorgt die Geschwister nicht mit bester biblischer Lehre, eher nur soweit, dass man sie im Griff hat. Man hält zum Teil wichtige Infos zurück, anstatt den Menschen alles zukommen zu lassen, was für ihr Glaubensleben förderlich ist. Will man sich als Volksbezwinger hervortun (=
Bileam, Nikolaiten)? Der Herr hasst das! (Off b 2,6.15). Den Machtmenschen in der Gemeinde gilt unverändert:

Wer aber einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Anstoß [zur Sünde] gibt, für den wäre es besser, dass ein großer Mühlstein an seinen Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde. (Mt 18,1-6).
Auch ihnen ist gesagt, was gut ist und er Herr fordert: Recht tun, Liebe üben und demütig wandeln vor ihrem Gott (Mi 6,8).




Machtmenschen in der Gemeinde


Ein Machtmensch in der Gemeindeleitung wird eher alles andere opfern, als freiwillig auf Macht zu verzichten, wenn erforderlich, auch frech lügen. Es kann sein, dass der Machtleiter unbewusst die Unwahrheit sagt, aufgrund seiner selektiven
Wahrnehmung hält er seine eigenen Aussagen tatsächlich für Wahrheit. In dem Wunsch, allein zu herrschen, rekrutiert er Lakaien, die ihn bei der Umsetzung seines Willens widerstandslos unterstützen.

„Team arbeit“ oder „Liebe“, wie er es nennt, ist, wenn alle tun, was er will. Er nimmt Kritik nicht wirklich an und wird sich nur im zweckdienlichen, äußersten Notf all entschuldigen. Er kann keine Rückmeldung leiden, schon gar nicht, wenn jemand
ihn zurechtweist. Wer es wagt, ihn zu kritisieren, hat ihn zum Feind. Der Machtmensch fühlt sich durch kritisches Nachfragen bedroht. Menschen, die er als Bedrohung empfindet, verleumdet er öffentlich.

Viele der skandalösen Trennungen, schrecklichen Machtkämpfe, verletzten Gefühle und lächerlichen Eifersüchteleien in unseren Gemeinden und persönlichen Beziehungen existieren nur, weil das Denken und Handeln gewisser Leute zum grossen
Teil von Stolz und Selbstsuchtgetrieben ist. Der Gemeindeleiter, der den christusähnlichen Geist der Demut, Liebe und Dienerschaft nicht versteht, ist dazu verurteilt, stets Kämpfe auszufechten, meist im abgesonderten Zwiegespräch, um
lästige Zeugen auszuschalten. Nur wer für die Gefahren unchristlicher Machtausübung sensibel geworden ist, kann sich davor bewahren oder rechtzeitig „gegensteuern“. Ein Machtmensch kann vordergründig „die richtige Lehre“ vertreten
und dennoch die Gemeinde missbrauchen!

So spricht GOTT, der Herr:

Wehe den Hirten Israels, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden? Das Fett verzehrt ihr, mit der Wolle bekleidet ihr euch, und das Gemästete schlachtet ihr, aber die Herde weidet ihr nicht! Das Schwache stärkt ihr nicht, das Kranke heilt ihr nicht, das Verwundete verbindet ihr nicht, das Verscheuchte holt ihr nicht zurück, und das Verlorene sucht ihr nicht, sondern mit Gewalt und Härte herrscht ihr über sie!(Hes 34,2-4).

Die Obersten, die Leitung sind oft Hirten, „die sich selbst weiden“. Wölfe, die sich als Hirten tarnen, benutzen durch Psycho- terror die Herde für ihre Bedürfnisse, anstatt sich mit Akribie um die Anvertrauten zu kümmern. Sie sind wie der Knecht in dem Gleichnis Jesu in Matt h. 24,45-51.

Der Hausherr hatt e ihn eingesetzt, um seine Mitarbeiter zu versorgen. Aber er versorgte nur sich selber gut und misshandelte seine Mitknechte. Der Herr wird ihn in Stücke hauen, sagt die Schrift . Habt acht auf die Hunde, habt acht auf die bösen Arbeiter, habt acht auf die Zerschneidung! (Phil 3,2)



Missachtete Individualität


Der Herr Jesus fordert uns in Mt 20auf: „Geht auch ihr in den Weinberg“. Wenn jemand diesem Befehlgehorsam wird, der erkennt: es gibt eine ganz spezielle, für ihn reservierte Arbeitsstätt e im Reich Gott es, die der Herr seinem Arbeiter genau
zuteilt, wenn er sich gebrauchen läßt, ob Bruder oder Schwester. Dazu gibt der Herr die Zeit, dieMittel und die Freude. Es handelt sich schließlich um den Weinberg und nicht um ein Arbeitslager!

So ist es bei den meisten von uns, die Gott darum bitten: Herr sende Arbeiter in die Ernte, Herr, sende mich. Man weiß um diese Zeit noch nicht, was wirklich werden wird; natürliche Begabungen sind im Reich Gott es oft eher hinderlich als nützlich, – weil Gott aus dem Nichts schafft , weil Gott dem ruft , was nichts ist... (Vergl. Jes. 41,24). Wenn mancher an die früheren Schulnoten denkt, der heute am Pult steht oder die Lieder anstimmt, dann wundert er sich. Dass das Arbeitsfeld
anfänglich vielleicht unmöglich erscheint, macht nichts, das ist die Erfahrung vieler Gotteskinder.

Wenn der Herr sagt: „Geh!“, dann wird gegangen, denn es ist sein Werk, es ist sein Weinberg, ist seine Verantwortung, – er ist der Herr der Ernte. Doch dies individuelle Erbe, dieses vom Herrn gegebene Arbeitsfeld, missfällt dem irdischen Herrscher. Ahab war beileibe nicht der letzte Despot, der diese Idylle an Nabot zu zerstören suchte und aus einem dem Bruder von Gott gegebenen Arbeitsfeld der Freude einen eigenen Krautgarten zu machen. Dabei schreckt er vor nichts
zurück. Ein Machtleiter hält die von Gott gegebene Individualität berufener Geschwister im Werk nicht aus, weil sie letzten Endes nicht von ihm zentral beherrschbar ist.

Wohl gemerkt, hier wird nicht einigen peripheren Exoten oder Sonderlingen das Wort gesprochen, die sich der Gemeindeleitung nicht unterordnen können, – hier geht es um von Gott gegebene Gabenund Berufungen, um ernsthafte
Mitarbeiter, die vielfach unterdrückt oder lächerlich gemacht werden.

Der Machtmensch erkennt instinktiv die Gefahr und kann gar nicht anders reagieren. Ein Jeremia könnte in diese Klage mit
einstimmen, ein Elia, ein David, verfolgt von Saul, – vor allem aber unser Herr selbst. Nie hatte jemand eine höhere Berufung, nie eine tiefere Verfolgung, wie er von den religiösen Machtinhabern her. Sie ignorieren die wunderbare Absicht
Gott es, der durch den Tod und die Auferstehung völlig individuelle Gott eskinder geschaffen hat:

„Er ist emporgestiegen zur Höhe, hat Gefangene weggeführt und den Menschen Gaben gegeben“ (Eph 4,8).

Alle sind ein Leib, alle sind auf dem gleichen Level, aber jeder ist individuell geschaffen, hat seine Aufgabe und Bedeutung. Nirgends wird dies so missachtet, wie in der von einem machtbesessenen Menschen geführten Gemeinde.


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