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PARANORMALE HEILUNG


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Rolf

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PARANORMALE HEILUNG



Materialdienst 05/99 (EZW Evang. Zentralstelle für Weltanschauungsfragen



Eine Abendveranstaltung des Bruno-Gröning-Freundeskreises

(Letzter Bericht: 1996, S. 193 ff) "Bruno Gröning, namenlos, / doch seine Taten waren groß, / denn er bewirkte heut das Heil, / durch ihn wurd’ Gnad uns zuteil. / Er bewirkte, was uns hat erlöst" – aus einem Lied aus dem "Bruno-Gröning-Freundeskreis". "Heilung auf geistigem Weg – medizinisch beweisbar", so war der Handzettel überschrieben, der auf Veranstaltungen des Bruno-Gröning-Freundeskreises (BGF) im Bereich Hamburg in öffentlichen Gebäuden hinweisen sollte. "Die Zuhörer können während des Vortrags die Heilkraft selber erleben", so hieß es verheißungsvoll auf demselben Blatt. (Die BGFs treten auch auf als "Kreis für geistige Lebenshilfe e.V.") Ich war gespannt, was ich bei der Abendveranstaltung erleben würde. Als der zuständige Ortspastor und ich das Schulgebäude betraten, in dem der Abend stattfinden sollte, wurden wir freundlich von einer Dame in einer Art Trachtenrock begrüßt und gefragt, ob wir einen medizinischen Beruf hätten oder Laien seien. "Laien" sagten wir wahrheitsgemäß, das wurde auf einer Liste angekreuzt.
Die BGFs machen Reklame, daß (nach eigenen Angaben) 4000 Ärzte, Schwestern und Menschen aus dem Pflegebereich zur "Medizinisch-Wissenschaftlichen Fachgruppe" (MWF) der BGFs gehören. Der Abend wurde von einem Kinderarzt aus der Nähe von Bremen gehalten. Er gehört zu der MWF, so die offizielle Abkürzung, die die Heilungsberichte "überprüft". Angeblich werden geheilte Menschen zu unabhängigen Ärzten geschickt.

Mit eindringlichem Blick erfaßte der Referent seine Zuhörerschaft. Manche verriet ihr alpenländisches Outfit als Angehörige des BGF. Der heilige Ort für die Freundeskreise ist das Gebiet um Filzmoos im Salzburger Land. Der Arzt erzählte, er habe Homöopathie ausgeübt, sei von einer Heilung in Lourdes und von Edgar Cayce beeindruckt gewesen, seine Frau, ebenfalls Ärztin, habe die philippinischen Geistheiler besucht und ihre Arbeit begutachtet. Er habe die "heilige Asche" Sai Babas genossen und berief sich auf Prana, Ki, den "Animalischen Magnetismus" von Franz Anton Messmer, das Fluidum und das Od, auf C. G. Jung und die Orgonakkumulatoren. Das alles zeige, alle Völker kennen Heilenergie. Ein Heiler nehme mehr Energie auf, als er brauche und gebe die überschüssige ab. Dieses sei zwar schon hilfreich, aber erst mit Bruno Gröning und dem "göttlichen Heilstrom" sei wirkliche Heilung möglich.

Auf Bruno Gröning müsse man sich "einstellen". Bei Gröning sei kein Heiler nötig, denn man könne alles selber, indem man sich "einstelle", das sei eben anders als bei anderen Heilern, die Patienten behandeln.

Der Arzt schilderte einen Fall schwerster Behinderung im Kindesalter, aber im erwachsenen Alter wurde die Schwerstbehinderte geheilt, weil sie sich "eingestellt" habe. Er habe selber – tief beeindruckt – den Fall überprüft. Zu diesem Zweck habe er bei der jungen Frau und ihrer Mutter auf der Terrasse Kaffee getrunken, die Frau habe gesund gewirkt.
Auch wir sollten uns erst einmal "einstellen". Mit durchdringender Stimme machte er uns klar, daß wir uns in eine "offene Haltung" zu begeben hätten (Beine nicht übereinanderschlagen, Hände öffnen), anschließend sollten wir uns von negativen Gedanken und Erinnerungen frei machen, uns "etwas Schönes vorstellen", dann, so habe es Gröning gesagt, haben wir einen "Herzenswunsch" frei. Zur Musik vom Kassettenrecorder sollten wir spüren, was "geschieht".

Nach einiger Zeit fuhr der Arzt mit seinem Vortrag fort. Er sprach über das Leben von Bruno Gröning (1906 – 1959), untermalt mit Streifen aus alten Wochenschauen der 50er Jahre, als Bruno Gröning mehrfach in den Medien aufgetaucht war.

Drei Menschen wurden von dem Arzt aufgerufen, von ihren Heilungen durch Gröning zu berichten: Es handelte sich um einen Fall "angeborener Schwerhörigkeit", ein "Wirbelsäulenleiden", schließlich einen "Bandscheibenvorfall", zu dem sich noch andere Leiden gesellt hatten. Alles sei durch die "Einstellung" auf Gröning geheilt worden. Schlimm waren die Krankheitsgeschichten, schlimm klangen die "Fehler, Versäumnisse und Unfähigkeit" der Schulmedizin. In einem Fall habe Reiki Erleichterung geschaffen, wirklich geholfen haben jedoch nur die "Einstellung" auf Gröning und die Aufnahme in den BGF. Eine Frau turnte buchstäblich vor, wie gut sie sich mit ihren 75 Jahren dank Bruno bewegen könnte, trotz Bandscheibenvorfall und anderer Beschwerden, die nun aber, nach den "Regelungsschmerzen" aufgehört hätten. Der Auftritt war peinlich, ich hatte den Eindruck, die Geheilten wurden "vorgeführt".

Man kann sich allein "einstellen", es ist aber wünschenswert, daß man sich zur Verstärkung regelmäßig, etwa alle drei Wochen, in Gemeinschaft "einstelle". Beiläufig erfuhren wir, daß es in den BGFs nach einiger Zeit eine "Initiation" gibt, bei der das Bild von Bruno rituell übergeben wird, "geistig werde etwas in das Bild hineingetan, was nur dir gilt".
Mit der "Regelung" hat es folgendes auf sich: Wenn man sich "einstelle", werden die Beschwerden zunächst schlimmer, zum Zeichen, daß die "Einstellung" helfe. Anschließend gehen sie weg. Bruno habe gesagt: "Gebt mir all eure Schmerzen, ich erlöse euch davon, aber die Regelung müßt ihr aushalten!" Daher unterstrich der Mediziner, gegen "Regelungsschmerzen" dürften keine Medikamente genommen werden, außerdem würden sie ohnehin nicht helfen. (Die Frage, wie man "Regelungsschmerzen" von einer möglichen Verschlimmerung der Krankheit unterscheiden könnte, wurde leider nicht behandelt!) Leider, so betonte der Referent mehrfach, reiche die Zeit nicht, um über die Lehre Grönings zu sprechen, aber eine junge Frau wolle noch zu einer Jugendgruppe einladen. Sie redete eine Weile davon, wie irgendein Jugendlicher durch Bruno von den Drogen losgekommen sei und wies auf ein Buch hin, in dem solche Fälle dargestellt werden, sie würde es gern kostenlos abgeben. (Nachher war das Buch auf dem Büchertisch jedoch mit DM 19,80 ausgezeichnet.) Zum Abschluß wie zu Beginn sollten wir uns wieder "einstellen". Es war ungefähr 21.00 Uhr. (Ein "Gröning-Freund" sollte sich möglichst um 9.00 und 21.00 Uhr "einstellen".)

Dasselbe Ritual lief ab wie vorher, diesmal war die Musik vom Band jedoch so schlecht, daß ich mir eigentlich nicht mehr zu helfen wußte. Es war eine Art New-Age-Musik. Einige Leute stöhnten oder zeigten körperliche Reaktionen.
Es wurde noch kurz darüber gesprochen, was einzelne bei der "Einstellung" erlebt hatten, sie berichteten von Spannung im Kopf, aber die Berichte waren nicht sonderlich eindrücklich.

Flugs wurden Anmeldeformulare und Schreibstifte verteilt, damit man sich zu der neuen BGF-Gruppe, die nun gegründet werden sollte, anmelden könnte, es wurde auf das Spendenkörbchen an der Tür hingewiesen. Mit der Aufforderung, wer noch Fragen hätte, könne sich nach der Veranstaltung an den Arzt wenden, wurde der Abend geschlossen. Es folgte der Verkauf von Büchern, Kassetten und Videos, der Film "Der Wunderapostel" lag auf dem Büchertisch aus. Ein Besucher fragte halblaut, ob es sich hier um eine Verkaufsveranstaltung handele.

Die verschiedenen Medien (Kassettenrecorder, Videorecorder, Overheadprojektor) und die Auftritte aller Beteiligten waren so aufeinander abgestimmt gewesen, daß kein Raum für kritische Fragen oder Einwände blieb. Es war eine Werbeveranstaltung, die der Hörerschaft klar zu machen suchte, es gebe kein Leid, kein Problem, keine Krankheit, und sei es noch so schwer, das Bruno Gröning nicht lösen könne. Immer wieder wurde betont, Gröning habe gesagt, bei Gott gebe es kein "unheilbar"; es gebe lediglich 10 Prozent Menschen auf der Welt, die das nicht glaubten – und die seien tatsächlich nicht heilbar! Diese leise Drohung übertönten aber sofort wieder Berichte und Verheißungen. – Bleibt nur ein weiteres Zitat aus einem Lied: "Denn ein Bruno Gröning weiß die Not zu nehmen. / Er kann diese Welt erneuern wunderbar. / Dann ist sie endlich wieder diese Erde jenes Paradiese, / das sie einmal war."

Gabriele Lademann-Priemer, Hamburg

info0599.rtf (26,8 kB)
(alle Infos aus MD 05/99)



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