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Die Eltern lieben?


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#1
Rolf

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Liebe deine Eltern - wenn du kannst







Frage von N. F.:
"In den Medien wird gerade deutlich, wie verbreitet die Misshandlung und Vernachlässigung von Kindern ist. Wie ist in diesem Zusammenhang das fünfte Gebot zu verstehen, das verlangt, die Eltern zu ehren? Gilt dieses Gebot absolut? Oder was ist mit Kindern, die vernachlässigt oder misshandelt werden? Haben sie Ihre Eltern in jedem Fall zu ehren? Und wird ihnen der Segen Gottes entzogen, wenn sie dieses Gebot nicht erfüllen können?"


Was mit dem Gebot gemeint ist

Das Gebot, um das es geht, findet sich im zweiten Mosebuch. Hier wird es positiv formuliert:

Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.
2.Mose 20,12



In 5. Mose 27 ist es negativ formuliert:

Verflucht sei, wer seinen Vater und seine Mutter verachtet! Und das ganze Volk soll sagen: Amen!
5.Mose 27,16



Vater und Mutter zu ehren bedeutet in diesem Gebot, die Eltern zu achten, zu schätzen, sie ernst zu nehmen und ihnen zu gehorchen. Letztlich kann auch damit gemeint sein, sie im Alter zu versorgen. Der Vers lehrt, dass ein der Gehorsam gegenüber den Eltern eine Lebensform ist, die im Allgemeinen ein langes Leben sichert. Dagegen führt ein ungehorsamer, fernab von Gottes Geboten geführter Lebensstil oft zum frühzeitigen Tod. Diese Gedanken werden an anderer Stelle in der Bibel bestätigt. Z. B. erinnert Sprüche 1,8 daran, dass Gott die Eltern als Lehrer gebraucht. Sprüche 15,5 lehrt, dass Gehorsam gegenüber dem Vater klug ist.


An wen ist das Gebot gerichtet?

Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass das mit dem Gebot verbundene Versprechen primär für das Volk Israel gedacht war. Wenn das auserwählte Volk sich an dieses Gebot hält, wird es den verheißenen Segen bekommen: das Land. Damit wird Gottes Wunsch klar, wie die Generationen zusammenleben sollen. So wie Gott immer einfordert, dass Arme, Witwen und Weisen gerecht versorgt werden, legt er in diesem Gebot den Umgang zwischen Eltern und Kindern fest. Darüber hinaus regelt es die Vorschrift für die Versorgung. So wie die Eltern für das Kind gesorgt haben, sollen sich die Kinder im Alter um die Eltern kümmern. Es ist also ein Gebot für jeden einzelnen und gleichzeitig beschreibt es das Miteinander im ganzen Staat.

Das Gebot richtet sich außerdem in erster Linie nicht an Kleinkinder, sondern an Erwachsene. Um generellen Ungehorsam geht es 5.Mose 21,18-21. Auch im Negativbeispiel von Sprüche 19,26 ist sicher kein Kleinkind gemeint. Denn der Sohn misshandelt seine Eltern. Dieser Text hilft zu verstehen, welche Art Kinder im fünften Gebot gemeint sind.


Was sagt das Neue Testament dazu?

Auch das Neue Testament geht auf das Gebot ein. In 1.Timotheus 1,9 ist die Rede von denen, die ihre Eltern misshandeln und töten. Diese Tat findet sich in einer Auflistung von Vergehen. Ähnliches findet sich in Römer 1,30 und 2.Timotheus 3,2. Jesus zitiert das Gebot direkt aus dem AT in seiner Antwort an den reichen Jüngling (s. Matthäus 19,19), ebenso in den Debatten mit den Pharisäern (Matthäus 15,4; Markus 7,10). Die Pharisäer hatten versucht, das Gebot zu verwässern. Dagegen wendet sich Jesus in seiner Antwort.

Damit wird deutlich: Dieses Gebot ist nicht als zeitlich befristet anzusehen. Man kann es nicht nur auf die Zeit von Mose beschränken. Denn das Neue Testament bestätigt das Gebot ausdrücklich. Der Textzusammenhang zeigt außerdem, dass Jesus das fünfte Gebot in der Bedeutung interpretiert, dass ein Kind seine Eltern materiell versorgen muss. Er schützt damit die Verbindung der Generationen untereinander. 1.Timotheus 5,8 bestätigt das nochmals.


Absolut oder mit Einschränkungen?

Im Gesamtzusammenhang der Bibel wird deutlich, dass das fünfte Gebot nur eine Seite der Medaille aufzeigt. An anderer Stelle wird deutlich, dass die Verantwortung auf Gegenseitigkeit beruht. Z. B. im Epheserbrief:

Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn; denn das ist recht. »Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren«, das ist das erste Gebot mit einer Verheißung: »damit es dir gut geht und du lange lebst auf Erden« Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn.
Epheser 6,1-4



Ganz ähnlich im zweiten Korintherbrief:

Siehe, zum dritten Mal bin ich nun bereit, zu euch zu kommen, und ich werde euch nicht zur Last fallen; denn ich suche nicht das Eure, sondern euch. Es sollen ja nicht die Kinder den Eltern Schätze sammeln, sondern die Eltern den Kindern.
2.Korinther 12,14



Auch Jesus setzt die Verantwortung der Eltern voraus. Er fragt:

Wo ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn, wenn er ihn um einen Fisch bittet, eine Schlange für den Fisch biete?
Lukas 11,11


Er setzt voraus, dass ein Vater prinzipiell jemand ist, der sorgt und schützt.

Die Eltern haben ihre eigene Pflicht, für ein ein gelingendes Miteinander zu sorgenn. Sie können nicht auf ihr Recht auf Unterstützung und Ehre durch die Kinder pochen, ohne dabei dasselbe ihren Kindern zukommen zu lassen. Eltern haben sogar eine Vorleistung zu geben. Das Kleinkind benötigt zuerst die Fürsorge, bevor es selbst dieser Pflicht nachkommen kann. Die Fürsorge für die Familie ist eine wichtige und große Verantwortung. Denn die Familie ist eine wichtige, soziale Einheit. Das Wohlergehen eines ganzen Staates hängt unmittelbar damit zusammen, wie diese soziale Einheit funktioniert.


Weitere Einschränkungen

Jesus war schon als Kind in erster Linie seinem himmlischen Vater Gehorsam und erst in zweiter Linie seinen leiblichen Eltern. Das zeigt die Geschichte im Tempel als er alleine zurückbleibt und erst später mit der Familie nach Nazareth ging (Lukas 2,42-51). Zu Beginn seiner Tätigkeit wies er in schroffen Worten seine Mutter zurecht. (Johannes 2,4) Jesus weigerte sich von seiner Mutter angeleitet zu werden. Er richtete sich vielmehr nach dem Willen seines himmlischen Vaters (Johannes 5,30).

Jesus setzt Prioritäten. Seine biologische Bindung ist zweitrangig. An erster Stelle steht seine „geistliche Familie“. Die Loyalität Gott gegenüber hat Vorrang. Auch Petrus sagt:

Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen
Apostelgeschichte 5,29



Jesus wusste auch, welche Konflikte er auch zwischen Eltern und Kinder erzeugen würde (Matthäus 10,21). Gott steht also an erster Stelle (Matthäus 10,37). Die Aufforderungen Jesu stehen nicht im Widerspruch zum mosaischen Gesetz. Dennoch setzt er Prioritäten.


Fazit

Das Gebot ist auch heute gültig, denn es wurde im Neuen Testament ausdrücklich bestätigt. Es ist aber nicht absolut zu verstehen. Eltern und Kinder stehen in gegenseitiger Verantwortung. Grobe Untreue der Eltern (Mord, Missbrauch) zerstört die Einheit der Familie. Und so wie im Fall der ehelichen Untreue der unschuldige Partner frei ist, die eheliche Verbindung zu lösen, sehe ich auch in diesem Fall das Kind frei von der Verantwortung für die Eltern.

Wenn Eltern ihre Kinder missbrauchen oder sogar töten, verstoßen sie gegen mehrere Gebote Gottes. Sie können dann meiner Meinung nach ihren Anspruch auf Ehre und Hilfe von den Kindern nicht einfordern.
Und der Segen Gottes hängt von der Beziehung zu ihm ab, nicht von der Beachtung der Gebote. Gott wird also niemand seinen Segen verweigern, der in solcher Weise misshandelt wurde und deshalb seiner ursprünglichen Verpflichtung, die Eltern zu unterstützen, nicht nachkommen kann.


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