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Die Autorität eines Pastors


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Rolf

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Die Autorität eines Pastors




Von Ray C. Stedman, 1976

(Englisches Original:

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)

"Ihr wisst [sagte Jesus zu seinen Jüngern], die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; ..." (Mk 10,42b.43a)
"Anstatt Herren zu sein", fuhr er fort zu sagen, "müssen Jünger Diener voneinander sein und der Größte ist der, der Diener von allen ist".

Mit diesen Worten weist Jesus darauf hin, dass unter den Christen ein ganz anderes Regierungssystem vorherrschen sollte, als es in der Welt verwendet wird. Autorität unter Christen ist nicht vom gleichen Ursprung abgeleitet, wie weltliche Autorität, noch wird sie auf die gleiche Weise ausgeübt. Die weltliche Vorstellung von Autorität setzt Menschen übereinander, wie in einer militärischen Befehlsstruktur, einer Ranghierarchie in der Geschäftswelt, oder einem Regierungssystem. Dies ist so, wie es sein sollte. Die Welt konnte wegen des durch den Sündenfall geschaffenen Konkurrenzdenkens und angesichts der Aufsässigkeit und Rücksichtslosigkeit der sündigen menschlichen Natur nicht ohne den Gebrauch von Befehlsstrukturen und Führungsentscheidungen auskommen.

Aber Jesus erklärte grundlegend: "So ist es unter euch nicht!" (andere Übersetzung: "Aber so soll es unter euch nicht sein!") Jünger sind immer in einer anderen Beziehung miteinander als weltliche Leute es sind. Christen sind Brüder und Schwestern, Kinder eines Vaters und Angehörige voneinander. Jesus machte das in Matthäus 23,8 klar: "Einer ist euer Meister; ihr aber seid alle Brüder."

Durch zwanzig Jahrhunderte hindurch hat die Kirche diese Worte praktisch ignoriert. Zwar vielleicht mit den besten Absichten, hat sie dennoch wiederholt im Großen und Ganzen die autoritären Strukturen der Welt entliehen, die Namen der Führer von Königen, Generälen, Kapitänen, Präsidenten, Statthaltern, Sekretären, Leitern und Chefs geändert in Päpste, Patriarchen, Bischöfe, Verwalter, Diakone, Pastoren und Älteste, und ist fröhlich ihren Weg gegangen, über die Brüder zu herrschen und so das Modell der Dienerschaft zu zerstören, dass der Herr im Sinn gehabt hatte. Christen haben so sehr Jesu Worte vergessen, dass sie häufig die Muster der weltlichen Herrschaft aufgestellt haben, ohne sich um die Änderung der Namen zu scheren, und haben Kirchen, Missionsgesellschaften, Jugendorganisationen, Schulen, Akademien und Seminare, alle im Namen von Jesus Christus, aber mit Präsidenten, Direktoren, Managern, Leitern und Chefs, die sich in keiner Weise von säkularen Strukturen unterscheiden.

Es ist wahrscheinlich zu spät, um die vielen Strukturen noch wesentlich ändern zu können, die gewöhnlich "para-kirchliche" oder "quasi-kirchliche" Organisationen genannt werden, aber Jesu Worte dürfen nicht bei den Funktionen der Anbetung und Ausbildung der Kirche selbst ignoriert werden. Irgendwo müssen die Worte Jesu "Aber so soll es unter euch nicht sein!" sicherlich eine Auswirkung haben. Doch in den meisten Kirchen heutzutage wurde der Idee eine unbedachte Akzeptanz gegeben, dass der Pastor die endgültige Stimme der Autorität sowohl in Lehre als auch Praxis ist, und dass er auch die Führungsperson der Gemeinde hinsichtlich der Verwaltung ist. Aber sicherlich gilt, dass, wenn ein Papst über die ganze Kirche schlecht ist, ein Papst in jeder Gemeinde nicht besser ist!

Es ist aus der Schrift klar, dass die Apostel über die Gefahr besorgt waren, kirchliche Bosse zu entwickeln. In 2. Korinther 1,24a erinnert Paulus die Korinther bezüglich seiner eigenen apostolischen Autorität: "Nicht dass wir Herren wären über euren Glauben, sondern wir sind Gehilfen eurer Freude...". Im gleichen Brief beschreibt er, mit offenbarem Missfallen, wie die Korinther auf einige Leiter unter ihnen reagiert hatten: "Ihr ertragt es, wenn euch jemand knechtet, wenn euch jemand ausnützt, wenn euch jemand gefangennimmt, wenn euch jemand erniedrigt, wenn euch jemand ins Gesicht schlägt." (2.Kor 11,20). Petrus ist ebenfalls besorgt, die Ältesten zu warnen (und er zählt sich selbst zu ihnen) nicht "als Herren über die Gemeinde, sondern als Vorbilder der Herde" (1.Petr 5,3) die Gemeinde zu führen. Und Johannes spricht stark gegen Diotrephes, "der unter ihnen der Erste sein will, ... er selbst nimmt die Brüder nicht auf und hindert auch die, die es tun wollen, und stößt sie aus der Gemeinde." (3.Joh 1,9.10) Diese Beispiele von Kirchen-Bossen aus dem ersten Jahrhundert lassen erkennen, wie leicht die Kirche damals, wie im 20ten Jahrhundert, die Worte Jesu ignoriert haben "Aber so soll es unter euch nicht sein!"

Aber wenn die Kirche die Welt in dieser Hinsicht nicht imitieren soll, was soll sie dann tun? Leiterschaft muss sicherlich in der Kirche ausgeübt werden, und es muss eine Art von Autorität geben. Wie soll sie aussehen? Die Frage wird in Jesu Worten beantwortet: "einer ist euer Meister" (Mt 23,8b). Allzu lange haben sich Kirchen verhalten, als ob Jesus weit weg im Himmel wäre, und er es den Kirchenführern überlassen hätte, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Aber Jesus selbst hat ihnen im Weltmissionsbefehl zugesichert: "Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." (Mt 28,20b). Und in Matthäus 18,20 wiederholte er: "Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen." Er weist klar darauf hin, dass er nicht nur in der Kirche als Ganzes anwesend sein ist, sondern genauso in jeder lokalen Gemeinde. Es ist darum Jesus selbst, der die letztendliche Autorität in jeder Gruppe oder Organisation von Christen ist, und er ist ganz vorbereitet darauf, seine Autorität durch das Werkzeug auszuüben, das er selbst bestimmt hat – die Ältestenschaft.

Die Aufgabe der Ältesten ist nicht, die Gemeinde selbst zu führen, sondern herauszufinden, wie der Herr in ihrer Mitte die Gemeinde führen will. Viel davon hat er bereits durch die Schrift bekannt gemacht, die die Gewährung und Ausübung von geistlichen Gaben beschreibt, das Vorhandensein der Auferstehungskraft, die Verantwortlichkeit der Gläubigen, einander die Lasten zu tragen, sich die Sünden zu bekennen, zu lehren, zu ermahnen und zu tadeln, und den Nöten einer leidenden Welt zu dienen und Zeugnis zu geben.

In den täglichen Entscheidungen, denen jede Gemeinde gegenübersteht, müssen die Ältesten die Gesinnung des Herrn suchen und finden, durch eine unerzwungene Einmütigkeit, die nach gründlicher und bibelbezogener Diskussion erreicht wird. Daher wird letztgültige Autorität, sogar in praktischen Dingen, im Herrn und in niemand anderem erworben. Das ist es, was die Apostelgeschichte in ihrer Beschreibung des selbständigen Handelns des Heiligen Geistes offenbart, der offensichtlich die Evangelisierungsstrategie der ersten Kirche geplant und angeordnet hat (Apg 8; 13; usw.). Die Ältesten suchten die Absicht des Geistes, und, wenn es ihnen klar gemacht worden war, handelten sie in Einheit der Gedanken und des Zwecks (Apg 15,28a: "Denn es gefällt dem Heiligen Geist und uns, euch weiter keine Last aufzuerlegen..."). Die Autorität war daher nicht die Autorität von Menschen, sondern von Gott, und sie wurde nicht durch Menschen ausgeübt, die als Einzelpersonen handelten, sondern durch die gemeinsame, einheitliche Übereinkunft von Männern, die der Geist zur Ältestenschaft geführt hatte (s. Apg 20,28).

Der Knackpunkt ist: Kein einzelner Mann ist der alleinige Ausdruck der Gesinnung des Geistes: Keine Einzelperson hat die Autorität von Gott, die Angelegenheiten der Gemeinde zu leiten. Eine Anzahl von Ältesten ist nötig als Sicherheit für die allzu menschliche Tendenz, Gott über andere Leute zu spielen. Die Fähigkeit eines Knechtes, jeden anderen zu beeinflussen, liegt nicht darin, jemanden herumzukommandieren, sondern ihre freiwillige Einstimmung zu erhalten. Das ist das Wesen aller Autorität unter Christen, sogar die des Herrn selbst! Er erzwingt nicht unseren Gehorsam, sondern erhält ihn durch Liebe, die entweder durch gewissenhafte Disziplin oder erwachende Dankbarkeit wegen der Erfüllung unserer verzweifelten Nöte ausgedrückt wird.

Die wahre Autorität der Ältesten und anderer Leiter in der Gemeinde ist daher diejenige des Respekts, der durch ihr eigenes liebendes und göttliches Beispiel hervorgerufen wird. Dies ist der Nachdruck in zwei Versen, die oft von denen zitiert werden, die eine einzigartige Autorität des Pastors über Gemeindemitglieder proklamieren. Der erste befindet sich in 1. Thessalonicher 5,12.13a: "Wir bitten euch aber, liebe Brüder, erkennt an, die an euch arbeiten und euch vorstehen in dem Herrn und euch ermahnen; habt sie um so lieber um ihres Werkes willen." Der Schlüsselausdruck ist "und euch vorstehen in dem Herrn". Das griechische Wort hier ist "prohistamenous". Es wurde richtig als "vorstehen" übersetzt, nicht als "über euch stehen". "Vorstehen" ist etwas anderes als "über jemanden herrschen". Es ist das allgemeine Wort für Leiterschaft. Leiter können nur dann leiten, wenn sie jemanden überzeugen können zu folgen.

Ein anderer Vers, der gebraucht wird, um befehlende Autorität zu rechtfertigen, ist Hebräer 13,17a: "Gehorcht euren Lehrern und folgt ihnen, denn sie wachen über eure Seelen - und dafür müssen sie Rechenschaft geben -, ..." Der Imperativ "gehorcht" kommt von dem Wort "peitho", das "überreden" bedeutet. Im "Medium", wie es hier gebraucht wird, gibt Thayers Wörterbuch seine Bedeutung an als "es selbst dulden, überredet zu werden". Wieder gibt es keinen Gedanken an ein Recht, jemanden gegen seinen Willen zu kommandieren, sondern der klare Nachdruck liegt darin, dass Leiter "Überreder" sind, deren Fähigkeit zu Überreden nicht von einer glatten Zunge oder einer dominanten Persönlichkeit herrührt, sondern von einer persönlichen Lebensführung, die Respekt hervorruft.

An dieser Stelle könnten viele versucht sein zu sagen: "Was macht das für einen Unterschied? Das Schema einer befehlenden Autorität ist zu weit etabliert, um es noch ändern zu können, und außerdem scheinen viele Kirchen damit ganz gut klar zu kommen, warum sollte man es jetzt ändern?"

Als Antwort bedenken Sie bitte folgendes:

1. Die Bibel weist darauf hin, dass jede Abweichung vom göttlichen Plan unausweichlich Schwachheit, Spaltung, Streit, zunehmende Fruchtlosigkeit, und schließlich den Tod hervorbringt. Der derzeitige niedrige Zustand vieler Gemeinden ist ein Zeugnis der Auswirkungen davon, dass man über eine lange Zeit hinweg Gottes Weg zu Wirken ignoriert hat.
2. Eine autoritäre Befehlsstruktur in der Gemeinde beraubt die Welt jedes Modells oder der Vorführung eines anderen Lebensstils als desjenigen, nach dem sie schon lebt. Weltliche Menschen sehen in der Gemeinde keinen Unterschied, und sehen keinen Grund, warum sie sich ändern und glauben sollten.
3. Eine befehlende Autorität produziert unausweichlich Ärger, Unterdrückung, Ausnutzung und schließlich Rebellion. Es ist das Gesetz, von dem uns die Schrift überzeugt, dass wir es niemals erfüllen oder einhalten können, aber das aufgrund seines eigentlichen Wesens verdammen und unterdrücken muss.
4. Der Wunsch unseres Herrn Jesus, der Welt eine gänzlich neue Form von Autorität zu zeigen, die mit Gnade einhergeht, nicht mit dem Gesetz, wird durch eine Befehlsstruktur unter Christen zunichte gemacht, und das Evangelium des Sterbens-um-zu-Leben wird noch bevor es verkündigt wird verleugnet. Das bedeutet, dass Gott seiner Ehre beraubt wird und vor den Augen der Welt verdreht wird. Nichts könnte ernsthafter sein als dies!
Eingestandenermaßen ist ein Ruf zur Änderung dieser Beschaffenheit radikal, sogar revolutionär. Aber seit wann wurde die Kirche berufen, eine angepasste Gesellschaft zu sein? Ist es nicht höchste Zeit, dass wir die Worte unseres Herrn ernst nehmen: "So soll es unter euch nicht sein!"?


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