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Darf ich mich als Christ wehren?


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3 Antworten in diesem Thema

#1
Mennson

Mennson

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Hallo zusammen!

Ich führe in seid einiger Zeit mit einem anderen Pastorsohn eine Dsikussion über den christlichen Glauben(oder ich versuche es zumindest;-))

Jetzt sind wir an einer Stelle angelangt, wo er behauptet, als Christ dürfe man sich nicht wehren, von wegen: Du sollst deinen nächsten lieben wie dich selbst.
Er interpretierte dies so, dass man den anderen also nicht verletzen dürfe und schlagen dürfe. Und daraus schloss er dann, dass man sich als Christ nicht wehren dürfe, wenn man angegriffen würde.

Ich hab das hier kurz zusammengefasst, wir haben es ein wenig ausführlicher gemacht^^

Meiner Meinung nach darf man sich als christ wehren!
Aber ich wusste keinen Bibeltext mit dem ich das belegen konnte.

Was sagt ihr dazu?
und wisst ihr konkrete Beispiele aus der Bibel?
  • 0

#2
Rolf

Rolf

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Lieber Mensson,

eine kleine Frage - aber ein großes Thema. Dazu gäbe es vieles zu sagen. einerseits sagt uns Gottes Wort: Seid eurer Obrigkeit untertan. Wir leben in einem gesetzlichen Rahmen, der den Begriff der Verhältnismäßigkeit beinhaltet. Danach darf man Angriffe auf seine Person abwehren.

Die Frage ist: Kann man das als Christ einfach so in die Bibel übertragen? Ich mein, man kann es bedingt. Gottes Wort sagt: Du sollst nicht Gleiches mit Gleichem Vergelten, oder, Die welt kennt das Prinzip: Auge um Auge, Zahn und Zahn, euch aber sage ich....

Meine Überzeugung ist: Auch Christen brauchen sich nicht alles gefallen lassen. Der Punkt ist, dass sie sich im Falle eines Falles nicht der Sünde gemäß verhalten.

Ich habe dazu im Netz eine Ausarbeitung gefunden, die Dir vielleicht weiterhilft. Andernfalls bitte ich Dich, ergänzend nachzufragen.


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aus einer Predigt von Pfarrer Schmerkotte, Essen

1.: Die Bibel- Grund der Eskalation von Gewalt?

- Auge um Auge - Zahn um Zahn
- Wie du mir, so ich dir!
- Das zahl ich dir heim!
(und ich lege noch etwas drauf!)
(- wie Stan und Olli es auf humorvolle Weise durchspielen im Vorfilm)

Die Spirale der Gewalt dreht sich
- wenn sich der Streit zwischen Nachbarn oder Partnern immer weiter aufschaukelt
- wenn ein Konflikt zwischen Völkern immer größere Opfer fordert
- wenn Menschen aus einer alltäglichen Stress-Situation heraus plötzlich zuschlagen
- wenn der Neid zu verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen führt

Auge um Auge - Zahn um Zahn!
Fordert die Bibel uns damit nicht direkt auf, dass wir vergelten sollen, wenn uns jemand vermeintliches Unrecht tut?
Ist sie sogar eine Quelle solcher Gewalt?
Ist der Gott der Bibel am Ende nicht ein Gott der Rache und der Vergeltung, der solches auch von uns Menschen fordert?

2.: Das Gebot begrenzt die Vergeltung

Lassen Sie uns noch einmal gemeinsam lesen, in welchem Zusammenhang wir dieses Wort finden: Auge um Auge - Zahn um Zahn

2. Mose 22, 22-25
„Wenn zwei Männer miteinander streiten und stoßen dabei eine schwangere Frau, so dass diese eine Frühgeburt erleidet (wenn sie und das Kind dabei aber ohne dauerhaften Schaden bleiben), so soll man dem Verursacher eine Geldzahlung als Strafe auferlegen, die vom Ehemann der Frau festgesetzt wird - gegeben werden soll das Geld aber durch die Hand eines Schiedsrichters.
Entsteht aber ein bleibender Schaden, so sollst du geben Leben um Leben, Auge und Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um Brandmal, Beule um Beule, Wunde um Wunde.“

Zuerst geht es nicht um eine allgemeine Regel, sondern um einen ganz konkreten Fall:
Zwei Männer haben im Streit eine schwangere Frau so in Mitleidenschaft gezogen, dass diese eine Frühgeburt erleidet.
Aber: Mutter und Kind erleiden keinen dauerhaften Schaden.

Was soll nun geschehen?

Der Verursacher soll der geschädigten Familie eine Geldentschädigung zahlen -
Die Höhe derselben soll vom betroffenen Familienvater festgelegt werden -
ein Schiedsgericht soll feststellen, ob es sich dabei um einen fairen Betrag handelt.

Eine humane Regelung, bei der alle Beteiligten ihr Gesicht wahren können.
Selbstjustiz und Gewalteskalation werden ausgeschlossen

Was soll aber geschehen, wenn dauerhafte Schäden entstehen, bei denen man nicht so leicht wieder zur Tagesordnung übergehen kann?

Das Alte Testament spricht an der zitierten Stelle eine deutliche Sprache:
Das Maß der Vergeltung darf das Maß des verursachten Schadens nicht übersteigen.
Der Vergeltung wird eine Grenze gesetzt.
Ein Zahn (nicht drei Zähne!) für einen Zahn!
Eine Reaktion auf geschehenes Unrecht muss erfolgen - aber nicht ohne Maß und Grenze.

3.: Ein Wort für Täter, nicht für Opfer

Das Alte Testament ruft nicht die geschädigte Person auf: „Du sollst vom Täter nehmen ...“
Sondern: der Schuldige soll für die Vergeltung seines Tuns selbst sorgen - Du sollst geben!

Sorgt das Opfer selbst für Vergeltung, ist die Gefahr groß, dass es den Blick für das Maß verliert.
Stattdessen: der Täter selbst soll sich als Schadensverursacher erkennen und nach dem Maß des Schadens (aber auch nicht darüber hinaus) Genugtuung leisten.

4.: Vergeltung - aber nicht körperlich

In diesem Zusammenhang wäre es nun Unsinn, vom Schadensverursacher zu fordern, er solle sich für den ausgeschlagenen Zahn nun selbst einen Zahn ausschlagen.
Sondern: Die Aufforderung zielt auf eine Entschädigungszahlung, die der Täter der geschädigten Person zahlen soll.
Und zwar in jeweils angemessenen Rahmen,
- nicht als Alibi-Leistung, die das Opfer kränkt
- nicht als überzogene Forderung, die dann den Täter wieder zum Opfer macht, sondern:
Auge um Auge, Zahn um Zahn!

So bleibt das Unrecht, das das Opfer erleiden musste, nicht ungesühnt.

Und dem Täter wird ein Weg vorgezeichnet, wie er sich trotz seiner Tat wieder in das soziale Miteinander einfügen kann.

5.: Und wenn der Täter nicht hören will?

Wenn der Täter sich auf diesen Weg des Ausgleichs im Guten nicht einlassen will, wenn er das Opfer links liegen lässt?
Dann sind andere Stellen, staatlich oder religiös legitimierte Personen gerufen, Gerechtigkeit herzustellen.
Auch unter Ausübung von Zwang.
Doch das Wort „Auge um Auge - Zahn um Zahn“ gehört nicht in diesen Zusammenhang.
Die Praxis, Schuldigen im Rahmen des Strafvollzugs Körperteile abzuschlagen, hat es in Israel nie gegeben.

6.: Jesu Wort für beherzte Opfer

Matthäus 5, 38-41: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Ich aber sage euch, dass ihr dem Übel nicht widerstehen sollt.
Sondern: wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dem biete die linke auch dar.
Und wenn dir jemand deinen Rock nehmen will, dann lass ihm auch den Mantel.
Und wenn dich jemand zwingt, eine Meile mit ihm zu gehen, so gehe mit ihm zwei.“

Jesus schafft hier nicht - wie manchmal behauptet - das alttestamentliche Gebot ab.
Sondern: er zitiert aus dem Alten Testament, um dann seine persönliche Deutung zu geben
Jesus spricht nun zum Opfer, nicht zum Täter.
Doch er empfiehlt nun aber nicht (wie er oft verstanden wurde), Unrecht passiv und wehrlos zu erdulden.

Es ist kein Weg der Schwäche und der Schwächlinge, von dem er redet
- es ist der Weg für starke Opfer.



Überwinde Unrecht nicht durch Gewalt.



Sondern überwinde Unrecht, indem du es durch Provokation und Übertreibung als Unrecht öffentlich machst!“

Der Schlag auf die rechte Wange (ein Rechtshänder kann auf die rechte Wange nicht schlagen!) ist vor allem ein Zeichen der Beleidigung - keine Körperverletzung.
Biete die andere Wange auch dar!

Zwinge dein Gegenüber, in der Öffentlichkeit zu zeigen, dass schon der erste Schlag, die Beleidigung, ein Gewaltakt war.
Wenn er ein Mensch ist, wird er beschämt weggehen.

Jemand will dir einen Teil deiner Kleidung nehmen, die du zum Leben brauchst?
Gib ihm alles und steh nackt vor ihm.
Er wird sein Vorhaben nicht ausführen.

Ein Römer zwingt dich, ihm eine Meile weit seine Ausrüstung zu tragen?
Trage sie zwei Meilen - und er wird ins Grübeln kommen.

Aber: das sind keine allgemeinen Verhaltensregeln.

Es sind Worte für geistlich-mutige Menschen, die die innere Stärke besitzen, Unrecht zu überwinden, indem sie es öffentlich machen.
- nicht jeder kann diesen Weg gehen
- nicht jede Situation ist für diesen Weg geeignet

Und: diese Worte können nur da zur Wirkung kommen, wo im Täter ein menschlicher Kern erhalten geblieben ist, der durch solche Provokation angesprochen und angerührt werden kann.

Es bedarf der Klugheit und der Menschenkenntnis, um einschätzen zu können, ob eine solche Provokation Früchte tragen kann oder nicht.

7.: Der Gott des Lebens

„Auge um Auge - Zahn um Zahn!“ oder:
„Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dem biete die linke auch dar!“
Es ist der Gott, der unser Leben bewahren und beschützen will, der so spricht.
Sind wir mutig und kreativ genug, um auf seinen Wegen zu gehen?
- Vielleicht laden wir die staubsaugende Nachbarin auf eine Mitternachtssuppe ein?
- Vielleicht legen wir zusammen mit dem Nachbarn, den wir um seinen Vorgarten beneiden, auf der Grundstücksgrenze einen Goldfischteig an?

Was es auch sei - Gott traut es uns zu:
- Ihr müsst Gewalt nicht eskalieren lassen
- Vielleicht überwindet ihr sie sogar mit Witz und Humor
- Ihr könnt in meinem Geist die Wege des Friedens gehen. Amen.
  • 0

#3
Mennson

Mennson

    Newbie

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Dankeschön!!!

Ich habe die predigt weitergeleitet und warte jetzt auf eine reaktion.
  • 0

#4
1Joh1V9

1Joh1V9

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Hallo Mennson, ich hatte zu einem anderen Thema eine Antwort geschrieben, die aber auch hier paßt. Umgang mit Feinden aus biblischer Sicht. Soll ich mich wehren, soll ich zurückschlagen, soll ich mich rächen?

Die Psalmen enthalten Texte für alle Lebenslagen. Auch für Situationen, in denen man angefeindet und bedroht wird.

Psalm 140:1 EIN PSALM DAVIDS, VORZUSINGEN.
2 Errette mich, HERR, von den bösen Menschen; behüte mich vor den Gewalttätigen,
3 die Böses planen in ihrem Herzen und täglich Streit erregen.
4 Sie haben scharfe Zungen wie Schlangen, Otterngift ist unter ihren Lippen. SELA.
5 Bewahre mich, HERR, vor der Hand der Gottlosen; behüte mich vor den Gewalttätigen, die mich zu Fall bringen wollen.
6 Die Hoffärtigen legen mir Schlingen und breiten Stricke aus zum Netz und stellen mir Fallen auf den Weg. SELA.
7 Ich aber sage zum HERRN: Du bist mein Gott; HERR, vernimm die Stimme meines Flehens!
8 HERR, meine starke Hilfe, du beschirmst mein Haupt zur Zeit des Streits.
9 HERR, gib dem Gottlosen nicht, was er begehrt! Was er sinnt, laß nicht gelingen, sie könnten sich sonst überheben. SELA.
10 Das Unglück, über das meine Feinde beraten, komme über sie selber.
11 Er möge feurige Kohlen über sie schütten; er möge sie stürzen in Gruben, daß sie nicht mehr aufstehen.
12 Ein böses Maul wird kein Glück haben auf Erden; ein frecher, böser Mensch wird verjagt und gestürzt werden. 13 Denn ich weiß, daß der HERR des Elenden Sache führen und den Armen Recht schaffen wird.
14 Ja, die Gerechten werden deinen Namen preisen, und die Frommen werden vor deinem Angesicht bleiben.


Dieses gesungene Gebet zeigt nachvollziehbar, wie z.B. David mit Feinden umging. Das kann man in einer Situation ganz ähnlich beten. David war echt wütend und hat das Gott ganz ehrlich vorgetragen. Gleichzeitig hat er sich aber auf Gott verlassen, daß er seine Sache führen wird, auch wenn er wegen irgendwelcher Angriffe und persönlichen Übergriffe erstmal als der Elende und Geschädigte dasteht.

Wie wir aus Davids Leben wissen, wußte er auch, sich gegen körperliche Angriffe zu wehren und er hat gebetet, daß seinen Feinden ihre Vorhaben nicht gelingen sollen.

Was aber, wenn es den Übeltätern dann tatsächlich schlecht ergeht?

Bezüglich des praktischen Vorgehens bzgl. Feinden in Not gilt Sprüche 25

Hungert deinen Feind, so speise ihn mit Brot, dürstet ihn, so tränke ihn mit Wasser, denn du wirst feurige Kohlen auf sein Haupt häufen, und der HERR wird dir's vergelten.


und die neutestamentliche Version dazu in Römer 12,17-21

17 Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.
18 Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.
19 Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.«
20 Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, gib ihm zu essen; dürstet ihn, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln«.
21 Laß dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.


Ich wünsche auch meinem ärgsten Feind und Widersacher weder Tod noch Krankheit. Damit häufe ich "Kohlen auf dessen Haupt" und halte die Bahn frei für das, was Gott tun will.

Es gibt eine Spannung zwischen Psalm 140 und Sprüche 25 bzw. Römer 12, in der wir alle drin stehen. Gut, wenn man beides ernst nimmt. Nicht mein Wille soll geschehen, sondern der Wille Gottes. Sein ist die Rache. Ich wehre mich (!), aber ich räche mich nicht.

Wenn also irgendein Feind von mir ernsthafte Not leiden würde, und ich wäre dessen gewahr und könnte ihm helfen, und sei es nur durch ein Bittgebet, werde ich es ihm nicht verweigern. Das sorgt für "feurige Kohlen" auf desssen Haupt. Es beschämt den Feind. So paradox es klingt, Feindesliebe ist tatsächlich die langfristig beste Art, "zurückzuschlagen", wie in obiger Predigt ja auch gesagt wurde, denn wenn man Gutes tut, stellt das den Bösen und sein Handeln in Frage.

Soweit erstmal meine Sicht dazu, die kurz gefaßt lautet: "Böses nicht passiv erdulden, bis man irgendwann explodiert (Agression und Gewalt)oder eingeht (sich in der Opferrolle suhlen), sondern aktiv mit Gutem überwinden." Das ist manchmal leichter gesagt, als getan...
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