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Anne Will und die Suche nach der Moral


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Rolf

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Anne Will und die Suche nach der Moral





"Die da oben" gegen "die da unten" – Steuergelder, die nach Liechtenstein wandern und Reiche, die zu gierig sind. Bei Anne Will konnte Steuer-Experte Dieter Ondracek nicht nachvollziehen, wieso die Ermittler den Fall Zumwinkel vorzogen, um so möglicherweise etliche andere zu warnen.

Hunderte reiche Bürger sollen Millionen von Euro am deutschen Fiskus vorbei nach Liechtenstein geschleust haben. Post-Manager Klaus Zumwinkel verlässt seine Villa begleitet von Medien und Steuerfahndern: Glück für Anne Will. Ihr Thema der Woche schrieb sich wie von selbst. Über „die da oben“ und „die da unten“ lässt sich immer wieder prima diskutieren, auch wenn die Meinungen im Endeffekt gar nicht soweit auseinander liegen. So hielt auch keiner der geladenen Gäste ein flammendes Plädoyer dafür, sein Geld schleunigst nach Liechtenstein zu bringen. „Die da oben“, war man sich einig, müssen nach den Regeln spielen.

"Top-Manager müssen sich an Gesetze halten“, erklärte der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU Volker Kauder. Der Skandal füge einer „ganzen Klasse einen gewaltigen Schaden zu“, meinte Journalist Hans Leyendecker. „Die einen werden dazu angehalten, Maß zu halten, die anderen bereichern sich“, verurteilte der SPD-Bundestagsabgeordnete Ottmar Schreiner.

Die große Gier

FDP-Generalsekretär Dirk Niebel und Utz Claassen, Ex-Vorstandschef des Energiekonzerns EnBW, hatten es nicht leicht, gegen die schlechte Stimmung gegen „die da oben“ anzureden. „Woher kommt die hemmungslose Gier bei Ihresgleichen?“, wollte die Moderatorin von Unternehmer Claassen wissen, der sich um eine Antwort drückte und stattdessen lieber von „denen da unten“ sprach, die auch Handwerker schwarz Arbeiten lassen oder der Putzfrau heimlich Geld zustecken. Unrechtsbewusstsein fehle beim Pfuschen mit der Steuer den Großen und den Kleinen, machte Dieter Ondracek, Vorsitzender der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, klar. Er konnte nicht nachvollziehen, wieso die Ermittler den Fall Zumwinkel vorgezogen haben, obwohl noch etliche Hausdurchsuchungen anstehen. Alle anderen Verdächtigen seien jetzt gewarnt: „Jeder wird seine Unterlagen entsprechend bereinigen.“ Er schätzte, dass der Post-Manager im Falle einer Verurteilung mit einer Bewährungs- und einer Geldstrafe zu rechnen hat.

Fast fünf Millionen Euro soll der Bundesnachrichtendienst für eine DVD mit Beweismitteln gezahlt haben. Niebel wetterte: Das Klauen und Verkaufen von solchen Daten sei in Deutschland und in Liechtenstein illegal. Der Staat dürfe Kriminalität nur mit rechtsstaatlichen Mitteln bekämpfen, so seine Argumentation. Datendiebe zu belohnen sei grenzwertig, stimmte Unternehmer Claassen zu. Liechtenstein leiste seit Jahrzehnten Beihilfe zur Steuerhinterziehung, rechtfertigte dagegen Schreiner das Vorgehen des BND. „Das ist die einzige Möglichkeit in Liechtenstein“, bekräftigte Steuerexperte Ondracek.

Die „öffentliche Hinrichtung“ des Klaus Zumwinkel, durch Medien, die sich offenbar durch einen Tipp schon frühzeitig bei seiner Villa platzieren konnten, verurteilten alle Beteiligten. Von Gleichbehandlung und Unschuldsvermutung war die Rede: Überzeugt von seiner Unschuld war dennoch keiner.

Träumen von einer Lösung Aber wie das Dilemma lösen? Wie künftig Besserverdienende daran hindern? Manager-Gehältern begrenzen, an die Vorbildfunktion appellieren, an Werten erinnern? Zum Schluss blieben zwei fromme Wünsche: Schreiner forderte 1000 zusätzliche Steuerfahnder und Kauder träumte davon, das Liechtenstein künftig seine Kooperation ausweitet.

Claassen erinnerte derweil lieber an die Mehrzahl der Manager, die gute Arbeit leisten und keine Schlagzeilen machen. Nur einzelne brächten die ganzen Berufsgruppen in Verruf. Ob VW-Lustreisen oder Siemens Schmiergelder: „Ich habe momentan den Eindruck, dass sind ganz schön viele einzelne“, resümierte Will.

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