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Mach mal Pause!?


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Rolf

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Mach mal Pause!?






Über den Autor
Jens Bertram lebt in Eibelshausen und ist Energieelektroniker (Fachrichtung Anlagentechnik). Zurzeit studiert er am theologischen Seminar in Ewersbach. Er interessiert sich vor allem für das Neue Testament und möchte nach seiner Ausbildung Gemeindepastor oder Missionar werden.


Frage von G.F.:
"Ich spiele mit dem Gedanken, ein sog. "Sabbatjahr" einzulegen und mich aus der Gemeindearbeit mal für ein Jahr auszuklinken. Ich bin mir aber nicht sicher, ob dieser Begriff aus dem Alten Testament überhaupt für neutestamentliche Nachfolger Jesu so ausgelegt werden kann. Ist so ein Sabbatjahr biblisch "legitim"?"
Das Sabbatjahr im Alten Testament
Das Sabbatjahr geht auf das Verb schabat zurück und meint das Ruhen von einer Arbeit. Damit verbunden ist auch der Sabbat, also der letzte Tag der Woche, den Gott als Ruhetag für die ganze Schöpfung eingesetzt hat (2.Mose 34,21).

Das Sabbatjahr als Ruhejahr wird an mehreren Bibelstellen im Alten Testament erwähnt (2.Mose 23,10f.; 3.Mose 25,1-7; 3.Mose 25,18-22; 5.Mose 15,1-11). Dieses Jahr findet alle sieben Jahre statt, also ebenso regelmäßig wie der wöchentliche Ruhetag. Alle sieben Jahre sollen die Israeliten das Land brach liegen lassen und ihren Volksgenossen die Schulden erlassen. In diesem Jahr sollen die Armen und die Tiere des Feldes die Ernte bekommen (2.Mose 23,11). Damit wird auch der soziale Sinn des Sabbatjahres deutlich. Dieses Jahr gehört Gott. Daher gehört der Ernteertrag denjenigen, die ihm am Herzen liegen: die Armen und Besitzlosen.

Das Sabbatjahr wird ähnlich begründet wie der wöchentliche Ruhetag. Wie Mensch und Tier am siebten Tag ruhen sollen, so sollen auch die Menschen das Land nach sechs Jahren intensiver Bearbeitung brach liegen lassen. Auch das Land kann seinen Sabbat für Gott feiern. Es darf in diesem Jahr ruhen und Atem holen. Der grundlegende Gedanke dahinter: Gott ist der eigentliche Herr des Landes. Der Mensch ist letztlich nur ein Fremdling in seinem Land und auf der Erde. Er genießt lediglich ein Wohnrecht (3.Mose 25,23).

Damit die Menschen, die ja weiterhin das Bedürfnis nach Nahrung hatten, versorgt sind, hat Gott für das sechste Jahr eine entsprechend große Ernte versprochen (3.Mose 25,21). Das Sabbatjahr ist also zuerst einmal eine Ruhezeit für das Land. Und damit natürlich auch für seine Bewohner, die zwar nicht das ganze Jahr gar nichts getan haben, die aber sicherlich weniger Arbeit hatten.


Das Sabbatjahr im Neuen Testament

Hier wird das Sabbatjahr nicht erwähnt, etwa als Regel für die Gemeinde. Man könnte aber in der Antrittspredigt Jesu in Nazareth (Lukas 4,16-30) einen Hinweis auf das "Jobeljahr" sehen. Alle 50 Jahre sollten die Israeliten ein besonderes Sabbatjahr feiern (3.Mose 25,10ff.), in dem alles in seine ursprüngliche Ordnung versetzt wird. Sklaven sollten freigelassen werden, verpfändeter Besitz zurückgegeben werden und jeder sollte zu seiner Sippe zurückkehren dürfen. Auch gelten die anderen Regeln des Sabbatjahres. Dieses Jahr wurde auch als Jahr des Herrn bezeichnet. Und auf dieses Jahr bezieht Jesus sein Kommen:


Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. Dann schloß er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.
Lukas 4,18-21



Wie das Jobeljahr Menschen frei macht und Ruhe bringt, bringt Jesus den Armen gute Botschaft und Freiheit für die von Schuld geknechtete Welt.


Soll ich ein Sabbatjahr einlegen?

Aufgrund der genannten Bibelstellen kann man nicht sagen, dass man einfach ein Jahr als Sabbatjahr nehmen kann. Denn keine bezieht sich speziell auf die Arbeit in der Gemeinde. Meines Erachtens ist es aber trotzdem nicht unbiblisch und verkehrt, sich zwischendrin Zeiten zu nehmen, in denen man einmal auftanken und sich erholen kann. Ich habe selber vor ein paar Jahren eine Auszeit genommen, weil ich einfach völlig frustriert und erschöpft war. Dann habe ein halbes Jahr nicht mitgearbeitet und erfahren, wie gut das tut. Nachher bin ich dann mit neuer Motivation wieder in die Arbeit gestartet.

Diese Frage kann man auch nicht einfach mit einem Ja oder Nein beantworten. Jeder muss für sich selbst überlegen: Warum will ich eine Pause einlegen? Was will ich damit bezwecken und wie will ich die gewonnene Zeit ausfüllen?

Natürlich kann man jederzeit die ehrenamtliche Arbeit in der Gemeinde niederlegen. Niemand kann einen zwingen, für die Gemeinde zu arbeiten. Die Frage ist aber: Wie kann ich solch eine Auszeit sinnvoll angehen und biblisch begründen? Daher werde ich zwei mögliche Gründe nennen, die es meiner Meinung nach legitimieren, eine Auszeit von der Mitarbeit zu nehmen. Natürlich können sich die Beweggründe auch mischen.

Ich bin erschöpft.

Auch bei meiner Mitarbeit in der Gemeinde ist es wichtig, dass ich in einem gesunden Verhältnis von Geben und Nehmen lebe. Ich kann in der Gemeinde immer nur soviel geben, wie ich mir von Gott schenken lasse. Wenn ich immer mehr gebe, als ich bekomme, kann das eine Zeit lang gut gehen. Aber auf Dauer werde sowohl ich als auch meine Beziehung zu Gott leiden.

Meistens gelingt es noch, dass ich in meinem Alltag Zeiten finde, in denen ich auftanke. Es kann aber dazu kommen, dass ich eine längere Zeit im Ungleichgewicht lebe. In diesem Fall ist es wichtig, den Haushalt von Nehmen und Geben wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Dann ist meist erst mal eine radikale Reduzierung der Arbeit von Nöten – und vl. sogar eine völlige Pause von aller Mitarbeit. Nur dann kann ich wieder mal aufatmen und mich neu auf Gott ausrichten.


Was mache ich hier?

Es kann vorkommen, dass ich seit Monaten oder Jahren in einem Bereich der Gemeinde mitarbeite und dann merke, dass ich diese Arbeit eigentlich nur noch deshalb mache, weil ich sie irgendwann einmal zugesagt habe. Auch dann kann es notwendig sein, eine Auszeit zu nehmen. Denn es stellt sich die Frage: „Warum mache ich diese Arbeit? Denn eigentlich habe ich keine Lust dazu.“ Und das wird sich in meiner Arbeit niederschlagen. Sie ist mir nicht mehr die Zeit und Energie wert, die sie eigentlich braucht.

Auch hier ist es sinnvoll, eine Pause zu machen. Und das muss ja nicht gleich ein Jahr sein – aber genug Zeit, um darüber nachzudenken, welche Fähigkeiten mir Gott gegeben hat und wo Gott mich gebrauchen will. Das kann manchmal dazu führen, dass ich danach eine völlig andere Arbeit mache. Häufig führt es aber auch dazu, dass man in so einer Zeit merkt, wie wichtig einem die Arbeit ist und dass man sie vermisst.



Nichts überstürzen…

Um da einem Missverständnis vorzubeugen: Nicht bei jeder Flaute sollte ich auch eine Auszeit nehmen. Es wird auch in der Mitarbeit in der Gemeinde - selbst wenn ich voll nach meinem Gabenprofil arbeite - Zeiten geben, in denen mich die Arbeit erschöpft und in denen ich mich auch mal durchschleppen muss. Mir geht es also um einen länger andauernden Zustand.


Den Zweck im Blick behalten

Es mag noch andere Gründe geben, sich eine Zeit lang von der aktiven Mitarbeit zurück zu ziehen. Das bedarf aber immer der Klärung im Einzelfall. Wichtig ist mir, dass die Zeit sinnvoll gefüllt wird, z. B. indem man sich mehr mit Gott beschäftigt, um so weiter zu kommen. Denn letztendlich gehört zu einem Leben mit Gott immer auch, dass ich mich für ihn einsetze.

Wenn ich mich also dazu entschließe, mich eine Zeit lang aus der Gemeindearbeit auszuklinken, sollte ich mir meiner Meinung nach jemanden in der Gemeinde suchen, der mich begleitet. Das kann der Pastor oder ein Gruppenleiter sein. Mit dieser Person kann ich darüber sprechen, weshalb ich die Auszeit nehmen will. Ich erfahre, was er davon hält. Das ist nützlich. Denn jemand der mich von außen sieht, kann mich noch einmal auf ganz andere Dinge aufmerksam machen, die ich so aus meiner Sicht nicht sehe. Mit ihm kann ich konkrete Ziele für die Auszeit festlegen.

Mit dieser Person sollte ein Termin vereinbart werden, wann die Auszeit enden soll. Außerdem kann mit ihr darüber gesprochen werden, was einem in dieser Zeit klar geworden ist, was man gelernt oder erlebt hat – und wie die zukünftige Mitarbeit in der Gemeinde aussieht. So kann man besser herausfinden, was einem die Auszeit gebracht hat. Und dier Wiedereinstieg in die Mitarbeit fällt leichter. Man schiebt sie nicht aus Bequemlichkeit oder Vergesslichkeit vor sich her.

Wer solch ein Jahr einfügt, kann das auch Sabbatjahr nennen. Auch wenn es nicht ganz dem entspricht, was die Bibel darunter versteht. Besser finde ich den Begriff „Auszeit“. Dann weiß jeder, was ich gerade mache. Darunter können sich die meisten etwas vorstellen. Und wie schon gesagt: Vielleicht hilft auch schon eine kürzere Zeit als ein Jahr.



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