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Zeichen und Wunder


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Der konvertierte Tony Blair




Zeichen und Wunder





Von Gina Thomas, London



23. Dezember 2007 Die Nachricht von der Konvertierung Tony Blairs zum Katholizismus kommt nicht überraschend; seit Jahren wird darüber spekuliert. Seine Frau ist katholisch, die Kinder werden in diesem Glauben erzogen, und als Familie pflegten die Blairs die Messe zu besuchen. Tony Blair nahm auch die Kommunion entgegen, bis ihn Kardinal Hume, damals Oberhaupt der britischen Katholiken, bat, davon abzusehen.

Obwohl der Kommunikationsdirektor des ehemaligen Premierministers Gespräche über den Glauben seines Chefs mit dem Verweis „von Gott reden wir nicht“ zu unterbinden versuchte, hat Blair nie verhohlen, welche Bedeutung die Religion bei ihm einnahm.

Ressentiments hier und da bis heute bemerkbar

So fest also mit Blairs Übertritt zum Katholizismus gerechnet wurde, ist der Vollzug dieses langen Prozesses sechs Monate nach seinem Auszug aus 10 Downing Street in mehrerlei Hinsicht bezeichnend. Für ihn als Premierminister wäre dieser Schritt schwer denkbar gewesen. Das atavistische Ressentiment gegen die „Papisten“, das 1534 mit der Loslösung Englands von der römischen Kirche begann, macht sich hier und da bis heute bemerkbar, nicht zuletzt in dem Gesetz, das katholische Thronanwärter von der Nachfolge ausschließt.

Die in den Jahren der Verfolgung gefestigten, durch den Nordirland-Konflikt stets präsent gehaltenen kulturellen Unterschiede sind langlebiger als die um sich greifende Säkularisierung. In Evelyn Waughs „Wiedersehen mit Brideshead“ erklärt Sebastian Flyte seinem Freund, wie Katholiken eine völlig andere Lebensanschauung haben. Als Hugo Young, der ehemalige Chefredakteur des „Guardian“, vor fünfzig Jahren das Internat Ampleforth besuchte, machten ihm die Benediktinermönche klar, dass ihm der Aufstieg in einer ganzen Reihe von Berufsständen versperrt bleiben werde. Bis zum katholischen Emanzipationsgesetz von 1829 durften Katholiken weder wählen noch offizielle Ämter bekleiden; erst seit 1871 wird Andersgläubigen gestattet, in Oxford oder Cambridge zu lehren.

Ausgezeichnete Religion für Bauern und Frauen

Charakteristisch für die Herablassung der anglikanischen Elite gegenüber den Katholiken ist die Haltung des 1903 gestorbenen Staatsmannes Lord Salisbury, der den Katholizismus als ausgezeichnete Religion für Bauern und Frauen bezeichnete. Von einigen Familien des Hochadels abgesehen, die ungeachtet der Verfolgung an ihrem Glauben festhielten, war der englische Katholizismus, gestärkt durch die irischen Einwanderer, in der Arbeiterschicht am meisten ausgeprägt.

Erst allmählich hat sich eine katholische Mittelschicht herausgebildet, die nun in Tony Blair ihren prominentesten Vertreter gefunden hat - just an dem Wochenende, an dem eine Untersuchung von 37.000 Kirchen ermittelt hat, dass anglikanische Kirchenbesucher erstmals seit der Reformation geringer an der Zahl sind als katholische. Während sich der Mitgliederschwund der britischen Staatskirche fortsetzt, erfährt die katholische Kirche in England seit der Erweiterung der Europäischen Union vor allem durch die zugewanderten Polen und Litauer einen Aufschwung.

Anglikaner verfallen dem Zeitgeist

Richard Harries, der sich seiner liberalen Ansichten rühmende Bischof von Oxford im Ruhestand, behauptet, es spreche mehr für die „arme alte verspottete Kirche von England“, als die meisten Beobachter zugestehen. Er berief sich in einem Kommentar über Blair auf einen anglo-katholischen Priester, der kurz vor seinem Tod die Kirche von England als den einzigen Zweig der katholischen Kirche bezeichnete, die der Zukunft gegenüber offen sei. Harries sei dankbar für eine Kirche, die weibliche Priester zulasse, naturwissenschaftliche Medizin unterstütze, Gewissensspielraum in vielen Fragen gestatte und „eines Tages, Gott helfe, feste homosexuelle Beziehungen stärker bejahen wird“.

Was Harries lobt, ist gerade das, was Anglikaner in wachsenden Zahlen in den Schoß der katholischen Kirche flüchten lässt. Die Kirche von England ist dem Zeitgeist anheimgefallen. Wie sehr das der Fall ist, zeigte die jüngste Äußerung des Erzbischofs von Canterbury, der in der vergangenen Woche bekannte, die Weihnachtsgeschichte für eine reine Legende zu halten.





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