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WEF und sein affektierter Elitismus: Die Selbstdarstellung einer ‚fernen Elite‘


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Rolf

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      WEF und sein affektierter Elitismus: Die Selbstdarstellung einer ‚fernen Elite‘

 

 

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Was die Leute am Weltwirtschaftsforum (WEF) immer gestört hat, ist seine ästheti-sche Unschönheit. Sein Stil wirkt bewusst ungewöhnlich. Warum kleidet sich Klaus Schwab, der Impresario und Moderator des WEF, wie ein kultischer Hohepriester? Warum macht Yuval Noah Harari, der Hofphilosoph des WEF, leicht schadenfrohe Bemerkungen über die Idee der Menschenrechte? „Man nehme einen Menschen, schneide ihn auf und schaue hinein. Man findet das Blut, das Herz, die Lungen, die Nieren – aber man findet keine Rechte“.

 

Warum dieses hartnäckige Beharren darauf, den Menschen eine Gänsehaut zu verschaf-fen? Im Grunde ist es eine Affekthandlung. Der ostentative Amoralismus des WEF ist in Wirklichkeit eine Übung in persönlichem Branding, die als Reaktion auf die ersten wirk-lichen Aufstände gegen seine Weltsicht in der Mitte des letzten Jahrzehnts entstanden ist.

 

Diese Konflikte nach 2016 wurden auf eine bestimmte Art und Weise ausgetragen – nicht zuletzt von Davos selbst. Was der „Populismus“ ablehne, so hieß es, sei die wirtschaft-liche und technologische Moderne. Die Welt sei durch einen rücksichtslosen wirtschaftli-chen Optimierungsprozess geglättet worden, der in den 1980er-Jahren begonnen und alle alten sozialen Institutionen, die den freien Kapitalfluss behindern könnten, hinweggefegt habe. Der Populismus war also eine romantische, aber im Grunde zum Scheitern verur-teilte Revolte der Unterdrückten.

 

Mit dieser Idee bewaffnet, haben das WEF und seine erweiterte Klasse von Anhängern eine Art Anti-Romantismus entwickelt: amoralisch, unblutig und lächelnd technokratisch. Wenn der Populismus für die Vergangenheit steht, dann steht das WEF für die Zukunft. Ein Aspekt davon ist ein affektierter Elitismus: Sogar die Website des WEF verweist inzwischen augenzwinkernd auf seinen Ruf als Clubhaus der „fernen Eliten“.

Wichtiger noch ist, dass dieses Personal Branding es dem WEF und der von ihm vertre-tenen Orthodoxie erlaubt, sich das Mäntelchen des Pragmatismus, des Realismus und der Modernität umzuhängen. Selbst die wackeligsten Teile dieser Weltsicht, wie Massenmi-gration oder Schrumpfungsökonomie, können nun als einfache historische Unvermeid-barkeiten dargestellt werden, als Teil eines allgemeinen Trends zur unblutigen Ratio-nalisierung auf der ganzen Welt. Das WEF war nur der Überbringer der schlechten Nachrichten für die Populisten. Daher Schwabs Weltraum-Outfit.

 

Die Gegner dieser Weltsicht sind seltsamerweise bereit, Davos beim Wort zu nehmen. Viele begnügen sich damit, die ihnen zugedachte Rolle zu spielen: verfluchte Rebellen des „Herzens“ gegen den gefühllosen „Kopf“.

 

Und das ist eine Illusion. Kratzen Sie einen Davos-Teilnehmer, und Sie werden einen schnulzigen Moralismus und eine allgemeine Angst vor jeder Art von materieller Veränderung finden.

 

Erstens hat das WEF noch nie eine neue Technologie kennengelernt, die ihm gefallen hätte. Davos hat gerade erst begonnen, sich vom Aufstieg des Internets zu erholen, das Informationen dezentralisiert und als Lösungsmittel für Konsens dient. Das durch-schnittliche „linke“ weiße Proletariat in Brandenburg, Hénin-Beaumont oder West Bromwich hat sich das Internet als politisches Kommunikationsmittel eifrig zu eigen gemacht; er oder sie nutzt es viel geschickter als zum Beispiel Angela Merkel. Für Leute wie Angela Merkel ist das Internet nur unheimlich; es gefährdet nicht nur einen Konsens, sondern den Begriff der Wahrheit selbst. In Davos hieß es deshalb immer, man müsse das Internet entschärfen, um alte Solidaritäten wiederherzustellen.

 

Auch die künstliche Intelligenz ist nur ein weiteres subversives Element, das es auszu-schalten gilt. Auch hier sind neue Technologien nur dann erlaubt, wenn sie die herr-schenden gesellschaftlichen Strukturen stützen. Die Reaktion des WEF auf die künstliche Intelligenz ist kein mürrischer Regulierungswahn, sondern ein regelrechter Alarmismus, der sich stark an den apokalyptischen Vorhersagen von Eliezer Yudkowsky und den Effective Altruists orientiert. Natürlich war die wichtigste Empfehlung der diesjährigen Konferenz, dass Regierungen und der private Sektor „Ethik und Verantwortung“ und nicht die kommerzielle Anwendung in den Vordergrund ihrer KI-Politik stellen sollten. KI ist etwas, das wirklich droht, alte Gewissheiten, wirtschaftliche und andere, aufzulösen, aber es ist Davos, das den Vorstoß gegen sie anführt.

 

Erinnern wir uns auch an einen der bedrohlichsten Slogans des WEF: „Du wirst nichts besitzen und glücklich sein“. Der begleitende Essay stellt sich eine zukünftige Gesellschaft vor, in der alle modernen Annehmlichkeiten geteilt werden. Aber das ist nur eine andere Art von Atavismus. Der Ruf nach Gemeinschaftskantinen, Gruppenverfassungen und obligatorischen Kumbayas ist nicht neu; er gehörte zu den Werkzeugen der romantischen und agrarischen Gemeinschaftsexperimente des 19. Jahrhunderts – wie die Kasernen- und Schul-Phalanstère von Charles Fourier. Diese Art des sozialen Keuchens ist vorwie-gend eine Reaktion auf die Anomie des modernen Lebens; es geht um die Wiederher-stellung von Solidaritäten, die der Industriekapitalismus zerstört hat. Jede Vision der Gesellschaft, die das WEF anbietet, geht auf diesen kruden Fourierismus zurück: Ida Aukens Essay; Stakeholder Capitalism; The Great Reset (2020). Es gehört schon viel Mut dazu, wenn Davos seinen populistischen Gegnern vorwirft, zu einer Art altmodischem Kommunitarismus zurückzukehren.

 

Und was auch immer Noah Harari behaupten mag, das Weltbild von Davos ist durch-drungen von der Sprache der universellen Menschenrechte. Trotz der imaginären unblu-tigen Rationalisierung hat Davos während der Pandemie nie die Idee infrage gestellt, dass alle Menschenleben – unabhängig davon, wie viele Jahre ihnen noch bleiben – gleich viel wert sind und daher durch eine Barriere geschützt werden müssen, die den Welthandel über Nacht zusammenbrechen ließ. Die alten Bedenken gegen vernetzte „Just-in-time“-Lieferketten wurden im Handumdrehen fallen gelassen. Auch die Massenmigration wird in Davos nie einer kalten Abrechnung unterzogen. Die Zuwanderung aus der Dritten Welt trägt nicht zum westlichen Wohlstand bei, aber das ist für das WEF nicht relevant. Für Davos geht es nicht um billige Arbeitskräfte (seine Vorschläge beinhalten nie einfache Arbeitserlaubnisse im Stil der Golfmonarchien), sondern um die universelle Brüderlichkeit der Menschen; um die Maximierung des globalen Wohlstands, für den die westlichen Steuerzahler die Rechnung bezahlen müssen.

 

Der affektierte Amoralismus von Davos verschleiert also, dass diese Weltanschauung keine gefühllose neue Moderne ist, sondern ein egalitäres moralisches Projekt, das in seinen Voraussetzungen antimodern ist. Wenn Davos also die Karte der Technokratie und des dünnlippigen Realismus ausspielt, sollten seine Gegner es nicht beim Wort nehmen. Denn was wir in Davos sehen, ist nicht „Alles Feste löst sich in Luft auf“, sondern die Suche nach einer neuen, stumpfen Solidität.

 

 

 

 

 

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