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«Verlust der Mitte» in der Trauerkultur


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Rolf

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Bischof Noack: «Verlust der Mitte» in der Trauerkultur




Jesus.de-



24.11.2007


(epd) - Vor einem «Verlust der Mitte» in der Bestattungskultur hat der evangelische Bischof Axel Noack (Magdeburg) gewarnt. Er beobachte hier Extreme, erklärte Noack auf der Tagung «Verarmt, verscharrt, vergessen?» des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur am Freitag in München. Während Arme zum Teil ohne Trauerfeier und anonym beigesetzt würden, gebe es auf der anderen Seite für Wohlhabende «Event-Bestattungen».

Obwohl die Medien mit Bildern von Toten überschwemmt seien, zögerten Eltern, ihre Kinder mit auf eine Beerdigung zu nehmen, so Noacks Beobachtung. Der katholische Bischof von Erfurt, Joachim Wanke, wertete Skurrilitäten im Bestattungswesen wie zum Beispiel Weltraumbestattungen als Zeichen einer allgemeinen Orientierungslosigkeit. Er warnte Christen zugleich davor, vor dem Wandel in der Trauerkultur zu resignieren. «Solange wir noch Gottesdienste feiern, wird es keine rein mechanische Entsorgung von Toten geben», bekräftigte der Theologe.

Wanke regte neue Rituale an, wie etwa Trauergedenken für anonym bestattete Toten. Oft werde den Angehörigen erst nach einer gewissen Zeit deutlich, dass ihnen ein Ort der Trauer fehle. Die «Hebung des christlichen Grundwasserspiegels» sei auch ein positiver Beitrag zum Wandel in der Bestattungskultur, bekräftigte Wanke. Christen müssten den Tod nicht fürchten.

Die steigende Zahl von Friedwäldern und Ruheforsten stieß auf der Tagung auf eine gemischte Resonanz. Die Kirchen lehnen diese Form der Bestattung nicht mehr grundsätzlich ab. Vertreter von Friedwald-Betreibern wehrten sich gegen Vorwürfe, die naturnahe Beisetzung habe einen heidnischen Hintergrund.

Aufgrund des demografischen Wandels müsse man in Zukunft mit kleineren Trauergemeinden rechnen, fügte Bischof Noack hinzu. Dies sei auch eine Herausforderung für die Kirchen, neue Rituale zu entwickeln und mehr zu beraten: «Wir haben 50-jährige Männer, die noch nie auf einer Beerdigung waren», so Noack, der in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für den Austausch zwischen Handwerk und Kirche zuständig ist, also auch für die Bestatter.

Gegen den unwürdigen Umgang mit Toten wandte sich der Bundesverband Deutscher Bestatter. Beispiele dafür seien Discountbestattungen und als «Verbrennungstourismus» bekannte Sammeltransporte von Leichen aus Kostengründen zu Krematorien im europäischen Ausland, sagte Generalsekretär Rolf Lichtner. Kaffeefahrten in Krematorien bezeichnete Lichtner als «organisierten Voyeurismus».

Verstorbene sollten nicht wie Sachen transportiert werden, sagte der evangelische Theologieprofessor Hartmut Kreß (Bonn). Er plädierte für die Einrichtung von Ethikgremien, um «diesen sensiblen Fragen in einer pluralistischen Gesellschaft gerecht zu werden». In der gesamten Diskussion um den Umbruch der Bestattungskultur plädierte der Sozialethiker Kreß für mehr Toleranz. Ingesamt beobachte er keinen Verfall, sondern eher einen Wandel der Werte in der Gesellschaft. Auf der zweitägigen Konferenz diskutierten rund 200 Experten aus den Kirchen und dem Bestattungswesen über neue Tendenzen in der Bestattungskultur.
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