Zum Inhalt wechseln

Welcome to Irrglaube und Wahrheit
Register now to gain access to all of our features. Once registered and logged in, you will be able to create topics, post replies to existing threads, give reputation to your fellow members, get your own private messenger, post status updates, manage your profile and so much more. If you already have an account, login here - otherwise create an account for free today!
Foto

Islamischer Gebetsruf zwischen Kanzel und Altar


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
Keine Antworten in diesem Thema

#1
Rolf

Rolf

    Administrator

  • Administrator

  • PIPPIPPIP
  • 34224 Beiträge
  • Land: Country Flag

Please Login HERE or Register HERE to see this link!






Friedensmesse »The Armed Man«: Islamischer Gebetsruf zwischen Kanzel und Altar





Jesus.de-

Von Dieter Sell



18.11.2007


(epd) - Konzentriert erhebt der islamische Muezzin seine Stimme und ruft zwischen Kanzel und Altar in der evangelischen Stadtkirche im niedersächsischen Rotenburg zum Gebet. Mit seinem «La Illaha Illa Allah» und beiden Händen an den Ohren signalisiert der Imam: Hört allein auf Gott. Dass er dies am Sonntagabend im Verlauf eines Konzertes in einer Kirche tut, ist für vereinzelte Kritiker ein Tabubruch. Sie fühlen sich durch die kurze Szene angegriffen und haben im Vorfeld der Aufführung im Internet zu Protesten aufgerufen.

Doch noch am Samstagabend zur Generalprobe war nichts von den Demonstranten zu sehen. Der Gebetsruf gehört zum Oratorium «The Armed Man» (Der bewaffnete Mann), das der englische Musiker Karl Jenkins vor sieben Jahren an der Schwelle zum neuen Jahrtausend als Friedensmesse komponiert hat. Es ist ein Dokument des gegenseitigen Respekts, das beschreibt, wie durch die Angst vor dem Fremden Kriege entstehen, und das zur Versöhnung unter den Religionen aufruft.

Im Berliner Dom durfte das Werk aufgrund des Muezzin-Rufes, der im Islam gleichzeitig Glaubensbekenntnis ist, Anfang November nicht aufgeführt werden. Das Rotenburger Oratorium am Volkstrauertag löste nun hasserfüllte Reaktionen vor allem aus christlich-konservativen Kreisen aus, die sich vor allem gegen den verantwortlichen Kirchenmusiker Karl-Heinz Voßmeier und den leitenden Rotenburger Superintendenten Hans-Peter Daub richten. Sie stehen hinter dem Projekt, das sie als Zeichen der Verständigung sehen.

«Kollaborateur», giftete ein Kritiker in einem Internet-Blog gegen Daub. «Unfasslich, wie blind und ignorant die durch die multikulturelle Wirklichkeit tapsen. Kein Wunder, dass sich Islamisten dem Christentum überlegen fühlen, wenn so was sogar Superintendent werden kann», hieß es in einem Kommentar. Diese und andere Äußerungen riefen zusammen mit Schmäh-Mails, die an Daub und Voßmeier gerichtet waren, die Polizei auf den Plan. Verdeckt verfolgt der Staatsschutz die Premiere.

Die 150 Sänger und Musiker, die sich seit etwa einem Jahr auf die schnell ausverkaufte Premiere und ein zweites Konzert gleich im Anschluss vorbereiten, lassen sich indes nicht irritieren. «Das Oratorium ist ein Appell, aufeinander zuzugehen», fasst ein Chormitglied die Stimmung unter den Sängerinnen und Sängern zusammen. Zwar hatte es Voßmeier zufolge auch im Chor ganz zu Beginn Kritik gegeben. Doch wer nun mitmacht, steht hinter dem anspruchsvollen multimedialen Projekt, das rund 25.000 Euro kostet und von mehreren Stiftungen finanziell gefördert wird.

Ein wenig erinnert der Konflikt um den Muezzin an die Aufführung der«Zehn Gebote» von Johann Kresnik vor knapp drei Jahren in der evangelischen Friedenskirche im benachbarten Bremen. Kritiker erregten sich damals, Schauspieler würden während des Stückes auf einem Altar halbnackt einen Geschlechtsverkehr andeuten. Nichts davon war richtig. Zwar gab es vor der Premiere eine kleine Demonstration, die von der Polizei beobachtet wurde. Und ein Brandanschlag im Vorfeld hatte letztlich nichts mit dem Stück zu tun. Was blieb, waren die Bravo-Rufe am Ende der Aufführung.
  • 0