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Die gottlose Gesellschaft – ein Horrortrip


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Rolf

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Die gottlose Gesellschaft – ein Horrortrip







Von Pascal Görtz


12.11.2007


Manfred Lütz, Autor des Buches „Gott – Eine kleine Geschichte des Größten“, das seit sieben Wochen in der Spiegel-Bestsellerliste rangiert, hat der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung seine Gesellschaftsanalyse geliefert. In aller Kürze natürlich. Sein Credo: Wir würden merken, wenn der Glaube seinen gesellschaftlichen Einfluss verliert.

Die Frage nach religiösen Überzeugungen ist zurück. Manfred Lütz scheint das zu befürworten. Sicher hat auch der islamistische Terror etwas damit zu tun, meint er, aber nicht allein. Eine Gesellschaft, die Glauben zur Privatsache erklärt hat, findet das Thema unerwartet im öffentlichen Raum wieder. „Nach jahrzehntelangem Exil kehrt die Gottesfrage in ein Land zurück, das an solche öffentlichen Diskurse nicht mehr gewöhnt ist“, schreibt Lütz. Er erinnert daran, wie alt hüben wie drüben bei Atheisten wie bei Christen die Argumente sind, mit denen die Glaubwürdigkeit ihres Glaubens untermauert sind. Größtenteils würden diese dem 19. Jahrhundert entstammen. „Es fehlt an Wissen“, konstatiert er. Wissen über Religion – allem voran die christliche. Aber auch Wissen über „die spannende Geschichte des Atheismus, seine Triumphe und seine Niederlagen“. So mancher Atheist sage mit Ludwig Feuerbach, es gebe gute psychologische Gründe, einen Gott zu wünschen als Projektion eigener unerfüllter Sehnsüchte. Erstens sei das Sehnen noch kein Beweis, dass es nicht existiert, nur weil wir es uns wünschen. Und zweitens gebe es nicht minder gute psychologische Gründe, Gott wegzudiskutieren. „Man könnte psychologisch von Realitätsverlust ausgehen und skurrilen Fluchtreaktionen und absurden Kompensationsversuchen. [...] Mal sturmfreie Bude haben, ohne moralische Hemmungen tun und lassen zu können, was man will.“ Für eine „narzisstische Gesellschaft“ sei ohnehin eine Planstelle über dem einzelnen narzisstischen Subjekt nicht vorgesehen, züngelt Lütz. Eine Gesellschaft ohne Gott, gebaut nach der unheimlichen, rücksichtslosen, kalten Logik des Atheismus ist für ihn keine Option. Es klingt bei ihm, als sei es nur eine Frage der Zeit, dass die „logische Inkonsistenz des Atheismus umkippt“. Oder wie Gregor Gysi, bekennender Atheist, zu bedenken gibt: Er fürchte sich „vor einer gottlosen Gesellschaft, weil der die Solidarität abhanden kommen könne.“

Was bliebe ohne Gott? Keine Welt, in der Manfred Lütz leben wollte: „Eine Gesellschaft jedenfalls, die umstandslos den Sinn des Lebens durch flächendeckende Freizeitpädagogik ersetzt, die Moral durch die Polizei und die Religion durch Befriedigung religiöser Bedürfnisse, wäre ein Horrortrip - auch für Atheisten.“

Gebunden, 320 Seiten
Genre: Sachbuch
VÖ: 26.09.2007
Verlag: Pattloch Verlag
ISBN: 13 978-3-629-02158-8

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