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Nachruf auf Benedikt XVI. - Der wichtigste Deutsche im Vatikan beging alle seine Fehler wegen eines Irrtums


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Nachruf auf Benedikt XVI. - Der wichtigste Deutsche im Vatikan beging alle seine Fehler wegen eines Irrtums

 

 

 

Von FOCUS-online-Gastautor Andreas Englisch 

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist tot. Für seine Anhänger wird Joseph Ratzinger als der wichtigste Deutsche im Vatikan aller Zeiten in die Geschichte eingehen. Doch alle seine großen Fehler beging er wegen eines Irrtums. Ein Nachruf.

 

Der 264. Nachfolger des Heiligen Petrus ist tot. Der Vatikan bereitet die Trauerfeier für den Mann vor, der sich nach seiner Wahl zum Papst im Jahr 2005 den Namen Benedikt XVI. gab. In Rom wissen alle, dass dieser Papst, dessen Rücktritt eine Sensation darstellte, die Kirche beschäftigen wird, so lange sie existiert. Denn der Junge aus dem Dorf Marktl am Inn ist einen weiten Weg gegangen und schaffte etwas, was im Grunde unmöglich schien: dem unendlich dicken Buch der langen Geschichte der katholischen Kirche, die schon alles erlebt zu haben schien, ein völlig neues Kapitel hinzuzufügen.

 

Denn nie zuvor hatte ein Papst durch seinen Rücktritt das Zusammenleben zweier Päpste im Vatikan Wirklichkeit werden lassen. Der einzige andere Papst, der aus freien Stücken, im Jahr 1294 zurücktrat, Papst Coelestin V., wurde von seinem Nachfolger Papst Bonifatius VIII. verfolgt, erlitt auf der Flucht nach Griechenland Schiffbruch und landete in dem Gefängnis von Castello di Fumone, wo er auch starb.

 

Für seine Anhänger wird Joseph Ratzinger als der wichtigste Deutsche im Vatikan aller Zeiten in die Geschichte eingehen

 

Wer war dieser Joseph Ratzinger, der am 16. April 1927 als Sohn eines Polizisten zur Welt kam, der per Zeitungsannonce eine Ehefrau und Mutter seiner Kinder gesucht hatte? Für seine Anhänger wird Joseph Ratzinger als der wichtigste Deutsche im Vatikan aller Zeiten, als ein Star-Theologe, der es zum Chef der Glaubenskongregation und Papst brachte, in die Geschichte eingehen.

 

Doch dieser schweigsame Bayer polarisierte die Menschen auch. Seine Kritiker sehen ihn eher als einen Theoretiker, der sich vergeblich an der Wirklichkeit abmühte.

Die katholische Welt seiner Kindheit wird ihm die bedingungslose Liebe seines Lebens zur Kirche schenken und ihn zu seinem fatalsten Irrtum verleiten: dass diese Kirche Gottes als Institution keine Fehler machen kann, dass sie rein bliebt, egal, welche Verstöße sich ihre Priester leisten.

 

Am 13. Dezember 1944 wird er zur Wehrmacht eingezogen, gerade 17 Jahre alt. Er soll am Bau längst sinnlos gewordener Panzersperren mitarbeiten. Alles Militärische ist ihm zutiefst fremd. Er hegt zu keinem Zeitpunkt seines Lebens irgendwelche Sympathien für Adolf Hitlers Diktatur.

 

Dass die Kirche im Zweiten Weltkrieg schuldig wird, kann der hochgelehrte Professor der Theologie einfach nicht verarbeiten.

 

Zu Unrecht wird Joseph Ratzinger jahrzehntelang in Rom als Panzer-Kardinal verhöhnt. Doch dass die Kirche Gottes im Zweiten Weltkrieg schuldig wird, dass Katholiken am Aufbau und dem Betreiben der Konzentrationslager und dem industriellen Mord an sechs Millionen Juden und den Massakern der Wehrmacht und der SS an Zivilisten beteiligt sind, kann der hochgelehrte Professor der Theologie einfach nicht verarbeiten.

 
Er wird eine historische Chance bekommen: Als einziger deutscher Papst der Geschichte, der Hitlers Terrorregime mit eigenen Augen gesehen hat, darf er in Auschwitz und der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem sprechen.
 
Dieser hochgelehrte Joseph Ratzinger kann diese Chance nicht nutzen, der Welt verständlich zu machen, warum die Kirche im Zweiten Weltkrieg so versagte, warum Katholiken wie Rudolf Höß Kommandanten des KZ Auschwitz werden konnten oder katholische Bischöfe im Vatikan wie Alois Hudal, der aus Graz stammte, Nazi-Verbrecher zur Flucht nach Argentinien verhalfen.
 

Seine Erklärung, nur einige wenige Verbrecher seien für den Nazi-Terror verantwortlich, sorgt in den jüdischen Gemeinden und unter Historikern für Empörung.

 

Alle seine großen Fehler begeht er wegen eines Irrtums

 

Die seiner Ansicht nach einzige von Gott gegründete Kirche, die katholische, von der sich alle anderen abspalteten, ist für ihn rein. Den evangelischen Kirchen spricht er ab, eine Kirche zu sein, sie könnten bestenfalls als Glaubensgemeinschaft gelten. Den Islam sieht er „als das andere“, spricht sich als Kardinal gegen die Mitgliedschaft der Türkei in der EU aus. Als Papst wird er während der Regensburger Rede im Jahr 2006 durch ein Zitat, das Mohammed herabsetzt, einen weltweiten Protestturm auslösen.

 

Joseph Ratzinger sieht das sein Leben lang so: Die Botschaft der katholischen Kirche und nur ihre Botschaft ziehe sich wie ein heilsbringender Fluss durch die Geschichte. Dass die katholische Kirche auch viel Leid gebracht hat, blendet er aus. Alle seine großen Fehler begeht er wegen dieses Irrtums.

 

Sogar mit seinem Freund und Mitstreiter, Papst Johannes Paul II., kommt es in diesem Punkt zum Streit. Am 12. März des Jahres 2000 will Papst Johannes Paul II. das große Schuldeingeständnis der katholischen Kirche im Petersdom zelebrieren. Joseph Ratzinger ist dagegen. Eine Institution wie die katholische Kirche könne nie schuldig werden. Das ganze Ausmaß des Missbrauchsskandals innerhalb der katholischen Kirche will er nicht wahrnehmen, er hält es für ein auf die USA begrenztes Problem.

Benedikt XVI. auf dem Islinger Feld in Regensburg im Jahr 2006. dpa/Wolfgang Radtke© dpa/Wolfgang Radtke
Joseph Ratzinger liebt diese katholische Kirche, zweifellos, aber er geht sehr ungeschickt mit dieser Liebe um.

In Lateinamerika löst er im Jahr 2007 einen Aufschrei der Empörung aus, als er erklärt, die Ureinwohner hätten nur auf die Botschaft Christi gewartet, ohne die Massaker der Eroberer zu erwähnen. Dass die ganze Welt sich darüber empört, dass ausgerechnet ein deutscher Papst einen Holocaust-Leugner, Bischof Richard Williamson, im Jahr 2009 rehabilitiert, versteht er nicht.

 

Joseph Ratzinger liebt diese katholische Kirche, zweifellos, aber er geht sehr ungeschickt mit dieser Liebe um. Für den Wissenschaftler Joseph Ratzinger spielte es keine Rolle, dass er sich spätestens seit dem Schock der Studentenrevolten im Jahr 1968 immer als Außenseiter sah. Für den Papst, der die Mengen begeistern sollte, erwies sich das als fatal.

 

Doch wie immer auch die Geschichte Joseph Ratzinger beurteilt wird, eines kann ihm niemand absprechen: dass er alles, was er hatte, für die katholische Kirche geben wollte. Benedikt XVI. soll in den Grotten des Vatikans beigesetzt werden, vermutlich in dem Grab, in dem Papst Johannes Paul II. ruhte, bevor er nach seiner Heiligsprechung in die Peterskirche umgebettet wurde.


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