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„Christen dürfen Ängste nicht schüren“


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Rolf

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„Christen dürfen Ängste nicht schüren“




Peter Steinacker

06. November 2007


Peter Steinacker steht an der Spitze der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Er ist überzeugt, dass der geplante Moscheebau in Frankfurt-Hausen keine negativen Folgen haben wird.

Braucht Frankfurt schöne, repräsentative Moscheen?

Wenn Muslime ihre Hinterhofmoscheen verlassen, was gut ist, dann brauchen sie auch schöne Gebetshäuser. Dass neue Moscheen gebaut werden, die im Stadtbild als solche erkennbar sind, ist eine Reaktion auf eine Veränderung der Bevölkerung, zu der inzwischen viele Muslime gehören.

Nicht alle Christen dürften da Ihrer Meinung sein.

Das stimmt. Aber auch Muslime sind das nicht. Der türkische Ditib-Verband in Frankfurt hält weitere Moscheen für unnötig. Christen müssen aber für Religionsfreiheit einstehen. Sie ist ein Menschenrecht. Christenpflicht ist außerdem, sich am Abbau von Ängsten in der Bevölkerung zu beteiligen, indem sie einen offenen Dialog fördern, und nicht, Ängste zu schüren. Entscheidungen müssen so lange besprochen werden, bis sie reif sind – dann müssen sie aber auch von allen respektiert werden. Die Kirchen können in diesem Prozess eine moderierende Rolle spielen.

„Religionsfreiheit ja, eine dritte Moschee in Hausen nein.“ Was halten Sie von der Auffassung der Bürgerinitiative?

Die Initiative muss diese Sicht vorbringen dürfen, und über sie muss gestritten werden dürfen. Es ist schon eine Frage der politischen Klugheit, ob in einem Stadtteil wie Hausen eine dritte Moschee gebaut werden soll.

Und, ist es politisch klug?

Ich erwarte keine negativen Auswirkungen auf den Stadtteil. Mir scheint, dass sich die Moscheegemeinde, ausgehend von der Architektur des Gebetshauses, gut integrieren wird. Die Moschee sieht so aus, als könnte sie auch ein evangelisches Gemeindezentrum sein.

Trotzdem gibt es Ängste vor Überfremdung im Stadtteil. Wie soll die Politik dem begegnen?

Durch Information und geduldiges Erklären, durch Dialogbereitschaft. Die Äußerung der Grünen-Politikerin Eskandari-Grünberg, jemand solle woanders wohnen, wenn er es nicht akzeptieren könne, dass 40 Prozent der Frankfurter aus Migrantenfamilien stammten, ist hingegen stillos. Ich hoffe, dass sie es nicht so gemeint hat.

Sie sagt, sie habe lediglich darauf hinweisen wollen, dass diese Zahl nun einmal eine Tatsache in Frankfurt sei.

Das ist sie zweifellos, und ein Moscheebau wie der in Hausen ist, wie gesagt, eine Folge dieser demographischen Entwicklung. Wir stehen vor der Aufgabe, unsere Gesellschaft neu zu ordnen.

Die Situation in Hausen scheint verfahren zu sein. Oberbürgermeisterin Roth möchte dort bald mit Bürgern diskutieren. Erwarten Sie, dass davon noch ein positives Signal ausgehen kann?

Ich hoffe es sehr, und ich finde es gut, dass sie ihrer politischen Verantwortung nachkommt. Wenn Frau Roth will, dass dort eine Moschee gebaut werden soll, dann wird sie dies dort sagen und ihre Gründe dafür offenlegen.

Der Dialog mit Muslimen ist Ihnen seit längerem ein wichtiges Anliegen. Er spielt auch eine Rolle bei der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland in Dresden, an der Sie gerade teilnehmen. Was muss getan werden, damit dieser Dialog gelingt?

Mehr als bisher müssen die Muslime auf kritische Argumente eingehen. Es kann nicht sein, dass sie beleidigt reagieren, wenn man etwa Fragen zum historisch-kritischen Umgang mit dem Koran stellt, oder solchen Fragen ausweichen. Das hat auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, vor den Synodalen deutlich gemacht. Ich verstehe seinen inneren Zorn, dass viele Muslime dazu immer noch nicht bereit sind. Aber wir haben keine andere Wahl, als diesen Dialog immer wieder zu führen.

Die Fragen stellte Stefan Toepfer.


Text: F.A.Z.

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